Kawasaki Ninja 650 im Test

Ist die Kawasaki Ninja 650 nun ein SuperSportler oder nicht?

Kawasaki Ninja 650 im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Zum Modelljahr 2023 spendiert Kawasaki der Ninja eine Traktionskontrolle. Ansonsten bleibt beim zuletzt 2020 modellgepflegten Sportler alles gleich - gut so, denn die Ninja 650 ist nach wie vor ein echtes Spaß-Bike, wie Volker und Dietmar nach einer ausführlichen Probefahrt in Dithmarschen berichten können.

Ist sie nicht schön, die neue Ninja 650?

Unserer Testmaschine, die uns von Heller & Soltau in St. Michaelisdonn für den Test zur Verfügung gestellt wurde, kostet neu 8.245 Euro und ist in den Farben Grau und Grün erhältlich. Der erste Eindruck: Schön, wie sie da steht - schlank, sportlich und wie eine Katze bereit zum Sprung. Keine Frage: Wir würden uns für die hübsche KRT-Lackierung in Kawa-Grün entscheiden, obwohl die graue Version natürlich etwas mehr nach "evil" aussieht.
Farben Kawasaki Ninja 650 Grau Grün Foto: Kawasaki
 
Neu ist bei der 2023-Version tatsächlich nur die 3-fach einstellbare Traktionskontrolle (1,2,off) sowie die LED-Blinker. Das Display wurde bereits bei der letzten Modellpflege auf TFT umgestellt und auch die Smartphone-Kopplung gab es da bereits. An der Ergonomie hat Kawasaki zum Glück nichts geändert. Obwohl Kawasaki die Ninja 650 auf seiner Webseite bei den Super-Sportlern einsortiert, sitzt man recht entspannt, wenn auch sportlich. Die Sitzhöhe von 790 mm kann durch eine Sitzbank aus dem Zubehörshop auf 815 mm erhöht werden, aber wir hatten auch mit der Standardhöhe keine Probleme, auch nicht mit dem Kniewinkel. Die von anderen Sportlern bekannte Nackenstarre durch eine allzu aggressive Sitzposition bekommt man bei der Ninja 650 jedenfalls nicht.
 
Okay, der Beifahrer/die Beifahrerin findet nicht gerade viel Platz vor und außer dem Halteriemen gibt es auch keine Haltegriffe, aber hey, wir sprechen hier von einem Sportler! Da will man ja eigentlich nur in Ausnahmefällen mal jemanden mitnehmen, und dafür reicht es denn auch gerade so eben.

Abmessungen und Sitzprobe auf der Ninja 650

Abmessungen und Sitzprobe
So sitzt es sich auf der Kawasaki Ninja 650 - überraschend kommod!
 
 

360 Grad Rundgang um die Kawasaki Ninja 650 Bj. 2023 

Cockpit Beleuchtung Motor

Technik der Kawasaki Ninja 650 / 2023

Die Ausstattung der Ninja 650 ist eher einfach gehalten. Es gibt weder Fahrmodi noch Schräglagensensorik noch einen QuickShifter. Die Kopplung des Bikes und die Nutzung der Kawasaki "Rideology"-App funktioniert dafür tadellos. Mit der App kann sich sämtliche Bike-Daten aufs Smartphone holen und sogar Touren mitprotokollieren. Das will vielleicht nicht jeder, aber gerade die Zielgruppe der Ninja 650 findet daran garantiert gefallen.

Die Beleuchtung kommt seit 2023 komplett in LED. Besonders gut gefallen uns die LED-Blinker, die schön in die Verkleidung integriert wurden. Eine Warnblinkanlage gibt es auch und ein Bordcomputer ist ebenfalls an Bord.

Optisch sehr gelungen sind auch der kurze Edelstahl-Auspuff und die Bananen-Schwinge. Trotz des günstigen Preises verzichtet Kawa also auf die Nutzung einer einfachen Kastenschwinge, die bei solchen Bikes schnell nach Billo aussehen - hier zum Glück nicht! Der Kupplungs- und der Bremshebel sind in der Reichweite einstellbar, auch hier wurde also nicht unnötig gespart.

