Benelli Imperiale 400 im Test

Der günstige Italo Retro-Klassiker für nur 4.199 Euro

Benelli Imperiale 400 Fotos: Motorradtest.de
 
Die Benelli Imperiale 400 ist ein günstiges Retro-Bike, welches in Italien entwickelt wurde und in China gefertigt wird. Für nur 4.199 Euro bekommt man ein konsequent auf Klassik getrimmten Einzylinder, der direkt aus den Sechzigerjahren zu kommen scheint. Wir haben die Benelli Imperiale 400 unter die Lupe genommen.

Mehr Retro geht kaum

Angebliche Retro-Bikes gibt es ja viele. Aber viele dieser Bikes sehen nicht wirklich nach Retro aus. Sei es eine BMW R nineT oder auch eine Yamaha XSR - tolle Maschinen, aber Retro?? Anders die Benelli Imperiale 400: Sie ist wirklich von A bis Z auf Klassik getrimmt und sieht deshalb auch genauso aus.
 
Das geht beim Doppelschleifen-Rohrrahmen los und geht über den getrennten Sitz, den Tropfentank mit Kniekissen, den Peashooterauspuff, den analogen Instrumenten und dem runden Scheinwerfer bis zu den Drahtspeichenfelgen. Außerdem finden wir Stereo-Federbeine, viel Chrom  und eine frei stehende Hupe - herrlich. Nur ein "Retro-Feature" hat Benelli merkwürdigerweise vergessen: Faltenbälge! Aber die kann man sich auch so besorgen. Jedenfalls muss man sich über Stilbrüche bei dieser Maschine wirklich keine Sorgen machen.
Farben Farbauswahl: Silber oder Schwarz - beide sehr schick. Faltenbälge sollten nachgerüstet werden ...
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
Auch bei der Sitzprobe weht der Wind der Klassik. Die Imperiale ist weder groß noch klein, der Lenker weder breit noch schmal, man sitzt weder hoch noch niedrig. Alles eher in der Mitte, was auch für das Gewicht und den Radstand gilt. Man sitzt komplett aufrecht und dank des Solo-Sattels recht definiert. Hin und herrutschen geht nicht, anders beim Sozius - der hat überraschend viel Platz und findet seiltich angebrachte, amtliche Haltegriffe aus Chrom. Eigentlich wäre diese Maschine also rein platzmässig wunderbar für lange Touren zu zweit geeignet, allerdings stehen dem die überschaubare Leistung und die ganz schön straffe Federung hinten im Wege, doch dazu später mehr...

Sitzprobe
So sitzt es sich auf der Benelli Imperiale 400.

 


360 Grad Rundgang um die Benelli Imperiale 400

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik der Benelli Imperiale 400

Die technische Ausstattung der Imperiale ist klassisch dünn. Zumindest gibt es ein ABS an beiden Rädern, ansonsten kein technischer Schnickschnack, der an einer solchen Maschine auch nichts zu suchen hat!

Wir blicken auf ein schönes Cockpit mit zwei analogen Uhren und ein paar Kontrolleuchten, wie früher. Zusätzlich gibt es - wie modern - eine Ganganzeige und eine Anzeige für den Benzinfüllstand. Das gab es früher natürlich nicht, aber es sei Benelli verziehen, dass sie der Imperiale diese modernen Errungenschaften spendiert haben. Schadet dem Retro-Look des Cockpits aber nicht, geht insofern auch in Ordnung.

Streng klassisch wird es dann wieder beim Thema Beleuchtung. LED gibt es selbstverständlich nicht, Glühbirnen und H4-Leuchten beherrschen das Bild. Richtig schick finden wir die faustdicken Blinker und die allseits vorhandenen Chromeinfassungen sämtlicher Leuchten.

Peashooter Auspuff Das ist doch mal ein Endschalldämpfer. Und er klingt auch gut!

So klingt sie und so fährt sie sich

Superschick finden wir auch den Peashooter-Endschalldämpfer aus Edelstahl. Und das Allerbeste: Er sieht nicht nur stark aus, er klingt auch toll. Der Sound (Soundcheck rechts oben) ist typisch für einen Einzylinder: Herllich pötterig und etwas unrund bollert die Imperiale in der Gegend herum. Den Blick in den Fahrzeugschein für das eingetragene Standgeräusch haben wir vergessen, aber über 95 dbA wird die Maschine nicht haben. Sie klingt also gut, aber nicht zu laut.
 
Der nächste Blick gilt dem Motor. Der Einzylinder ist selbstverständlich luftgekühlt und hat daher die früher bei Motorrädern typischen Kühlrippen - Knistergeräusche im Stand nach der Fahrt inklusive. Der Motor hat eine obenliegende Nockenwelle und leistet überschaubare 21 PS und 29 Newtonmeter Drehmoment. Hört sich nach wenig an und ist auch wenig und auch das ist wie früher. 
 
