Suzuki V-Strom 800 im Test

Was macht die straßenorientierte V-Strom anders als die DE?

Suzuki V-Strom 800 im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Mit der neuen V-Strom 800 stellt Suzuki der geländegängigen V-Strom 800 DE eine straßenorientierte Variante an die Seite. Wie fährt sich das günstigere Modell und wo liegen die Unterschiede zur DE? Jan und Dietmar haben sich in den Sattel geschwungen und schildern hier ihre Eindrücke.

Allrounder für wirklich alles - außer Rennstrecke.

Die neue Suzuki V-Strom 800 ist ein klassisches Adventure-Bike für die lange Tour. Im Gegensatz zur DE hat sie kürzere Federwege, eine niedrigere Sitzposition und vor allem Straßenreifen (Dunlop 614) auf einer 19 Zoll Felge vorne. Auch die Position von Lenker und Fußrasten wurden ein wenig geändert.
 
Geändert hat sich auch der Preis: Statt 11.500€ (DE) kostet die neue V-Strom 800 günstige 10.600€, also immerhin 900€ weniger. Dafür muss man allerdings auch mit einer nicht einstellbaren Showa-Gabel leben, Motor und Rahmen sind hingegen unverändert. Die V-Strom 800 - die Suzuki übrigens nicht mehr mit dem Kürzel "DL" versieht - ist in drei Farben erhältlich.
Farbauswahl: Blau, Grün, Schwarz.
Farbauswahl: Schwarz, Grün, Blau.
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Die Sitzprobe ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Man sitzt aufrecht, bequem und der Lenker fällt quasi von alleine in die Hände des Fahrers. Trotz der geringeren Sitzhöhe von 825 mm (DE: 855 mm) ist der Kniewinkel nicht zu spitz und auch größere Fahrer fühlen sich Pudelwohl. Wie es sich für ein Adventure-Bike gehört, findet auch der Beifahrer vernünftig viel Platz und ebenso vernünftige Haltegriffe vor. Für den rechten Schuh des Beifahrers wurde sogar ein Hitzeschutzblech am Auspuff angebracht - vorbildlich! Die Maschine lässt sich zudem recht einfach rangieren, sie ist also auch diesbezüglich Jedermanntauglich.

Sitzprobe V-Strom 800
So sitzt es sich auf der V-Strom 800. Aufrecht und bequem, passend für kleine und große Leute.
 

360 Grad Rundgang um die Suzuki V-Strom 800

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik der V-Strom 800

Bei der technischen Ausstattung hat sich im Vergleich zur DE nichts getan. Wir blicken auf ein helles, 5 Zoll großes TFT-Farbdisplay, welches sich auch bei Sonne gut ablesen lässt. Für die Bedienung reicht ein Kipp- und ein Enter-Schalter, die Bedienung wird damit zum Kinderspiel. Einstellen kann man die Traktionskontrolle (3-fach und Off), das Motormapping (dreifach A=Sport, B=Tour und C=Rain) und das ABS - fertig. Man bastelt sich mit diesen drei Parametern quasi seine eigenen Fahrmodi.
 
Was die Maschine leider nicht hat, ist eine Handy-Kopplung (kein Navi) und einen Tempomaten. Beides hätte für einen Reise-Tourer Jahrgang 2024 wie der V-Strom 800 eigentlich ganz gut gepasst, aber okay - man kann nicht alles haben. Beim Lichtdesign bleibt sich Suzuki treu: Oben Abblendlicht, unten Fernlicht. Alles in LED inklusive der Blinker, eine Warnblinkanlage gibt es auch.
 
Die Bedienung der V-Strom 800 ist vorbildlich einfach. Man benötigt weder ein Handbuch noch wird man durch unnötige Funktionen abgelenkt. Wie üblich bei Suzuki hat auch die V-Strom 800 den Low-RPM Assist (Maschine wird beim Anfahren durch etwas mehr Drehzahl nicht abgewürgt) sowie das Easy-Start System: Man betätigt nur einmal kurz den Start-Taster und der Anlasser rödelt so lange, bis der Motor läuft.

Endschalldämpfer Endschalldämpfer in typischer Suzuki-Optik. Nur 84 dbA Standgeräusch und trotzdem Sound.

So fährt sie sich

Beim Design des Endschalldämpfers gegen unsere Meinungen auseinander. Der Sound der V-Strom ist jedenfalls gut. Der Reihentwin klingt erwachsen und schön bassig, ohne dabei zu viel Krawall zu verursachen. Das Standgeräusch von nur 84 dbA ist wunderbar zurückhaltend, wer allerdings Gas gibt, erntet eine kernige Rückmeldung aus der großen Tüte. Der Sound passt insgesamt sehr gut zum Gesamt-Charakter der Maschine.
 
Dann soll es endlich mal losgehen mit unserer Probefahrt! Die V-Strom 800 vermittelt bereits auf den ersten Metern dickes Vertrauen, was an gleich mehreren Dingen liegt: Die Sitzposition und der breite Lenker ermöglichen beste Kontrolle, das Fahrwerk macht einen unauffälligen und zugleich souveränen Job und die Gasannahme ist nahezu perfekt.
 
