KTM 790 Duke im Test

Eine Duke für alle Fälle ...

KTM 790 Duke Die KTM Duke 790 soll die Lücke zwischen der Einzylinder Duke 690 und der großen Duke 1290 schließen. Dazu setzt KTM erstmals auf einen Reihen-Twin, der sich aber weder so anhört noch so anfühlt. Für knapp unter 10.000 Euro baut KTM ein nicht einmal 170 Kilogramm leichtes und 105 PS starkes Naked-Bike, das eindeutig die Gene der Duke-Familie in sich trägt. Ob die Duke 790 die Lücke zwischen 690 und 1290 tatsächlich schließen kann, klärt unser ausführlicher Test.

Einleitung

Nicht weniger als vier Jahre hat KTM angeblich an der 790er entwickelt. 111.000 Arbeitsstunden und knapp eine Million Testkilometer haben die 250 Mitarbeiter von KTM abgespult, bevor die KTM Duke 790 im April 2018 endlich auf den Markt geschmissen wurde - Respekt!
 
Da steht sie also, die neue Duke. Von der Optik her erst einmal keine große Überraschung. Typische Duke-Frontansicht, eine Mischung aus Alien und Hornisse - scharf und irgendwie sexy. Wir haben zum Test von Motorrad Ruser die schwarze Variante bekommen, die Version in orange wäre mir ehrlich gesagt lieber gewesen. Aber egal, sieht auch so ziemlich gut aus, die 790er Duke.
 
Kein Wunder, dass die Duke 790 derzeit zu den meistgekauften Bikes in Deutschland gehört. In den Top 5 streitet sie sich mit der Yamaha MT-07 und der Kawasaki Z 650. Beides ähnlich aufgebaute Naked-Bikes, allerdings nicht so gut ausgestattet und nicht ganz so leistungsstark, daher deutlich günstiger als unsere Duke. Cool: Man kann die Duke 790 mit 95 PS kaufen und auf 48 PS drosseln lassen, so dass diese Maschine für Besitzer des A2-Führerscheins fahrbar wird.
 


Sitzprobe auf der Duke 790

Duke 790 SoziusbetriebDie erste Sitzprobe: Okay, typisch Duke - man sitzt weit nach vorne gelehnt Richtung Tank, fast schon auf dem Vorderrad. So soll es sein und so ähnlich fühlt es sich auf der 690er an. Die Sitzbank ist straff gepolstert und recht breit und hat eine deutliche Grenze zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Klar, die Duke 790 ist kein Touring-Bike, aber kürzere Fahrten sind dem Sozius oder der Sozia durchaus zumutbar.
 

Virtueller Rundgang um die Maschine

Cockpit der Duke 790 Schalter linke Seite LED Lampe mit Tagfahrlicht

Cockpit und Ausstattung

Die sehr gute technische Ausstattung der Duke 790 macht sich bereits beim Einschalten bemerkbar. Das farbige TFT-Cockpit verwöhnt mit guter Ablesbarkeit und jeder Menge Informationen. Es gibt gleich vier Fahrmodi, nämlich Sport, Street, Rain und Track. Der Bordcomputer verwöhnt mit einer Vielzahl an Informationen, hier bleibt wirklich kein Auge trocken: Durchschnittsgeschwindigkeit, Durchschnittsverbrauch, Rest-Reichweite, Fahrzeit, Service fällig am, Service fällig in km, ABS-Modus, QuickShifter, Schaltblitz und so weiter - es gibt wirklich nichts, was es nicht gibt oder was an der Duke 790 nicht ein- oder ausgeschaltet oder zumindest abgefragt werden könnte. Technik-begeisterte Biker werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Das Ganze funktioniert mit vier Tasten am linken Lenkerende und ist auch für Anfänger intuitiv nutzbar. Aber Achtung: Diese vielfältigen Infos und Einstellmöglichkeiten verführen ein wenig zum Herumspielen während der Fahrt. Das sollte man natürlich tunlichst unterlassen, auch wenn es schwer fällt.

DOHC-Reihentwin mit 105 PS

So fährt sie sich

Der DOHC-Reihentwin leistet 105 PS bei 9.000 U/min und 87 Nm bei 8.000 U/min. Er hat einen 75 Grad Hubzapfenversatz, damit klingt der Twin eher wie ein V2 und fühlt sich auch so an.
 
Die Duke 790 fährt sich aufgrund des geringen Gewichts ziemlich flott und ist dabei extrem wendig. KTM selbst bezeichnet die 790 als "Skalpell". Das können wir unterschreiben, das Bike fährt sich tatsächlich rasiermesserscharf und gehorcht auf jede Richtungsänderung sofort und sehr präzise. Eigentlich reicht es schon, sich eine Kurve zu denken, schon fährt die Duke genau in die gewünschte Richtung. Sie lenkt vorzüglich ein und lässt sich superleicht hin- und herwerfen. Klar, der kurze Radstand und das geringe Gewicht unterstützen dies optimal. Trotzdem ist die KTM 790 Duke auf längeren Geradeaus-Strecken spurstabil, was am Lenkungsdämpfer liegen dürfte.
 
