Yamaha Ténéré 700 World Raid im Test

Was kann die Yamaha T7 World Raid besser als die Standard T7?

Yamaha T700 World Raid Fotos: Motorradtest.de
 
Die Yamaha Ténéré 700 World Raid erscheint auf den ersten Blick als eine aufgepimpte T700. Auf den zweiten Blick gibt es allerdings jede Menge Unterschiede zur Standard T700. Welche das sind und wie sich die World Raid fährt, haben Meike und Dietmar bei einer Probefahrt abgecheckt. 

So steht sie da

Die World Raid ist ein großes Motorrad. Wirklich groß - und hoch! Ein Radstand von 1,60 m und eine Sitzhöhe von 890 mm machen unmissverständlich klar: Diese Maschine ist nichts für kleine Leute. Das ist uns schon beim Test der Standard Ténéré 700 aufgefallen, aber bei der World Raid (WR) kommt einem das Ganze nochmal eine Ecke größer vor. Das mag vor allem daran liegen, dass die WR eine breitere Front und einen wuchtigeren Tank hat.
 
Neben diesen beiden Bikes hat Yamaha übrigens klammheimlich in 2022 auch noch eine Rally-Version der T7 auf den Markt gebracht. Diese unterscheidet sich vor allem optisch von der Standard T7, die WR hat hingegen viele technische Updates mit auf den Weg bekommen.
 
 
Den Unterschieden zur World Raid haben wir in unserem Testvideo ein Extrakapitel gewidmet, in welchem Joachim Even vom Yamaha Zentrum Hamburg erklärt, was die World Raid den beiden anderen T700ern voraushat. In Stichworten: Bessere KYB-Gabel (voll einstellbar), bessere Sitzbank, TFT-Farbdisplay mit Roadbook-Funktion, 3-fach ABS, Sturzbügel, verbesserter Unterbodenschutz, längere Federwege und eben der größere Tank mit den zwei Kammern. Außerdem darf sich der WR-Treiber über einen einstellbaren Lenkungsdämpfer von Öhlins freuen, der gerade im Geländeeinsatz sinnvoll sein dürfte.
 
Die Sitzposition der World Raid ist wirklich beeindruckend. Der breite Lenker und die enorme Sitzhöhe sowie der breite Vorbau ergeben ein majestätisches Fahrgefühl, mit dem man bei einer 700er Maschine so nicht rechnet. Die WR fühlt sich beinahe wie eine GS an, was allerdings auch für das Gewicht gilt. Die World Raid wiegt vollgetankt im Vergleich zu den 250 kg Adventure-Schiffen zwar nur moderate 220 kg, aber das Bike fühlt sich schwerer an. Die WR wiegt also immerhin 16 kg mehr die Standard-T700 und dieses Gewicht will um die Kurve gebracht werden. Nicht missverstehen: Das ist jetzt alles kein Beinbruch, aber zumindest beim Rangieren ist für kleinere oder weniger kräftige Leute Schluss.
 
Schade finden wir, dass Yamaha die Haltegriffe für den Beifahrer vergessen hat. Der Fokus liegt bei der WR sicherlich nicht auf Touren für zwei Personen, sondern eher auf den Solo-Reisenden, der sich mal die Mongolei ansehen möchte, aber den Sitzkomfort für den Beifahrer hätte man sicherlich noch einen Tick besser hinkriegen können.

Abmessungen der Yamaha Ténéré 700 World Raid
Abmessungen Yamaha Ténéré 700 World Raid

 360 Grad Rundgang um die Yamaha Ténéré 700 World Raid

Motorschutz Cockpit Tank

Das soll sie können

Die technische Ausstattung der World Raid ist ähnlich wie der Standard-T700 überschaubar. Es gibt nach wie vor kein Ride by Wire und somit auch keine Fahrmodi, keine Traktionskontrolle oder sonstigen Schnickschnack. Das ABS kann hier in drei Stufen eingestellt werden, für Offroad-Treiber sicherlich ein sinnvolles Feature.

Beim Cockpit handelt es sich nun um ein sehr gut ablesbares 5 Zoll Farb-TFT Display mit unterschiedlichen "Themes". Dabei ist auch eine Roadbook-Funktion, für die Yamaha links einen separaten Schalter spendiert hat. Das Cockpit steht auch bei der World Raid hochkant, was den Enduro-Charakter der Maschine unterstreicht.

Die Lichtausstattung ist komplett in LED ausgelegt, die Frontscheinwerfer bestehen aus zwei Abblendlichtern und zwei Fernlichtern. Gerade von vorne ist eine Ténéré 700 (egal, welche) deshalb sofort erkennbar, sie ist optisch sehr eigenständig. 

