HONDA NT1100 im Test (Baujahr 2022) - Willkommen in der neuen Touring-Ära.

Willkommen in der neuen Touring-Ära.

image Fotos: motorradtest.de

 
Lust auf Reisen? Mit der neuen NT1100 stellt Honda seinen neuen, bestens dafür ausgestatteten Wegbegleiter vor. Ob der reinrassige Tourer hält, was er verspricht, wollen wir bei einer ausgiebigen Probefahrt herausfinden.

So steht sie da

Endlich mal wieder ein Tourer von Honda, der uns auf ausgedehnten Reisen begleiten soll! Im Grunde eine gute Idee, die beliebte Africa Twin hier als Basis zu nehmen und mit einigen Anpassungen somit ein solides Tourenbike auf die Straße zu stellen. Was wurde also verändert? Nur kleinste Veränderungen gab es an Rahmen und Motor. Das Fahrwerk von Showa hingegen ist nun für die Straße ausgelegt und die Sitzhöhe wurde auf 820mm reduziert. Die Federwege wurden verringert und die Reifen vorn wie hinten sind nun 17-Zöller. Das Ganze kombiniert mit vielen wichtigen Reise-Features in Serie und noch drei zusätzlich verfügbaren Equipment-Paketen macht die NT1100 zu einem neuen, eigenständigen Tourenbike.

Na dann mal los und drauf geschwungen. Die Sitzposition erweist sich als ausgesprochen angenehm und bequem. Die Sitzhöhe von 820mm ist moderat und bereitet uns keinerlei Probleme. Ganz im Gegenteil kommt Markus mit seinen 1,77m hier hervorragend mit beiden Füßen locker ganzflächig auf den Boden. Die Position der Fußrasten ist perfekt und auch der Lenker fühlt sich in Höhe und Breite sehr angenehm an und sorgt für eine recht aufrechte Sitzhaltung. Die Sitzbank ist einigermaßen straff aber dennoch sehr komfortabel. Für noch mehr Sofa-Feeling gibt es im Zubehör aber selbstredend auch eine Komfortsitzbank.

Auch dem Beifahrer zeigt sich die NT1100 von ihrer besten Seite und bietet neben der bequemen Sitzbank gute Haltegriffe und reichlich Platz um dort glücklich und zufrieden mehrere Stunden verbringen zu können und dabei die vorbeiziehende Landschaft zu genießen. Die maximale Zuladung beträgt 194 kg und kann in den beiden Seitenkoffern (65 L) sowie einem 50-Liter großen Topcase gut vestaut werden. Der Helm findet dabei allerdings nur im Topcase ausreichend Platz – dafür aber auch gleich zwei. Auch gut: Honda bietet ein Einschlüsselsystem!

image Foto: Honda

 
Was die Farben angeht hält man sich im Fall der NT1100 bei Honda eher zurück. Mit den drei Varianten schwarz, weiß und grau ist der Fall erledigt. Wer hier frühlingsfrische, bunte Farben erwartet, wird zumindest in diesem Punkt leider enttäuscht. Dennoch finden wir, dass die dezenten Farben im Grunde ganz gut zum insgesamt eher unaufgeregten Style der Maschine passen. Wirklich hervorragend schneidet der Tourer in Sachen Wind- und Wetterschutz ab. Das Windschild ist fünffach verstellbar und dabei um ganze 164 mm in der Höhe veränderbar. In der höchsten Position ist es wirklich angenehm ruhig hinter der großzügig ausgelegten Scheibe.
 

Virtueller 360 Grad Rundgang um die Honda NT 1100
image Fotos: Honda
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Das soll sie können

Bereits die Serienausstattung der Honda NT1100 hat einiges zu bieten, was auf großer Tour für viele von reichlich Nutzen sein dürfte. Seitenkoffer, Hauptständer, verstellbarer Windschutz, Tempomat, Infotainment vom Feinsten, Heizgriffe, Wheeliekontrolle, ABS, Traktionskontrolle, Fahrmodi sowie die gut erreichbar im Cockpit verbauten Anschlüsse für USB und Zigarettenanzünder vermitteln dem Fahrer sofort das Gefühl startklar für die Tour zu sein. Wem das nicht reicht der kann gegen Aufpreis noch aus den drei Ausstattungspaketen URBAN, TOURING und TRAVEL wählen. Zudem muss jeder für sich selbst entscheiden ob er sich das verfügbare DCT wünscht. Sicher, man muss nicht mehr kuppeln und schalten, was gerade bei so einem Reisegefährt durchaus praktisch und bequem sein kann. Man hat immer den richtigen Gang drin und neben dem eher trägen D-Modus noch 3 S-Modi, die etwas knackiger zur Sache gehen. Ansonsten schaltet das DCT sanft von einem Gang in den nächsten, ohne dass man als Fahrer viel davon mitbekommt. Dagegen sprechen könnten allerdings Kosten von immerhin 1000 € sowie 10 Kilogramm mehr Gewicht, mit denen das Feature zu Buche schlägt. Am Ende ist es schlicht Geschmackssache und teilt die Welt der Motorradfahrer wohl in zwei Lager, was ja auch völlig in Ordnung ist.

