Test: Triumph Tiger 1050 Sport

Katze für die lange Tour

image Was dem Autofahrer sein SUV ist dem Motorradfahrer sein Adventure-Bike. Irgendwie sollen die alles können. Wir wollten es genauer wissen und nahmen eine gebrauchte Triumph Tiger 1050 Sport aus dem Baujahr September 2016 mit auf die Teststrecke.

Erstkontakt mit dem Tiger

Schick steht sie da, die Tiger. Weder sieht man ihr die zwei Jahre, noch die immerhin rund 14.000 Kilometer an. Das gibt schon mal Pluspunkte in der B-Note, denn bei manchen Konkurrenzmodellen ist der erste Eindruck deutlich schlechter. 
Was aber will die Triumph sein? Da nicht jeder so schlau ist wie unsere Leser, wollten die Briten es offensichtlich für jeden und jede verständlich machen. Im Namen des Bikes verbirgt sich also nicht nur die größte Raubkatze unseres Planeten, sondern zudem der Begriff Sport. Könnte es sein, dass die Triumph eher in Richtung Sport tendiert? Ja, genau! Aber dazu kommen wir später.
Die 1050 ist quasi das Mittelmodell der Baureihe, es gibt noch eine 800er sowie die 1200er. Unsere ist rund zwei Jahre alt, sie verfügt damit über das aktuelle Facelift. 100 Verbesserungen will Triumph dabei allein beim Motor vorgenommen haben, unter anderem brachte das ein Ride-by-wire-System. Vor dem ersten Schlüsseldreh schnell das wichtigste klären: Bordcomputer mit den üblichen Features? Check. Breite, bequem aussehenden Sitzbank für die große Tour? Check. Verstellbare Scheibe? Check. 126 PS, alle noch vorhanden? Mal gucken.
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Die Triumph auf der Straße

Los geht's. In 83 Zentimetern Höhe sitzt man im Vergleich zu anderen Adventure Bikes wie der Multistrada von Ducati eher niedrig, aber eben auch nur in diesem Vergleich. Für Kurzbeinige ist das nichts.
Bärenkräfte für die Bedienung braucht dagegen niemand an den Start zu bringen, denn der erste Eindruck beim Losfahren wird sich über den ganzen Test hinziehen: Kupplung sowie Getriebe funktionieren sehr leichtgängig und präzise. Überhaupt ist der Umgang mit der Triumph Tiger 1050 Sport von einer fast erstaunlichen Leichtigkeit geprägt. 
Der Unterschied zwischen dem Fahren und der ersten Erwartung fällt deshalb so auf, weil die Triumph nicht die Motorrad-Twiggy gibt. Weder ist ihr Design bemüht filigran, noch ist sie mit 241 Kilo Lebendgewicht besonders leicht. In Fahrt hat der Fahrer angefangen von den Handprotektoren bis zum Windschild immer eine ganze Menge Motorrad um sich herum.
Kann die Triumph touren? Vom Komfort her ja, die Sitzbank sieht nicht nur bequem aus, sondern ist es auch. Selbst der Sozius wird nicht nach 100 Kilometern anfangen zu meckern. Das Windschild ist in der Höhe verstellbar und bot bei unserem Test guten Schutz. Kniewinkel und Sitzposition passen ebenfalls. Auch ja: Über den Bordcomputer lassen sich drei Fahrmodi einstellen, die Vorspannung ist ringsum einstellbar. Da sollte jeder etwas finden. Liegt das Abenteuer also gleich hinter dem nächsten Hügel? Nein, definitiv nicht.

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So viel Sport und Tiger stecken drin

Der nächste Hügel ist viel zu weit weg. Das Abenteuer beginnt sofort und ansatzlos. Man braucht nur den Gashahn aufzureißen und weiß, was Triumph mit dem Begriff Sport im Namen gemeint hat. Die 126 PS des Dreizylinders melden sich vollständig zur Arbeit (0-100 km/h: 3,5 Sekunden) und es geht hinauf bis zu 10.000 Umdrehungen. Dabei bleibt die Britin stets um Fassung bemüht, das ultrabrutale Ansprechen beispielsweise einer Ducati kann und will sie nicht bieten. 
Das Beste daran: Wahlweise können es auch die 104 Newtonmeter Drehmoment bei nur 4.300 Umdrehungen sein, die die Triumph nach vorne schieben. Niedertouriges Fahren kann die Tiger also auch (60-100 km/h: 3,1 Sekunden).

Fazit - was bleibt hängen

Nicht missverstehen: Sie kann das mit dem Touren, aber das ist eigentlich nicht ihr Wesen. Jedes Adventure-Bike ist ein Kompromiss, die Triumph tendiert eindeutig in Richtung Sport. Zusammen mit dieser gewissen Leichtigkeit von Bedienung und dem ganzen Fahrverhalten macht sie es selbst weniger geübten Tourenfahrern einfach, die Welt entspannt zu erkunden. Und dennoch wären diese nicht die geeigneten Piloten der Tiger. 
Die Vorzüge der Triumph genießt am besten der Biker, der sportlich fahren will. Alles andere ist für die Großkatze, denn trotz des guten Drehmoments animiert die Triumph Tiger 1050 Sport eher dazu, die Fußrasten in Richtung Teer zu schicken, statt mit dem serienmäßigen Tempomaten durch die Gegend zu gondeln. 
Für die Stadt ist sie ebenfalls nicht die erste Wahl, das fängt schon mit dem breiten Lenker an und hört mit der Verkleidung nicht auf.
Wer den Tiger und Sport will, im Eiltempo zum Ziel und da jede Menge Spaß haben - bitte sehr, die Triumph steht bereit.

Das Testmotorrad wurde uns freundlicher Weise von Motorrad Ruser zur Verfügung gestellt. Sie ist dort als gebrauchtes Modell für 9.990 Euro käuflich zu erwerben.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 12.600 Euro
  • Gebraucht (2 Jahre alt): 9.500 Euro 
  • Baujahre: seit 2007 (Tiger 1050)
  • Farben: Matt-Schwarz, Aluminium-Silber
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