Suzuki GSX-S 1000 GX im Test

Crossover der Extraklasse aus Japan

Suzuki GSX-S 1000 GX im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die Suzuki GSX-S 1000 GX ist nicht nur der erste Crossover aus Hamamatsu, sondern auch die erste Maschine von Suzuki mit einem elektronischen Fahrwerk. Alles neu also an dieser Maschine? Naja, den K5-Motor kennen wir schon und zum Glück fühlt sich GX sofort an wie eine vertraute Suzi. Fazit vorab: Absolutes Hammerbike!!!

Kreuzung aus V-Strom und GSX-R?

Suzuki war schon immer ein Garant für gut gemachte, eher einfache, dafür aber auch preisgünstige Motorräder. Man denke nur an die seligen Bandits, die jahrelang dafür sorgten, dass Suzuki bis Anfang der 2000er Jahre den ersten Platz beim Marktanteil in Deutschland einnahm. Nun also ein komplett neuer Crossover, der wie Kai aus der Kiste auf der letzten EICMA vorgestellt wurde und seit Anfang des Jahres für 17.400 Euro bei den Händlern steht <gulp>. Bei diesem Preis wird der eine oder andere Suzi-Fan sicherlich schlucken, aber wartet ab Leute, dies hier ist eine Maschine, die ihr nach einer Probefahrt nicht so schnell vergessen werdet.
 
Farben Verfügbare Farben für die GX: Schwarz, Blau, Dunkelgrün.
 
Es gibt die GX in den Farben Blau, Schwarz und Dunkelgrün. Sie ist technisch bis auf den Radar voll ausgestattet mit einem semiaktiven Fahrwerk, Schräglagensensorik, Navigationslösung, Tempomat, Fahrmodi etc. Allerdings hat Suzuki der GX Heizgriffe und Hauptständer leider nicht in Serie spendiert, sodass viele Käufer wohl gleich zur Travel-Edition greifen werden, wo diese wichtigen Features genauso dabei sind wie ein schickes Kofferset. Die Travel-Edition gibt es für 19.100 Euro.
 
Travel-Edition der GX
Travel-Edition der GX mit Heizgriffen, Koffern und Hauptständer für 19.100 Euro.
 
 
Abmessungen und Sitzergonomie
 
Man sitzt auf der GX vollkommen aufrecht und dadurch sehr bequem. Der Beifahrer findet ausreichend Platz sowie sehr gute Haltegriffe vor, sodass einer Tour zu zweit nichts im Wege steht. Das Gewicht von 232 kg ist im Vergleich zu klassischen Adventure-Bikes noch recht moderat, allerdings sind die Fußrasten ein wenig sportlicher (höher und hinten) angebracht, was zu einem ebenso sportlicheren Kniewinkel führt. Dennoch wird man mit der GX auch lange Tagesetappen ohne Probleme zurücklegen können, die Sitzergonomie ist aus unserer Sicht hervorragend gelungen.
 
Abmessungen und Sitzergonomie
So sitzt es sich auf der Suzuki GSX-S 1000 GX.
 
 

360 Grad Rundgang um die Suzuki GSX-S 1000 GX

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik

Die GSX-S 1000 GX besitzt ein leuchtstarkes, scharfes und damit sehr gut ablesbares 6,5 Zoll großes TFT-Farbdisplay. Selbst bei knallender Sonne direkt auf den Bildschirm ist alles perfekt zu erkennen. Die Bedienung des Cockpits erfolgt über ein 4-Tasten Steuerkreuz plus Enter- und Zurück-Taste. Die Bedienung ist zwar komplex, funktioniert aber nach kurzer Einarbeitung sehr gut. 

Sehr gut gefallen hat uns auch die Vollkarten-Navigation, für die zwei Apps erforderlich sind: Die Suzuki "My Spin" App sowie die "Sygic" Navi-App, für die monatlich 1,50 Euro im Jahresabo anfallen. Das ist aus unserer Sicht völlig okay, denn es handelt sich um eine wirklich gute und vollwertige Navigationslösung mit vielen Optionen. 

