CF MOTO 800 MT im Test

Was kann der Adventure-Bike Preis-Leistungskracher aus China?

CF Moto 800 MT Touring Test Fotos: Motorradtest.de
 
CF Moto gibt Gas. Die Chinesen wollen nun mit der 800 MT auch im Bereich der beliebten Adventure-Bikes in Europa Fuß fassen. Wir haben die CF Moto 800 MT Touring ausgiebig testen können und schildern hier unsere Eindrücke. Dabei gab es Licht und Schatten, aber seht selbst ...

Hübsches Teil, die MT 800 Touring

Die 800 MT gibt es in zwei Varianten: Die günstigere "Sport" kostet nur 9.899 Euro und ist in blau und schwarz erhältlich. Dafür gibt es bereits eine umfangreiche Ausstattung mit 7 Zoll Farb-TFT, Ride by Wire, zwei Fahrmodi, Tempomat, Schräglagensensorik (!), Kurven-ABS, 12 Volt und USB-Buchse, verstellbares Windschild, Voll-LED Beleuchtung inkl. Tagfahrlicht und Zusatzscheinwerfer sowie einen auskunftsfreudigen Bordcomputer. Und das alles für unter 10K, nicht übel! Ach ja, wir haben noch die Handy-Connectivity inkl. Navigation über eine App vergessen.
Sport, Schwarz
Foto: CF Moto MT 800 in der Variante "Sport" in schwarz
 
Die von uns getestete "Touring" hat dann zusätzlich noch alles für die lange Tour Angenehme an Bord: Dreiteiliges Alu-Kofferset, Heizgriffe, Sitzheizung, Handprotektoren, Reifendruck-Kontrolle, Motorschutz, Hauptständer, Lenkungsdämpfer, Speichenräder und QuickShifter. Und das dann alles für 12.500 Euro. Richtig gelesen. Der Vergleich mag hinken, aber wenn man mal ein anderes Adventure-Bike mit diesem Ausstattungsinferno konfiguriert, landet man in deutlich anderen Preis-Regionen - nämlich über 20.000 Euro. Wie gesagt, solche Vergleiche hinken immer irgendwo, aber niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass die 800 MT ein echter Preisknüller ist.
MT 800 Foto: CF-Moto 800 MT in der einzigen erhältlichen Farbe Blau im vollen Ornat. Fett!
 
Die Sitzposition auf der CF Moto 800 MT ist sehr erwachsen. Durch eine moderate Sitzhöhe von 825 mm und einem sehr hoch montierten und breiten Lenker sitzt man ausgesprochen aufrecht. Der Beifahrer sitzt ebenfalls richtig gut und dank der montierten Koffer und dem TopCase mit Rückenlehne hat man als Sozia das Gefühl, richtig gut aufgehoben zu sein. Auf- und Abstieg ist mit montierten Koffern allerdings wie immer nicht ganz so leicht, wie Volker eindrucksvoll im Video ab Minute 04:10 demonstriert - Applaus!
 
Abmessungen CF MOTO 800 MT
 

So bequem sitzt man auf der CF Moto 800 MT Touring

Noch ein Wort zur Optik der CF-Moto 800 MT: Das Design kommt vom Kiska-Designstudio aus Österreich, die bekanntlich auch so ziemlich alle KTM-Bikes zeichnen. Für uns sieht die 800 MT aus wie eine Mischung aus Harley Pan America, Ducati Multistrada V4, BMW 1250 GS und KTM. Alles nicht gerade hässliche Maschinen und so gefällt uns die CF-Moto auch richtig gut. Vor allem natürlich die Touring mit ihren goldenen Acront-Felgen und Speichenrädern und den Alukoffern im Touratec-Style. Die Koffer lassen sich übrigens von oben beladen und leicht abnehmen.

