Benelli TRK 502 X im Test

Was kann das günstige, mächtige Adventure-Bike mit 48 PS?

Benelli TRK 502 X im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Mit der TRK 502 X stellt Benelli ein ausgewachsenes Adventure-Bike für A2 Führerscheininhaber für unter 7.000 Euro auf die Beine. Da kann doch was nicht stimmen!? Doch, stimmt. Und die Maschine ist auch noch richtig gut, wie Markus und Dietmar bei einer ausgiebigen Probefahrt feststellen durften.

Einleitung

Zunächst einmal zur Klarstellung: Hier geht es nicht um den italienischen Bestseller Benelli TRK 502, sondern um das Schwestermodell mit dem Zusatz "X". Das Bike ohne X war in Italien im vergangenen Jahr tatsächlich die meistverkaufte Maschine, noch vor der BMW GS. Okay, Benelli ist ja auch eine italienische Marke, aber das allein kann ja nicht der Grund sein. Entweder ist die TRK besonders gut oder besonders günstig - oder sogar beides ... wir sind gespannt.
 
Unterschiede zwischen der hier getesteten Benelli TRK 502 X hat der Standard-TRK 502:
 
- Speichenräder vs. Gussfelgen
- 19" Vorderrad vs. 17" Vorderrad
- seitlich angebrachter Auspuff statt Underfloor-Auspuff
- Sitzhöhe stattliche 895 mm vs. 840 mm
- Hauptständer in Serie dabei (nicht verfügbar bei der TRK 502)
- axiale angebrachte Schwimmsättel bei der X vorne statt radial verschraubte Festsättel
- Offroad-Reifen statt Straßenreifen
 
 
Man merkt also deutlich: Die Benelli TRK 502 X gibt den Reisedampfer, der auch vor Schotter & Co. nicht zurückschreckt. Der Vergleich zu BMW drängt sich förmlich auf: Die GS entspricht der TRK 502, die GS Adventure entspricht der TRK 502 X. Drei Farben sind verfügbar: Blau, Grau und Weiß. Sogar optisch erinnert die TRK 502 X mit ihrem Schnabel ein wenig an die BMW GSA. Die zerklüftete Front baut sich vor einem auf wie ein Berg - das gefällt uns ziemlich gut.
 
Farben Benelli TRK 502 X
 
Auch die Sitzprobe hat es in sich. Die Sitzhöhe von knapp 90 cm ist natürlich nichts für kleine Leute, aber sooo hoch fühlt sie sich eigentlich gar nicht an und sowohl Markus als auch Dietmar hatten keine Probleme mit der Standsicherheit. Richtig klasse ist die Sitzbank, diese ist extrem komfortabel gepolstert und man fühlt sich spontan wohl auf diesem Bike. Auch der Sozius kann sich nicht beschweren, es gibt reichlich Platz und Haltegriffe. Heizbar sind die Sitze allerdings nicht, aber nicht vergessen: Wir sprechen hier von einem Motorrad unter 7.000 Euro! Das werden wir in diesem Test wohl noch häufiger anmerken müssen.
 
Abmessungen der Benelli TRK 502 X
Abmessungen Benelli TRK 502 X
So sitzt es sich auf der TRK 502 X - äußert kommod!
 

360 Grad Rundgang Benelli TRK 502 X

Cockpit Beleuchtung hinten Schwinge

Technik der TRK 502X

Das Cockpit erinnert uns spontan an die alten GSX-Anzeigen von Suzuki: Es gibt ein weiß hinterlegten, analogen Drehzahlmesser plus LC-Display mit Ganganzeige und Bordcomputer. Alles lässt sich gut ablesen und die Bedienung ist völlig frei von Irritationen.

Das liegt natürlich auch daran, dass es kaum etwas zu bedienen gibt. Die TRK 502 X hat außer dem 2-Kanal-ABS von Bosch keine technischen Extras an Bord, was die Maschine herrlich überschaubar macht. Auch auf eine Traktionskontrolle wurde verzichtet, was bei 48 PS allerdings auch verzeihbar ist.

Ablend- und Fernlicht haben noch Halo-Technik, Blinker und Rückleuchte kommen mit LEDs. Die Maschine besitzt einen USB-Anschluß und eine Warnblinkanlage. Zudem finden wir zwei in Serie ungenutzte Schalter, die vermutlich für Zusatzscheinwerfer und Tagfahrlicht vorgesehen sind. Alle Schalter werden übrigens blau hinterleuchtet! Insgesamt also eine sehr einfache Ausstattung mit dem Nötigsten, was sicherlich dem Preis geschuldet ist, die Maschine aber irgendwie auch sympathisch macht.

Front / Lichtmaske

So fährt sie sich

Der Sound der Benelli TRK 502 X ist eine faustdicke Überraschung! Man könnte fast meinen, neben einem Boxer zu stehen. Der Hubzapfenversatz lässt grüßen. Die Benelli klingt wirklich kernig und das hört sich überhaupt nicht nach 500 Kubik an, eher nach einem Tausender. Der Windschutz der Maschine ist okay, aber leider lässt sich das Windschild nicht in der Höhe verstellen. Bei uns gab es dann auch ab ca. 110 km/h kleinere Verwirbelungen am Helm, aber grundsätzlich ist der Wind- und Wetterschutz angemessen. Es gibt seitliche Flaps und natürlich sorgt die massige Verkleidung ebenfalls für einen Wetterschutz. Das fühlt sich schon sehr gut an.
 
