BMW R18 Roctane im Test
Was macht den R18 Badass-Bagger von BMW so besonders?
Fotos: Motorradtest.de
Die BMW R18 Roctane ist das mittlerweile fünfte Modell der R18-Serie von BMW. Mit der Roctane will BMW offenbar die Bagger-Fans von Harley und Indian für sich gewinnen. Die Roctane sieht nicht nur betörend gut aus, sondern hat mit dem 21 Zoll Vorderrad, der Dragster-Sitzbank und den tief liegenden integrierten Koffern genau die richtigen Zutaten für diese Zielgruppe. Markus und Dietmar haben die Roctane unter die Lupe genommen.
Fettes Gerät!
Wie bei allen R18 bleibt man auch vor der Roctane erst einmal mit offenen Mund stehen - was für ein Brocken! Die Maschine gehört zu den größten und schwersten Bikes, die wir bislang testen durften. Das Testbike hat uns übrigens BMW Motorrad vor die Tür gestellt, vielen Dank für das Vertrauen! Es gibt die Roctane in Schwarz metallic und in zwei matten Farbtönen: Grau und "Manhatten". Sie kostet ab 25.500 Euro. Hört sich teurer an, ein Blick auf die Wettbewerber relativiert das aber ganz schnell. Motorräder dieser Klasse gibt es allesamt nicht zum Preis einer Kassenbrille. Ist halt so.
Gegenüber der Standard R18 für 21.600 Euro gibt es bei der Roctane weniger Chrome und mehr mattschwarze Teile, Gussfelgen und andere Reifen-Dimensionen, ein in der Lampe integriertes Cockpit, eine andere Auspuffanlage, einen höheren und breiteren Apehanger-Lenker, einen Soziussitz und eben die integrierten Top-Loader Koffer mit jeweils 27 Liter Fassungsvermögen. Motor, Rahmen und Fahrwerk sind weitestgehend identisch. Trotzdem fühlt sich die Roctane wegen der diversen Änderungen anders an als die normale R18. Irgendwie noch cooler und noch lässiger und noch mehr nach Route 66.
Abmessungen und Sitzergonomie
Wie sitzt man auf der Roctane? Lässig, cool und irgendwie auf der Fahrt Richtung Route 66. Im Ernst: Man sitzt aufrecht und natürlich trotzdem ein wenig "gebückt". Der Apehanger-Lenker ist wirklich sehr breit und die Hände sind beinahe auf der Höhe der Schulter. Im Vergleich zu anderen Motorrädern greift man also ein wenig nach oben. Der Kniewinkel ist fast bei 90 Grad und die Zylinder sind auch weit genug weg, so dass sie uns nicht gestört haben.
Der Sozius hat zwar nur einen Haltegriff, dafür aber fette Fußrasten und genug Platz. Wer viel zu zweit unterwegs ist, wird sicherlich eher zur R18 Transcontinental greifen, aber immerhin hat die Roctane im Vergleich zur Standard R18 bereits in Serie einen Sozius-Sitz. Die Dragster-Sitzbank ist bequem und gibt dem Fahrer durch die Sitzmulde beim Beschleunigen guten Halt - doch dazu später mehr.
So sitzt es sich auf der BMW R18 Roctane.
So sitzt es sich auf der BMW R18 Roctane.
360 Grad Rundgang um die R18 Roctane
Technik der BMW R18 Roctane
Die Roctane sieht zwar sehr ursprünglich aus, ist aber technisch gut ausgestattet. In Serie bereits dabei sind Tempomat, Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Motor-Schleppregelung, Keyless Ride, automatische Blinker-Rückstellung sowie die schon von den anderen R18 Modellen bekannten Fahrmodi "Rock", "Roll" und "Rain". Das kleine Cockpit ist in die Lampe intergiert, was an alte BMWs erinnert und sehr schick aussieht. Der analogen Geschwindigkeitsanzeige steht ein kleines LC-Display samt Bordcomputer und Warnlämpchen zur Seite. Mehr braucht man nicht und mehr will man bei der Roctane eigentlich auch gar nicht haben.
Die Lichtausstattung ist komplett in LED gehalten inkl. der Blinker und dem Tagfahrlicht. Die Rückleuchten sind - typisch für neue BMW-Motorräder - in die Blinker integriert. Das mag zwar stylisch aussehen, wir finden jedoch, dass die Bremsleuchten dadurch etwas untergehen. Witzig: Wird die Zündung ausgeschaltet, so dauert es noch ein wenig, bis der Scheinwerfer und die Rückleuchte ausgehen. Kennt man sonst nur von Autos ...
Wer seine Roctane noch weiter aufrüsten möchte, muss teilweise tief in die Tasche greifen, teils sind die Zusatz-Features aber überraschend günstig - merkwürdige Preispolitik. Heizgriffe kosten 225 Euro, die Berganfahrhilfe 105 Euro, die Reifendruck-Kontrolle kostet 250 Euro, das Kurven- und Tagfahrlicht schlägt mit 400 Euro zu Buche und die unbedingt empfehlenswerte Rückfahrhilfe kostet knapp 1.000 Euro. Ohne diesen "Rückwärtsgang" ist es kaum möglich, die Maschine auch schon bei nur geringstem Gefälle zurückzuschieben.
