Fotos: Motorradtest.de
Die neue KTM 990 Duke passt perfekt zwischen die 790 Duke und die 1390 Super Duke R. Sie löst die 890er Duke ab und besteht laut Angaben von KTM zu 94% aus neuen Teilen. Volker und Dietmar haben das neue Mittelklasse Naked-Bike aus Mattighofen zu einer Probefahrt entführt.
Orange sollst Du sein.
Die neue KTM 990 Duke kostet 14.490 Euro. Das ist im Vergleich zum Wettbewerb ein selbstbewusstes Preisschild. Andererseits kostet die ebenfalls neue 1390 Super Duke R nochmal 7.000 Euro mehr. Die 990 Duke gibt es in zwei Farben: Schwarz und Orange. Wer bestellt eine Duke eigentlich in schwarz?
Jetzt mal ehrlich: Schwarz hätte man sich doch schenken können, oder?
Die Maschine erinnert uns optisch an die Vorgängerin
KTM 890 Duke R (-> Test), die wegen der Abgasnorm Euro5+ nicht mehr produziert wird. Das neue Bike hat von der Seite gesehen zwar eine ähnliche Silhouette, sieht aber insgesamt etwas größer und erwachsener aus. Der Auspuff ist nach unten gerutscht und die Lichtmaske wurde komplett neugestaltet. Die KTM Designer von Kiska sagen, das Design ist bewußt extrem ausgefallen und darf ruhig polarisieren. Entweder man mag sie oder eben nicht, Hauptsache keine Langeweile. Das dürfte gelungen sein...
Abmessungen und Sitzergonomie
Die Sitzposition hat sich wenig geändert. Man sitzt Streetfighter typisch nach vorne geneigt und macht automatisch breite Schultern. Die zweiteilige Sitzbank stützt den Po des Fahrers und lässt den Beifahrer höher sitzen. Die Fußrasten des Beifahrers sind etwas tiefer angebracht als bei Nakedbikes üblich, das ist gut für den Kniewinkel der Sozia. Die Sitzhöhe beträgt für den Fahrer bekömmliche 825 mm. Der Lenker ist recht niedrig montiert, man sitzt insgesamt so ähnlich wie auf der 890 Duke.
So gebeugt sitzt man ganz automatisch auf der KTM 990 Duke. Evil united!
360 Grad Rundgang um die KTM 990 Duke
Technik der neuen Duke 990
Die neue Duke hat ein sehr gut ablesbares 5" TFT-Display und komplett neue Schalter. Rechts gibt es nur noch den Anlasser/Kill-Switch, alles andere findet links statt. Dazu gehört ein Tempomat, eine Warnblinkanlage und vier Schalter für die Menü-Steuerung. Und die ist unserer Meinung nach vorbildlich gelungen. Man kapiert die Bedienung automatisch und sämtliche Funktionen sind mit aussagekräftigen Piktogrammen hinterlegt, die auch dem dämlichsten Fahrer klar machen sollten, was er gerade einstellt. Die Bedienelemente sind sogar Hintergrundbeleuchtet. Ganz starke Schalter- und Bedienlösung!
Technisch geht die 990er Duke nahezu komplett an den Start. Drei Fahrmodi, Schräglagensensorik, USB-C Anschluss, selbstrückstellender Blinker, Tempomat etc. sind an Bord. Leider ist der in beide Richtungen funktionierende QuickShifter nur gegen Aufpreis dabei, man kann in aber in den ersten 1.000 Kilometern ausprobieren. Das gilt genauso für die beiden zusätzlichen Fahrmodi "Track" und "Performance".
Will man diese Features auch nach der Einfahrzeit weiter nutzen, so werden diese gegen Aufpreis per Software freigeschaltet. Hört sich nach Abzocke an, ist aber gar nicht so dumm, denn man kann quasi gratis schauen, ob einem diese Dinge den Aufpreis Wert sind. Und nicht vergessen: Auch Software-Entwicklung kostet Geld, man kann also nicht sagen, dass die Zusatzfeatures doch sowieso "schon da sind".
Das Licht kommt komplett in LED-Technik. Wie bei KTM üblich entscheidet man per Einstellung, ob das Tagfahrlicht oder das Abblendlicht aktiv sein soll. Die Lichtmaske ist komplett neu designt, aber im Rückspiegel ist die 990 Duke immer noch deutlich als KTM erkennbar. Um die Hauptscheinwerfer herum sind vier Leuchtleisten gruppiert, die entweder als Positionsleuchten oder als Tagfahrlicht fungieren. Im Falle einer Notsituation weisen Leuchtstreifen im Boden den Weg zu den Ausgängen. Ach ne, das war ja woanders.
