Fotos: Motorradtest.de
Mit der BMW R 18 Classic bringt BMW eine um Touring-Funktionen aufgewertete R 18 auf den Markt. Streng genommen ist die Classic also mehr Tourer als Cruiser. Wie sie sich anfühlt und wo die Unterschiede zur Standard R 18 liegen, haben Volker und Dietmar bei einer ausgiebigen Probefahrt herausbekommen.
Ein Berg von einem Motorrad
Die
Standard-R18 haben wir bereits 2020 getestet - übrigens damals als erstes deutsches Test-Magazin. In diesem Test wollen wir uns deshalb auf die Unterschiede zwischen der Standard und der Classic beschränken. Motor, Fahrwerk und Technik beider Maschinen sind nämlich weitestgehend identisch.
Die Classic wirkt auf den ersten Blick noch einmal etwas größer als die Standard. Sie besitzt serienmäßig das abmontierbare Windschild und die beiden gut gemachten Seitentaschen. Auch darf man sich über den Soziussitz freuen, der zwar nicht gerade groß ausfällt, aber dennoch komfortabel ist. Schade: Es gibt für den Beifahrer außer einem Riemen keine Haltegriffe. Außerdem gibt es bei der Classic noch die beiden LED-Zusatzscheinwerfer, die dem Bike einen leichten US-Police Touch verleihen. Ein Tempomat ist bei der Classic ebenfalls in Serie dabei.
All das, was man für längere Strecken braucht, ist bei der Classic also schon ohne Aufpreis an Bord, da war BMW sehr konsequent. Würde man eine Standard R 18 um die zusätzlichen Teile der Classic ergänzen, so käme man auf etwa 24.670 Euro - allerdings gäbe es dann noch ein paar kleine, aber feine Unterschiede wie z.B. den geänderten Endschalldämpfer. Wie auch immer: In Summe ist die Classic für 23.955 Euro der etwas bessere Deal, zumindest wenn man das Touringzubehör haben möchte.
Nach der Sitzprobe ist jedenfalls klar: Die Classic ist ein riesiges Motorrad und mit 365 kg sogar nochmal um 20 Kilogramm (!) schwerer als die Standard R18. Woher diese Mehrkilo kommen, ist uns nicht so ganz klar, vermutlich hat der seeeehr lange Auspuff da ein Wörtchen mitzureden. Rangieren fällt mit dem Trumm dementsprechend schwer, das Zurückschieben auf nur minimal abschüssiger Straße ist ein wahrer Kraftakt. Wie gut, dass BMW eine Rückfahrhilfe (sage niemals "Rückwärtsgang"!) zur Verfügung stellt. Dieser kostet zwar nochmal knapp 1.000 Euro, ist unserer Meinung nach aber fast schon ein Muss. Wie die Rückfahrhilfe funktioniert ist im Video (unten) ab Minute 08:30 zu sehen.
Abmessungen der BMW R 18 Classic
So geschmeidig sitzt man auf der R 18 Classic.
360 Grad Rundgang um die BMW R 18 Classic
Technik der BMW R 18 Classic
Technisch gibt es keine Unterschiede zwischen der R 18 und der Classic. Beide Maschinen haben die drei Fahrmodi Rock, Roll & Rain und natürlich Ride-by-Wire. Wie schon gesagt hat die Classic in Serie einen Tempomaten an Bord.
Etwas überraschend finden wir, dass BMW sich entschieden hat, die Standard-Taster auch an den R 18 Modellen einzusetzen. Das hat vermutlich finanzielle und logistische Gründe, aber irgendwie wollen diese doch eher modern anmutenden Schalter nicht so ganz zum Bike passen - finden wir zumindest.
Licht-Technisch spielt die R 18 Classic ganz weit vorne mit. Voll-LED, optional erhältliches adaptives Kurvenlicht und eben die beiden LED-Zusatzscheinwerfer sehen nicht nur klasse aus, sondern sorgen auch für eine ausgeleuchtete Straße und gutes Gesehen-Werden. Dass das Rück- und Bremslicht in die Blinker hinten integriert wurden, finden wie nicht so toll, ist aber natürlich irgendwie schon stylish.
So fährt sich die BMW R 18 Classic
Das Fahrgefühl ist bei der Classic ähnlich wie bei der Standard R 18 - ähnlich souverän nämlich. Füße auf die Trittbretter und ab geht der Fuchs! Wenn man will, geht der Fuchs wirklich ab, denn 158 Nm Drehmoment bei 3.000 UMin bedeuten nichts anderes als Vortrieb ohne Ende. Allerdings ist schnelles Angasen natürlich nicht gerade der Einsatzzweck der Classic, obwohl es beim Touren mit Sozia natürlich schon beruhigend ist, wenn man mal einen Laster überholen möchte.
Cruisen kann man mit diesem Bike natürlich auch. Beim Anlassen schüttelt sich der monumentale 1.800er Boxer zwar wie in allerbesten Zeiten, aber einmal in Fahrt gekommen kann man auch lässig dahingleiten. Der Windschutz ist okay, bei Volkers Autobahnfahrt (siehe Video ab Minute 29:20) gab es ab Tempo 120 aufwärts allerdings spürbare Turbulenzen am Helm. Die Scheibe bietet zwar einen guten Windschutz für den Oberkörper, aber trotzdem fährt man eigentlich lieber bis 110 km/h, um seine Ruhe zu haben.
Ein weiterer Unterschied zur Standard R 18 ist das 16 Zoll Vorderrad der Classic. Der Reifen kommt fast schon bobberartig mit einer hohen Flanke daher und das fühlt sich in Kurven tatsächlich anders an als bei der Standard. Wir können gar nicht sagen ob schlechter oder besser, einfach anders. Gefreut haben wir uns über selbstrückstellende Blinker und Keyless Go. Der offenliegende Kardanantrieb ist ein echter Hingucker und auch das klauengeschaltete 6-Gang Getriebe hat uns überzeugt. Qualitativ ist einfach alles super an diesem Bike, was bei diesem Preis allerdings auch zu erwarten war.
Fazit - was bleibt hängen
Die BMW R 18 Classic ist ein vollausgestatteter Cruiser-Tourer, mit dem man auch zu zweit gerne eine längere Fahrt in Angriff nehmen darf. Im Gegensatz zu einem Adventure-Bike sind die Gepäck-Kapazitäten zwar begrenzt, einer längeren Tagestour auf der Route 66 steht aber nichts im Wege. Dieses Bike ist aufgrund seiner schieren Größe und Leistung einfach ein beeindruckendes Stück Technik. Hätten wir auch gerne im Stall.
Das Test-Motorrad wurde uns freundlicherweise von
Bergmann & Söhne in Pinneberg bei Hamburg für diesen Test zur Verfügung gestellt. Wer die R 18 Classic gerne einmal ausprobieren möchte, der ist hier herzlich Willkommen und einen guten Kaffee gibt es sogar auch. Außerdem stehen hier jede Menge gebrauchte Maschinen und andere Vorführer herum, ein Besuch in Pinneberg lohnt sich also allemal.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 23.955€
- Gebraucht (1 Jahr alt): 22.000€
- Verfügbarkeit: ab 02/2021
- Farben: schwarz, weiß, rot, violett, nürburgsilber