Bei 4.500 Umin im 4. Gang gibt es leichte Vibrationen, aber eigentlich auch nur da. Ansonsten wirkt die Maschine weich und elastisch, man fährt eher komfortabel als straff und dementsprechend werden Unebenheiten auf der Straße vom Fahrwerk souverän weg geatmet. Das Federbein hinten ist mit einem Drehrad hydraulisch in der Federvorspannung einstellbar  und übrigens auch in der Zugstufe. Dass sich die Showa SFF-BP Upside-Down Gabel vorne nicht einstellen lässt, hat uns nicht gestört. Die Federwege liegen bei moderaten 150 mm.
 
Motor Den kennen wir: Aufgeweckter Reihentwin mit 84 PS und 78 Nm Drehmoment.

 
Zum Motor muss man wohl nicht mehr viel sagen. Er kommt ja bereits in der GSX-8S, 8R und natürlich auch in der DE zum Einsatz und konnte dort bereits überzeugen. Leistung und Drehmoment fühlen sich nach deutlich mehr an, als es das Datenblatt vermuten lässt. Schon ab 2.500 Umin schiebt der 776 ccm Reihentwin an und das hört bis zur maximalen Leistung bei 8.500 Umin auch nicht mehr auf. So ziemlich jeder Tester und Journalist bescheinigt Suzuki hier ein extrem gelungenes Aggregat - so auch wir!
 
Auch alles andere funktioniert bei der V-Strom 800 wie bei japanischen Motorrädern üblich ebenfalls sehr gut. Die Maschine hat einen QuickShifter (Serie), der nahezu butterweich in beide Richtungen funktioniert. Das 6-Gang Getriebe ist ebenfalls ohne Tadel und auch die Bremsen funktionieren gut. Hinten kommt das ABS relativ schnell zum Einsatz, das ist bei leichteren Maschinen aber durchaus üblich. Wer stark verzögern möchte, muss ein wenig Handkraft an den in der Reichweite verstellbaren Bremshebel anlegen, dann ist die Bremswirkung aber auch okay.
 
Nissin Bremsanlage
Nissin 4-Kolben Festsattel Bremsanlage: Keine Super-Stopper, aber völlig okaye Verzögerungsleistung.
 
 
Suzuki selbst sagt zur V-Strom 800 übrigens folgendes: "Egal ob Dir der Sinn nach einem endlosen Ride in den Sonnenuntergang steht oder Du nur kurz um die vier Ecken wedeln möchtest – die V-Strom 800 bietet Dir die perfekte Synthese aus Touring-Komfort und Agilität." Und das trifft es schon ganz gut, die V-Strom ist tatsächliche eine Allzweckwaffe für vielerlei Einsatzzwecke. Die Garantie der V-Strom 800 liegt bei zwei Jahren und der Service ist alle 12.000 km oder einmal pro Jahr fällig. Als Wettbewerber sehen wir die BMW F 800 GS, die Moto Guzzi V85TT, die Benelli TRK 702 und die CF-Moto 800 MT - allesamt Maschinen, die wir bereits getestet haben. Hier der Datenvergleich:

>>> Datenvergleich Suzuki V-Strom 800 vs. Adventure-Bikes der Mittelklasse <<<

 

Fazit

Die Suzuki V-Strom 800 hält, was sie verspricht. Sie ist ein echter Allrounder für die lange Reise, den Weg zur Arbeit oder die kurze Tour zum Eismann. Auch sportliches Vorankommen ist dank des tollen Motors kein Problem. Wer sich nur ein Motorrad leisten kann oder will, der findet in der V-Strom 800 einen treuen Begleiter, der nicht nur gut gemacht ist, sondern auch viel Spaß bereitet. Schlaflose Nächte oder gar emotionale Adrenalinschübe vermittelt sie zwar nicht gerade, aber das will sie auch gar nicht.
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Bergmann & Söhne in Bremervörde zur Verfügung gestellt. Dort stehen außerdem auch viele andere Vorführmaschinen von Suzuki und Ducati, ein Besuch lohnt sich also allemal. Tipp: Probefahrten Richtung Sandbostel verwöhnen mit schönen und kurvigen Landstraßen.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 10.800€
  • Verfügbarkeit: seit 2024
  • Farben: Blau, Grün, Schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • sehr vielseitiges Motorrad
  • extrem zugänglich und einfach zu fahren
  • QuickShifter Serie
  • einfache Bedienung, gut ablesbares Display
  • Motor mit überraschend viel Dampf
Kontra:
  • Windschild nur mit Werkzeug verstellbar
  • bei uns teilweise Lärm und Turbulenzen am Helm
  • Endschalldämpfer könnte schöner sein
10.2024: Suzuki V-Strom 800 im Test
An unhandled error has occurred. Reload 🗙