So fährt sie sich
Der Sound ist typisch KTM und typisch Reihentwin mit 270 Grad Hubzapfenversatz: Klingt nach V2 und bollert schön unregelmäßig vor sich hin. Das Standgeräusch liegt bei 95 dbA und das Vorbeifahrgeräusch bei 77 dbA. Die Maschine ist also nicht laut, klingt aber trotzdem schön rabautzig und rauhbeinig. Vor allem beim Gas geben meldet sich dir Airbox zu Wort, die jetzt unter dem Soziussitz positioniert ist. Kaum ein anderer Hersteller kriegt es unserer Meinung nach so gut hin wie KTM, das Ansauggeräusch zum prominenteren Teil der Gesamtakustik zu pushen. Da geben sich Ducati und KTM durchaus die Klinke in die Hand -
klingt echt evil.
So, nun aber rauf auf die Bahn. Schade, dass der Flughafen Heist, in dessen Nähe wir drehen, uns partout nicht auf die Landebahn lassen will! Da hätte Volker liebend gerne rauchende Colts gespielt. Geht aber auch auf der Landstraße, wie ich feststellen muss. In unter 3,5 Sekunden prescht die KTM 990 Duke von 0 auf 100 km/h nach vorne. Da komme ich mit der Kamera kaum hinterher. Auch der Spurt von 60 auf 100 im 5. Gang geht fix über die Bühne, nämlich in 2,5 Sekunden. Die neue Duke bringt 123 PS und 103 Nm Drehmoment auf die Straße bzw. in den Antriebsstrang. Volker sagt: "Das Ding brennt überall!". Kleiner Nachteil: Man sitzt mehr oder weniger automatisch mit einem Bein im Gefängnis. Die Kiste verleitet IMMER zum schnellen Fahren, also gut aufpassen!
Das voll einstellbare Fahrwerk passt zu den Fahrleistungen. Es ist schön straff, gibt gute Rückmeldung und taucht vorne nicht zu tief ein. Zug- und Druckstufendämpfung sind per Drehregler in den Gabelholmen sehr leicht einstellbar. Der Rahmen ist angeblich steifer geworden und die neue Schwinge etwas weicher. Das soll noch präziseres Fahren ermöglichen und Stöße hinten besser absorbieren. Ganz ehrlich: Dafür muss man dann wohl doch etwas länger und schneller fahren, als wir das gemacht haben. Aber was wir sagen können: Die neue 990 Duke fährt sich ultra-präzise.
Was die Bremsen angeht, müssen wir ein wenig meckern. Sie ankern zwar gut, man benötigt aber mehr Handkraft als z.B. bei der Super Duke R. Es ist halt keine Brembo Stylema verbaut, und natürlich merkt man das. Aber keine Sorge, auch dieses Motorrad bremst schon ganz gut, nur eben mit etwas mehr Einsatz und nicht ganz so gut dosierbar. "Keine Einfinger-Bremse", moniert Volker. Der Quickshifter funktioniert, ist aber nicht ganz so butterweich wie bei Maschinen mit drei oder vier Zylindern. Es ruckelt hier und da ein wenig, aber man muss ihn ja auch nicht unbedingt buchen.
Egal, davon lassen wir uns nicht irritieren und genießen das Kurvengewusel mit dem sehr leichten Herzog der (fast) Einliter-Klasse. Wirklich herrlich, wie die Maschine mit den Bridgestone S22 harmoniert und immer wieder ziehen wir am Quirl, weil es einfach so viel Spaß bereitet. Das allerdings dürfte den angegebenen Verbrauch von 4,7 Litern auf 100 Kilometern deutlich nach oben gehen lassen. Die rechnerische Reichweite liegt bei 315 Kilometern bei Bummelfahrten.
Die Garantie liegt bei 2 Jahren und der Service ist alle 15.000 Kilometer fällig. Normale Werte, nicht berauschend, aber auch nicht übel. Die Wettbewerber in der Nakedbike-Klasse zwischen 100 und 130 PS sind namhaft: Kawasaki Z900, Yamaha MT-09, Triumph Street Triple 765 R, BMW F 900 R und Ducati Monster lassen grüßen - und zwar zu teilweise deutlich günstigeren Preisen. Trotzdem wird die KTM 990 Duke viele Freunde finden, weil sie einfach eine Spaßgranate erster Güte ist. Hier der Datenvergleich mit den Wettbewerbern:
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