Auspuff und Schwinge

So fährt sie sich

Vor Fahrtantritt gönnen wir uns wie immer einen kleinen Sound-Check (Audio rechts oben). Die Maschine klingt gut, der Sound passt zum Bike und endlich gibt es mal einen ehrlichen Reihentwin-Charakter, da der Motor ohne Hubzapfenversatz auskommt. Das Standgeräusch liegt bei moderaten 90 dbA, die Maschine klingt aber lauter, vor allem natürlich in Fahrt und bei höheren Drehzahlen.
Nach den ersten Metern wird schnell klar: Die Ninja 650 setzt mehr auf Fahrspaß. Die Gabel vorne ist zwar nicht einstellbar und es handelt sich auch um eine klassische Telegabel (also nicht Up-Side-Down), aber das tut dem guten und sicheren Fahrgefühl keinen Abbruch. Die Maschine legt sich willig in Kurven und hält sicher die Linie, ohne wackelig zu werden oder sonstige Mätzchen zu machen. Das ist wirklich klasse und bringt einfach Laune.
Die Leistung ist natürlich nicht mit Super-Sportlern von 100 PS aufwärts vergleichbar, aber dennoch fühlt sich die Ninja nicht nach 68 PS an, sondern eher nach 80 PS. Woran das liegt, wissen wir nicht, denn die nackten Beschleunigungs- und Durchzugszahlen sind typisch für die Leistungsklasse, aber dennoch fühlt sich das Bike flotter an. Man hat aber nicht das Gefühl, von der Straße zu fliegen oder überfordert zu sein, sondern kann die Maschine schön am Limit bewegen - das bringt Laune!
 
 
Die axial verschraubten Nissin-Bremssättel mit den 300 mm Wave-Petal Doppelscheiben machen einen guten, wenn auch unauffälligen Job. Sie sind nicht ganz so bissig wie Hochglanz-Bremsen aus Italien, haben aber mit der 193 kg (fahrfertig) leichten Maschine leichtes Spiel. Da sich das Gewicht von Fahrer und Maschine aufgrund der sportlichen Sitzhaltung tendenziell Richtung Vorderrad bewegt, kann die Hinterradbremse nicht wirklich viel zur Bremswirkung beitragen. Muss sie aber auch nicht, weil die Bremswirkung vorne wie gesagt ausreicht.
 
Die Kawasaki Ninja 650 hat spürbare Vibrationen in der Sitzbank. Damit es in den Fußrasten nicht unnötig vibriert, sind diese mit Gewichten belegt. Aus den Kommentaren unser YouTube-Zuschauer wissen wir, dass die Vibrationen offenbar nach der Einfahr-Phase deutlich nachlassen. Das konnte wir leider nicht überprüfen, aber so richtig schlimm war es dann auch wieder nicht mit den Vibrationen - soll aber nicht verschwiegen werden.
 
Gut gefallen hat und die Reifenwahl (Dunlop Sportmax Roadsport 2) sowie die moderaten Dimensionen des Hinterrads. Der 160er Pneu ermöglicht schnelles Einlenken in Kurven und trägt sicherlich viel zur agilen Fahrweise der Ninja 650 bei. Der 649 ccm Twin genehmigt sich etwa 4,5 Liter auf 100 km, was zu einer Reichweite von 330 Kilometern führt. Das ist für einen Sportler recht viel und wird diejenigen freuen, die sich mit der Ninja auch mal auf eine länger Tour begeben wollen. 
 
Kawasaki Starterbonus Rabatt-Aktion
 
Kawasaki gibt auf die Maschine 4 Jahre Garantie. Der Service ist alle 12.000 km fällig. Derzeit gibt es bei Kawasaki übrigens eine Aktion "Starter-Bonus", der Führerschein-Neulingen beim Kauf einer neuen Kawasaki einen Rabatt von bis zu 800 Euro ermöglicht. Um in den Genuss dieser Aktion zu kommen, darf die Führerscheinprüfung nicht länger als ein Jahr her sein und pro Kubikzentimeter Hubraum gibt Kawasaki einen Euro Rabatt. Beim Kauf der Ninja 650 sind dies also immerhin 650 Euro, die man geschenkt bekommt.
 

Fazit

Wir haben die Kawasaki Ninja 650 deutlich unterschätzt. Der Fahrspaß auf diesem Sportler ist enorm, auch wenn wir sie nicht als Super-Sportler bezeichnen würden. Dafür ist die Sitzposition (zum Glück!) nicht so radikal und eben deshalb eignet sich die Ninja 650 auch nicht nur für die Rennstrecke, sondern vor allem auch für Landstraße, Autobahn und Stadt. Sie ist gut verarbeitet und technisch einfach ausgestattet. Da wird kaum etwas kaputt gehen können, man wird jahrelang Spaß haben können mit diesem günstigen Bike. Preis/Leistung ist wirklich Top!
 
Das Testbike wurde uns wieder einmal von Heller & Soltau zur Verfügung gestellt. Heller & Soltau ist ein großer Kawasaki-Händler in Norddeutschland (St. Michaelisdonn) und stellt viele Kawasaki-Bikes als Vorführer zur Verfügung - und übrigens auch Husqvarna-Maschinen, wie die neue Norden 901 Expedition, die wir demnächst auch mal unter unsere Fittiche nehmen werden.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 8.245€
  • Gebraucht (5 Jahre alt): 7.000€
  • Baujahre: 2017-2023
  • Farben: Grau, Grün
Pro & Kontra
Pro:
  • wendiges Bike mit viel Fahrspaß
  • vernünftige Sitzposition
  • gute Verarbeitung
  • TFT-Display mit Handy-Connect
Kontra:
  • Leistung okay, aber kein Burner
05.2023: Kawasaki Ninja 650 im Test
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