Husqvarna Norden 901 im Test

So fährt sich die schicke Reise-Enduro im Skandinavien-Design

Husqvarna Norden 901 Foto: motorradtest.de

Mit der neuen Norden 901 bietet Husqvarna eine Reise-Enduro der gehobenen Mittelklasse, die sich sowohl im Gelände als auch auf der Straße wohlfühlen soll. Eine geschickte Positionierung, denn mit den beiden 890er KTMs hat die Muttergesellschaft bereits zwei Schwestermodelle im Rennen, die jedoch stärker Richtung Straße bzw. Gelände tendieren. Ist die Norden 901 die goldene Mitte? Wir haben mehrere Runden gedreht - und sind begeistert.

Einleitung

Unterhalb der Adventure-Bike Dickschiffe á la R1250GS & Co. hat sich in den letzten Jahren eine etwas andere Art der Reise-Enduros etabliert: Die Maschinen der gehobenen Mittelklasse mit nicht ganz so kräftigen Motoren, dafür aber leichter und vor allem geländegängiger. Die Federwege sind bei diesen Bikes länger, die Sitzhöhe ist ausgeprägter, dazu kleinere Windschilder und natürlich 21 Zoll Vorderräder. Die neue Husqvarna Norden 901 passt genau in dieses Beuteschema und befindet sich in guter Gesellschaft von Honda Africa Twin, Triumph Tiger 900 Rally, BMW F850GS und natürlich der KTM 890 Adventure, mit der sie sich z.B. Motor und Fahrwerk teilt.

Abmessungen Husqvarna Norden 901
Bild: Abmessungen Husqvarna Norden 901
Bevor wir aufsitzen, gehen wir einmal um die Husky herum und erfreuen uns am erfrischenden, skandinavischen Design. Hier stimmen die Proportionen und auch die Farbgebung Dunkelgrau, Neongelb und Weiß gefallen uns auf Anhieb. Der Sitz kann in zwei Positionen arretiert werden: Entweder mit 854 mm Sitzhöhe oder mit 874 mm. Letzteres ist nur etwas für Personen ab 1,85 m, aber dann sitzt es herrlich hoch oben über dem Verkehr. Und wer oft im Gelände unterwegs ist, wird natürlich auch diese Sitzposition auswählen. Die Sitzbank ist schön komfortabel und der/die Beifahrer:in wird sich ebenfalls über eine breite Sitzbank mit gut erreichbaren Haltegriffen freuen. Man sitzt wirklich toll auf diesem Bike und wird so auch mehrere Stunden im Sattel unfallfrei überstehen. Dazu passen der breite Lenker und die sehr aufrechte Sitzposition. 
Cockpit LED-Licht und Positionsleuchten USD-Gabel vorne

Das soll sie können

Mit 14.469 € ist die Norden 901 nur auf den ersten Blick teuer. Bedenkt man die Serien-Ausstattung, steht sie eher günstig da. An Bord sind QuickShifter mit Blipper-Funktion, 5 Zoll TFT-Farbdisplay, drei Fahrmodi, Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, Tempomat, Motorschlepp-Regelung, 12V-Anschluss im Cockpit (leider kein USB), Nebel-Positionsleuchten, Voll-LED Beleuchtung sowie Handprotektoren. Noch Fragen?

Nun ja, vergessen haben die Husqvarna-Leute leider die automatische Blinker-Rückstellung, ein verstellbares Windschild und eine Warnblinkanlage. Die Verbindung zum Handy und damit verbundene Möglichkeit, ein Navi im Display einzubinden, ist genauso aufpreispflichtig wie das empfehlenswerte "Explorer"-Paket, welches einen gleichnamigen 4. Fahrmodus freischaltet, den man sehr detailliert auf seine Bedürfnisse einstellen kann. Zur Not tun es aber auch die ohne Aufpreis verfügbaren Fahrmodi Road, Street und Offroad (ABS hinten aus). Die Traktionskontrolle kann jederzeit in 9 Härtegraden eingestellt werden. 

Mit anderen Worten: Die Husqvarna Norden 901 ist bereits serienmäßig sehr gut ausgestattet. Da steht der Listenpreis doch gleich in einem ganz anderen Licht da, oder?

Standard-Farbe der Norden 901

So fährt sie sich

Okay, dann drehen wir mal eine Runde. Seitenständer rein (Hauptständer gibt es im Zubehör) und Zündschlüssel umgedreht (Keyless Go gibt es zum Glück nicht!). Herrlich, wie der Edelstahltopf brummelt. Und zwar nicht krawallig laut - nur 88 DB stehen im Schein! - dafür dank Hubzapfenversatz aber bassig und dumpf. Erinnert übrigens sehr an die KTM 890 Adventure. Wer mehr Alarm will, findet im Zubehörshop von Husqvarna auch einen Akra-Topf, unserer Meinung nach ist dieser aber überflüssig.
 