360 Grad Rundgang um die CF moto 800 MT Touring (mit Koffern)

Licht LED Cockpit Licht Hinten

Technik der CF Moto 800 MT

Die CF Moto 800 MT besitzt ein Fahrwerk von Kayaba mit voll einstellbarer USD-Gabel sowie einem über ein Hebelsystem angelenktes Mono-Federbein, dass ebenfalls einstellbar ist. Hierzu ist allerdings ein Hakenschlüssel nötig und Änderungen an der Vorspannungen gestalten sich als echtes Ärgernis. Naja, zur Not macht das sicherlich auch gerne der Händler...

CF-Moto verbaut an der 800 MT eine Bremsanlage von J. Juan. Vorne werkelt eine 320 mm Doppelscheibe mit einer 4-Kolben Festsattelzange. Hinten gibt es einen Juan 2-Kolben-Schwimmsattel an einer 260 mm Einzelscheibe.

Eigentlich hat die Maschine selbstrückstellende Blinker, die funzen aber nur nachdem man engere Kurven gefahren ist - merkwürdig. Davon abgesehen ist die Lichtausstattung toll: Voll-LED inkl. Tagfahrlicht, Warnblinkanlage und wie schon erwähnt LED-Zusatzscheinwerfer.

Motor

So fährt sie sich

Das Bike ist eine ausgewachsene Reise-Enduro und fährt sich auch so. Absolut souverän und stabil kurvt das Bike über Landstraße und Autobahn. Die Fahrmodi "Rain" und "Sport" lassen dabei erahnen, dass CF Moto krasse Gelände-Einlagen für dieses Bike nicht vorgesehen hat. Dazu passt auch die Bereifung Maxxis MA1, die ganz klar auf Straße ausgelegt ist. Natürlich muss man bei einer Schotterstraße nicht gleich umkehren, aber eine Geländemaschine ist sie definitiv nicht. Das gilt allerdings ebenso für 90 Prozent aller anderen Motorräder dieser Art!
 
Die Touring hat im Gegensatz zur Sport einen Lenkungsdämpfer an Bord, der ganze Arbeit leistet. Das Bike liegt wirklich extrem stabil, wirkt dadurch allerdings auch nicht ganz so wendig wie z.B. eine GS - obwohl diese deutlich schwerer ist. Dennoch: Die Fahrt mit der CF-Moto bringt Spaß, wozu auch die gute Dämpfungs-Abstimmung beiträgt. Die Gabel vorne ist zwar komfortabel weich eingestellt, geht aber auch bei harten Bremsmanövern oder üblen Schlaglöchern nie auf Block. Das fühlt sich gut und sicher an, dazu passen auch die guten Juan-Bremsen, die gut dosierbar zupacken. Okay, sie sind nicht ganz so giftig und leichtgängig wie eine Brembo Monoblock-Anlage, aber man kommt mit ein bisschen Handkraft schnell zum Stehen. Die nötige Kupplungskraft ist übrigens angenehm gering, auch okay. Kupplungs- und Bremshebel sind übrigens in der Reichweite einstellbar.
 
Hinterrad
 
Der Sound der Maschine ist - naja okay. Hinter dem Ofen wird man damit niemanden hervorlocken können, aber will man das überhaupt mit einem Adventure-Bike? Das Standgeräusch liegt bei lässigen 93 dbA, das ist im Zweifel wichtiger auf Reisen als Krawallmacherei. Kommen wir nun zum Herzstück, dem Motor. Das ist der alte KTM 790 Reihentwin, der z.B. bei der 790 Adventure eingesetzt wurde. KTM hat sich im Zuge der Euro-5 Umstellung von diesem Motor verabschiedet und setzt seitdem auf den stärkeren 890er Motor. Die Euro-5 Umstellung haben die Chinesen angeblich in Eigenregie umgesetzt - und dabei ist leider etwas schief gegangen.
 
