Ducati Hypermotard 698 Mono RVE im Test

Den stärksten Einzylinder in einer Supermoto baut jetzt ... Ducati.

Ducati Hypermotard 698 Mono RVE im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die neue Ducati Hypermotard 698 Mono ist eine Supermoto mit Einzylinder und 77,5 PS. Damit schnappt die KTM den Titel "stärkster Einzylinder" weg, was gerade bei der Zielgruppe der jüngeren Motorradfahrer ein schlagendes Argument sein könnte. Lenny und Dietmar sind die 698 Mono gefahren, hier ihr Bericht.

Krass, Digga!

Die neue Hypermotard sieht aus, wie eine Supermoto aussehen muss: Hochbeinig, schmal, radikal. Man sieht dem Bike quasi schon im Stand an, dass sie vor allem gerne auf dem Hinterrad fährt. Es gibt zwei Varianten: Die Standard 698 Mono gibt es in nur in rot, sie kostet 12.390 Euro. Die von uns getestete RVE gibt es nur in schwarzrot, sie kostet 13.390 Euro. Neben der anderen Lackierung hat sie in Serie einen QuickShifter und schick lackierte Felgen und einen roten Rahmen. Wir könnten uns vorstellen, dass viele die günstigere Mono nehmen, weil sich diese viel leichter umdekorieren lässt, was bei den Kapuzenpulli-Fahrern ja zum guten Ton gehört.
Links die Standard 698 Mono, rechts die RVE.
 
Die Maschine ist 2,11 m lang und hat eine ausgesprochen schlanke Silhouette. Das Schutzblech am Vorderrad ist weit oben angebracht, so dass das Rad gar nicht nach einer 17 Zoll Felge aussieht, sondern viel kleiner. Wunderschon finden wir die Zweiarmschwinge aus Aluminium und die Underseat Doppelauspuff Anlage. Wenn die Maschine so fährt, wie sie aussieht, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Doch dazu später mehr...
 
Abmessungen und Sitzergonomie
 
Die Hypermotard 698 Mono hat eine Sitzhöhe von üppigen 904 Millimetern. Das hört sich nahezu unbezwingbar an, ist aber gar nicht schlimm, denn aufgrund der ebenso üppigen Federwege federt sie bereits beim Aufsitzen tief ein. Man sitzt aufrecht und zum Vorderrad hin orientiert. Die Sitzbank ist schmal und lang, man kann die Sitzposition also seinem Fahrstil anpassen. Sie wiegt trocken federleichte 150 kg und kann daher im Stand wie ein Fahrrad manövriert werden. Der Lenker ist breit und hoch montiert, also soweit alles typisch Supermoto und so ähnlich wie beim Wettbewerb, der KTM 690 SMC-R.
 
Anmessungen
So sitzt es sich auf der Ducati Hypermotard 698 Mono RVE.


Lampen vorne Cockpit Beleuchtung hinten

Technik der 698 Mono

Im Tec-Bereich spielt die neue Duc ihre Stärken gegenüber der Konkurrenz aus. Sie hat ein inverses und 3,8 Zoll großes LCD-Cockpit, welches zwar nicht besonders groß ist, aber dennoch über die wichtigsten Dinge informiert: Speed, Gang, Temperatur des Kühlwassers, Tagfahrlicht, Fahrmodus und: DREHZAHL! Und zwar so, man die Drehzahl auch wirklich ablesen kann. Gruß nach Mattighofen!

Es gibt Kurven-ABS, Ride by Wire, vier Fahrmodi, drei Power-Modi, Wheelie & Launch-Control, eine 6 Achsen IMU von Bosch, eine Motorschlepp-Regelung, eine Traktionskontrolle sowie einen QuickShifter in Serie (nur RVE). Vor allem die Schräglagensensorik bzw. deren Eingriff in die Traktions- und Wheelie-Kontrolle sind spürbar. Die Fahrmodi sind einfach und schnell konfigurierbar, das ABS ist natürlich auch abschaltbar. Keine Sorge, Wheelies und Sliderei sind poblemlos möglich...

Das Licht kommt komplett in LED und ist optisch sehr gelungen. Man kann per Schalter zwischen Abblend- und Tagfahrlicht umschalten und auch an eine Warnblinkanlage und eine automatische Blinker-Rückstellung hat Ducati gedacht. Und schon wieder gehen Grüße raus nach Österreich...

Auspuff

So fährt sie sich

Der Sound der Duc ist etwas zwiespältig. Im Stand ist sie für unseren Geschmack zu zahm, bei etwas mehr Drehzahl fängt sie dann aber an, nach Ducati zu klingen - aber eben auch erst dann. Geschenkt, dafür sehen die beiden Underseat-Töpfe natürlich richtig cool aus. Und wahrscheinlich gibt es im Zubehör auch Termi's, die dann sicherlich noch mehr Sound bringen. Soundcheck des Serienschalldämpfers siehe rechts oben.
 
