Test Honda CB 650 R mit E-Clutch

Was bringt die neue Elektro-Kupplung in der CB 650 R?

Honda CB 650 R mit E-Clutch Fotos: Motorradtest.de
 
Die neue Honda CB 650 R des Jahrgang 2024 kommt mit einer echten Neuerung, nämlich der sogenannten "E-Clutch". Wie sich der Vierzylinder mit diesem Feature fährt und ob die neue elektronische Kupplung tatsächlich Vorteile bietet, haben Tanja und Dietmar für Euch gecheckt.

Kuppeln adé

Die CB 650 R im "Neo Sports Café" Design gibt es schon seit 2019. Viel hat Honda beim 2024er Update nicht geändert, warum auch? Die Maschine verkauft sich gut und da ist man natürlich mit radikalen Veränderungen eher vorsichtig. Neu ist neben der E-Clutch zum Glück das Cockpit, doch dazu unten mehr. Die CB 650 R kostet mit E-Clutch 9.200 Euro. Man kann sie auch ohne dieses neue Feature ordern, dann wird sie 400 Euro günstiger. Sie ist in vier Farben erhältlich.
 
Farbauswahl Honda CB 650 R E-Clutch
Die Honda CB 650 R 2024 gibt es in Grün, Grau, Schwarz und Rot.
 
Honda sagt zur neuen CB 650 R folgendes: "Die aufs Wesentliche reduzierte CB650R überzeugt im Stadtverkehr und auf der Landstraße durch herausragende Beschleunigung, agile Leichtigkeit und das unverwechselbare, von der CB1000R inspirierte Neo Sports Café-Design." Aha.
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Die Sitzprobe geht ohne Überraschungen über die Bühne. Man sitzt, wie man halt auf einem Nakedbike sitzt: Tendenziell aufrecht mit einer Prise sportliche Neigung zum Lenker. Dieser sitzt recht tief, dazu die ebenfalls typische Fußrastenposition, sodass ein spitzer Kniewinkel entsteht, der aber nicht nervt.
 
Viel Platz für den Beifahrer gibt es auch bei der CB 650 R nicht, das ist halt so bei Nakeds. Die Maschine lässt sich normal schwer/leicht manövrieren und die Sitzhöhe von 810 mm ermöglicht auch kleineren Personen einen sicheren Stand. Wie gesagt: Keinerlei Überraschungen, alles okay soweit.
 
Sitzprobe und Abmessungen
So sitzt es sich auf der Honda CB 650 R.
 
 

360 Grad Rundgang um die Honda CB 650 R

Cockpit Front Heck

Technische Ausstattung

Endlich nun auch ein neues 5 Zoll TFT-Farbdisplay für diese Maschine! Es ist sehr gut ablesbar und einfach zu bedienen. Es gibt einen Taster für die Traktionskontrolle, merkwürdigerweise aber keine Fahrmodi. Der Bordcomputer ist dafür sehr auskunftsfreudig und die Restreichweite wird stets angezeigt.

Handy-Connect via "RoadSync"-App geht natürlich auch, das wird zumindest von der jüngeren Zielgruppe mittlerweile auch erwartet. Damit kann eine Pfeil-Navigation auf das Display gelegt werden. Das Display hat übrigens eine "Anti-Glare" Beschichtung (spiegelt nicht so stark) und der Taster zur Bedienung des Cockpits am linken Lenker ist zwar ein wenig fitzelig, dafür aber beleuchtet und lässt auch gut bedienen. Das neue Display ist wirklich gut gemacht und im Gegensatz zum Vorgänger ein echter Schritt nach vorne.

Die Beleuchtung ist komplett in LED ausgelegt und uns gefällt vor allem die Front-Lichtmaske gut. Eine Warnblinkanlage ist vorhanden, ebenso wie bei Honda üblich das ESS Notbrems-Signal, welches bei starken Bremsen automatisch den Warnblinker aktiviert. 

Krümmer So müssen Krümmer aussehen. Und immer schön polieren!
 

So fährt sie sich

Leute, guckt Euch bitte die vier Orgelpfeifen-Krümmer oben an! Ist das nicht himmlisch? Ein Glück, dass diese so schön frei liegen und in aller Ruhe betrachtet werden können. Der Sound der CB 650 R ist typisch für einen solchen Vierzylinder-Motor. Untenrum schön säuselig und obenrum ein Gekreische wie im Kinderzimmer. Schade, dass die Maschine bei ca. 11.000 Umin in den Begrenzer läuft. Soundcheck rechts oben.
 
Dann mal ab auf die Straße. Die "neue" CB 650 R fährt sich angesehen von der E-Clutch genau wie die "alte". Deshalb verweisen wir an dieser Stelle auf unseren Test von 2019 und beschränken uns hier auf die Änderungen, im Wesentlichen also auf die neue Kupplung.
 
Motor Okay, optisch ist die E-Clutch nicht gerade eine Augenweide, aber irgendwo muss das Ding ja hin!
 
