Royal Enfield Classic 350 im Test

Was kann das neue Retro-Bike aus Indien?

Royal Enfield Classic 350 Fotos: motorradtest.de
 
Die neue Royal Enfield Classic 350 beerbt die Classic 500 mit einem Euro-5 konformen Motor und jeder Menge Retro-Feeling. Wir haben die Classic 350 mit ihren 20 PS ausgeführt und waren innerhalb von Sekunden entspannt, gechillt und entschleunigt - herrlich!

So steht die da

Da steht sie, die neue Classic 350 vor dem Eingang des Hamburger RE-Händlers Legendary Cycles, der uns diese schöne Maschine für diesen Test geliehen hat. Die optischen Unterschiede zum Vorgänger muss man schon mit der Lupe suchen, sie sieht eigentlich genauso aus wie die Classic 500. Der Kanonenrohr-Auspuff ist ihr zum Glück genauso erhalten geblieben wie die runden Schutzbleche aus Metall und der herrliche Scheinwerfer mit der Kapuzenabdeckung. Das ist Retro in Reinkultur, wobei man mit dem Ausdruck Retro bei Royal Enfield natürlich etwas vorsichtig sein muss. RE hat schon immer solche Motorräder gebaut, sie haben einfach nie damit aufgehört!
 
Beim Aufsitzen sofortiges Pudel-Wohl-Gefühl-Einstelling: Aufrechte Sitzposition, Lenker nicht zu weit weg, bequemes Sitzpolster, passt alles auf Anhieb. Obwohl die Sitzhöhe mit ca. 80 cm recht niedrig ausfällt, fühlen sich auch Personen mit 1,85 m und größer nicht unwohl. Den sicheren Stand mit beiden Füßen bekommen auch kleinere Leute problemlos hin, wobei das Rangieren wegen der 195 kg Gewicht (fahrbereit) etwas schwerer fällt, als wir das erwartet hätten. Selbst der Beifahrer hat bei unserem Testmodell mit extra Sozius-Sitz genug Platz und die etwas unorthodoxen Haltegriffe bringen Sicherheit. Für eine eigentlich eher kleinere Maschine fühlen sich also sowohl der Fahrer als auch der Beifahrer gut aufgehoben, durchaus auch für die längere Fahrt.
 
Abmessungen RE Classic 350
 
Virtueller 360 Rundgang um die Royal Enfield Classic 350
Lampe Cockpit Motor

Das soll sie können

An dieser Stelle beschreiben wir normalerweise die technische Ausstattung, die Bedienung und das Cockpit sowie die Schalter und z.B. die Connectivity zum Smartphone. Haha! Gibt es hier natürlich alles nicht. Schon die Warnblinkanlage sehen wir als absolutes Luxus-Feature der Classic 350.

Im Ernst: Diese Maschine hat außer ABS wirklich gar nichts an Technik an Bord. Es gibt einen analogen Geschwindigkeitsanzeiger, eine Tankfüll-Anzeige (Hurra!) sowie einen minimalen Bordcomputer. Keine Fahrmodi, keine Wheelie- oder Traktionskontrolle, keine Schräglagen-Sensorik und keine LED-Technik.

Wir erinnern uns: Dieses Bike hat 20 PS und braucht die technischen Errungenschaften anderer Motorräder mit 200 PS auch gar nicht. Man, ist das entspannend!

Royal Enfield Classic 350 in Halcyon-Grey Foto: Royal Enfield

So fährt sie sich

Bevor wir losfahren, horchen wir kurz, was da so aus dem wunderschönen Auspuff rauskommt. Das lohnt sich tatsächlich, denn der Einzylinder wummert herrlich sonor vor sich hin (Soundcheck rechts oben). Nicht zu laut, nicht zu leise, genau richtig. Und im Vergleich zu so manchen modernen 500er Twin sogar charakterstark mit  hohem Wiedererkennungswert.
 
Dann fahren wir los uns sind spontan begeistert. Die Classic 350 fährt direkt ins Herz. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies nicht nur uns so geht, sondern wohl so ziemlich jedem, der eine Probefahrt wagt. Dieses Bike ist sowas von herzerwärmend, dass uns hier ganz einfach die Worte ausgehen. Die an dieser Stelle normalerweise folgenden Ausführungen zur Leistungsentfaltung, Durchzug, Fahrwerk, Beschleunigung und Durchzug etc. ersetzen mit einem kurzen Statement: Die RE Classic 350 fährt sich toll, bremst gut und wer möchte kann sie sogar (etwas) sportlich bewegen. Das einem die 20 PS dabei natürlich nicht die Arme lang ziehen ist klar, aber wer bitte will denn das auf dieser Maschine?!
 
Stattdessen lässt man die Sorgen hinter sich, genießt die Natur und die Umgebung und fährt völlig entschleunigt Motorrad. So gut wie Royal Enfield kann das unserer Meinung nach kaum ein anderer Hersteller und die Classic ist im Vergleich zu Himalayan, Interceptor und auch Meteor in dieser Hinsicht sogar noch einen Tick besser als die Stall-Kameraden.
 
Insofern ist die Classic 350 auch nicht nur ein schönes Erst-, sondern auch ein wunderbares Zweitmotorrad. Wer schon ein Adventure- oder Sport-Bike in der Garage hat und nun zusätzlich noch die Classic, der wird zur Fahrt an den Baggersee oder ins Café garantiert IMMER dieses Bike vorziehen. Wie Royal Enfield das genau hingekriegt hat, wissen wir auch nicht, aber genau so ist es. 100% garantiert! 

Fazit - was bleibt hängen

So schön kann Motorradfahren sein! Wer gerade 5.100€ über hat und sich ein Motorrad kaufen will: Mache bitte eine Probefahrt mit der Classic 350! Egal, welches andere Bike Du im Visier hattest, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Du Dich am Ende für die RE entscheidest. 
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise zur Verfügung getellt von Legendary Cycles / Hamburg. Hier steht die Classic 350 zur Probefahrt bereit, genauso wie alle anderen Modelle von Royal Enfield sowie viele weitere Motorräder von Benelli, Mash, Mondial, Fantic, Moto Morini und Indian.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 5.090 €
  • Verfügbarkeit: ab 01/2022
  • 7 Farben: Halcyon Black, Halcyon Green, Halcyon Grey, Dark Stealth Black, Dark Gunmetal Grey, Chrome Red, Chrome Bronze
Pro & Kontra
Pro:
  • wunderschönes Retro-Design
  • solide Bauweise
  • sicheres Fahrgefühl, gute Bremsen
  • schöner Einzylinder-Sound
  • einfache Bedienung, nichts lenkt ab
  • Haupt- und Seitenständer Serie
Kontra:
  • überschaubare Leistung
  • Schalthebel etwas zu tief angebracht
02 2022: Royal Enfield Classic 350 im Test
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