Test: Ducati Monster 1200 S

Forever young

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Durch Zufall kamen wir an die Ducati Monster 1200 S für unseren Test – was für ein Glück, wie sich im Nachhinein herausstellte. Die Monster rockte uns kräftig, zur allgemeinen Freude von Dietmar und mir. 

Das Kurzfrist-Monster

Da fällt die geplante Testfahrt 15 Minuten vor dem Start aus, und wir mussten umdisponieren. Was tun, wenn die SuperSport nicht da ist? Der freundliche Ducati-Händler hilft weiter: Die neue Hyperstrada, sogar als SP, stünde bereit, oder aber die frische Multistrada 1260. Nett und höchst interessante Bikes, aber leider seriös nicht machbar: An beiden ist so viel neu, dass ein Test ohne adäquate Vorbereitung nicht aus dem Ärmel zu schütteln ist. Zumindest dann nicht, wenn man mehr als „alles ganz nett, nur die Farbe gefällt mir nicht“ sagen möchte – da haben wir unseren Ehrgeiz.

Aber die Monster, die vor dem Eingang steht? Habe ich privat schon mal gefahren, die Vorbereitung von der Kurzvorstellung der 1200 ist vorhanden, zwar bei Dietmar, aber was soll schon Überraschendes kommen? – also ab und los, Nebenstraßen und ein ganzes Stück freie Autobahn sind es bis zum Treffpunkt mit Dietmar für unser Testvideo. Dazu gleich mehr, erst mal eine Runde um die Monster.

Gut sieht sie aus, und erst auf den zweiten Blick entdeckt man das Können der Designer. Abgesehen vom wunderschönen Rahmen wirkt die Monster immer so bullig. Das jedoch ist ein Trick der Designer, denn dieser Eindruck resultiert aus dem kräftigen Heck sowie dem breiten Tank. Doch gerade dieser ist nur von oben gesehen breit – tatsächlich ist er wie der Rest des Motorrades schmal, fast grazil. Niemand versteht es besser als Ducati, die Vorteile des schmal bauenden V2 auszunutzen.

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Ist sie veraltet?

1992 stellte Ducati die Power-Naked-Baureihe vor, die ersten Kunden wurden 1993 beliefert. Das war vor 26 Jahren. Die naheliegende Frage lautet, ob das Motorrad nicht völlig aus der Zeit gefallen ist, eine Karikatur seiner ehemaligen Bedeutung? Das gilt umso mehr, als Ducati damals kurz vor der Pleite stand. Die neue Monster wurde aus Bauteilen anderer Ducatis zusammengesteckt. Die Motoren entstammten beispielsweise der Supersport-Baureihe, der Rahmen sowie das Fahrwerk mit Änderungen aus der Superbike-Baureihe.

Die Antwort auf diese Frage können wir vorweg nehmen: nein. Die Monster ist ein erstklassiges Beispiel dafür, wie ständige Modellpflege dazu führen kann, dass ein Bike nach fast 30 Jahren frisch sein kann – jedenfalls dann, wenn man anfangs in der Konstruktion nicht viel falsch gemacht hat.

Als Motorradtester sollte man neutral sein, dennoch fiel mir meine persönliche Geschichte mit einer Monster wieder ein, und das war nicht der Beginn einer großen Liebe. Als ich vor rund 20 Jahren mein Moped zur Inspektion brachte, versorgte mich der Händler mit einer auf damals übliche 34 PS gedrosselten Monster als Leihmaschine. Irgendwie bin ich nach Hause gekommen, habe das fahrige, schlecht laufende Ding vor die Tür gestellt und bin am nächsten Morgen wieder zum Händler getuckert. Mir war klar, dass ich nie wieder Monster fahren würde.

„Sag niemals nie“ lautet der Titel des letzten James Bond-Abenteuers mit Sean Connery aus dem Jahre 1983. Und er hat wie die Monster nichts von seiner Frische verloren, was ich zwei Sekunden nach dem Einkuppeln auf dem Hof des Händlers bemerken musste.

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So fährt sie sich

Cool, was ist das denn? Das geht ja ab wie verrückt. Um die nächste Ecke und erst mal die Daten der Monster 1200 S im Web checken. 145 PS? 124 Nm Drehmoment? Das ist in der Tat viel mehr als bei meiner damaligen Monster.

Man nimmt sich immer vieles vor. Zum Beispiel, es anfangs ruhig angehen zu lassen. Da ich jedoch über einiges an Ducati-Erfahrung verfüge, und die Monster einen mit ihrem Sound, dem präzisen Fahrwerk und dem brutal-schönen Motor einfach nur anmacht, mag es sein, dass ich die Grenzen der Straßenverkehrsordnung etwas zu meinen Gunsten gedehnt habe. Mit schlechtem Gewissen tapere ich jeden Morgen zum Briefkasten. Post von Ducati, der weitergeleitete Strafzettel mit der Bitte um Begleichung? Bislang noch nicht.

