Honda CBF 1000 | TEST
Wenn der Weg das Ziel ist
Über zehn Jahre alt ist unsere Testmaschine aus dem Jahr 2008, rund 60.000 Kilometer kamen dabei zusammen. Steckt noch Leben in ihr? Das soll unser Test herausfinden.
Älter, aber gut beisammen
Oha, wer hätte das gedacht? Elf Jahre alt, aber sie steht noch gut da, unsere Honda. Natürlich hat sie Schrammen und Kratzer, aber abgerockt ist sie äußerlich nicht. Die ehemals 9.900 Euro teure Maschine soll jetzt bei Moto Fun Kaltenkirchen noch 3.700 Euro kosten.
Ein Jahr Garantie ist ebenso dabei wie ein Topcase, was einem Tourer gut zu Gesicht steht. Denn das ist die Honda CBF 1000, nur ein bisschen Sport ist mit dabei. Die Honda war übrigens ein Markterfolg, fünf Jahre lang (2006 bis 2011) wurde sie gebaut.
Sie ist damit noch ziemlich frei von elektronischen Helferlein wie einstellbaren Fahrwerken. Ein ABS ist allerdings verbaut. Motorradfahren pur erwartet den neuen Besitzer. Welcher für seine 3.700 eine ganze Menge Motorrad bekommt, denn die Honda ist ein großes Bike. Mit einer Länge von 2,15 Metern ist sie nicht nur lang, sondern mit 245 Kilo ziemlich schwer. Rangieren ist hier nicht vergnügungssteuerpflichtig.
Ganz schön niedrig, aber schwer
Dann erklimmen wir mal die Steuerzentrale. Das fällt überraschend leicht, denn die gut ausgeformte und bequeme Sitzbank hat eine Sitzhöhe von nur 795 Millimetern. Theoretisch ist sie damit für kleinere Personen geeignet, allerdings sollte man immer die 245 Kilo im Hinterkopf behalten. Bei der Zuladung brauchen sich auch kräftiger gebaute Biker keine Sorgen zu machen, denn mit 200 zusätzlichen Kilos ist die Überladung in weiter Ferne.
Der Blick fällt auf ein analoges Cockpit. Eigentlich gibt es viele Anhänger dieser traditionellen Bauweise, doch für die CBF 1000 sind zahlreiche Plastikbäume in Japan gefällt worden, um diese Masse zu produzieren. Japanische Autos aus dem gleichen Zeitraum sehen vom Armaturenbrett her ähnlich künstlich aus.
Auch Instrumente, Schalter und alle mechanischen Teile sehen nicht nach 11 Jahren hartem Gebrauch aus. Hier ist die typischen Honda-Qualität sicht- und fühlbar.
Beim Fahren auch? Denn mal los.
Eher Tourer als Sport
Ein Sporttourer soll sie laut ihrem Selbstverständnis sein, aber das klappt nur, wenn man von der Honda Goldwing aus umsteigt. Ansonsten ist der sportliche Anteil am Fahrvergnügen eher überschaubar und wird hauptsächlich vom Motor geleistet. Der 989 Kubikzentimeter große Vierzylinder leistet 98 PS und zerrt die Honda schön voran. Prägender ist das vergleichsweise fette Drehmoment von 96 Newtonmeter.
Die CBF drückt schön von unten heraus, was von ganz allein für eine seidig-geschmeidigen Fahrweise sorgt. Turbinenartig ist dessen Geräusch. Also: Keine Rakete, das will die CBF gar nicht sein. Dafür durchmisst sie langgezogene Kurven stets sicher und mit dem gebotenen Komfort. Je enger die Kurve, desto mehr zwickt es. Handlichkeit ist nicht so ihre Domäne, dem steht auch ihre Leibesfülle im Weg.
Die Bedienkräfte insgesamt sind etwas höher als bei modernen Bikes. Das fängt beim Kupplungshebel an und ja, man muss sie etwas in die Kurve drücken. Dafür geht der Windschutz in Ordnung und ist langstreckentauglich. Die 60.000 Kilometer dieses Exemplars sind bestimmt nicht im Stadtverkehr zusammen gekommen.
Fazit - die fährt weiter
Kinder, wie die Zeit vergeht. Kaum elf Jahre alt und schon kann man ein Motorrad guten Gewissens in die nicht existierende Rubrik „Klassik-Sporttourer“ einsortieren. Beim 0-100 km/h-Test drehte sie hinten schön durch, moderne Biker sind die Abwesenheit einer Traktionskontrolle eben nicht mehr gewohnt.
Hier fährt man noch schön selbst. Wer so etwas sucht, kann hier zuschlagen. Die Honda CBF 1000 kommt mit frischer Inspektion und auch die Verschleißteile sind noch nicht … nun ja … verschlissen. Dank der Qualität dürfte sie ihrem neuen Besitzer noch lange Freude bereiten.
Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre
- Gebraucht: ab 2.500€
- Baujahre: 2006-2011
- Verfügbarkeit: sehr gut
- Farben: blau, silber, schwarz