Honda Africa Twin im Test

Die nahezu perfekte Reise-Enduro kommt von Honda

image Die Africa Twin von Honda hat eine lange Historie. Das erste Modell XRV 650 kam 1988 auf den Markt, gefolgt von der XRV 750, die von 1990 bis 2003 gebaut wurde. Dann kam lange nichts und seit 2016 gibt es wieder eine neue Africa Twin: Die CRF 1000 L, die wir ausführlich getestet haben und hier entsprechend würdigen wollen. Das Test-Bike in schwarz wurde uns von Motofun in Kaltenkirchen geliehen, dort könnt Ihr übrigens drei unterschiedliche Africa Twins Probe fahren.

Einleitung

Stolz steht sie vor uns, die neue Africa Twin. Am schönsten finden wir eigentlich die Blau-Weiße Version, aber auch unsere Testmaschine in Schwarz ist eine echte Schönheit. "Sieht von vorne aus wie Batman" lautet einer der Kommentare bei unserem YouTube-Testvideo - wir finden, sie sieht vor allem ehrlich und bodenständig aus. Speichenräder, gold lackierte Felgen und gold eloxierte Gabel signalisieren: Du kannst mich auf der Straße fahren, aber viel lieber würde ich mit Dir über Stock und Stein ins Gelände brettern.
Die CRF 1000 L ist ein großes Bike: Der Radstand liegt bei fetten 1.57m und die Sitzhöhe bei 870 mm, kann aber auch auf 850 mm eingestellt werden. Trotzdem gibt es bei der Sitzprobe eine Überraschung. bequeme SitzbankUnser 1.80m große Redakteur Volker kommt gut mit den Füßen auf den Boden, muss sich allerdings beim Aufsitzen konzentrieren, weil die zweigeteilte Sitzbank hinten recht hoch aufragt und das Beinchen entsprechend schwungvoll hinübergewuchtet werden muss. Die Sitzbank ist übrigens sehr bequem, vor allem der Beifahrer freut sich über massig Platz. Damit wird man auch längere Reisen klaglos überstehen.

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Cockpit

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Das soll sie können

Federwege von 230 mm vorn und  220 mm hinten lassen die Africa Twin tatsächlich lässig durch das Gelände bügeln. Die 45 mm USD-Gabel von Showa und das Monofederbein sind voll einstellbar. Für das komplette Vergnügen in Wald und Flur sorgt eine siebenfach einstellbare Traktionskontrolle. Was für die Straße ein wenig übertrieben scheint, macht im Gelände plötzlich Sinn: Wir finden stets eine passende Einstellung, so dass genug Kraft auf den Waldboden kommt, ohne Angst haben zu müssen, sich hinzulegen. Die Traktionskontrolle kann durch langen Druck auf den separaten Schalter auch ausgestellt werden. Das gilt ebenfalls für das ABS am Hinterrad, welches über einen Taster rechts neben dem Cockpit deaktiviert werden kann.

Damit sind wir schon bei den Bedienelementen und beim Cockpit der Africa Twin. Am rechten Lenkerende gibt es lediglich den Motor An/Ausschalter, links hingegen tummeln sich viele Schalter für Licht, Blinker, Hupe, Warnblinker sowie zwei Tasten für die Menüsteuerung und besagter Schalter für die Traktionskontrolle. Das LC-Display ist groß und zeigt viele (sehr viele!) Informationen in Weiß auf Schwarz. Leider spiegelt das Displayglas reichlich, die Ablesbarkeit hängt somit auch vom Umgebungslicht ab. Die Bedienung ist etwas fummelig, aber nach kurzer Eingewöhnungszeit sollte jeder damit klar kommen.

