Honda CB 650 R Neo Sports Café

Irgendwie anders

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Auf den ersten Blick scheint alles ganz normal zu sein mit der Honda CB 650 R Neo Sports Café, aber das ändert sich beim genaueren Hinsehen. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das Retro-Bike mit dem Neu im Namen teurer, aber auch leistungsstärker.

Schön gemacht, ehrlich

Die erste Runde um das Retro-Bike ist sehr zufriedenstellend: Das sieht wirklich klasse aus. Die Farbkombination in schwarz mit den kaffebraunen Elementen kommt schon mal gut, aber der Brüller (auch im übertragenen Sinne? Testen wir nachher) ist die einfach geniale Vier-in-Ein-Auspuffanlage. Sowas trug man früher gerne, und die Begeisterung lässt bis heute nicht nach. Die routinierte Verarbeitung und teure Details wie die Metzeler Roadtec-Reifen erfreuen den Biker sowieso.

Aber was ist das denn nun für ein Bike? Als Konkurrenten kommen einem sofort die Kawasaki Z 650,  Husqvarna Vitpilen 701 oder auch die Yamaha MT-07 in den Kopf, letztere ist der Besteller der Marke. Aber irgendwie passt das Ganze nicht. Im Vergleich zur Konkurrenz ist die Honda mit 7.675 etwa 1.000 Euro teurer als die Konkurrenz, was eine Ansage ist. Dafür bekommt man zweimal 20 draufgepackt, nämlich 20 zusätzliche PS (super), aber auch 20 Kilo plus (nicht ganz so super).

Der Rest ist eher Standard bei Naked Bikes: Naturgemäß keinerlei Windschutz, also eher nicht langstreckentauglich. Was mir bei vielen Testmaschinen in letzter Zeit aufgefallen ist: Offensichtlich gelten Naked Bikes als ideale Single-Motorräder, denn sowohl Sitzfläche als auch Kniewinkel der Hintensitzenden sind suboptimal, um es mal vorsichtig auszudrücken. 95 PS sind es aus einem Vierzylinder-Motor mit 650 Kubikzentimetern. Das liegt den Verdacht nahe, es mit einer Drehorgel zu tun zu haben, zumal die Maximalleistung bei sportlichen 12.000 Umdrehungen anliegt.

Los jetzt, genug der Theorie.

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Die Vier-in-eins nimmt ihre Aufgabe ernst

Zum Start muss der Schlüssel ganz konventionell umgedreht werden. Sobald der Startknopf gedrückt ist, falls der Blick auf das sehr moderne und schick aussehende Display. Gleichzeitig fällt der turbinenhafte Klang des Motors auf, der durch die Vier-in-eins lauter als üblich erscheint.

Um diesen Teil des Test mal vorwegzunehmen: Das Display ist schon bei normaler Sonneneinstrahlung schwer abzulesen, außerdem spiegeln sich Teile der Lenkerbefestigung in der glänzenden Oberfläche. Fährt man  im Regen, fällt die Ablesbarkeit auf nahe null.

Komisch, dass sich Honda bei solchen Anfängerfehlern erwischen lässt, denn der Rest des Bikes ist typisch Honda: Verarbeitung super, Komfort auf normalen Niveau, überraschend ist hier nichts. Die Honda-eigene Harmonie strahlt auch die CB 650 R Neo Sports Café aus, beim Fahren wie der Bedienung. Sie stellt niemanden vor Probleme oder unerwartete Reaktionen.

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Leistung? Drehzahl!

Zwei Sachen jedoch sollte man wissen. Zum Test sind wir zu zweit angereist, und liegen bei einem prägnanten Detail weiter auseinander als sonst: Während Dietmar den ständig prägnanten Sound der Vier-in-Eins-Anlage klasse fand, geht er mir schon nach 15 Minuten auf die Nerven. Das Geräusch empfinde ich als eher dröhning. Das ist Geschmackssache, aber achtet bei der Probefahrt darauf.

Das zweite betrifft die Charakteristik des Motors. Dass man mit 650 Kubik keine Drehmomentberge erwarten kann ist klar. Aber hier gibt es gefühlt gar keines. Für Harley-Fahrer, die prinzipiell mit dem ersten und sechsten Gang auskommen, ist das hier nichts. Der Vierzylinder nimmt niedrige Drehzahlen als ein typischer Vertreter seiner Art nicht übel - revanchiert sich aber mit einer Leistung, die der eines Aufsitzmähers ähnelt. Jedenfalls bis 6.000 Umdrehungen. Darüber holt die Honda alles nach, was bei den 5.999 vorigen Umdrehungen fehlte. Jetzt setzen zudem Vibrationen ein, die von den meisten nicht als störend empfunden werden. Die Honda CB 650 R Neo Sports Café stürmt oben herum nach vorne als gäbe es kein Morgen.

Angenehm, aber eine Mittelklasse-Motorrad mit einer derart spitzen Auslegung hätte man bei den üblichen Allroundern der Japaner nicht erwartet. Dazu passt das kurz übersetzte Getriebe. Da der Vorwärtsdrang immer aus der Drehzahl kommt, müsste es sich knackig und präzise schalten lassen, was der Fall ist. Dazu ist die Honda schön wendig, was von der leicht nach vorn geneigten Sitzposition unterstrichen wird.

Eins muss noch angemerkt werden: Da die Leistung ziemlich schlagartig kommt, stimmte Honda die Traktionskontrolle sehr eindeutig ab: Droht das Durchdrehen des Hinterrades, riegelt die Kontrolle die Leistung extrem stark herunter.

Fazit 

Was also ist die Honda CB 650 R Neo Sports Café? Schick, nicht billig, einsteigertauglich (gibt die A2-Version mit 48 PS) und ansonsten ein typisches Naked Bike. Eine hochwertige und überraschungsfreie Honda zudem - wenn da nicht dieser Drehorgel-Charakter wäre, die sie von ihren Konkurrenten unterscheidet.
Mögt ihr das? Dann kaufen, sonst eher nicht.

Unser Dank für das Testbike geht an Motofun in Kaltenkirchen.

Preis / Farben / Baujahre

  • Preis: 7.675 €
  • Baujahre: seit 2019
  • Typ: Naked Bike
  • Farben: rot, silber, schwarz, blau
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