Fotos: Motorradtest.de
Mit der neuen GSX-8S bringt Suzuki eine Alternative zu MT-07, Hornet 750 & Co. in der beliebten und umkämpften Naked-Bike Mittelklasse. Um es gleich vorwegzunehmen: Die neue Suzi schlägt sich hervorragend. Was sie kann und was sie nicht kann, haben Lenny und Dietmar bei einer ausgiebigen Testfahrt eruiert.
Neues aus Hamamatsu
Neben der ebenfalls neuen
V-Strom 800 DE ist die GSX-8S die zweite, komplett neu entwickelte Maschine von Suzuki. Wer vor ein, zwei Jahren noch dachte, dass sich Suzuki in Europa auf der erfolgreichen Autosparte ausruhen würde oder nur noch Zweiräder (Roller!) für Asien entwickeln würde, der wird nun eines Besseren belehrt. Die GSX-8S und die 800er V-Strom sind wirklich von Grund auf neu konzipierte Bikes, was man vor allem beim Reihentwin zu spüren bekommt - doch dazu später mehr.
Die GSX-8S kostet 8.900 Euro und ist in den drei Farben Blau, Schwarz und Weiß erhältlich. Die schwarze Variante ist tatsächlich Pechschwarz, was natürlich blendend zu einem Streetfighter mit Evil-Touch passt. Die anderen beiden Modelle haben knallblaue Felgen und wirken dadurch frischer. Wir hätten uns noch ein knackiges Rot gewünscht, aber auch so dürfte die neue Suzuki vielen Geschmäckern entsprechen. Die Maschine wurde scharf gezeichnet, vor allem die Front mit den übereinanderstehenden Leuchten (siehe Bildergalerie oben) ist markant und polarisiert. Wir mögen das, denn so ist die Maschine optisch eigenständig und wird schon aus 10 km Entfernung erkannt. Sehr schick finden wir auch den geschraubten Heckrahmen und den kurzen Stummelauspuff. Die GSX-8S ist also kein optischer Langweiler, gut so!
Bei der Sitzprobe gibt es keine Überraschungen. Man sitzt entsprechend der Sitzhöhe von 810 mm sicher im Sattel und auch kleinere Piloten haben dank der recht schmalen Sitzbank einen sicheren Stand. Die Sitzbank ist dennoch sehr bequem, es zwickt auch bei längeren Touren nicht im Allerwertesten. Das Gewicht von knapp über 200 kg ist klassenüblich und auch die Position vom mittelbreiten Lenker und den Fußrasten haben wir als sehr gelungen empfunden.
Man sitzt aufrecht mit einem Tick Neigung nach vorne, so wie es sich für einen Streetfighter gehört. Übrigens ist die Fussrastenanlage sehr edel und verleiht der Maschine einen wertigen Touch. Der Komfort für den Beifahrer ist - wie fast immer bei Naked-Bikes - bescheiden. Man hat als Sozius lediglich einen wenig vertrauenserweckenden Halteriemen und auch die Platzverhältnisse sind eher bescheiden. Egal, diese Maschine ist eh nicht für zwei Personen konzipiert, dafür wirkt sie insgesamt schön schlank und sportlich, eben kein Gramm zu viel. Wunderbar, wir würden dann jetzt gerne starten...
Abmessungen der Suzuki GSX-8S
So sitzt es sich auf der neuen GSX-8S
360 Grad Rundgang um die Suzuki GSX-8S
Technik der GSX-8S
Bevor es losgeht, wagen wir noch einen kurzen Blick auf die technische Ausstattung. Das Bike hat ein großes, helles und scharfes und somit sehr gut ablesbares TFT-Farbdisplay, welches dank Lichtsensor automatisch zwischen weißer und schwarzer Anzeige wechselt.
Anders als bei anderen Bikes gibt es keine Fahrmodi, stattdessen kann die Traktionskontrolle und das Motormapping separat und in allen möglichen Kombinationen eingestellt werden. Neben einem Bordcomputer gibt es in Serie auch einen QuickShifter, auf den wir später noch genauer eingehen. Auf eine Handy-Verbindung sowie Tempomat und Schräglagensensorik hat Suzuki bei der GSX-8S wohl aus Preisgründen verzichtet.
Etwas überraschend mussten wir feststellen, dass auch bei den Blinkern der Rotstift angesetzt wurde. Es handelt sich um Glühbirnen und auch die Blinkergehäuse gefallen uns nicht: Sie sind sehr klobig geraten. Ein klarer Fall für den sofortigen Austausch mit schmalen LED-Blinkern. Austauschen werden viele Käufer wohl auch das viel zu lange Heck mit dem Kennzeichenhalter. Naja, das verbuchen wir mal unter der Rubrik "Raum für Individualisierungen", also halb so wild. Vorder- und Rücklicht sind übrigens in LED ausgeführt - uff...
So fährt sie sich
Der Sound der GSX-8S ist typisch für einen modernen Reihentwin mit 270 Grad Hubzapfenversatz. Aus dem Stummfelauspuff grummelt es bassig V2-like, es wird aber zum Glück nicht allzu laut. Das eingetragene Standgeräusch von nur 88 dbA glauben wir zwar nicht, aber dennoch gehört die Maschine zu den eher leiseren Genossen. Gut für die Nachbarn und die nächste Tirolreise.