Die technischen Helferlein und Assistenzsysteme sind bei der GX ebenfalls auf einem hohen Niveau. Für die Schräglagensensorik sorgt eine 6-Achsen IMU mit Eingriff auf Traktionskontrolle und ABS. Das auf dem semiaktiven Showa EERA basierende elektronische Fahrwerk sorgt für die korrekte Dämpfung, die richtige Federvorspannung und reagiert auch auf Bremsmanöver und den Fahrstil des Piloten. Es gibt eine automatische Beladungserkennung und diverse mit wie immer völlig unverständlichen Kürzeln versehene Sensorik-Systeme, wie z.B. SAES, SDDC, SFRC usw.

Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Im Gegenteil: Die GX macht es dem Fahrer leicht. Man wählt einfach ein Fahrmodus A (Sport), B (Standard) oder C (Komfort) und schon wird die Maschine in allen Facetten neu abgestimmt. Das ist wirklich sehr gelungen und man spürt die Unterschiede deutlich. Natürlich kann man Power-Mapping, Traktion etc. auch noch manuell nachregeln, aber wir haben das nicht gemacht, weil die A/B/C Regelung perfekt funktioniert hat. Beim Licht kommt ausschließlich LED-Technik zum Einsatz, eine automatische Blinkerrückstellung hat Suzuki merkwürdigerweise vergessen.

Motor Da isser, der Prachtkerl! 999ccm K5 mit 152 PS - ein Monument des Motorrad-Motorenbaus.
 

Und so fährt sie sich

Gleich gehts los, erst mal noch kurz der Soundcheck. Leute, legt die Ohren an. 97 dbA stehen im Fahrzeugschein, die GX klingt aber deutlich lauter. Vor allem natürlich dann, wenn man Gas gibt. Dann schreit der Vierzylinder einen regelrecht an. Das klingt wie auf der Superbike-Rennstrecke oder wie früher, als Motorräder noch wie Motorräder klingen durften. Soundcheck rechts oben, bitte sehr.
 
Die ersten Meter mit der GX sind gleich ein Traum. Die Maschine ist derartig harmonisch und homogen abgestimmt, dass einem glatt die Luft wegbleibt. Das Zusammenspiel von Fahrwerk, Quickshifter, Motor und Bremsen ist einfach grandios. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Nehmen wir mal den Quickshifter, der natürlich in beide Richtungen funktioniert. Um es kurz zu machen: Ich habe noch nie einen besseren Quickshifter erlebt. Dazu muss man allerdings wissen, dass solche Schalt-Assis es auch einfacher haben, je mehr Zylinder und Schwungmasse ein Motor mitbringt, was hier ja nun mal der Fall ist. Butterweich und superschnell peitscht man vom ersten in den sechsten Gang, nix ruckelt oder zuckelt, so soll das sein!
 
Als nächstes nehmen uns mal den Motor vor, zu dem eigentlich nicht mehr viel zu sagen ist. Seit vielen Jahren begeistert der K5 Motorradfahrer in der ganzen Welt. Mit seinen 152 PS und 106 Nm drückt der Reihenvierer in allen Lebenslagen, ist dabei superelastisch und fühlt sich an wie ein 6-Zylinder in einem 3er BMW - herrlich! Man kann sich im sechsten Gang bis auf 30 km/h "fallen lassen" und dann Gas geben, dass juckt den Motor überhaupt nicht. Und dann diese Power beim Beschleunigen !!! In 3,2 Sekunden bringt Volker die Suzuki von 0 auf 100 km/h, ohne in den zweiten Gang schalten zu müssen. Zum Glück hat die GX eine Wheelie-Control, sonst würde man vermutlich ständig auf dem Hinterrad fahren.
 
elektronisches Fahrwerk der GSX-S 1000 GX Adaptives Fahrwerk und Brembo-Bremsen an der GSX-S 1000 GX.
 
Eingebremst wird man durch eine radial verschraubte Brembo 4-Kolben Festsattelzange an 320er Doppelscheiben und mit einer Bremspumpe von Nissin. Okay, es sind keine Stylemas, aber bremsen tut die GX auch so richtig gut. Die Hinterradbremse ist unauffällig, gleiches gilt für das Kurven-ABS. Typisch Suzuki, es funktioniert einfach alles beherrschbar und vorhersehbar. 
 