So, Maschine angeschaut, drum herumgelaufen, Sitzprobe absolviert und Soundcheck gemacht - jetzt geht es dann endlich auch mal auf die Straße. Allerdings nicht auf die Kartbahn oder auf eine Rennstrecke, sondern ganz normal auf die Landstraße. Aber auch da bringt die Hypermotard 698 Mono einen Heidenspaß! Sie lenkt  typisch  für eine Supermoto spielend leicht ein und lässt sich hin- und herwerfen wie ein Fahrrad. Das geringe Gewicht macht aus der Duc tatsächlich einen Bruder Leichtfuß. 
 
Motor
 
Leicht geht auch das Vorderrad nach oben, vor allem dann, wenn Wheelie- und Traktionskontrolle auf zahm gestellt wurden. Eigentlich geht sie vorne immer hoch, wenn man am Gasgriff dreht. Kein Wunder, bei dieser Fahrwerksgeometrie und über 77 PS! Allerdings kann die Hypermotard untenrum nicht ganz mit der KTM SMC-R mithalten. Das Drehmoment von 63 Nm ist für einen Eintopf zwar aller Ehren wert, aber da hat Österreich dann doch die Nase vorn (73,5 Nm Drehmoment). 
 
Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch, wir drehen einfach stets ein bisschen höher und ab geht der Fuchs! Unter 3.000 Umin ist der Motor sowieso unwillig und teilt dies dem Fahrer / der Fahrerin auch durch grobes Schütteln unzweifelhaft mit. Obenrum ist dann nicht nur der Sound geiler, der Motor fühlt sich dort ebenfalls wohler und goutiert dies mit Druck ohne Ende. 
 
Das Fahrwerk der Hypermotard ist komplett einstellbar, die Dämpfung per Drehschalter an den Gabelholmen. Das Sachs-Monofederbein ist ebenfalls einstellbar, hier gibt es nichts zu meckern. Als Reifen kommt der Pirelli Diablo Rosso IV zum Einsatz. Die Maschine fährt sich entsprechend gut, der Kontakt und das Gefühl zur Straße ist trotz der immensen Federwege immer da, auch hier haben wir keine Verbesserungsvorschläge.
 
Edle Zweiarmschwinge aus Aluminium
 
Besonderes Lob verdient sich auch diese Ducati beim Thema QuickShifter und Bremsen. Die Kupplungshilfe funktioniert in beide Richtungen absolut klaglos und butterweich und die M4.32 4-Kolben Festsattelzange von Brembo geht giftig, aber trotzdem wohldosierbar ans Werk. Die Hypermotard 698 Mono hat vorne zwar nur eine Einzelscheibe, die misst aber stattliche 330 Millimeter und wird von einer radialen Bremspumpe (ebenfalls von Brembo) bedient. Ergebnis: Knallharte Verzögerung bei geringster Handkraft!
 
Wenn wir schon bei den Hebeln sind: Diese sind wunderschön designt, einstellbar und wirken sehr wertig. Überhaupt macht die Maschine insgesamt einen wertigen Eindruck, was man bei diesem Preis allerdings auch erwarten darf. Nicht ganz dazu passen die über dem Cockpit verlaufenden Kabel, was wohl den langen Federwegen geschuldet ist. Beim Eintauchen sieht man deutlich, welche weiten Wege diese Kabelstränge mitmachen müssen. Das macht die orangene Konkurrenz übrigens auch nicht anders...
 
Die Garantie liegt bei der Hypermotard 698 Mono RVE bei zwei Jahren ohne Kilometer-Begrenzung. Der Service ist alle 15.000 km fällig, was bei einem Einzylinder-Motor sehr großzügig ist. Der Verbrauch der Duc liegt bei 4,8 Litern, das ergibt bei einem Tankinhalt von 12 Litern eine maximale Reichweite von 250 Kilometern. Nun ja, es ist halt eine Supermoto, kein Reisedampfer.
 

Fazit

Testfahrten auf Supermotos sind für uns immer ein riesiger Spaß.  Vermutlich deshalb, weil wir altersmäßig eigentlich nicht mehr so recht auf diese Art Motorrad passen. Trotzdem haben auch wir vor lauter Freude laut in den Helm gerufen, siehe Testvideo. Die Ducati macht bis auf den Sound im Stand hier alles richtig und wird sicherlich viele Freunde finden. Schließlich ist sie ja nun kräftiger als die Konkurrenz!
 
Das Testbike haben wir von Bergmann & Söhne in Bremervörde zur Verfügung gestellt bekommen. Dort stehen sowohl die Standard Hypermotard als auch die RVE zum Anschauen - und Anfahren! B&S verkauft in Bremervörde neue Motorräder von Ducati und Suzuki. Im Eingangsbereich steht gerade eine GSX-8R in Grau-Rot. Superlecker!
 
Ein Besuch in Bremervörde lohnt sich unabhängig davon aber immer, weil Ducati-Verkäufer Holger stets ehrlich und unverblümt alle positiven wie negativen Aspekte des jeweiligen Testbikes aufzählt. So soll das sein! 

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 13.390 €
  • Verfügbarkeit: ab 02/2024
  • Farben: rot-schwarz
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