Test: Triumph Rocket 3

Da kommt was auf uns zu

image Fotos: Motorradtest.de

Ganz schön dick: Nicht nur, dass Triumph hier den mit 2,5 Litern weltweit größten Motorradmotor verbaut, nein, auch das Drehmoment von 221 Newton darf als rekordverdächtig gelten. Ob es bei der Triumph Rocket 3 zu mehr als dem Geradeausfahren reicht, klärt der Test.

Einleitung

Eine Runde um dieses Motorrad dauert schon allein wegen seiner Länge von 2.500 Millimetern länger als üblich. Doch ein weiterer Grund für den Zeitverlust sind die liebevollen Details, die man erst nach und nach entdeckt. Klar, die Rocket ist ein Cruiser, aber eben dank der fabelhaften Leistungswerte eine Ansage, die das Design unterstützt. Der Auspuff beispielsweise ist, ebenso wie der Ansaugtrakt, eine Augenweide. Und wer sagt denn, dass Kabel, Schläuche und Leitungen sichtbar sein müssen? Die Triumph präsentiert sich clean, das einzige Sichtbare sind die Stahlflex-Bremsleitungen. Einen zweiten Blick wert ist etwas, was sonst mit Füßen getreten wird: Die zweifach faltbaren Beifahrer-Fußrasten sind ein Ingenieurs-Statement.

Zum Test angetreten ist die Version GT. Ihre technische Schwester ist die R, auf der man etwas höher sitzt und die Fußrasten viel weiter hinten als bei der GT montiert sind. Ist die R schon ein Cruiser, legt die GT hier nochmal nach.

Virtueller Rundgang um die Triumph Rocket 3 GT
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Das soll sie können

Der Dreizylinder mit den 2,5 Litern Hubraum ist das prägende Element in der Triumph. Längs eingebaut, leistet er 167 PS und eben die berühmten 221 Newtonmeter Drehmoment. Damit das alles im Griff und auf der Straße bleibt, spendierte Triumph seiner Rocket ein umfangreiches Elektronikpaket mit Kurven-ABS, Traktionskontrolle, vier Fahrmodi, Tempomat, und schließlich einem gut ablesbaren Farb-TFT-Cockpit. Der Rahmen der Rocket 3 besteht aus Alu, dazu gibt es eine Einarmschwinge und ein Monofederbein.

Platz gibt es natürlich reichlich hinter dem zum Fahrer geneigten Lenker. Das gilt auch für die zweite Reihe, obwohl die Bank hier optisch nicht viel hermacht. Bequem ist es trotzdem, und darum geht es ja.

Schieben die 221 Newton voran, naht die nächste Kurve umso schneller. Gut, wer die 320 Kilo plus Fahrer sicher abbremsen kann. An Bremsleistung mangelt es der Rocket nicht: Die Stylema-Bremsanlage von Brembo vertraut auf mächtige 320er-Doppelscheiben und radial montierte Vierkolben-Monoblocks. Hinten werkelt eine 300er-Einzelscheibe mit einer Brembo M4.32-Bremszange – alles sehr hochwertig.

Genug gestaunt, los geht’s.

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So fährt sie sich

Und wie: Der Tester hat sich mental auf einen Drehmoment-Berg eingestimmt, aber bekommen hatte er ein Gebirge. Das kann die neue Rocket übrigens viel besser als die alte, die aktuelle Version hat nicht so einen heftigen Drehmoment-Einbruch wie die Vorgänger. Zwischen 3.000 und 6.000 Touren stehen jetzt immer über 200 Newton bereit. Es geht also mächtig voran auf den Geraden. Doch das Leben ist ja selten eine dauerhafte Gerade, warum sollte Motorradfahren hier eine Ausnahme machen?

Tut es auch nicht, vor der Kurve steht das Bremsen an. Zwei Dinge dazu: Bremsen sollte man die Rakete auf jeden Fall, und zwar stärker als bei anderen Motorrädern. Die Schräglagenfreiheit der Rocket ist bauartbedingt eher mau. Das zweite überrascht jedoch mehr: Die Bremsen sind einer sportlichen Fahrweise mehr als gewachsen, extrem kräftig und spielend zu dosieren. Diese Anlage würde sich auch an einem Supersportler gut machen.

Die Rocket legt sich zudem unerwartet freudig in die Kurve hinein. Natürlich ist sie kein Kurvenstar, und Serpentinen wollen behutsam eingefahren werden. Doch sie kann mehr, viel mehr, als man ihr beim ebenfalls königlichen Radstand von 1.680 Millimetern zutrauen würde. Hinderlich könnten die ultrabreiten Reifen sein. Es sind Avon Cobra Chrome-Reifen in den gewaltigen  Dimensionen 150/80-17 vorne und 240/50-16. Doch siehe da: Nicht mal diese wirken spaßbremsend.

Die gemütliche Sitzposition und die weit vorne liegenden Fußrasten der GT lassen sogleich Cruiserfeeling aufkommen. Die ungewohnten, sportlichen Talente der Triumph noch im Kopf, fällt einem plötzlich etwas auf: Der Fahrkomfort. Natürlich nicht wiegend wie ein schwerer Tanker, so etwas wird heute nicht mehr geliefert. Aber bei diesem aufwendigen Fahrwerk samt 320 Kilo Lebendgewicht hätte man eigentlich mehr erwartet. Um nicht missverstanden zu werden: Die GT ist keinesfalls unkomfortabel, aber hier reicht es nicht zu Bestwerten.

Fällt euch noch etwas auf?

Stimmt, ich habe zwar im ersten Absatz nach dem Losfahren den Motor erwähnt, aber sollte dieser bei diesen Werten nicht mindestens fünf Absätze wert sein? Immerhin rekordverdächtige …. aber ich wiederhole mich. Tatsächlich prägt der Motor jede Fahrt mit der Rocket. Aber eben so nebenbei. Mehr in der Form, dass man sich nicht um ihn kümmern muss: Es ist immer genug von allem da. Das wiederum führt zu einer Souveränität der Fortbewegung, im Auftritt, die sich im ganzen Motorrad wiederspiegelt.

Fazit - was bleibt hängen

Cruiser gibt es viele, all die Harleys, Indians und auch die Gold Wing kann nicht ungenannt bleiben. Die Rocket ist eine sehr eigentümliche Neuinterpretation der Klasse. Sie ist modern und gleichzeitig alten Werten verhaftet, liefert Rekorde, ohne diese offensiv ins Schaufenster zu stellen.

Sie ist einfach da. Wie Single Malt Whisky – es ginge auch ohne, aber wozu?

Das Testbike wurde uns von Q-Bike in Hamburg zur Verfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 22.750€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): ab 16.000€
  • Baujahre: Rocket 3 seit 2020
  • Verfügbarkeit: selten
  • Farben: rschwarz, silber-grau
Pro & Kontra
Pro:
  • Leistung
  • Details
  • Sitzkomfort
  • präzises Fahrwerk
Kontra:
  • Schräglagenfreiheit
06.2020: Test: Triumph Rocket 3
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