Motor
21 PS und 29 Nm aus 374 Kubik. Rennmotoren sehen anders aus.
 
 
Auch während der Fahrt entpuppt sich der Motor als nicht gerade temperamentvoll. Aber wen kümmerts? Wer sich für diese Maschine entscheidet, will garantiert nicht schnell fahren, sondern die Fahrt in aller Ruhe geniessen - und genau das passiert auf der Benelli Imperiale 400 mehr oder weniger automatisch. Die geringe Leistung stört also eigentlich nicht. Problematisch wird es nur, sobald mal ein Lastwagen überholt werden soll. Zu zweit und mit Gepäck sollte man daran gar nicht erst denken. 
 
Auch alles andere an der Imperiale ist eher für die ruhige Fahrt gedacht. Das Fahrwerk ist ziemlich straff und gerade hinten zeigt sich der geringe Federweg beim Überqueren von Unebenheiten recht deutlich. Oder anders ausgedrückt: Schlaglöcher quittiert die Imperiale mit einem kräftigen Schlag in den Rücken.
 
Auch die Bremsen sind nicht gerade für den Ritt auf der Renne dimensioniert. Vorne gibt es eine Einzelscheibe mit einem Zweikolben-Schwimmsattel. Bei einem fahrfertigen Gewicht von immerhin 205 Kilogramm sind so natürlich keine neuen Bremsweg-Rekordwerte zu erwarten. Aber auch das interessiert den Fahrer recht wenig, denn wer gechillt fährt (was man auf der Imperiale gerne macht), braucht auch keine Brembo-Stylemas. 
 
Bremsen vorne
Einzelscheibe vorne mit 2 Kolben-Schwimmsattel. Bremst okay, braucht aber etwas Handkraft.
 
 
Ansonsten gibt sich die Benelli Imperiale 400 fahrerisch recht gutmütig. Das 5-Gang Getriebe schaltet exakt und gibt gute Rückmeldung. Einen Windschutz gibt es nicht, aber hoffentlich kommt deshalb niemand auf die Idee, hier eine Scheibe anzubauen! Der Blick nach hinten in die schönen Chrom-Rückspiegel ist gut, man sieht etwa über 2/3 der Spiegelfläche den rückwärtigen Verkehr. Als Reifentyp kommt eine Klassik-Version von Maxxis zum Einsatz. Es gibt sicherlich bessere Reifen, aber auch hier gilt: Was solls, sind halt Reifen und sehen auch noch gut weil klassisch aus. Wen bitte interessiert der Grip bei Nässe bei einer Maschine mit 21 PS??
 
Benelli gibt zwei Jahre Garantie auf die Imperiale 400. Da an diesem Bike kaum etwas kaputt gehen kann (ist ja nix dran), ist das Risiko eines Kaufs bei diesem Preis mehr als überschaubar. Außerdem ist die Maschine derart solide gebaut, man sehe sich nur die Fußrastenanlage im Stil "schwerer Landmaschinenbau" oder die Kotflügel aus Metall an! Auch in dieser Hinsicht erinnert uns die Benelli Imperiale 400 sehr an die Retro-Bikes von Royal Enfield, z.B. an die Classic 350.

 

Fazit

So schön können Retro-Bikes aussehen. Aber nicht nur aussehen, sondern sich auch so anfühlen. Dieses Credo gilt für die Benelli Imperiale 400 von A bis Z, weil die Entwickler in Pesaro/Italien offenbar ganz genau hingeschaut haben, wie die alten Benelli Imperiale in den 60ziger Jahren ausgesehen haben. So konsequent auf Klassik getrimmt kann das sonst nur Royal Enfield, mal von der Kawa W800 abgesehen. 

Die Leistung der Imperiale ist natürlich sehr überschaubar, das sollte einem schon bewusst sein. Wer sich darauf einlässt, bekommt die totale Entschleunigung einer liebevoll gestalteten Maschine, die man sich auch ins Wohnzimmer stellen könnte. Bei diesem Preis dürfte der eine oder andere potentielle Käufer auch an die Anschaffung als Zweitbike denken. Das wird vermutlich keiner bereuen, gerade für die Abendrunde oder die Fahrt zum Eismann ist die Imperiale ideal - und man wird vor Ort garantiert gefragt, wie alt die Maschine ist und wer diese denn so schon restauriert hat! 

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 4.199€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 2.800€
  • Verfügbarkeit: seit 2021
  • Farben: Schwarz, Silber
Pro & Kontra
Pro:
  • konsequenter Klassik-Look
  • einfachste Bedienung
  • Speichenfelgen ohne Aufpreis
  • schöner Peashooter-Auspuff mit entsprechenden Sound
  • günstiger Preis
Kontra:
  • überschaubare Leistung
  • etwas klobige Fußrastenanlage
  • mittelmässige Bremse
06 2024: Benelli Imperiale 400
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