Bremsanlage vorne J.Juan HinterradBei den serienmäßig aufgezogenen Reifen vom Typ "Maxxis Supermaxx ST" haben wir uns etwas gewundert. Wir haben nichts gegen diesen Reifen und den Hersteller, aber die Wahl passt unserer Meinung nach nicht ganz zur sonstigen Ausstattung der KTM, da hier sonst nur Premium-Material vorzufinden ist. Zum Beispiel die Bremsanlage, die von KTM und einem spanischen Zulieferer ("J. Juan") gemeinsam entwickelt wurde. Vorne finden wir radial verschraubte 4-Kolben Festsattel-Stopper auf einer Doppelscheibe mit 300 Millimetern und hinten einen 1-Kolben Schwimmsattel (Einzelscheibe 240 Millimeter). Die Bremsen haben leichtes Spiel mit der KTM, sie sind schön bissig, aber dennoch gut zu dosieren. Hinzu kommt das 2-Kanal Kurven-ABS von Bosch mit Schräglagenfunktion.


 
Besonders gut gefallen hat uns der Zwei-Wege-Schaltautomat ("QuickShifter"), der serienmäßig an Bord ist. Kuppeln war gestern, heute wird einfach auf den Schalthebel gedrückt. Das funktioniert in beide Richtungen richtig gut - zwar nicht butterweich (man spürt immer ein kurzes Ruckeln), aber trotzdem einfach und präzise. Eine Erwähnung wert ist die Launch-Control, für die allerdings zunächst in den Track-Modus geschaltet werden muss. Die Software-Funktion nimmt einem alles ab, was für eine maximale Beschleunigung nötig ist. Man kann also den Hahn komplett aufreißen und muss trotzdem nicht fürchten, Kapeister zu gehen. In 3,3 Sekunden schafft man es so von 0 auf 100 km/h und das fühlt sich mindestens auch so schnell an. Unser Tester konnte sich so einen "OH MANN!" Schrei beim Beschleunigungstest nicht verkneifen - siehe Video.
 
Was die Duke 790 nicht so gerne mag ist untertouriges Fahren. Unterhalb von 3.000 Umdrehungen fängt der Motor an zu stuckern und ruft förmlich nach Umdrehungen. Wenn man dem Motor hochjubelt geht es aber ab wie die Post. Der Motor schreit vor Freude und der Fahrer tut es ihm unter seinem Helm gleich - was für eine geile Beschleunigung! Dank des Hubzapfenversatzes fühlt sich der Motor eher nach V2 als nach Reihentwin an und hört sich auch so an. Der Sound ist absolut hörenswert, man dreht einfach gerne am Gasgriff, um sich das anzutun. Das Lieblingsmetier des Motors ist das Drehzahlband zwischen 5.000 und 9.000 U/min. 
 
Auch bei flotter Fahrt wird die Duke 790 nicht unkomfortabel. Das Fahrwerk ist zwar durchaus sportlich eingestellt, aufgrund der langen Federwege vorne (140 Millimeter) und hinten (150 Millimeter) wird es nie ruppig. Da man Duke-naturgemäß sehr aufrecht sitzt, ergibt sich insgesamt eine recht kommode Fahrposition, die einen allerdings ab Tempo 140 km/h den Wind "sehr schön und direkt spüren lässt", um es einmal vorsichtig auszudrücken. Klar, die Duke 790 nun einmal keinen Windschutz, da bläst es einem entsprechend zügig um die Ohren.
 
Wer die technischen Helferlein mal nicht einsetzen möchte, der kann ABS, Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle & Co. auf Wunsch übrigens abschalten und einen schönen, dicken schwarzen Strich auf den Asphalt zaubern. Dick ist der dann wirklich, das 17 Zoll Hinterrad kommt mit einem breiten 180er Puschen.
 

Fazit - was bleibt hängen

Tja, die Duke 790 ist in Sachen Ausstattung eine echte Ansage und kommt der Duke 1290 gefährlich nahe. Es gibt wirklich nichts, was es nicht gibt bei diesem Bike. Dem einen oder anderen mag das schon zu viel sein, die meisten potentiellen Käufer dürften sich aber über ein technisch ausgefeiltes Bike auf Höhe der Zeit freuen.
 
Die aktuellen Verkaufszahlen beweisen das feine Händchen, das KTM bei der Entwicklung der Duke 790 bewiesen hat: Genau auf ein solches Bike haben offenbar viele Biker gewartet: leicht und wendig, mit viel Power sowie einem charakterstarken Motor - trotz Reihentwin. Insofern: Ja, die Duke 790 schließt die Lücke zwischen Duke 690 und 1290 - ein tolles Bike!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.975€
  • Gebraucht (6 Monate alt): ab 8.000 €
  • Baujahr: 2018
  • Verfügbarkeit: ab 04/2018
  • Farben: schwarz, orange
Pro & Kontra
Pro:
  • sehr wendiges, leichtes Bike
  • Anti-Wheelie-Funktion
  • Launch-Control für maximale Beschleunigung
  • 4 Fahrmodi + dyn. Traktionskontrolle + Ride-by-wire
  • A2-Variante erhältlich
Kontra:
  • Motor ruckelt unterhalb von 2.500 U/Min
  • Reifenqualität passt nicht ganz zum Bike
09.2023: KTM 790 Duke 2023 im Test
10.2018: KTM 790 Duke im Test
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