So fährt sie sich
Der Sound der Roctane ist typisch Big-Boxer. Es blubbert und boxert, bis sich die Balken bieten. Die Auspuffanlage der Roctane finden wir ebenfalls sehr gelungen. Die fetten Krümmer verlaufen sich in ein fast schon kupferfarben glänzendes Endrohr mit stylischer Endkappe. Das sieht wirklich toll aus und unterstreicht den luxuriösen Charakter der R18. Das Standgeräusch liegt übrigens bei unter 96 dbA - puh, Glück gehabt ... einen Soundcheck findet Ihr wie immer rechts oben.Dann starten wir mal unsere Probefahrt und versuchen, den Respekt vor diesem Schiff möglichst schnell abzulegen. Die Roctane erweist sich als gar nicht mal so dickschiffig, wie sie aussieht. Sie lenkt überraschend leicht ein und geht geradezu willig durch die Kurven. Das hätten wir diesem Gerät so nicht zugetraut, wobei wir natürlich immer noch von einem Motorrad mit 375 kg sprechen. Auch BMW hann die Grenzen der Physik nicht sprengen und dementsprechend kann man die R18 Roctane nicht mit einem 180 kg Nakedbike vergleichen.
Fahrerblick aus dem Sattel nach unten: Motor, wohin man auch schaut.
Die Leistung des 1.800 ccm Boxers haben wir ja bereits bei den Tests der R18 und der R18 Classic gewürdigt. Der Motor schüttelt sich herrlich beim Anlassen und verwöhnt den Fahrer oder die Fahrerin dann mit Drehmoment und Vortrieb vom Allerfeinsten. Die Gänge sind eher lang übersetzt und das passt wunderbar zur Maschine. Man muss nicht dauernd schalten und da sich der Motor auch schon ab etwa 2.000 Umdrehungen wohl fühlt, blubbert man gelassen durch die Gegend.
Die Leistung des 1.800 ccm Boxers haben wir ja bereits bei den Tests der R18 und der R18 Classic gewürdigt. Der Motor schüttelt sich herrlich beim Anlassen und verwöhnt den Fahrer oder die Fahrerin dann mit Drehmoment und Vortrieb vom Allerfeinsten. Die Gänge sind eher lang übersetzt und das passt wunderbar zur Maschine. Man muss nicht dauernd schalten und da sich der Motor auch schon ab etwa 2.000 Umdrehungen wohl fühlt, blubbert man gelassen durch die Gegend.
Das Getriebe lässt sich leicht und exakt schalten, einen QuickShifter vermissen wir hier nicht. Im Gegenteil, jeder Schaltvorgang ist eine bewusste und nahezu sinnliche Aktion für sich. Das liegt auch an der Schaltwippe, das Hochschalten in den nächsten Gang macht man automatisch mit Fersendruck auf den hinteren Teil der Wippe. Die Bremsen der R18 sind eigentlich gut, dennoch muss man 375 kg erst einmal zum Stehen bringen! Selbst bei starken Bremshebel-Einsatz ist der Bremsweg erheblich länger als bei leichteren Bikes. Klar ist das so, ein voll beladenes Containerschiff hat ja auch einen längeren Bremsweg als ein lediglich mit Glückstädter Matjes beladener Fischkutter.
Einen Unterschied bei der Roctane zu den anderen R18 sehen wir bei den Trittbrettern: Diese sind weiter hinten angebracht, sodass die Zylinder weniger stören. Wer trotzdem seine Beine ab und zu mal über die wuchtigen Zylinder wuchten will, für den gibt es entsprechende Ablagen im Zubehör. Apropos Zubehör: Natürlich kann man auch und gerade die Roctane nach seinen eigenen Vorstellungen customizen. BMW hat dazu auf seiner Webseite eine separate Individualisierungs-Seite online gestellt, frei nach dem Motto: So haben wir uns die Roctane vorgestellt - und jetzt bist Du dran! Im Konfigurator sind die Optionen dagegen verglichen mit anderen BMW-Motorrädern eher spärlich gesäht - was natürlich vor allem daran liegt, dass die Roctane schon so viele Features in Serie mitbringt.
Wir möchten potentiellen Käufern dringend die Rückfahrhilfe ans Herz legen. Selbst bei unseren eher kurzen Testfahrten haben wir diese oft gebraucht, sonst wären wir auf fremde Hilfe angewiesen gewesen. Im folgenden Testvideo könnt Ihr sehen, wie diese Rückfahrhilfe in Aktion aussieht.
Fazit - bringt echt Laune!
Die R18 Roctane hat uns von allen R18-Modellen, die wir bisher getestet haben, am besten gefallen. Sie ist fahragiler als gedacht, sieht klasse aus und bringt dieses Luxusgefühl einer R18 am besten zur Geltung. Die Ausstattung ist gut, man hat immer Koffer dabei und sieht immer lässig aus.Die Faszination, die vermutlich jede R18 ausmacht, kann man leider nur selbst auf dem Bike erleben. Deshalb folgender Tipp an alle Cruiser-Fans: Rauf auf die R18 und Probefahrt machen! Am besten auf der Roctane ...
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 25.500€
- Verfügbarkeit: seit 05/2023
- Farben: Schwarz, Grau, Manhattan