Mit einem Naked Bike auf der Autobahn schnell zu fahren, macht nur begrenzt Spaß. Weiß doch jeder.

Falls es längere Strecken sind.

Falls die Bedingungen nicht den Sprint zulassen würden.

Und falls man nicht auf einer Ducati Monster S sitzen würde und nur zwei Ausfahrten bis zum Treffpunkt hätte.

Um es kurz zu machen: Die 258 km/h Vmax der Monster habe ich nicht erreicht. Aber ich will nicht bestreiten, dass dieser gleichzeitig sämig durchs Drehzahlband laufende und mit brutaler Kraft nach vorne drückende V2 ein Spitzen-Triebwerk ist. Nach jedem verkehrsbedingten Abbremsen freut man sich darauf, die Duc wieder durch die Gänge zu treiben. Das Ganze wird in kleinen, dank Blipper vorsortierten Gängen serviert. Nominell hat die kürzlich ebenfalls von Dietmar und mir getestete KTM 1290 Super Duke R 20 PS mehr an der Kette. In der Praxis ist davon nichts zu spüren. Das alles gilt jedoch nur, wenn die Drehzahl über 3.000 Umdrehungen liegt. Darunter hat sie zwar Kraft, aber es macht ihr keine Freude.

In meiner Erinnerung ist die Monster ein recht kleines Motorrad gewesen, mit kurzem Radstand und dadurch kippeligem Fahrwerk. Ich musste bis zum Treffpunkt einige Kilometer über Landstraßen düsen und schon nach der zweiten Kurve war ich mir sicher: Auch diese Erinnerung trügt (Radstand 159 cm und damit Durchschnitt). Ducatis sind keine Anfängerbikes. Dazu trägt die gemeinhin hohe Motorleistung nur einen kleinen Teil bei (man kann sich auch bei 60 km/h umbringen). Vielmehr goutiere ich auf jedem Kilometer mit einer Duc dieses präzise Fahrwerk, was mit höherer Geschwindigkeit zunimmt. Du steuerst, und die Duc fährt bis auf den Millimeter genau dahin. Das jedoch lässt sich nur erreichen, wenn man die Maschine führt, was man wiederum können sollte.

Ein Kennzeichen der „S“-Version ist das voll einstellbare Fahrwerk vom Spezialisten Öhlins. Biker geraten hier ins Schwärmen und ich muss sagen: Kompliment.

Ich bin da, als erster. Klar. Höhö, dem Dietmar (fährt zur Zeit BMW-Boxer), dem stelle ich die Monster hin und sag nichts, kann er sein blaues Wunder erleben. Tja, wurde leider nix, denn im Gegensatz zu mir tendiert Dietmar dazu, Datenblätter VOR der Fahrt zu lesen und richtig zu interpretieren.

Um es kurz zu machen: Die Monster rettete vor 26 Jahren nicht nur Ducati, sie bereitete uns auch sehr große Freude. Egal, was man privat fährt: Die Monster eine ganze Weile über verschiedene Straßen zu fahren, zu steuern, zu prügeln, zu erleben, zu hören … das ist schon klasse. Der Abschied Tage später fiel sehr schwer.

Fazit - auf ewig jung

Sie ist natürlich ein Spielzeug, eines für ältere Kinder, die mindestens 17.290 Euro für ihr Geschenk ausgeben wollen (und können). Höret meine Worte: Jeder Cent davon ist gut angelegt!

Bevor ich es vergesse: Mittlerweile habe ich das Datenblatt studiert. Die Duc ist nicht nur in Sachen Motor und Fahrwerk voll auf der Höhe der Zeit, sondern auch in Sachen Assistenzsysteme: Serie sind Wheelie Control, Kurven-ABS von Bosch, Traktionskontrolle, Ride By Wire und drei Fahrmodi ...

… nicht mal dieses Vorurteil hat mehr Bestand.

Das Testbike wurde uns von Ducati Hamburg zur Verfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 17.290 €
  • Gebraucht (1200er, 3 Jahre alt): 9.000€
  • Baujahre: 1200 seit 2014
  • Verfügbarkeit: gut
  • Farben: rot, grau
Pro & Kontra
Pro:
  • Motorleistung
  • präzises Fahrwerk
  • Komfort
  • Assistenzsysteme
  • Verarbeitung
Kontra:
  • Windschutz
08.2019: Test: Ducati Monster 1200 S
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