Royal Enfield Scram 411 im Test

Was kann die Scram 411 und wo sind die Unterschiede zur Himalayan?

Royal Enfield Scram 411 Test
 
Mit der Scram 411 stellt Royal Enfield eine modifizierte Himalayan als Scrambler-Bike für unter 5.000 Euro auf die Straße. Wo die Unterschiede zwischen der Scram 411 und der Himalayan liegen und wie sich die neuere Scram 411 im Vergleich fährt, haben Markus und Dietmar abgecheckt.

Tolle Optik

Erste positive Überraschung: Die Scram 411 sieht toll aus, so wie sie da bei 2Rad Stadie, unserem Royal Enfield Händler in Pinneberg steht. Durch die fehlende Scheibe, dem 19 Zoll Vorderrad und den grobstolligen Reifen (übrigens von CEAT, einem indischen Hersteller) wird aus einem Adventurebike tatsächlich schwuppdiwupp ein Scrambler, zumindest optisch.
 
Zu den weiteren Unterschieden zur Himalayan zählt ein etwas anderes Cockpit und leicht gekürzte Federwege. Alles andere ist wie bei der Himalayan, allerdings muss die Scram 411 auf die praktische Gepäckbrücke verzichten. Stattdessen finden sich dort stabile Haltegriffe für den Beifahrer, an denen man natürlich auch eine Gepäckrolle befestigen kann.
 
Die Royal Enfield Scram 411 gibt es in fünf Farben. Wir hatten zum Test die sehr schöne Weiß-Rote Version ("White-Flame") zur Verfügung. Es gibt sie dann noch in Silber-Schwarz und in gleich drei Grau-Tönen. Egal, für welche Farbkombi man sich entscheidet, die Scram 411 sieht immer gut aus. Die grauen Versionen kosten günstige 4.990 Euro, die Zweifarb-Varianten gibt es für 5.190 Euro.
Scram 411 in GrauFoto: Royal Enfield

Abmessungen Royal Enfield Scram 411
So sitzt man auf der Scram 411.
 
Die Sitzprobe erinnert kompletto an die Himalayan: Man sitzt aufrecht und erfreut sich trotz einer recht geringen Sitzhöhe von 795 mm an einem normalen Kniewinkel. Auch kleinere Personen kommen gut mit den Beinen auf den Boden und auch der Beifahrer hat ausreichend Platz. Mongolei, wir kommen. Der Blick nach vorne ist dann doch etwas anders als bei der Himalayan, denn das Cockpit ist kleiner und das Windschild fehlt. Typisch Scramber, schön reduziert.

360 Grad Rundgang um die Royal Enfield Scram 411

Cockpit Seitenständer Auspuff Scram 411

Technik der Scram 411

Das Cockpit der Scram 411 besteht aus einem analogen Speedometer plus einem LC-Display mit Gang- und Benzinstandsanzeige sowie einem kleinen Bordcomputer plus der praktischen Navianzeige, die wir schon von der Meteor kennen. Zum Navigieren benötigt man eine App auf dem Smartphone, die Anzeige beschränkt sich auf Pfeile, die einem die Richtung weisen. Einfach, aber gut gemacht  - was man auch über das gesamte Bike sagen könnte.

Außer einem 2-Kanal ABS von Bosch hat die Scram 411 sonst nicht viel zu bieten. Bei 24 PS stellt sich allerdings auch die Frage, wozu man z.B. eine Traktionskontrolle benötigen würde. Fahrmodi? Wheelie-Control? Darüber lacht der Scram-Fahrer, brauchen wir alles nicht. 

Schön hätten wir dann aber doch noch den Hauptständer der Himalayan gefunden, den sich RE bei der Scram geschenkt hat. Okay, ein Hauptständer gehört auch nicht an einen Scrambler und zudem spart man ein paar Kilo Gewicht, aber dennoch schade.

Tank

So fährt sie sich

Der Sound der Scram 411 gefällt uns (Soundcheck siehe rechts oben oder im Video unten). Schön pötterig und typischer Einzylindersound, der sich nach mehr anhört, als es eigentlich ist. Denn die Scram 411 hat einen Hubraum von - Überraschung: 411 ccm und auch nur 24 PS bzw. 32 Nm Drehmoment bei 4.500 UMin. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 127 km/h angegeben. Das sind Werte, die nur knapp über 125er Niveau liegen.
 
Da die Scram 194 kg fahrfertig wiegt, sind die Fahrleistungen auch dementsprechend mau. Überholmanöver überlegt man sich hier gerne zweimal und mit Beifahrer und Gepäck lässt man es dann sowieso sein. Lieber den Windschatten des LKW nutzen und hinterhergleiten. Mal im Ernst: Natürlich reißt die Scram 411 keine Bäume aus, sie ist echt langsam. Das war bei der Himalayan auch schon so, und hat es uns gestört? Nö. Man weiß das sowieso schon vor Fahrantritt und hat diesbezüglich deshalb keinerlei Erwartungen, daher wird man auch nicht enttäuscht.
 
Im Gegenteil: Man genießt eher die Gegend, den frischen Wind um die Nase und den Duft vom frisch gemähten Gras. Fährt man zur Liebsten, kann man sogar noch schnell einen Blumenstrauß pflücken, das geht sogar während der Fahrt. Welcher Ducatifahrer kann das schon von sich behaupten? 
 
Auch den sonst üblichen Test von Bremsen, Fahrwerk etc. kann man sich hier eigentlich schenken. Es funktioniert alles, es fährt sich komfortabel und damit hat es sich. Wo andere Leute sich über Rundenrekorde dank QuickShifter freuen, freuen wir uns über eine serienmäßig vorhandene Warnblinkanlage!
 

Fazit - was bleibt hängen

Die Royal Enfield Scram 411 ist die personifizierte Reduktion in seiner reinsten Form. Nichts an diesem Bike ist überflüssig, kaum etwas kann kaputt gehen und sie ist günstig in Anschaffung und Unterhalt. Sie verbraucht nur 3 Liter auf 100 km/h, man tankt also nur alle 3 Wochen mal ein bisschen nach. Mehr Entschleunigung geht nicht und trotzdem oder gerade deshalb macht diese Maschine unglaublich viel Spaß. Beim Eiscafé muss man sich nicht schämen, weil die Scram 411 unverschämt gut aussieht und jeder sie mindestens sympatisch findet. Perfekt auch als Zweitmaschine!
 
Das Testbike haben wir von 2Rad Stadie in Pinneberg bekommen. Dort steht auch noch eine Scram 411 zum Verkauf. Wenn sie schon weg sein sollte, schaut Euch vor Ort noch Bikes von Brixton oder Mondial an. Die sind auch günstig und optisch ähnlich veranlagt. Oder Ihr nehmt die RE Himalayan, aus unserer Sicht immer noch das universellere Bike.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 4.990€
  • Verfügbarkeit: ab 06/2022
  • Farben: weiß-rot, schwarz, grau-blau, grau-gelb, grau-rot
Pro & Kontra
Pro:
  • tolle Scrambler-Optik
  • herrlich entschleunigend
  • lockere Sitzposition
  • leicht und einfach zu fahren
  • auch für A2-Fahrer geeignet
Kontra:
  • im Gegensatz zur Himalayan nicht ganz so reisetauglich
08.2022: Royal Enfield Scram 411 im Test
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