Schon auf den ersten Metern wird klar, dass man es hier mit einem hochwertigen und sehr gut ausbalancierten Motorrad zu tun hat. Es fühlt sich harmonisch an, man ist sofort zu Hause. "Leicht zugänglich" schreiben unsere Kollegen aus Österreich - und das stimmt auch. Die Maschine ist nicht zu schwer und die Sitzposition und der breite Lenker geben dem Fahrer das gute und vertrauensvolle Gefühl einer vollen Kontrolle über das Bike.

 
Der QuickShifter funktioniert nahezu ruckelfrei in beiden Richtungen, man nutzt in gern. Und der Motor - naja, kennt man ja schon von der KTM 890: Druck bereits von unten und ab 7.000 UMin gibt es nochmal einen Nachschlag. Wirklich toll, wie der Reihentwin lustvoll ausdreht und sich dabei nicht gequält anfühlt. Okay, den Punch einer 1290 Adventure, R1250 oder Multi V4 haben wir hier nicht, aber dennoch geht es zügig vorwärts. Wie sagt man so schön: Mehr Power braucht kein Mensch. 
 
Das Fahrwerk ist eher auf der komfortablen Seite denn auf der sportlichen. Gut so, denn mit einer Reise-Enduro will man keine Rundenrekorde erzielen, sondern lange und möglichst ohne Rückenschmerzen dahingleiten. Das klappt mit der Norden 901 sehr gut und wer er sportlicher mag, der kann die 43 mm USD-Gabel und das Federbein nicht nur in der Basis verstellen, sondern auch in Zug- und Druckstufe (Federbein nur Basis & Zugstufe). Das WP-Fahrwerk vermittelt ein sehr gutes Gefühl zur Straße, dazu passen auch die ordentlich zubeißenden Bremsen von J. Juan sowie die gut gewählte Bereifung des Pirelli Scorpion Rally STR.
 
Der Windschutz ist okay, könnte aber besser sein. Zum einen liegt das daran, dass das Windschild leider nicht verstellbar ist und zum anderen ist die Scheibe relativ klein. Das passt natürlich zum Enduro-Charakter des Bikes, aber einen Windschutz wie auf einer RT darf man hier nicht erwarten. Noch ein kurzes Wort zur Bedienung: Dank eines logischen Steuerkreuzes auf der linken Lenkerseite mit Enter, Zurück und Oben/Unten Tastern geht die Einstellung der vielen Funktionen einfach von der Hand. Die Menüsteuerung ist logisch und kann auch ohne Blick in die Bedieunungsanleitung verstanden werden. Das Display ist gut ablesbar, allerdings werden für unseren Geschmack auf dem Standard-Screen etwas zu viele Infos auf einmal angezeigt. 
 
Cockpit
 

Fazit - was bleibt hängen

Wunderbar, diese Norden 901. Husqvarna hat geliefert, und zwar eine Reise-Enduro, die sich nicht nur auf der platten Straße wohlfühlt, sondern auch im Gelände. Auch optisch hebt sich die Husky wohltuend von anderen Maschinen ähnlichen Kalibers ab. Sie ist nicht zu fett und nicht zu dünn, hat ordentlich Power und klingt gut. Was will man mehr? 
 
Dazu die bemerkenswerte Zugänglichkeit des Motorrads, welche auch nicht so erfahrenen Bikern entgegenkommt. Wir sind uns sicher: Dieses Bike wird sich gut verkaufen und das völlig zu Recht. Wer jetzt Blut geleckt hat begebe sich bitte zu einer Probefahrt nach St. Michaelisdonn zu Heller & Soltau. Dort steht die Norden 901 zur Probefahrt bereit und es gibt um die Ecke herrliche Landstraßen, wo man das Gefährt auch mal ausfahren kann. 

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 14.469 €
  • Verfügbarkeit: ab 01/2022
  • Farben: Schwarz-Weiß-Gelb
Pro & Kontra
Pro:
  • eigenständige Optik
  • gute Ausstattung
  • souveräner Motor
  • ausgewogenes Fahrwerk
  • komfortables Sitzen für Fahrer und Beifahrer
Kontra:
  • da fällt uns nix ein ...
01 2022: Husqvarna Norden 901 im Test
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