Test: Kawasaki Z 1000 SX

Es lebe der Sport!

image Fotos: Dietmar

Die 1000er-Kawa mit der Kennung SX gehört zu den Sporttourern im Lande. Knackige Leistung auf dem Papier, ein vergleichsweise günstiger Preis und die Vollverkleidung – wie schlägt sich diese Kombi im Test?

Das soll ein Tourer sein?

Zu den Dauerbrennern auf den Straßen dieser Welt zählt die Kawasaki Z 1000 SX. Das mehrfach und letztmals 2017 überarbeitete Moped tut seinen Dienst seit 2011. Und das ziemlich erfolgreich, obwohl die Gattung Sporttourer schwer unter Druck steht: Früher beliebt, machen ihnen die Adventure-Bikes das Leben schwer. Nicht unterkriegen lassen ist da angesagt, und es gibt eine ganze Reihe handfester Gründe für den Erfolg der SX-Baureihe, zum Beispiel ein mit 12.995 Euro vergleichweise niedriger Einstiegskurs. Für die BMW R 1250 RS muss man da mehr bis – je nach Ausstattung – viel mehr hinlegen.

Die SX sieht scharf aus – fast schon Supersportler anstatt Tourer, der aggressive Blick aus den LED-Scheinwerfern ist eine Ansage. Jedoch: Ein Sporttourer soll es sein, wofür das SX im Namen steht: Sport Crossover, also Sporttourer. Die bislang sportlichste bei uns im Test war die Ducati SuperSport, die nur so heißt, aber hinter ihrer roten Schale einen Sporttourer verbirgt. Da es sich um eine Ducati handelt, liegt die Betonung auf dem Sport. Kann die Kawa da mithalten? Sie kann, aber dazu später mehr.

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Das volle Elektronik-Paket

Der Vierzylinder ist bekanntlich ein Trumm. 142 PS leistet die Kawa damit, was den Gedanken an Leistungsmangel nicht aufkommen lässt. Dies unterstützt das insgesamt kurz übersetzte Getriebe, welches die Höchstgeschwindigkeit auf 245 km/h begrenzt. Und aufgepasst: Die SX ist kleiner, als sie aussieht. Der Radstand beträgt nur 1.440 Millimeter, was für einen Sportourer fast schon knapp geschnitten ist. Nicht darunter leiden müssen übrigens die Beifahrer, ihr Platz ist großzügig wie der des Lenkers.

Wie es sich für ein modernes Motorrad gehört (nun ja, für manche Kawas gilt das nicht), greifen die Japaner bei der SX tief in die Elektronikkiste, um das Leben mit der Kawa umgänglich und erfreulich zu gestalten. Ein kleiner Auszug aus der Ausstattungsliste: KTRC (Kawasaki-Traktionskontrolle) mit drei Modi, weiter zwei Fahrmodi (Full & Low, letzterer reduziert die Leistung auf 75%) sowie das  "KIBS" genannte Kurven-ABS.

Das alles trägt natürlich dazu bei, dass die SX kein leichtes Mädchen ist. Vollgetankt bringt sie 235 Kilo auf die Waage, Leichtgewicht geht anders.

Dann drehen wir doch ein paar Runden.

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Sportlichkeit ist Pflicht

Ja, das Leben kann so schön sein. Zum Beispiel dann, wenn der Pilot am Gasgriff dreht und die Kawa ab durch die Mitte schiebt. Da sind plötzlich die 235 Kilo vergessen, sie legt sich schwer ins Zeug, und der heftige Antritt hat durchaus Suchtpotential. Was beim Sound oft vergessen wird und Vergaser-Fans ins Schwärmen geraten lässt, ist das klassische Ansauggeräusch. Natürlich hat die Kawa eine Einspritzung und ich daher keine Ahnung, wie sie das hinbekommen haben – aber das Ansauggeräusch ist der Hit. Das fällt allerdings auch deshalb auf, weil der Auspuffsound allein ziemlich zurückhaltend ist.

Als Sporttourer ist die SX natürlich nicht so messerscharf in Kurven zu schmeißen wie das Naked Bike Z 1000. Und dennoch: Es geht flott hinein und durch die Kurve. Dabei bleibt sie sehr stabil und berechenbar, was das Verdienst der Technik hinter dem Kürzel KCMF (Kawasaki Cornering Management Function) sein soll. Diese überwacht Motor- sowie Fahrwerkparameter durch die gesamte Kurve und reguliert Bremskraft sowie Leistung, um einen ausgewogenen Übergang zwischen Bremsen und Beschleunigen zu ermöglichen. Was auch immer die Bits und Bytes da so treiben: Es funktioniert in der Praxis tadellos.

Das Fahrwerk ist von der Grundabstimmung eher straff, lässt sich aber vielfach verstellen. Die bequeme Sitzbank unterstützt den Reisekomfort, der trotz der sportlichen Ausrichtung gut geblieben ist.

SX statt Adventure

Die Kawa ist eine Interpretation des Themas Sporttourer mit eindeutigem Fokus auf den Sport. Der lebe hoch, und so erwächst der SX Konkurrenz aus dem eigenen Haus in Form der Versys 1000. Diese ist komfortabler ausgelegt und als Adventure-Bike mit einer aufrechten Sitzposition ausgerüstet. So interpretieren die meisten Kunden das Thema Reisebike heute.

Die SX zielt auf eine Kundschaft, die mit den hochbeinigen Adventures nichts anfangen kann. Diese suchen einen Supersportler, der reisetauglich ist. Da ist die Kawa ein Spitzen-Angebot: Sehr sportlich und dank gutem, dreifach verstellbaren Windschutz und Vollverkleidung frisst sie Kilometer bis zum Ziel. Sollte das ein kurvenreicher Pass sein – keine Sorge, auch hier macht sie alles mit.

Hinter der Konkurrenz beispielsweise der Ducati SuperSport muss sie sich keinesfalls verstecken – und hat im Vergleich zu dieser rund 30 PS mehr unter dem Tank.

Das Testbike wurde uns von Heller & Soltau in St. Michaelisdonn zur Verfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 12.995€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 8.000€
  • Baujahre: seit 2011
  • Verfügbarkeit: gut
  • Farben: grün, schwarz, blau
Pro & Kontra
Pro:
  • Fahrleistungen
  • Komfort
  • Ausstattung
  • Preis-Leistung
Kontra:
  • Getriebe sehr kurz übersetzt
10.2019: Test: Kawasaki Z 1000 SX
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