Fotos: Motorradtest.de
Mit der neuen R 1300 GS Adventure werden die Unterschiede zwischen der Standard GS und der GSA größer. Bereits rein optisch will BMW klarmachen: Die Adventure ist nix für Warmduscher. Lenny und Dietmar haben sich einen Vorführer von Bergmann & Söhne in Neumünster geschnappt und schildern hier ihre Fahreindrücke.
Der rollende Koffer
Da hat der neue Design-Chef von BMW Motorrad (
Alexander Buckan) aber mal echten Mut bewiesen! Die Kommentare bei YouTube schwanken zwischen "Vollkatastrophe" und "Einzigartig". Das Wort "mittelmäßig" kommt beim Anblick der neuen Adventure wirklich niemanden in den Sinn. Gut so! Austauschbare Designs gibt es bei Autos und Motorrädern eh genug, wir mögen solche Bikes, die eigenständig und sofort erkennbar gezeichnet sind. Und wenn Ihr unseren Meinung hören wollt: Wir finden sie stark!
Die neue Adventure gibt es in vier Farben. Die Standard-Ausstattungsvariante ist Racing Red für 22.335 Euro. Die drei anderen Farben bringen zusätzliche Dinge wir Speichenräder, Komfortsitz und Alutank mit und kosten knapp unter 800 Euro Aufpreis. Die grüne Option 719 Karakorum" (Glückwunsch für diesen nicht merkbaren Namenszusatz!) kommt zusätzliche mit dem umfangreichen Frästeile-Paket und liegt bei 24.460 Euro. Hört sich teuer an, die Konkurrenz liegt aber vergleichbarem Niveau. Wer ans Ende der Nahrungskette will, muss also auch tiefer in die Tasche greifen - is einfach so.
Farbauswahl der BMW R 1300 GS Adventure
Bei der Serien-Ausstattung hat BMW ein bisschen nachgebessert. Das war schon bei den letzten Updates der Fall und tut der Modellpolitik gut. Wer kauft schon eine Adventure ohne Heizgriffe oder Tempomaten? Wer es genau wissen will: Hier geht es zu den
Daten und der Ausstattung der neuen GSA.
SERIENAUSSTATTUNG
- Heizgriffe
- Temporegelung DCC
- Reifendruck-Kontrolle RDC
- Keyless Ride
- erweiterter Handschutz mit integrierten Blinkern
- Zusatzscheinwerfer
- elektronisches Fahrwerk DSA mit Beladungsausgleich
- vielfältige Befestigungsmöglichkeiten für Zubehör
Sitzprobe und Abmessungen
Die Sitzprobe ist bei einer GS immer eine der schönsten Erfahrungen. Auch bzw. gerade auf der Adventure sitzt man hochherrschaftlich mit extrem viel Platz für Fahrer und Beifahrer. Die Sitzhaltung ist aufrecht, der Lenker nicht zu tief oder zu weit weg, die Ergonomie passt einfach. Unser Testbike war bis auf ASA nach der Art "volle Hütte" ausgestattet, sodass wir uns auch über eine Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer freuen durften ob der üblen Temperaturen.
Bei all dem Komfort und Platz gibt es aber einen dicken Kritikpunkt: Die GSA fühlt sich im Stand sauschwer an. Das Rangieren erfordert daher Konzentration und eine Portion Kraft, dessen sollte man sich bewusst sein. Zwar bietet BMW für die Adventure eine praktische Aufbock-Hilfe an, die beim Ausklappen des Hauptständers die Maschine anhebt und das Aufbocken so vereinfacht, aber dennoch ist das hier nix für schwache Nerven. Also immer darauf achten, wie ihr dieses Schiff abstellt - und bitte niemals so, dass ihr die Kiste rückwärts aufwärts schieben müsst!
So sitzt sich auf der BMW R 1300 GS Adventure. Ultrabequem und viel Platz für Alle!
360 Grad Rundgang um die BMW R 1300 GSA
Technik der neuen GSA
Tja, nur drei Textblöcke Platz für die Technik. Das wird nicht reichen, denn die Adventure (vor allem unser Testbike) ist vollgestopft mit allem, was das Herz begehrt: IMU und Schräglagensensorik, Radarsystem mit Abstands-Tempomat, Bremshilfe und Totwinkel-Assistent, Fahrmodi, Handy-Connectivity mit Pfeil-Navi, elektronisch verstellbares DSA-Fahrwerk, Tempomat, Heizgriffe, Keyless Ride, Zusatzscheinwerfer, Matrix-LED, Kurvenlicht, Blinker-Rückstellung, Beladungsausgleich, 6,5" TFT-Cockpit, dies, das & jenes und überhaupt!
Natürlich ist nicht alles davon Serie, aber ein Großteil schon. Hier nochmal der Link zur Ausstattung-Liste, wo auch die optionalen Features aufgelistet sind. Es gibt wirklich nichts, was es nicht für die GSA gibt. Unser nahezu komplett ausgestattetes Testbike mit allen drei Paketen landet bei 25.750 Euro. Autsch. Aber wie gesagt: Schaut bitte mal, was eine vergleichbare Ducati Multistrada V4 Rally oder eine KTM 1290 SAS kostet - eben.
Die Bedienung der GSA gestaltet sich ob der vielen Funktionen leider etwas gewöhnungsbedürftig. Das entspiegelte Display ist zwar sehr gut ablesbar und für die wichtigsten Dinge gibt es Extra-Tasten, dennoch werden BMW-Neulinge erst einmal ziemlich erschlagen sein von den vielen Features, die man hier einstellen kann. Eigentlich ist ie Funktionsvielfalt natürlich ein Vorteil, aber man braucht schon ein wenig Zeit, um die Bedienlogik und das Menüsystem zu verstehen.