Das Cockpit der NT1100 kommt - was das zweigeteilte Display angeht - übersichtlich und aufgeräumt daher und ist hervorragend ablesbar. Nicht so aufgeräumt wurde bei den Bedienelementen. Eine wahre Armada an Knöpfchen und Schaltern führt dazu, dass man selbst den Blinker erst mal finden muss. Aber Spaß bei Seite: man lernt sicher schnell damit umzugehen. Nur im ersten Moment (so viel Kritik muss erlaubt sein) erinnern die Bedienelemente doch eher an das Cockpit einer Boing.

Foto: Honda

So fährt sie sich

Nachdem der erste Schock über den Umfang der Bedienelemente überwunden ist, wollen wir uns nun aber mal ganz auf das Fahren konzentrieren. Und das macht die Honda NT1100 ausgesprochen gut und vertrauenserweckend. Man sitzt sehr bequem und nur ganz dezent nach vorn geneigt, wobei die Maschine einen stabilen Eindruck vermittelt. Stress kommt dabei keiner auf und das gefällt uns auf unserer kurzen Test-Tour ausgesprochen gut.

So könnten wir, wenn wir dürften, ewig weiter durch die Gegend cruisen und entspannt genießen. Aber wir sind ja nicht im Urlaub sondern sollen die Maschine testen, also: Das Fahrwerk ist gut abgestimmt und verhält sich eher neutral. Der leistungsstarke Parallel-Twin mit 1084 ccm läuft ruhig und die 102 PS sorgen dabei für den nötigen Schub um die immerhin 250 kg voran zu treiben. Fünf Riding Modes (Tour, Urban, Rain + zwei Usermodes) stehen zur Verfügung.

Nun haben wir bei unserer Testmaschine das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe verbaut, welches für zusätzliches Zurücklehnen sorgt. Auch hier kann man nochmal zwischen vier Modi (D, S 1-3) wählen. Die Bremsen (vorn zwei 310 mm-Bremsscheiben mit Radial-Vierkolben-Bremssätteln / hinten eine 256 mm-Scheibe mit Einkolbensattel) verrichten zuverlässig ihren Dienst. Auch der Sound des Tourers mit Africa-Twin Motor spricht uns an, wobei das Standgeräusch unter 95 dB liegt. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 200 km/h angegeben. Somit sollten auch mal längere, flotte Autobahnpassagen einigermaßen entspannt zu bewältigen sein. Insgesamt würden wir das alles als absolut komfortables, harmonisches Vorankommen bezeichnen. Kurzum: Das Motorrad wird seinem Ruf als Reisemaschine mehr als gerecht.

Auch der Verbrauch ist mit 5 Litern moderat und führt in Kombination mit dem 21,4-Liter-Tank zu einer theoretischen Reichweite von etwa 400 km. Eine Wartung wird nach der 1000 km – Erstinspektion alle 12000 km empfohlen.

Fazit - was bleibt hängen

Hondas NT1100 lädt geradezu zum Reisen ein und spricht durch ihr unaufgeregtes, elegantes Design sicher viele Fahrer gehobenen Alters (wie auch uns) an. Gut vorstellbar beispielsweise auch als gelungenes Upgrade für Fahrer einer NC750 o.Ä. und natürlich alle Deauville- und Pan European Fans. All diejenigen, die bequem längere Touren fahren möchten und sich dabei auf ein komfortables, solides Bike verlassen wollen, sind hier sicher gut bedient. Ob es gelingt, damit auch jüngere Fahrer anzusprechen, halten wir eher für fraglich. Dazu fehlt der NT1100 neben Farbenfreude vielleicht auch die ein oder andere Ecke oder Kante oder sagen wir mal so: Peppig ist sie nun nicht gerade.

Wenn man es genau nimmt, hält sich die Auswahl an Wettbewerbern der Honda NT1100 in Grenzen. Schließlich ist sie wirklich ein reinrassiger Tourer und kein Hybrid wie etwa ein auf Straßentauglichkeit getrimmtes Adventure-Motorrad oder ein Crossover-Bike mit den Genen eines Supersportlers. Dennoch könnte man ihr vielleicht eine Yamaha Tracer 9, Kawasakis Versys oder gar eine BMW 1250 GS gegenüberstellen, wenn man sich auf große Reise begeben möchte.

Zu haben ist die Honda NT1100 ab 13.899 €, mit DCT ab 14.899 €. Die zusätzlich erhätlichen Ausstattungspakete schlagen mit  675 € (URBAN-Paket), 965 € (Touring-Paket) bzw. 1636 € (Travel-Paket) zu Buche.

Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Motofun in Kaltenkirchen zur Verfügung gestellt. Wer also auch mal eine entspannte Probefahrt unternehmen möchte kann uns sollte das dort tun.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: ab 13.899€
  • Baujahre: ab 2022
  • Verfügbarkeit: ab 2022
  • Farben: schwarz, weiß, grau
Pro & Kontra
Pro:
  • reisetauglich
  • komfortabel
  • tolle Serienausstattung
  • gutes Handling
Kontra:
  • Seitenkoffer etwas schmal
  • Scheibe nur im Stand verstellbar
  • komplizierte Bedienelemente
02.2022: HONDA NT1100 im Test
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