Aprilia RS 660 mit 48 PS im Test

Schöne Sportmaschine aus Italien - reichen 48 PS?

Aprilia RS 660 im Test Fotos: motorradtest.de

Die Aprilia RS 660 gehört zu einer nahezu ausgestorbenen Spezies: SuperSportler mit 600 ccm. Es gibt kaum Wettbewerber, alleine schon deshalb lohnt sich ein Blick auf die Schönheit aus Italien. Wir haben die RS 660 in der A2-Variante mit 48 PS getestet. Ob diese Leistung wohl reicht?

So steht sie da

Italienische Motorräder gelten gemeinhin als schön. Natürlich ist das Geschmackssache, aber bei der RS 660 können wir nicht anders als zustimmen. Wir hatten zum Test die schwarze Version, noch schicker finden wir allerdings die gelbe Variante (Bild unten). Interessant ist, dass das Schwestermodell Aprilia Tuono 660 (-> Test) gar nicht so viel anders aussieht, obwohl es sich bei ihr um ein Naked-Bike handelt. 

Überhaupt, die Tuno 660: Die Unterschiede zur RS 660 muss man schon mit der Lupe suchen. Abgesehen von der Verkleidung sowie dem Lenker sind sich beide Maschinen sehr ähnlich. Nur bei der Ausstattung schneidet die RS besser ab: Der gut funktionierende Quickshifter (mit Blipper) ist genau so dabei wie eine 6-Achsen-IMU mit Schräglagensensorik. Würde man diese beiden Features bei der Tuono dazubuchen, wäre die RS eindeutig der bessere weil günstigere Deal.

Die RS ist jedenfalls nicht nur schön, sondern auch sehr kompakt. Der Radstand von nur 1,37 m spricht bereits Bände, ebenso das Gewicht von volltankt nur 183 kg. Die Sitzhöhe von 820 mm ist typisch für eine Sportmaschine, man sitzt schön integriert in der Maschine und wird nur moderat über den Tank nach vorne zum Stummel-Lenker gezogen. Da die Fußrasten bei der RS auch nicht allzu weit nach hinten gewandert sind, sitzt man zwar sportlich, aber nicht so aggressiv wie beispielsweise auf einer RSV4.
 
Cockpit Motor Front

Das soll sie können

Wie gesagt, technisch gibt es bei der RS bereits serienmäßig die volle Hütte: Ride by Wire, Fahrmodi, Wheelie-Control, schräglagenabhängiges ABS und -Traktionskontrolle, Tempomat, Motorbremse sowie Quickshifter - alles an Bord. Die TFT-Farbanzeige ist zwar gut ablesbar, hätte aber gerne etwas größer ausfallen dürfen. Vor allem der Drehzahlmesser ist nur mäßig ablesbar, bei einem Sportbike ist das unserer Meinung nach so nicht angemessen.

Die komplette Ausstattung führt sich auch bei dem Fahrwerk fort. Die Kayaba-Federelemente sind einstellbar, es gibt eine sehr schön gezeichnet Alu-Zweiarmschwinge und auch bei den Reifen lässt sich Aprilia nicht lumpen: Pirelli Diablo Rosso Corsa 2 sind vormontiert. Auffällig ist auch der kurze Auspuff-Stummel, der richtig was hermacht.

LED-Licht inkl. LED-Tagfahrlicht und LED-Blinker sind ebenfalls in Serie dabei. Die Bremsen kommen von Brembo. Der 4-Kolben-Festsattel vorne verzögert vorbildlich, nur hinten haben wir sehr lange ABS-Regelzeiten feststellen müssen, was wir als etwas merkwürdig empfunden haben.

gelb Foto: Aprilia (Werk)

So fährt sie sich

Die Ausstattung ist also komplett und die Maschine ist gerade von vorne wunderschön anzusehen - was kann da noch schief gehen? Nun ja, wir müssen erst einmal fahren, um festzustellen, ob die RS 660 das hält, was Datenblatt und Optik versprechen. Da wir die A2-Maschine mit 48 PS gefahren sind, können wir hier zum Thema Performance allerdings nur bedingt Auskunft geben. Wir haben eine gute Beschleunigung untenrum festgestellt, ab 6.000 Umin geht der A2-Variante aber die Luft aus. Das Drehzahlband ist bei der 48 PS Version also recht schmal (2.500 bis 6.000 Umin). Das dürfte bei der offenen Version mit 100 PS aber natürlich schon deshalb ganz anders sein, weil sie die Höchstleitung erst bei 10.500 Umdrehungen erreicht.

Alles andere ist aber auch bei der A2-Version super: Schöner, dumpfer V2-Sound, gute Bremsleistung und vor allem ein tolles Fahrwerk zeichnen die RS 660. Sie fährt sich feiner als die Tuono, was allerdings auch subjektiv an der Sitzposition liegen kann. Man liegt halt eher in der Maschine und hat einen besseren Kontakt zur Fahrbahn.

Fazit - was bleibt hängen

Die Aprilia RS 660 hält, was sie verspricht: Sie ist ein rassiger Supersportler und fährt sich auch so. Was A2-Führerscheininhaber jetzt vermutlich nicht so gerne hören wollen: Zu dieser Art Maschine passen 100 PS wesentlich besser als 48 PS. Gerade in oberen Drehzahlbereichen passiert bei der A2-Maschine einfach zu wenig - was aber nur derjenige bemerken wird, der schon einmal 100 PS oder mehr gefahren ist. Insofern werden die A2-Biker vermutlich wenig vermissen, weil sie es halt nicht anders kennen.

Die RS660 macht auf Landstraßen jedenfalls viel Spaß und jeder Inhaber wird sich an der wirklich super-kompletten Ausstattung erfreuen können. Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von ZTS (Zweiradtechnik Schielmann in Bokel) zur Verfügung gestellt. Dort steht sie als Vorführer und freut sich auf Probefahrten!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 11.050 €
  • Baujahre: ab 2021
  • Farben: gelb, schwarz, rotblau
Pro & Kontra
Pro:
  • kompakt, leicht, wendig
  • elektronisch komplett ausgestattet
  • V2-Sound
  • sportliche Sitzposition, dennoch alltagstauglich
  • gutes Fahrwerk
Kontra:
  • Bremse hinten mit langem Regelintervall
  • 48 PS Version obenraus dünn
  • etwas zu kleine Anzeigen im TFT-Display
09 2021: Aprilia RS 660 mit 48 PS
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