Test: Yamaha R3

Was kann der Bonsai-Supersportler?

Die Vorgängerin unseres Testbikes namens YZF-R3 war eine typische Yamaha: anständig und solide, wenngleich ausreichend sportlich. Die R3 ist schärfer geworden und will trotz nur 42 PS unter den Supersportlern ernst genommen werden. Ob das funktioniert, klärt der Test.

Klein, aber oho

Die erste Runde um das Bike zeigt es: Ja, es ist ein Supersportler, keine Frage. Niedrig und geduckt steht sie da, die Sitzhöhe misst nur 780 Millimeter, damit ist das Bike auch für kleinere Personen fahr- und an der Ampel stehbar. Bei der letzten Überarbeitung wurde zudem die Optik angeschärft. Nun ähnelt sie Yamahas Superrakete R1. Auffällig ist der große Lufteinlass in der neuen Verkleidung, der dem der größeren Schwester ähnelt.

image Fotos: Motorradtest.de
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Sportlich ist mehr als nur PS

Überarbeitet wurde auch der 14 Liter fassende Tank. Er ist zwei Zentimeter tiefer positioniert als bei der Vorgängerin, zudem ist er breiter und flacher, um den Knieschluss zu optimieren. Die Lenkerenden positionierte Yamaha nun etwas weiter abgewinkelt.

Mit 42 PS verbindet man selten einen Supersportler, sondern würde das immerhin 190 km/h schnelle Bike in der unteren Mittelklasse einordnen. Natürlich muss es für A2-Führerscheininhaber ein Angebot für Sportmaschinen geben. Und so verlegt sich Yamaha auf die Idee, aus der Not eine Tugend zu machen. Sportlichkeit definiert sich hier nicht über PS-Leistung, sondern über ihre Fähigkeit, wieselflink und doch präzise um die Kurven zu wetzen. Ob das klappt, wird sich bei der Testfahrt zeigen. Die passende Leichtigkeit des Daseins bringt die R3 mit nur 169 Kilo fahrfertig bereits mit sich.

Der Motor ist ein 321 Kubik großer Zweizylinder. Um seine maximale Leistung zu erreichen, muss er fünfstellig gedreht werden, was für einen Supersportler als artgerecht angesehen wird. 42 PS bei 10.750 Umdrehungen also, das maximale Drehmoment von 29 Newton fällt ebenfalls recht spät an, bei 9.000 Touren.

Jetzt aber los, Supersportler testen.

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Variable Sitzposition

Die erste Überraschung gibt es gleich nach dem Aufsitzen: Die Sitzposition ist keineswegs so supersportlich wie erhofft (oder befürchtet, je nach Einsatzzweck). Und sie ist variabel: Je nach Position des Allerwertesten ändert sich die Sitzposition stark. Unterleib ran an den Tank bedeutet eine Position, die fast schon an Sporttourer erinnert. Wer den Po nach hinten schiebt, macht sich flach hinter der Scheibe und ist fertig für die Hatz. Die hochverlegten Fußrasten sind gut für die Schräglagenfreiheit, in Kombination mit der niedrig bauenden Maschine aber verantwortlich für einen ziemlich engen Kniewinkel. Wer lange Beine hat, wird das nicht langstreckentauglich finden.

Die zweite Überraschung folgt nach dem Anlassen des Motors. Der kleine Zweizylinder klingt angemessen sportlich, vor allem aber nach mehr als den vorhandenen 321 Kubik. Per nicht eben leichtgängiger Kupplung wird der erste Gang des präzisen Sechsganggetriebes eingelegt - und ab geht’s.

Solange der Zweizylinder kalt ist, wird nur verhalten gedreht. Das wiederum bedeutet, dass es zwar linear, aber eben nicht sonderlich schnell nach vorn geht. Ab Mitte des Drehzahlbandes ist Schub vorhanden. Gut gefallen uns die Vibrationen oder die Abwesenheit dieser, nie wirkt der kleine Motor angestrengt.

Die Yamaha hat Betriebstemperatur erreicht, Feuer frei! Entschlossen stürmt sie das Drehzahlband immer weiter nach oben, bis sie bei 13.000 abgeriegelt wird. Das passt, das kann sie gut, das muss sie aber auch. Einmal im falschen Gang und schon muss die R3 sich wieder in höhere Drehzahlregionen vordrehen. Wer schnell sein will, muss präzise fahren und Schalten, dann, aber auch nur dann, passt es.

Tatsächlich macht die R3 jetzt richtig Spaß. Das liegt auch am geringen Gewicht, welches von einem sehr guten Fahrwerk in Szene gesetzt wird. Die kleine Rennmaschine wirft sich mit großer Freude in Kurven aller Radien und lässt den Piloten mit den Knie die Schräglagenfreiheit auskosten.

Nicht ganz so gut gefiel uns die Bremse. Objektiv ist ihr wenig vorzuwerfen. Und doch hätten wir uns bei einem Supersportler etwas mehr Biss gewünscht. Eine zweite Scheibe vorne hätte die Leistung erhöht.

Vergleichsweise alltagstauglich

Kommen wir zum Abschluss zur entscheidenden Frage: Ist die Yamaha R3 trotz nur 42 PS ein Supersportler? Ja, ist sie. Jedenfalls dann, wenn man nicht nur auf die PS-Leistung schielt. Sie ist dank des präzisen Fahrwerks, der sportlichen Motorcharakteristik und der Sitzposition eine echte Vertreterin dieser Spezies.

Sie ist darüber hinaus mehr: Dank der Variabilität der Sitzposition ist sie im Alltag ein fähiger Begleiter, und das dürfte den Großteil ihres Einsatzgebietes ausmachen.

Das Testbike wurde uns von Motorrad Ruser in Haseldorf zur Verfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 6.188€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 4.500€
  • Baujahre: seit 2014
  • Verfügbarkeit: gut
  • Farben: schwarz, blau-metallic
Pro & Kontra
Pro:
  • Drehwilliger Motor
  • Präzises Fahrwerk
  • Vergleichsweise alltagstauglich
  • Bedienung
Kontra:
  • Nur mittelmäßige Bremse
12.2020: Test: Yamaha R3
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