Die Maschine besitzt eine beeindruckend aussehende Zweiarmschwinge aus Aluminium und auch die 6-Speichen Gussräder sind aus Leichtmetall gefertigt. Als Reifen kommt der sehr gute Dunlop Sportmax Roadsport II zum Einsatz. Kein Wunder, dass sich die Maschine mit 17 Zoll Vorderrad, 1,47 m Radstand und einer recht steil angebrachten Gabel fluffig fährt. Im Gegensatz zum Schwestermodell GT ist hier alles mehr auf Kurve und Sport ausgelegt, die GT fährt lieber langgezogene Kurven und Autobahn. Das kann die GX natürlich auch, allerdings mussten wir bei unserer Autobahn Testfahrt feststellen, das die Maschine bei Tempo 223 km/h (lt. Tacho) abgeregelt wird. Der Motor könnte natürlich locker zweihundertfuffzig...
 
Die eigentliche Überraschung an der GX war für uns aber ganz klar das überragende Fahrwerk. So eine harmonische Gesamtvorstellung haben wir schon lange nicht mehr erlebt, offenbar hat Suzuki bei der Abstimmung des semiaktiven Fahrwerks sehr viel Geduld bewiesen und ordentliche Entwicklungsarbeit geleistet. Dieser Crossover kann tatsächlich beides: Reisen und Rasen! Wobei wir vor allem letzteres in vollen Zügen genossen haben. Man muss sich schon ein wenig disziplinieren, sonst winken ganz schnell Punkte in Flensburg.
 
Wer es zügig angehen lässt, darf sich übrigens auch nicht über einen Verbrauch von etwa 6,5 Litern auf 100 Kilometer wundern. Damit liegt die Reichweite trotz 19 Liter Tanks bei lediglich 300 Kilometern mit einer Tankfüllung. Nun ja, die GX ist halt keine Reise-Enduro, sondern immer noch ein Cross-Over-Bike. Aber was für eins!
 
Die Garantie auf die GX beträgt sehr gute vier Jahre. Als Wettbewerber kommen BMW S 1000 XR, Kawasaki Versys 1000 SE und Yamaha Tracer 9 GT+ in Frage. Die BMW ist spürbar teurer, Yamaha und Kawa sind etwa auf einem Preisniveau mit der Suzuki.
 

Fazit zur Suzuki GSX-S 1000 GX

Selten waren wir bei unseren Testfahrten so beeindruckt von einem Motorrad wie bei der Suzuki GSX-S 1000 GX. Sie hat Power ohne Ende, ist technisch voll ausgestattet und fährt sich so harmonisch wie kaum ein anderes Bike. Vor allem nervt sie den Fahrer nicht mit all den verbauten Assistenz-Systemen, der Fahrer profitiert einfach von ihnen, ohne diese großartig einstellen zu müssen. Ganz großes Kino für zwar nicht gerade wenig Geld, aber hier ist jeder Euro gut investiert. Und die Wettbewerber sind übrigens auch nicht günstiger...
 
Die Testmaschine wurde uns von Bergmann & Söhne in Tornesch zur Verfügung gestellt. Dort steht sie als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Wir müssen Euch jedoch warnen: Eine Probefahrt mit der GX führt statistisch gesehen in 95% der Fälle zum sofortigen Spontankauf! :-) 

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 17.400€
  • Verfügbarkeit: seit  02/2024
  • Farben: blau, schwarz, grün
Pro & Kontra
Pro:
  • Motor der Extraklasse
  • Sound zum Niederknien
  • Feinfühliges, semiaktives Fahrwerk
  • technisch volle Hütte
  • tourentauglicher Supersportler
  • Kraftund Fahrspaß ohne Ende
Kontra:
  • Windschild nur mit Werkzeug verstellbar
  • Blinker nicht automatisch rückstellend
05.2024: Suzuki GSX-S 1000 GX im Test
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