Zumindest bei unserem Test (oder unserem Testbike?) war die Gasannahme nämlich nicht gerade sehr smooth. Beim Gas geben gab es immer wieder kleine Löcher und dann wieder Punch-Phasen. Sofern wir gelassen durch die Gegend gegondelt sind, war alles okay, aber beim Angasen traten diese Probleme immer wieder auf. Wir vermuten dabei Zweierlei: Zum einen halten wir das Mapping tatsächlich noch für Nachbesserungswürdig und zum anderen haben wir den QuickShifter vielleicht in seiner Sensibilität unterschätzt. Es kann gut sein, dass gerade Volker dank seiner fetten Stiefel immer mal wieder gegen den QS gekommen ist und dadurch ein ungewolltes Durcheinander in der Motorabstimmung erzeugt hat. Überhaupt, der QuickShifter! Auch der ist eine echte Diva: Manchmal funktionierte er wunderbar, dann wieder nur mit starkem Druck und manchmal sogar gar nicht mehr - um dann wieder butterweich zu flutschen. 

Wir tun uns mit dieser Kritik schwer, weil wir uns nicht sicher sind, ob unsere Beobachtungen evtl. an unseren Testbike lag oder ob vielleicht sogar wir irgendetwas falsch gemacht haben?! Jedenfalls können und wollen wir dies nicht unter den Tisch schweigen. In anderen Tests, z.B. von 1000PS, wird zwar auch auf dieses Problem hingewiesen, dies aber eher als "nicht so schlimm" dargestellt. Bei "Wolfs Bike on Tour TV" wird gar nichts hierzu gesagt bzw. ist das Problem offenbar überhaupt nicht aufgetreten. Der QuickShifter wird dort sogar als besonders gut bezeichnet. Also, hierzu müsst Ihr Euch offenbar selbst ein Bild machen, am besten bei einer Probefahrt. 
 
Der Motor an sich ist obenherum kräftig und erinnert natürlich sehr an die 790er Adventure von KTM. Er leistet hier 91 PS und 77 Nm, allerdings erst etwas später als dies noch bei der KTM vor der Euro-5 Umstellung der Fall war. Die Maschine rennt über 200 km/h, allerdings sollte man mit Koffern nicht schneller als 120 km/h fahren, denn bei höheren Geschwindigkeiten fängt die Maschine tatsächlich an zu pendeln (siehe Video ab Minute 26:17). Der Verbrauch geht mit ca. 5 Litern auf 100 km in Ordnung, die Reichweite liegt dank des 19 Liter Tanks bei guten 380 km.

Fazit - was bleibt hängen

Die CF Moto 800 MT bereichert das Adventure-Bike Segment um ein vor allem preislich interessantes Motorrad. Die Ausstattung ist super und CF Moto greift auf bewährte Komponenten von J. Juan, KTM, Acront und Kayaba zurück. Kein übles Rezept, allerdings patzen die Chinesen bei der Abstimmung von Motor und QuickShifter. Wir gehen allerdings davon aus, dass dieses Manko per Software-Update behoben werden kann - und dann ist die MT800 ein wirklich attraktives Angebot!
 
Vielen Dank an den CF-MOTO Händler "Powersport Nord" aus Pinneberg, der uns freundlicherweise die Maschine für diesen Test zur Verfügung gestellt hat. Ihr könnt die 800 MT dort ebenfalls gerne Probefahren, aber bitte vorher Termin machen - einfach anrufen: Tel.  04101-590 575. Schönen Gruß an Jörg und Vivian!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: Touring -> 12.499 € Sport -> 9.899 €
  • Verfügbarkeit: seit 07/2022
  • Farben: blau, schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • komplette Ausstattung
  • souveräner Auftritt
  • gute Komponenten
  • wertige Verarbeitung
  • hoher Sitzkomfort für Fahrer und Beifahrer
Kontra:
  • Probleme beim Motor-Mapping
  • QuickShifter mit Verbesserungspotenzial
  • Einstellungsänderung am Federbein aufwendig
10.2022: CF MOTO 800 MT im Test
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