Moto Guzzi V100 im Test

Was kann der neue Sport-Tourer aus Mandello del Lario?

Moto Guzzi V100 Mandello Fotos: Motorradtest.de

Die Moto Guzzi V100 Mandello ist ein neuer Sport-Tourer aus Italien. Die Maschine wurde komplett neu entwickelt und bricht z.B. durch Wasserkühlung sowie geänderter Zylinderstellung mit einigen alten Guzzi-Traditionen. Ob sich die V100 trotzdem noch nach Guzzi anfühlt, haben Volker und Dietmar bei einer ziemlich nebligen Probefahrt herausbekommen. Fazit vorab: Ja, es ist noch eine Guzzi - und was für Eine!

Endlich wieder eine neue Guzzi

Da steht sie, die brandneue, frisch geputzte Moto Guzzi V100 bei unserem neuen Guzzi-Händler Moto Italia in Lübeck - und dann auch noch in diesem wunderschönen rot mit den goldenen Felgen. Volker kniet erst einmal nieder vor diesem Monument von einem Motorrad, besinnt sich dann aber wieder und schiebt die V100 in Position. Tatsächlich haben wir uns lange nicht mehr so auf einen Test gefreut, obwohl die Temperaturen heute wieder nur knapp über 0 Grad sind und es zusätzlich auch noch sehr neblig ist. Egal, manchmal spielt das Wetter eine Nebenrolle, vor allem dann, wenn einem vor lauter Vorfreude schon vor der Fahrt warm ums Herz wird.
 
V100 in Rot und Weiß

Unterschiede zwischen der Moto Guzzi V100 und der V100S Mandello

Wir testen hier übrigens die Standard V100, die es in Rot und Weiß gibt. Die V100 S mit dem semiaktiven Fahrwerk gibt es in Grau und Grün - auch sehr schick. Allerdings kostet die S mit 18.000 Euro satte 2.500 Euro Aufpreis. Dafür gibt es neben dem Öhlins Smart EC 2.0 Fahrwerk dann auch noch einen QuickShifter, Heizgriffe, eine Reifendruckkontrolle sowie die Smartphone-Anbindung namens "MIA" inkl. der Möglichkeit, eine Navigation auf das Display zu legen. Bis auf das semiaktive Fahrwerk kann man diese Optionen bei der Standard V100 aber auch einzeln hinzubuchen, außerdem gibt es noch jede Menge Zubehör wie z.B. ein Kofferset, TopCase, Hauptständer etc. - siehe Testvideo weiter unten.

Abmessungen Moto Guzzi V100 MandelloSo sitzt es sich auf der V100: Viel Platz für Fahrer und Beifahrer & leicht nach vorne geneigte Sitzposition.





 
Die Sitzhöhe der V100 ist mit 815 mm moderat. Wer höher oder tiefer sitzen möchte findet entsprechende Sitzbänke im Zubehör. Wir empfanden die Sitzhöhe als perfekt passend, der Auf- und Abstieg ist so ohne Verrenkung möglich und auch das Dreieck zwischen Fußrasten, Lenkergriffen und Sitzbank ist für uns perfekt. Man sitzt nicht ganz so aufrecht wie auf einer V85 TT, sondern ein ganz klein wenig nach vorne geneigt, etwas sportiver halt. Der Beifahrer hat ebenfalls ausreichend Platz und findet vernünftige Haltegriffe vor - das passt soweit schon mal. Die Rangierei ist okay, aber mit 233 kg ist die V100 nicht gerade ein Leichtgewicht. Während der Fahrt spielt das zwar keine Rolle, im Stand aber schon.

360 Grad Rundgang um die V100

LED Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten Cockpit

Das soll sie können

Die technische Ausstattung der V100 ist hervorragend. Es gibt in Serie eine Schräglagensensorik inkl. mehrfacher Traktionskontrolle und Kurven-ABS von Continental, Tempomat, Ride by Wire, 4 Fahrmodi (Rain, Road, Sport und Tour), eine Motorschlepp-Regelung, ein sehr gut ablesbares 5" TFT Farb-Display, USB-Anschluss unter der Sitzbank sowie ein elektronisch verstellbares Windschild.

Zusätzlich besitzt die V100 auch seitlich am Tank angebrachte Flaps, die bei schnellerer Fahrt automatisch ausfahren und so ein noch besseren Wind- und Wetterschutz für den unteren seitlichen Bereich bringen sollen. Ehrlich gesagt halten wir das für verzichtbar, aber es ist ein einzigartiges Gimmick, das keine andere Maschine bietet. Man kann natürlich auch einstellen, ab welchem Tempo die Flaps ausfahren sollen und wann sie wieder einfahren mögen.

Auch bei der Lichtausstattung langt Guzzi hin: Die V100 hat Voll-LED inkl. Tagfahrlicht und Blinker, sogar ein Kurvenlicht ist in Serie dabei! Sehr schön ist die Gestaltung des Tagfahrlichts in Guzzi-Adler Form und auch der separate Schalter zur Umschaltung von TFL und Abblendlicht ist uns positiv aufgefallen. Bei einem starken Bremsmanöver springt die Warnblinkanlage automatisch an. 

 
Einarmschwinge Was für ein Anblick: Freiliegendes Hinterrad dank Alu-Einarmschwinge.