Schon auf den ersten Meter wird klar, dass Suzuki mit der GSX-8S ein großer Wurf gelungen ist. Das liegt vor allen an zwei Dingen: Erstens an der ausgezeichneten Fahrwerksgeometrie und zweitens am Motor. Das Bike liegt stabil und ist trotzdem wendig. Der 180er Schlappen hinten bremst die Agilität zwar ein wenig, das tut dem Fahrspaß in Kurven aber keinen Abbruch. Man fühlt sich sofort zu Hause und die Maschine vermittelt großes Vertrauen, was sich alsbald auf den Fahrstil auswirkt.
Dazu dann dieser grandiose Motor mit 83 PS bei 8.500 Umdrehungen und 78 Nm bei 6.800 Umin. Ist doch gar nicht so viel? Stimmt, auf dem Datenblatt mag das so wirken, aber in der Praxis zeigt der Motor dem Fahrer dann sogleich, wo der Frosch die Locken hat. Die Maschine geht so derartig mit Nachdruck nach vorne, dass man meint, beim Datenblatt wurde geschummelt. Wenn wir hätten tippen müssen, wären wir wohl eher bei knapp 100 PS und Newtonmeter gelandet! Jeder Probefahrer wird uns bestätigen: Die Kiste geht ab wie ein Fuchs.
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Das zeigt sich auch in den Beschleunigungs- und Durchzugstest, bei denen die Suzi in dieser Klasse sehr gute Werte einfährt. Dazu der ganz okay funktionierende Dualmode-QuickShifter (könnte etwas smoother sein, funktioniert zumindest nach oben unter Last aber gut) und schon steht der ambitionierten Kurvenhatz nichts mehr Wege. Und es kommt noch besser. Der 776 ccm Twin funktioniert sogar niedertourig einwandfrei. Das nutzbare Drehzahlband erstreckt sich von etwa 2.500 bis 9.500 Umdrehungen - Bikerherz, was willst Du mehr?!
Die Bremsanlage von Nissin ist okay, kann aber mit Hochleistungs-Bremsen a lá Brembo Stylemas nicht mithalten. Allerdings sollte man sich zwischendurch immer mal wieder klarmachen, dass die GSX-8S nicht einmal 9.000 Euro kostet - irgendwo muss dieser Preis ja auch herkommen! Gut gefallen hat uns übrigens der gar nicht mal so knappe Lenkeinschlag. Normalerweise muss man mit Nakedbikes beim Wenden häufig hin- und herruckeln, nicht so bei der GSX-8S. Auch der Wendekreis ist dementsprechend angenehm.
Abschließend noch ein Wort zur Wertigkeit der Suzuki GSX-8S: Diese hat uns komplett überzeugt. Wo man auch hinschaut, es sieht nirgendwo billig und schnell zusammengedengelt aus. Der konifizierte, mattschwarz lackierte Lenker, sämtliche Schalter, die schöne Alu-Zweiarmschwinge, die schon genannte wunderschöne Fussrastenanlage und auch die silberfarbene USB-Gabel (Kayaba 41 mm, nicht einstellbar) wirken einfach hochwertig. Und das alles für diesen Preis, nicht übel!
Der Service ist alle 12.000 km oder einmal pro Jahr fällig und die Garantie liegt bei 2 Jahren. Das ist weder besonders toll, noch besonders übel, auch damit können wir also leben. Kurzer Blick auf den Wettbewerb: Hier tummeln sich Bikes wie die Yamaha MT-07, die ebenfalls neue Honda Hornet 750 und weitere Kracher wie Triumph Trident 660, KTM 790 Duke und die Aprilia Tuono 660 - die F900R von BMW nicht zu vergessen. In kaum einen anderen Segment hat der potentielle Käufer eine solch große Auswahl - und dennoch glauben wir, das Suzuki mit der GSX-8S einen großen Hit landen wird. Alles andere wäre einfach eine große Überraschung.
Fazit
Wow, was für ein Bike! Ein einfacher Blick in das Datenblatt reicht bei der GSX-8S nicht aus, um zu einer korrekten Einschätzung dieser Maschine zu kommen - man muss sie fahren! Dann merkt man, dass Suzuki hier mit viel Liebe einen sehr ausgewogenen Streetfighter auf die Beine gestellt hat, der kaum Schwächen aufweist. Die GSX-8S bringt extrem viel Spaß, hat Dampf ohne Ende und muss sich vor KEINEM der derzeitigen Wettbewerber verstecken. Geiles Bike!
Die Testmaschine wurde uns von
Bergmann & Söhne in Tornesch zur Verfügung gestellt. Dort steht sie in diesem herrlichen Blau als Vorführer und wartet sehnsüchtig auf Probefahrer. Und wir können Euch tatsächlich nur raten: Fahrt nach Tornesch und probiert sie aus. Allerdings solltet ihr vorher Euren Kontostand checken, denn viele von Euch wird es erwischen - Vorsicht ist geboten!
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 8.900€
- Verfügbarkeit: ab 05/2023
- Farben: Blau, Schwarz, Weiß