Serie: Legendäre Motorräder. Folge 2: Ducati 916

Schnelle Schönheit


Foto: ScuderiaAssindia/WikipediaIn dieser Serie stellen wir legendäre Motorräder in unregelmäßigen Abständen vor. In Folge 2 beschäftigen wir uns mit der ebenso schnellen wie schönen Ducati 916, der man ihr Alter von über 20 Jahren nicht ansieht.

Es geschieht nicht so häufig, dass Messebesucher bei einer Präsentation den Atem anhalten - auf dem Mailänder Salon im Oktober 1993 passierte es trotzdem. Ducati zeigte erstmals die revolutionäre Supersportlerin 916. Auf einen Schlag schien die Konkurrenz veraltet. Das damals Revolutionäre lag in der Herangehensweise der Italiener: Sie entwickelten eine Rennmaschine nicht aus einer Straßenversion, sondern anders herum. Diese Präsentation handelte von einer Rennmaschine, die straßentauglich getrimmt wurde. Plötzlich war die Duc damit einzigartig sexy, die Konkurrenz in einer Minute um Jahre gealtert.

In der Folge lieferte die Duc auf der Rennstrecke mächtig ab: Die 916 und ihre optisch ähnlichen Nachfolgerinnen 996 und 998 holten ab 1994 acht Konstrukteurs- und sechs Fahrertitel in der Superbike-WM.

Auf der Straße lief es dagegen nicht so gut. Zwar schwärmten Viele von dem ultimativen Supersportler, der hinreißend aussah (Design von Massimo Tamburini und Sergio Robbiano). Die extrem schmale Verkleidung, die aggressiven Doppelscheinwerfer sowie die damals sehr seltene Under-Seat-Auspuffanlage ließen sie traumhaft aussehen, aber die Besitzer zahlten einen hohen Preis - und damit sind nicht die mindestens 28.000 Mark Einstandskosten gemeint.

Denn die Duc erwies sich als sehr anstrengend im Umgang. Die Käufer bekamen keine Mogelpackung sondern eine waschechte Rennmaschine, was bei der extremen Sitzposition anfing und bei der schwergängigen Kupplung nicht aufhörte. Rennmaschinen sind dazu da, schnell zu sein - sie ordnen dem alles andere unter. Die 916 funktioniert bis heute immer besser, je schneller es voran geht. Extrem gefahren zeigt sie eine unerhörte Stabilität des Fahrwerks, messescharfes Handling und einen druckvollen Motor. Klingt nicht gerade alltagstauglich: Waren andere Supersportler eher ein Zweitmotorrad, so ist die Duc bis heute eher das Drittmotorrad im Stall der Sammler.

Trotz hoher Nachfrage lieferte Ducati immer weniger Motorräder aus, als hätten verkauft werden können. Der Grund lag in finanziellen Engpässen der Italiener und in der Folge schleppender Produktion, so dass trotz der Bauzeit von 1994 bis Ende 1997 pro Jahr keine 4.000 Stück produziert wurden. Legendär? Ja, und selten auch.

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