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So fährt sie sich

Aufsitzen, Motor an und losfahren. Wir wählen den Fahrmodus "User", stellen volle Motorkraft ein und die Traktionskontrolle aus. Wollen wir doch mal sehen, was der flüssiggekühlte Reihen-Twin mit seinen 95 PS und 98 Nm Drehmoment in der Praxis so leistet. Ergebnis: Der Twin leistet einiges! Er beschleunigt sehr schön von unten heraus und entwickelt dank 270 Grad Hubzapfenversatz einen richtig schönen Sound. Er röhrt und bollert, dass man sich fragt, ob hier wohl wirklich die strengen Euro-4 Lautstärkeregeln eingehalten werden. Es macht richtig Spaß, am Hahn zu drehen und die Maschine nach vorne zu werfen. In 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind für eine Reise-Enduro mit immerhin 233 kg (vollgetankt) eine echte Ansage.
Wer schnell fährt (VMax 201 km/h), der muss auch schnell wieder zum Stehen kommen können. Die Nissin Bremsanlage mit 310 mm Doppelscheibe und radial verschraubten Doppelkolben Festsätteln vorne sowie 256er Scheibe hinten verzögern die CRF 1000 L standesgemäß. Dank Ride by Wire sind bei der Africa Twin auch unterschiedliche Fahrmodi möglich. Es gibt die Presets "Urban", "Gravel" und "Tour", die jeweils die Gasannahme, die Traktionskontrolle und das Motoschleppmoment unterschiedlich einstellen. Im vierten Modus "User" kann man sich ein eigenes Programm konfigurieren. Kleinigkeit am Rande: Die Africa Twin besitzt selbstrückstellende Blinker und eine Warnfunktionen bei Vollbremsungen an der Heckleuchte. Apropos Leuchte: Vorne und hinten kommt LED-Technik zum Einsatz, vorne sogar in Form eines Doppelscheinwerfers. Das serienmäßig verbaute Windschild ist nicht in der Höhe verstellbar, macht aber einen guten Job. Gemeinsam mit der Frontverkleidung sorgt das Windschild für wenig Luftdruck auf dem Oberkörper.
 
Reihen-Twin der Honda Africa Twin CRF 1000 L
 
Unsere Testmaschine war mit einem Quickshifter ausgestattet, der in beide Richtungen funktioniert. Wir halten solche Schaltautomaten zwar für verzichtbar, bei der Honda funktioniert er aber richtig gut. Relativ geschmeidig lassen sich die Gänge ohne zu kuppeln einwerfen, ohne dafür extra in höchste Drehzahlen drehen zu müssen. Der Tankinhalt von 18,8 Litern ermöglicht bei normaler Fahrweise eine Reichweite von 409 Kilometern. Angemessen für eine Reise-Enduro, aber nicht unbedingt rekordverdächtig. Wer länger durch die Wüste fahren will, greift daher eher zum "Adventure Sports" Modell mit 24,2 Liter-Tank und einer Reichweite von ca. 525 km. Die Adventure Sports hat gegenüber dem Standard-Modell weitere Änderungen, auf die wir aber erst später in einem separaten Test eingehen werden.

Fazit - was bleibt hängen

Die Africa Twin Jahrgang 2018 ist ein modernes und vor allem sehr ausgewogenes Motorrad. Alles was sie macht, macht sie ausgesprochen gut. Man fühlt sich als Fahrer nicht nur wohl, sondern geradezu geborgen. Die Maschine vermittelt Sicherheit und Vertrauen, vor allem ins Fahrwerk inklusive der Bremsen. Sie ist gut motorisiert und macht akustisch ordentlich Radau. Dank breitem Lenker und langer Federwege scheut man unbefestigte Wege nicht - im Gegenteil: Jeder Feldweg wird von der Africa Twin dankbar glatt gebügelt. Und so wird jede Fahrt mit dieser Maschine zur reinen Freude, sei es die kurze Tour zum Baggersee, die 6-monatige Reise zum Nordkap oder auch nur die kurze Fahrt zum Brötchen holen. Wir hatten jedenfalls jede Menge Spaß mit der CRF 1000 L und wollten gar nicht mehr absteigen.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 13.465 €
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 9.000€
  • Baujahre: 2016-2019
  • Farben: Rot, Blau, Schwarz

Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von Motofun in Kaltenkirchen geliehen. Motofun ist ein Honda-Vertragshändler und hat jede Menge Vorführer, die nur darauf warten, von Euch zur Probe gefahren zu werden. Nico von Motofun hat auch gleich drei Africa Twins (inkl. Adventure Sports), die als Vorführer nutzbar sind - gute Fahrt!

>>> www.motofun.de

Pro & Kontra
Pro:
  • Ausgewogenes, ausgereiftes Motorrad
  • Fühlt sich wohl auf der Strasse und im Gelände
  • Tourentauglich
  • Kräftiger Motor mit Leistung, Sound & Charakter
  • Angenehme Sitzposition für lange Fahrten
  • Tolles Fahrwerk und gute Bremsen
Kontra:
  • LCD-Cockpit spiegelt
  • Aufsteigen für kleinere Personen anstrengend
04 2019: Honda Africa Twin im Test
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