Wie schon Anno damals und immer noch gut:
Einarmschwinge mit integrierten Kardanantrieb.
So fährt sie sich
Dann rollern wir das Gerät mal auf die Straße - und ab geht der Fuchs. Und wie er abgeht, wenn man am Hahn zieht! Dem Motor scheint es völlig egal zu sein, wie viel Gewicht er nach vorne katapultieren muss: Er drückt und drückt und die Arme werden immer länger. Das Drehmoment der 1300er Boxers ist einfach eine Wucht und das fühlt sich bei der Adventure genauso herrlich an wie bei der Standard-GS.
Das gilt leider auch für den QuickShifter, mit dem ich bei den Boxer-Bikes von BMW einfach nicht warm werde. Ich finde, man zu sehr drücken, damit er reagiert. Jaja, ich weiss dass der "Schaltassistent Pro", wie BMW ihn nennt, etwas mehr Drehzahl braucht als andere QuickShifter, aber trotzdem: Ich finde die Systeme anderer Hersteller da weicher und spaßiger. Fairerweise sei erwähnt: Lennert fand den Quickshifter okay, weil er es lieber hat, wenn man ein wenig Impuls geben muss, und so sehen das offenbar auch viele andere Boxerfahrer. Vielleicht muss ich damit mal zum Arzt...
2 Zyl. Boxer-Motor mit ShiftCam Ventilsteuerung, 145 ps und 149 Nm Drehmoment!
Eine weitere Überraschung neben der Leistung ist, wie fluffig die Adventure um die Ecken geht. Einmal in Fahrt gekommen, spürt man das Gewicht kaum noch und der Lenkeinschlag sowie die Fahrwerksgeometrie machen aus der GSA ein derartig agiles Gerät, sodass auch die übelste Alpentour kein Problem sein sollte.
Zugegeben: Die fiesen Kehren am Stelvio sollte man mit Gepäck und Sozia nicht zu langsam umfahren, aber generell ist es schon sehr erstaunlich, wie agil man die Adventure bewegen kann. Ins tiefe Gelände möchte ich mit zwar nicht fahren müssen, aber leichtes Gelände sowie Schotterpisten & Co. sollten ebenfalls kein Problem sein. Das haben wir zwar nicht ausprobiert, ist in Videos anderer Testfahrer aber zu sehen.
Nun ein Wort zum Windschutz: Hervorragend. Punkt. Der bei unserer Maschine verbaute elektrisch verstellbare Windschild bietet vor allem hochgefahren genau den Komfort, den ich beim Windschutz eines Adventure-Bikes erwarte: Kein Winddruck auf dem Oberkörper und absolute Ruhe im Helm, also keinerlei Turbulenzen oder Verwirbelungen. Das funktioniert auch bei höheren Geschwindigkeiten wunderbar und so ist die Strecke Hamburg-München am Stück überhaupt kein Problem.
Steht zwar BMW drauf, ist aber Brembo drin. Sehr gute Bremsanlage bei der GSA.
Ein weiteres Lob haben sich die Bremsen verdient. Sie funktionieren ebenfalls wunderbar, wenn auch bei einer Vollbremsung ein wenig Druck verlangt wird - was wieder einmal mit dem Gewicht zu tun haben dürfte. Auch die Hinterrad-Bremse verzögert mit Nachdruck und beide Bremsen zusammen bringen die GSA wunderbar dosierbar und schnell zum Stehen.
Unser Testbike war übrigens mit der adaptiven Fahrzeughöhenregelung ausgestattet. Diese sorgt dafür, dass man Stehen oder bei der Warterei an der Ampel dank des abgesenkten Fahrwerks besser mit den Füßen auf den Boden kommt. Ab Tempo 50 km/h fährt die Maschine dann wieder hoch und bei 25 km/h und weniger wieder runter. Das merkt man kaum, funktioniert aber super. Ebenso super ist die "Aufbock-Hilfe": Wenn man im Stand den Hauptständer nach unten bewegt, wird die Maschine vorne und hinten angehoben, sodass sie sich leichter aufbocken lässt. Ziemlich cooles Feature.
Das ist doch mal ein Tank! 30 Liter reichen für über 600 Kilometer mit einer Füllung.
BMW gibt drei Jahre Garantie auf die R 1300 GS Adventure, der Service ist einmal jährlich oder alle 10.000 Kilometer fällig, je nachdem, was eher eintritt. Wettbewerber gibt es natürlich auch, als da wären: KTM 1290 Super Adventure S (ab 2025 1390 SAS Evo), Triumph Tiger 1200 GT Explorer, Ducati Multistrada V4 Rally und Harley Davidson Pan America Special. Fällt Euch was auf? Keine Japanerin dabei. Eigentlich merkwürdig, dass sich Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki auf Maschinen mit max. 1.100 ccm beschränken. Oder reicht das vielleicht doch? BMW GSA Fahrer werden sagen: "Unter 1.300 Kubik kommt mir nichts in Haus." Vielleicht ist es auch nur die bullige Optik, die die Adventure-Fahrer so an ihrer Kiste lieben.
Man könnte sicherlich noch gaaaanz viel zur neuen Adventure erzählen, wie z.B. die extreme Reichweite dank des 30 Liter Tanks, der genialen Idee der "Burger-Taste", auf die man ein Feature seiner Wahl legen kann, dem reichhaltigen Zubehör, dem Radar-System usw. Wir möchten Euch aber stattdessen bitten, unser Testvideo anzuschauen, in dem wir auf all diese Sachen in Bild und Ton eingehen. Und wer sich speziell für das neue ASA-System (automatisierter Schaltassistent) für die Adventure interessiert, dem sei
dieses Video ans Herz gelegt.