 
Die E-Clutch in der Praxis
 
Kurzgesagt: Die neue E-Clutch funktioniert prächtig. Es ist anfangs etwas befremdlich, dass man selbst beim Einlegen des ersten Gangs nicht die Kupplung ziehen muss. Dass dies während der Fahrt nicht nötig ist, kennt man ja schon von QuickShiftern, aber die E-Clutch fühlt sich dennoch anders an. Sie schaltet weicher als ein QuickShifter, ist allerdings nicht ganz so schnell. Ein großer Vorteil der E-Clutch: Man kann bei jedweder Drehzahl in beide Richtungen schalten, ohne das es ruckelt oder das System meckert. Das funktioniert einfach prima und schon nach kürzester Zeit hat man sich daran gewöhnt.
 
Schlauerweise hat Honda dem Bike aber dennoch einen Kupplungshebel spendiert. Wer also klassisch kuppeln will, kann das gerne machen. Sobald an der Kupplung gezogen wird, wird die E-Clutch für etwa eine halbe Sekunde deaktiviert. Anfangs haben wir uns noch dabei erwischt, dass wir z.B. beim Anfahren oder auch beim Ampelstopp automatisch die Kupplung ziehen, obwohl man das nicht braucht.
 
E-Clutch Da ist das Ding! Die neue E-Clutch wurde auf das Kupplungsgehäuse aufgesetzt.

 
Man kann tatsächlich - sagen wir mal im 4. Gang - an die Ampel fahren und anhalten, ohne die Kupplung ziehen zu müssen. Die Maschine kuppelt dann automatisch aus und wieder ein, sobald man wieder Gas gibt. Tatsächlich kann man so auch im 4. Gang anfahren, obwohl das sicherlich der Kupplung nicht gerade gut tut. Wie auch immer: Das System wirkt schon jetzt ausgereift und als ich danach wieder auf meiner Maschine gefahren bin, habe ich die E-Clutch schon ein bisschen vermisst. Diese Gefühl hatte ich bei QuickShiftern bisher noch nie, hier aber schon. Unserer Meinung nach hat Honda hier ein richtig gutes, weil praxisnahes System entwickelt. Man braucht es vielleicht nicht unbedingt, aber es ist schon mehr als nur "nice to have".
 
Bremsen
Bremst gut: 4-Kolben radial verschraubte Festsättel auf 310er Doppelscheiben.
 
Alles andere an der CB 650 R wirkt ebenso ausgereift. Fahrwerk, Bremsen, Getriebe, Fahrverhalten - alles top wie schon bei der Vorgängerin. Der Motor braucht ein bisschen Drehzahl, schiebt dann aber heftig vorwärts. Der Qualitätseindruck ist rundherum hervorragend, nichts wackelt oder wirkt auf die Schnelle rangedengelt. Honda halt.
 
Honda gibt zwei Jahre Garantie auf die CB 650 R, der Service ist alle 12.000 km fällig. Die Wettbewerber sind Nakedbikes der Mittelklasse - und davon gibt es einige: KTM 790 Duke / Aprilia Tuono 660 / Yamaha MT-07 / Suzuki GSX-8S / Triumph Trident 660 / Kawasaki Z650 / Benelli Leoncino 800. Aber keiner dieser Wettbewerber hat einen Vierzylinder-Motor oder eine E-Clutch oder beides. Insofern ist die neue Honda CB 650 R schon einzigartig.

>>> Datenvergleich Honda CB 650 R vs. Mittelklasse-Nakedbikes <<<

 
 
 

Fazit

Die neue Honda CB 650 R mit E-Clutch ist ein besonderes Bike. Zum Einen wegen der neuartigen Kupplungshilfe, zum Anderen, weil sie mit einen 4-Zylinder-Motor ausgestattet ist. Sie fährt sich klasse, ist einfach zu handeln und eignet sich daher auch für nicht ganz so erfahrene Biker. Das moderne Display gefällt uns ebenfalls besser als das Alte, insofern hat das Update für durchaus 2024 Sinn gemacht. Im Vordergrund steht bei alledem aber immer noch der Fahrspaß, den auch schon die Vorgängerin ohne E-Clutch bieten konnte. Tolles Motorrad! Sie ist übrigens auch ohne E-Clutch für 8.800 Euro erhältlich.
 
Das Testbike wurde uns von Motofun in Kaltenkirchen zur Verfügung gestellt. Dort steht die CB 650 R mit E-Clutch als Vorführer bereit. Wir raten Euch zur Probefahrt, damit ihr feststellen könnt, wie gut die neue E-Clutch funzt. Viel Spaß!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.200€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 6.000€
  • Farben: rot, grau, grün, schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • E-Clutch funktioniert super
  • typischer Vierzylinder Character
  • bissiger Sound
  • ausgereiftes Motorrad, alles hat Hand und Fuß
  • Fahrwerk und Bremsen top
  • auch ohne E-Clutch verfügbar
Kontra:
  • E-Clutch optisch 1b
  • keine Fahrmodi
06.2024: Test Honda CB 650 R mit E-Clutch
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