Alle T700 haben einen Unterbodenschutz, der bei der WR noch einmal nachgebessert wurde. Beim Aufsitzen fällt der zweigeteilte Tank sofort ins Auge. Das sieht beeindruckend aus, ist unserer Meinung nach aber überflüssig, zumal die Installation eines Tankrucksacks schwierig werden dürfte.

Motor World Raid

So fährt sie sich

Wie schon angedeutet ist die World Raid ein sehr großes Motorrad, was sich auch während der Fahrt sofort zeigt. Sie fühlt sich sehr solide an, auch bei hohem Tempo auf der Autobahn gerät sie nicht aus der Fassung. Das 21 Zoll Vorderrad macht im Gelände einen guten Job, führt auf der Straße aber zu einem eher geradeaus-lastigem Fahrverhalten. Nicht missverstehen: Natürlich fährt die WR auch durch Kurven, aber so richtig wendig ist das Ganze nicht. Trotzdem hat sich gerade Dietmar mehr als wohl auf dieser Maschine gefühlt. Die hohe Sitzposition und das souveräne Fahrverhalten erinnern auf der Straße eher an eine GS als an eine Enduro.
 
Das Windschild ist bei der World Raid etwas höher als bei den anderen T7, zusätzlich gibt es Winglets an den Seiten der Verkleidung. Die Verkleidung selbst ist wegen des 23 Liter Tanks breiter und das alles zusammen ergibt einen guten Wind- und Wetterschutz. Bei höheren Tempi gibt es nach Fahrergröße zwar kleinere Turbulenzen am Helm, das ist aber gut auszuhalten und ein Schrankwand-Windschild a lá GSA will man an so einem Bike ja auch nicht haben - und vor allem nicht ansehen müssen.
 
Frontmaske
 
Leistungsmäßig konnten wir zur Standard T7 keinen Unterschied feststellen. Die World Raid spurtet absolut gesehen wg. des höheren Gewichts zwar etwas langsamer von 0 auf 100 km/h, aber das fühlt dennoch nicht langsam an. Auch der Durchzug von 60 auf 100 km/h ist vergleichbar - welch Wunder, der Motor inkl. Mapping ist ja identisch. Eine Leistungsgranate will die T7 nicht sein und sie ist es auch nicht. Der CP2 geht zwar schon elastisch und drehfreudig zu Werke, aber mit den 125+ PS Bikes der Oberklasse kann er natürlich nicht mithalten. Will er allerdings auch gar nicht, denn der Fokus bei der World Raid liegt ja auf dem Reisen, nicht auf dem Rasen.
 
Dazu passt die sehr gute Reichweite von ca. 500 km genauso gut wie die komfortable Fahrwerksabstimmung. Die voll einstellbare Gabel vorne spricht feinfühlig an und man kann über Stock und Stein brettern, die WR bringt das nicht aus der Ruhe. Der Sound (siehe Soundcheck rechts oben) ist unauffällig okay, was ebenfalls zu einem Long Range Tourer passt.

Fazit - was bleibt hängen

Wir haben die T7 World Raid vor dem Test unterschätzt. Zumindest hätten wir nicht erwartet, wie erwachsen die Maschine ist. Sitzhöhe, schiere Größe und das höhere Gewicht machen aus der World Raid eine andere Maschine, als die "kleine Schwester" T7. Sie ist wie gemacht für die gaaaaanz lange Reise über Stock und Stein und fährt sich äußert souverän. Für kleinere Leute ist sie nicht geeignet, das zeigt sich allerdings schon bei der Sitzprobe. Die guten Verkaufszahlen der beiden bisherigen T7-Modelle dürfte die World Raid noch einmal verbessern - es ist tatsächlich kein billiger Aufwasch, sondern quasi neues Motorrad.
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Yamaha Zentrum Hamburg / Tecius & Reimers. Dort steht die World Raid als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Einfach anrufen und nach Joachim fragen. Viel Spaß!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 13.899 €
  • Verfügbarkeit: ab 06/2022
  • Farben: blau, schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • sehr erwachsener Auftritt
  • neues TFT-Cockpit mit drei Themes
  • hochherrschaftliche Sitzposition
  • geländetauglich
  • große Reichweite
  • verbessertes Fahrwerk
  • guter Wind- und Wetterschutz
Kontra:
  • vollgetankt kein Leichtgewicht mehr
  • Soziusplatz ohne Haltegriffe
  • nur für größere Fahrer geeignet
08.2022: Yamaha Ténéré 700 World Raid im Test
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