So fährt sie sich

Bevor es auf die Bahn geht, lauschen wir erst einmal andächtig dem herrlichen V2-Sound aus der wunderschön gestalteten Tüte mit Doppelendrohr. Wunderbar bassig und sonor blubbert die V100 vor sich, Moto Guzzi Fans werden sich vor lauter Glück hinlegen. Andere Tester attestierten der V100 übrigens einen eher leisen Klang, das können wir aber zum Glück so gar nicht bestätigen - im Gegenteil: Der Motor ist stets deutlich zu vernehmen, und das ist auch gut so.
 
Schon auf den ersten Meter stellt sich - egal bei welchem Wetter - ein wundersames "zu Hause sein" Gefühl ein. Die V100 ist sehr harmonisch und homogen abgestimmt. Sitzergonomie, Leistung, Sound und Fahrwerk passen einfach hervorragend zusammen. Das Getriebe ist (typisch Italienerin) kalt noch etwas hakelig, wird dann aber schnell geschmeidig. Die Gänge lassen sich fluffig einlegen und wir vermissen den an der Standard V100 fehlenden QuickShifter überhaupt nicht. Im Gegenteil, wir WOLLEN ja kuppeln, schalten und walten und mit diesem Rasse-Bike keine Rundenrekorde brechen.
 
Motor V100 Armdicker Ofenrohr-Krümmer und imposanter Motorblock.

Das Fahrwerk ist durchaus straff und sportlich abgestimmt, ohne dem Fahrer dabei auf die Nerven zu gehen. Dank des Gewichts von 233 kg fahrfertig steckt die V100 Fahrbahnunebenheiten gelassen weg und macht einen sehr souveränen Eindruck. Sie ist dabei wendig genug, um flott um die Kurven zu swingen. Ein besonderes Lob gilt den M4.32 Bremsen von Brembo. Sie gehen direkt und durchaus bissig ans Werk, sind aber dennoch gut dosierbar. Die ABS-Regelintervalle fallen eher kurz aus und dank des Kurven-ABS hat man stets das Gefühl, die Fuhre in jeder Situation unfallfrei verzögern zu können.
 
V100 Mandello Neu bei Guzzi: Längs eingebauter LC V2, Airbox und Gemisch-Einlass jetzt oben, Krümmer nun seitlich.
 
Wer Angst hatte, dass die V100 aufgrund der vielen Neuerungen sich nicht mehr nach Guzzi anfühlt, den können wir beruhigen. Man hat schon beim Anlassen aufgrund der markanten Schüttelbewegungen sofort dieses vertraute Guzzi-Gefühl. 1. Gang einlegen - Klong und ein kleiner Hüpfer nach vorne signalisieren dem Fahrer: "Ich bin fertig, es kann losgehen". Und der Motor hat reichlich Druck! Vor allem das früh anliegende Drehmoment bringt enormen Spaß auf der Landstraße. Aber auch beim Herausdrehen ist einiges möglich, der Motor geht willig ans Gas und meckert auch bei 7.000 Umin noch nicht. Sogar untertourig im 5. Gang durchs Dorf gondeln kann der V100 nichts anhaben. Die V100 hat 115 PS und genau so fühlt sie sich auch an: Stets genug Leistung, aber keine Boden-Boden Rakete, das will sie aber auch gar nicht sein.

Moto Guzzi V100 seitlich
Ist sie nicht schön? Ja, sie ist schön - vor allem in dieser Farbkombi!
 
Die Service-Intervalle der V100 liegen bei 12.000 km, das ist okay. Die Garantie beträgt vier lange Jahre, das ist sehr okay! Als Wettbewerber kommen die BMW R1250 RS, die Suzuki GSX-S 1000 GT, die Kawasaki Ninja 100 SX und die Ducati SuperSport 950 in Frage. Hier kannst Du diese vier Sport-Tourer vergleichen.
 

Fazit

Die neue V100 von Moto Guzzi ist ein sehr gut ausgestatteter Sport-Tourer mit vielen Stärken und wenig Schwächen. Sie ist betörend schön und hat zum Glück trotz all der Umstellungen nicht den typischen Guzzi-Charakter verloren. Die Modellpolitik von Guzzi ist nachvollziehbar: Wer es eher puristisch mag, nimmt die V100. Wer die volle Tec-Hütte inkl. semiaktiven Öhlins-Fahrwerk, Smartphone-Gedaddel und QuichShifter möchte, der entscheidet sich für die V100S. Egal, welche Version man sich aussucht: Den V100 Besitzer erwartet ein tolles Bike mit jeder Menge Fahrspaß!
 
Die Testmaschine wurde uns zur Verfügung gestellt von Moto Italia. Hier steht die Moto Guzzi V100 als Vorführer und freut sich über Probefahrer. Fahrt dann am besten nach Nord-Westen Richtung Holsteinische Schweiz - hier gibt es jede Menge Kurven und auch die Autobahn-Hatz über die A20 ist möglich. Bei Moto Italia (der Name ist Programm) gibt es auch weitere italienische Schönheiten von Aprilia, Vespa und Piaggio. Einfach mal vorbeischauen...

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 15.500€
  • Verfügbarkeit: ab 02/2023
  • Farben: rot, weiß
Pro & Kontra
Pro:
  • charakterstarker Motor
  • herrlicher V2-Sound
  • bissige Bremsen
  • gute technische Ausstattung
  • typisches Guzzi-Gefühl fährt mit
Kontra:
  • Kupplung trennt anfangs etwas klebrig
02.2023: Moto Guzzi V100 im Test
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