Test Triumph Tiger 800

Die Mitte, mal ganz anders

image Fotos: Dietmar

Adventure-Bikes mit rund 800 Kubik und um die 100 PS werden gern als die Goldene Mitte bezeichnet. Stark genug, um sportliche Typen zufrieden zu stellen, leicht genug, um im Gelände zu bestehen. Ob die Triumph Tiger 800 diese Voraussetzungen erfüllt, klärt der Test.

Mitte ohne Mittelmaß

Der erste Gang um die 800er führt ziemlich schnell zur Erkenntnis: schönes Bike und nicht zu groß. Nicht missverstehen: Hat die große 1200er-Schwester noch die Ausmaße der Alpen, ist es hier der Harz. Klein und wendig ist sie im Vergleich, aber nicht absolut.

Wir haben die modellgepflegte Version vor uns, die 2018 in vielen Punkten überarbeitet wurde. Zur Wahl stehen viele Versionen mit unterschiedlichen Ausprägungen – doch nach der Einschätzung der Triumph-Händler greift die weit überwiegende Mehrzahl zu den gut ausgestatteten Varianten. Ein Verhalten, dass sich bei der rund 20.000 Euro teuren 1200er und natürlich den BMW GS-Kunden wiederfindet (und die Händler entzückt).

Kreuzt man also die von uns gefahrene XCA-Version im Bestellformular an, fließen zügig rund 15.000 Euro vom Konto ins britische Empire. Oha – nicht eben wenig für ein Bike mit 95 PS. Dafür erhält der Käufer aber die volle Elektronik-Dröhnung: Das geht bei Ride-by-Wire los und hört bei der Traktionskontrolle, verschiedenen Mappings des Motors, Fahrmodi, Tempomat, selbstrückstellenden Blinker und einstellbaren Federelementen von WP nicht auf. Dazu gibt es noch Hauptständer, Handprotektoren, Bordsteckdose, Ölwannenschutz und Motorschutzbügel - und sogar eine heizbare Sitzbank für Fahrer und Beifahrer.

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Die Motorleistung blieb gleich

Volle Hütte also, da fragt sich der Kenner bange, ob die 800er an Übergewicht leidet? Es sind immerhin 232 Kilo die der Händler da ausliefert, was aber in der Adventure-Klasse am oberen Ende in Ordnung geht. Ins Gelände, wo die überschüssigen Pfunde in Pfund-Sterling aufgewogen werden, fährt mit den Dingern eh keiner. Die Triumph, das wird an der Ausstattung deutlich, versteht sich als Tourer.

Die Sitzposition forciert die eher aufrechte Fahrt, das war im Vormodell anders. Der Fahrer kann zwischen verschiedenen Sitzhöhen wählen. Praktisch: Die gewählte Höhe lässt sich jeweils um zwei Zentimeter nachjustieren, falls sich mal mehrere Menschen ein Bike teilen. Der Windschutz wurde seit 2018 angepasst und funktioniert nun bei den meisten Fahrern besser. Die Sitzbank fühlt sich bequem an und ist es auch. Jetzt aber: Motor an und los!

Obwohl laut Triumph bei der Überarbeitung kein Teil des Motors von der Überarbeitung ausgespart wurde, ist die Leistung von 95 PS im Vergleich zum Vormodell gleich geblieben. Dafür ist das Drehmoment über das gesamte Band ein Stückchen höher. Tatsächlich zickt der Dreizylinder schon beim Anfahren nicht rum. Ganz gelassen geht es los, und Freunde der gepflegten Fahrkultur kommen hier voll auf ihre Kosten: Was für eine weiche Gasannahme, was für eine Laufkultur. Und das bei einem Dreizylinder!

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Komfort ist alles

Selbst in dem Fahrmodus „Sport“ steht die Kultur weit obenan, hier rockt keiner die Wüste wie bei Ducati oder KTM. Beatles statt Stones. Das setzt sich im Fahrwerk fort. Bislang war die Triumph im Zuge ihrer komfortablen Auslegung eher zu weich, das hat sich geändert. Nun ist sie viel präziser, ohne ungebührlich hart zu werden.

Allerdings: Präzise und handlich ist sie nur im Vergleich zu früher und der dicken 1200er-Schwester. Im Vergleich zur 850er GS von BMW oder der KTM 790 Adventure bliebe da objektiv noch Raum für Verbesserungen. Subjektiv ist das Gebotene dagegen gut bis sehr gut. Wer eine Asphaltfeile im Adventure-Look sucht, ist hier sowieso falsch.

Das gilt auch für die Geländegängigkeit. Zwar tun sich die meisten Eigner von Adventure-Bikes das wie erwähnt nicht an, bei der Triumph sollte der Biker jedoch alles, was ungriffiger als Schotter ist, meiden. Das liegt auch an der leichten Kopflastigkeit der Tiger 800, die selbst auf Sand mit dem Vorderrad leicht nach außen schiebt.

Reisen statt Rasen

Man mag das bei dem kernigen Offroad-Look (vor allem bei der Version in khaki) für eine Enttäuschung halten. Man kann es aber so sehen, wie es gemeint ist: Das hier ist eine fantastische Reisemaschine mit einer hervorragenden Ausstattung. Für alles andere empfielt das Motorradtest.de-Team eine Enduro von mobile.de für 1.000 Euro, weil die so cool zerschossen aussieht.

Ein Mittelklasse-Bike, was nicht Mittelklasse ist. Die Triumph Tiger hat Stil. Sie ist der Range Rover der Motorradwelt, und das ist nun wirklich ein Kompliment.

Das Testbike wurde uns von Triumph Hamburg zur Vwerfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: XCA 15.050 €
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 8.500€
  • Baujahre: seit 2010
  • Verfügbarkeit: mittel
  • Farben: weiß, rot, khaki
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