Test: Honda XL 700 V Transalp

Auf ewig dein

image Es gibt so Motorräder, die haben einen Ruf wie Donnerhall. Weil sie wunderschön sind (Ducati 916), retro (Yamaha SR 500) oder pfeilschnell (Suzuki Hayabusa) beispielsweise. Der erste Blick genügt: Das alles kann die Honda XL 700 V Transalp nicht mal im Ansatz vorweisen. Dafür ist das Ding einfach unkaputtbar und der beste Kumpel für solche Tage, wenn man mitten in der Sahara mal ein Bier holen möchte.

Enduro statt Adventure-Bike

Sagen wir es gleich und mit der nötigen Direktheit: Die Honda ist eine Reiseenduro, die kann wirklich ins Gelände. Enduro halt, nicht Adventure-Bike. Geländewagen statt SUV. Dosenbier statt Prosecco lauwarm über Eis gegossen. Dabei von einer prinzipiellen Unaufgeregtheit, die sie trotz der Fähigkeiten nicht von oben auf die Adventure-Bikes herabsehen lässt. Das könnte sie auch gar nicht - das ist jetzt der letzte schräge Vergleich, versprochen - weil da, wo diese Honda hinkommt ohne zu zerbröseln, die anderen nicht mal die Anfahrt schaffen würden, ohne eine gaaaanz große Inspektion zu benötigen.
Das sollte man bei einer ernsthaften Reiseenduro wissen, denn für diese Fähigkeiten bezahlt man auf der anderen Seite - die Frage ist nur wie viel. Glücklicher Weise haben Sie uns, denn wir besorgten uns ein Testmodell von 2009 und fanden es heraus.
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Das kann sie

Dann fangen wir mal an die Währung zu prüfen, in der für die Geländefähigkeit bezahlt wird. Wer abseits der Straße fährt, würde sich über einen guten Fahrkomfort freuen. Man müsste nicht jeden Stein spüren, der sich von unten in die Bandscheiben hämmert. Vorteil Honda: Der Komfort ist mehr als ordentlich.
Das allerdings hat eine Kehrseite, denn die Honda ist schon leicht unterdämpft. Im Test (siehe auch das Video) könnte es mit ein Grund dafür sein, dass die Honda auf Asphalt bei manchen Geschwindigkeiten leicht mit dem Lenker wedelt. Dieser Effekt könnte auch auf die eher grobstolligen Reifen zurückzuführen sein, insgesamt störend ist das allemal - egal, wo es herkommt.
Die Fahrsicherheit beeinträchtigt das nicht. Im Gegenteil: Für eine Enduro schlägt sich die Honda auf Asphalt wacker. Zwar hat sie ein eher rustikales Fahrverhalten, aber sie lenkt präzise und jederzeit sicher ein. Nächster Pluspunkt: Im Gegensatz zu den Erwartungen ist sie handlich. So handlich, dass sie weit abseits ihres Einsatzzwecks sehr gut gefahren werden kann: im Verkehrsdschungel der Stadt. 
Hier hilft die Sitzhöhe der Honda von über 83 Zentimetern, was für einen guten Überblick sorgt. Das gilt naturgemäß nur für Längerbeinige. Zum Sitzkomfort können wir keine belastbaren Aussagen treffen, denn unser Testmodell war mit einer geänderten Sitzbank nachgerüstet. Ebenfalls gilt das "ohne meinen Anwalt sage ich jetzt nichts mehr" für den Sound: Die Honda hatte irgendwo auf ihrem Weg seit 2009 ihren serienmäßigen Auspuff verloren und wurde mit einer LeoVince One Evo-Anlage nachgerüstet. Die können Sie hier hören.

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Der Motor der Honda XL 700 V Transalp

Dann ist da noch der Motor. Erstens: Es gibt einen. V2-förmig, quer eingebaut und 680 Kubikzentimeter groß. Leistung hat er, zweitens, auch: 60 PS, die man als ausreichend beschreiben könnte. Drehmoment legt Honda ebenfalls serienmäßig bei, 60 Newtonmeter sind's geworden. Drittens: Ich sollte langsam mal aufhören so herumzueiern, denn die Newtonmeter könnten für sportlich ausgerichtete Fahrer das Problem sein. Wie es sich für eine Enduro gehört, tritt der Honda-Motor antrittsstark voran und schiebt zuverlässig die Berge hoch. Positiv! Negativ: Das maximale Drehmoment liegt bei 6.000 Umdrehungen an, und weiter mit dem Messer zwischen den Zähnen das Letzte aus dem Motor herausholen zu wollen, ist ein völlig ergebnisloses Unterfangen. Bringt nix.
Unter dem Strich: Die Fahrleistungen sind mit einer Höchstgeschwindigkeit von 172 km/h, einer Beschleunigung von 0-100 in 5,1 Sekunden und einem Durchzug in 5,8 Sekunden von 60 bis 100 km/h in Ordnung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 
Das Getriebe mit fünf Gängen macht einen tadellosen Job und ist gut abgestimmt. Gut abgestimmt auf den Charakter des Bikes sind auch die Assistenzsysteme: Ein ABS war im Jahre des Herrn anno 2009 aufpreispflichtig, die weiteren Helferlein beschränken sich auf einen elektrischen Anlasser. Und der - wie könnte es anders sein - funktionierte.

Fazit - was bleibt hängen

Um nochmal auf den Einstieg zurückzukommen: Wir konnten bei unserem Test nicht herausbekommen, ob die Honda weitere 42.000 Kilometer durchgehalten hätte. Das gilt auch für andere Dinge bei uns: Beispielsweise können wir nicht bestätigen, dass Kakerlaken einen Atomkrieg überleben würden, ebenfalls ein Ruf wie Donnerhall. Allerdings würden wir stark annehmen, dass die Kakerlaken im Falle eines Atomkriegs Motorradfahren lernen müssten, weil alle Honda Transalp noch da sind.
Wie komme ich von dem ekligen Insekt wieder zurück zum Motorrad? Gar nicht, deshalb ist hier jetzt Schluss.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis (2009): 7.090 €
  • Gebraucht: ab 4.400 €
  • Baujahre: 2007-2012
  • Verfügbarkeit: über alle Baujahre: gut
Pro & Kontra
Pro:
  • hält ewig. Das Telefon geht: "Morgen nach Marokko?" "Warum nicht jetzt gleich???"
  • muss man nie putzen. Sieht einfach cooler aus
  • Geländetauglichkeit
  • langsteckentauglich
Kontra:
  • hält ewig: die nächsten 20 Jahre kein logischer Grund für einen Neukauf
  • nichts für Sportfahrer
  • Pendelneigung
10 2018: Test: Honda XL 700 V Transalp
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