Mindestens genauso gut fühlt es sich im Sattel der Benelli an. Die Sitzbank ist sehr bequem gepolstert und durch die hohe Sitzposition ergibt sich ein erhabenes Fahrgefühl. Dieser Eindruck wird durch das Fahrwerk noch einmal unterstrichen. Es geht hier komfortabel zur Sache und auch Schlaglöcher können der Fuhre nichts anhaben. Wie immer gilt: Länge läuft und Gewicht federt! Die Maschine bringt fahrfertig 235 kg auf die Waage und lässt sich daher nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Wer jetzt denkt, das würde die Maschine behäbig machen, der halte sich bitte die Gewichtsangaben anderer Adventure-Bikes vor Augen - da sind 235 kg schon eher als leicht zu bezeichnen.
 
Front mit Entenschnabel
 
Die 50 mm (!) USD-Gabel ist zwar nicht einstellbar, macht aber einen guten Job. Das Mono-Federbein hinten ist in der Zugstufe und in der Federbasis einstellbar, die Federwege betragen 140 mm. Das ist nicht gerade viel, fühlt sich aber trotzdem okay an. Die Benelli TRK 502 X hat in Serie übrigens ausladende Motorschutzbügel. Das ist sicherlich eine ziemlich gute Idee, denn A2-Fahranfänger dürften diese Maschine durchaus mal auf die Seite legen, z.B. beim Rangieren. Dank des Motorschutzes macht das zwar nichts, aber das Aufstellen der Maschine sollte man vielleicht einmal geübt haben, bevor es in die Alpen geht.
 
Die Fahrerei mit der TRK 502 X entpuppt sich als unspektakulär. Der 48 PS Reihentwin hat mit der bulligen Maschine natürlich nicht gerade leichtes Spiel, aber es geht dennoch vernünftig vorwärts - zumindest allein. Zu Zweit und mit Gepäck könnte es da schon etwas schwieriger werden, aber was soll's: Rundenrekorde will mit einem A2-Bike sowieso niemand brechen. Jedenfalls fährt sich das Bike sehr harmonisch und fühlt sich toll an. Man gewöhnt sich ob der Leistung schnell einen lässigen - oder sagen wir besser - gelassenen Fahrstil an und genießt die Fahrt in vollen Zügen. Erstaunlich in dieser Preisklasse ist auch die erstklassige Reifenwahl: Die Metzeler Tourance sind hervorragende Pneus und passen wunderbar zur Benelli. Der Marketing-Spruch "Egal ob auf Sand, Schotter oder Asphalt - diese Reisenduro ist dein perfekter Reisebegleiter." stimmt tatsächlich!
 
Motor
 
Nicht ganz so toll ist das Thema Bremserei. Die Vorderrad-Bremse benötigt leider mehr Handkraft als viele Wettbewerber. Wir wundern uns sowieso, warum Benelli bei der Standard-TRK 502 (ohne X) radial verschraubte 4-Kolben Festsättel verbaut und bei der X axial verschraubte Schwimmsättel. Nun ja, es ist natürlich nicht so, dass die TRK 502 X nicht bremsen würde, aber man muss für eine starke Bremswirkung schon feste zudrücken.  Die Brems- und Kupplungshebel sind übrigens beide in der Reichweite einstellbar.
 
Insgesamt macht die Maschine auf uns jedenfalls einen guten Eindruck. Offenbar hat sich Benelli bei der Entwicklung folgendes ins Lastenheft geschrieben: "Baut eine GS Adventure mit 48 PS für unter 7.000 Euro". Natürlich hinkt dieser Vergleich in vielerlei Hinsicht (z.B. Technik und Leistung), aber zumindest vom Fahrgefühl her hat die TRK X schon viel zu bieten. Und es ist sicherlich auch kein Zufall, dass die Benelli viele optische Anleihen der BMW GS nimmt, siehe z.B. den Spritzschutz hinten.
 
Benelli TRK 502 X seitlich
 
Einen dicken Kritikpunkt haben wir allerdings noch: Die "my Benelli" App, die wir gerne ausprobiert hätten, spricht nur italienisch. Zum Glück beherrscht der Autor dieser Zeilen diese Sprache, aber es ist doch etwas beschämend, dass Benelli nicht einmal Englisch als Option anbietet. Die Funktion der App konnten wir leider nicht testen, weil es bei der Eingabe der Fahrzeugnummer Probleme gab. Da man mit der App aber sowieso nicht viel anfangen kann, ist dieses ganze Thema aus unserer Sicht zweitrangig. Am besten, man vergisst einfach, dass sich die Maschine mit dem Smartphone koppeln lässt und erfreut sich an der ansonsten untadeligen Bedienung.
 

Fazit - was bleibt hängen

Es ist schon erstaunlich, was Benelli für diesen Preis auf die Beine stellt. Wer jetzt denkt, dass dieses Bike bei diesem Preis ja nur Schrott sein kann, den müssen wir eines Besseren belehren. Die TRK 502 X ist ein gutes Motorrad, wenn auch mit überschaubarer Leistung und einfacher Ausstattung. Sie fährt toll, lässt sich gut bedienen und macht optisch mächtig was her. Da wird der eine oder andere A2-Führerschein-Inhaber sicherlich schwach werden. Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Benelli Deutschland für diesen Test zur Verfügung gestellt - vielen Dank!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 6.849 €
  • Verfügbarkeit: Ende 2021
  • Farben: Blau, Grau, Weiß
Pro & Kontra
Pro:
  • komfortables, vertrauensweckendes Fahrverhalten
  • brummeliger Sound, erinnert an Boxer
  • einfache Bedienung
  • vermittelt sehr souveränes Fahrgefühl
  • mächtige Optik
Kontra:
  • für einen Einsteiger recht schwer
  • Leistung wird zu Zweit mit Gepäck dünn
  • Bremsen vorne benötigen Kraft
04 2023: Benelli TRK 502 X im Test
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