Triumph Street Scrambler im Test

Funktioniert der 900er Bonneville Reihentwin in einer Scrambler-Maschine?

Triumph Street Scrambler 2021 Fotos: motorradtest.de

Die Triumph Street Scrambler wurde für das Jahr 2021 nur geringfügig überarbeitet. Der Motor ist nun Euro-5 konform und es gibt ein paar optische Retuschen. Wir haben uns die neue 900er Scrambler näher angesehen und vergleichen sie in diesem Test mit den Schwestermodellen Bonneville T100 und Street Twin.

So steht sie da

Schöne Motorräder bauen, das können sie bei Triumph. Gerade die Modelle der "Modern Classic" Reihe bestechen durch ihre Optik - wobei das natürlich immer im Auge des Betrachters liegt. Die Street Scrambler jedenfalls ist eine echte "Bonneville" und besticht durch ihre klassischen Linien und dem für einen Scrambler typisch hochgelegten Doppelauspuff aus gebürsteten Edelstahl. Alles, was hier nach Metall aussieht, ist auch aus Metall. Verarbeitung und Wertigkeit lassen bei dem ab 10.900 € erhältlichen Modell also schon mal nichts zu Wünschen übrig. Es gibt dieses Modell seit 2021 in den Farben Urban Grey (grau-blau wie unser Testbike), schwarz und matt-grün.
schwarz
Foto: Triumph (Werk)

Wie bei Triumph üblich kann der Käufer sein Bike mit nicht weniger als 120 Teilen customizen. Es gibt diverse gebürstete Aluteile, seitlich anbringbare Taschen, Windschilde, Heizgriffe etc. Natürlich hat das alles seinen Preis, aber es macht tatsächlich einen Heidenspaß, sich die Street Scrambler auf der Webseite von Triumph zu seiner eigenen Maschine konfigurieren.
 
Abmessungen
 
Die Maschine ist wie seine Schwestermodelle T100 und Street Twin von den Abmessungen her eher klein. Der Radstand liegt bei 1,44 m und die Sitzhöhe bei 790 mm. Auch kleingewachsene Personen fühlen sich hier wohl und sicher. Aber auch für Dietmar mit seiner Größe von 1,84 m bietet die Maschine ausreichend Platz. Der Lenker ist breiter und höher als bei der T100 und der Street Twin, insofern fühlt sich der Scrambler etwas erwachsener an, obwohl das Gefühl eines Naked-Bikes auch hier überwiegt. Es gibt kein Windschild, was bei  längeren Fahrten über 100 km/h schon etwas nerven kann. Die Sitzposition ist sehr aufrecht und lässig und geht schon etwas Richtung Cruiser - Steve McQueen lässt schön grüßen.
 
Was beim ersten Aufsitzen auch sofort auffällt, ist die leichte Rangierbarkeit der Maschine. Das hängt allerdings wohl eher mit den Abmessungen zusammen als mit dem Gewicht, denn vollgetankt bringt die Triumph Street Scrambler immerhin 223 kg auf die Waage. Sie fühlt sich aber deutlich leichter an, sowohl im Stand als auch in er Fahrt.

Virtueller Rundgang um die Maschine

Cockpit Lampen hinten Motor

Das soll sie können

Die technische Ausstattung der Street Scrambler ist vergleichbar mit der T100 und der Street Twin. Es gibt Ride-by-Wire, eine abschaltbare Traktionskontrolle sowie drei Fahrmodi. Im "Offroad"-Modus sind Traktionskontrolle und ABS deaktiviert, was im Gelände sicherlich Sinn macht. Leider ist die Maschine aufgrund der kurzen Federwege (120 mm vorne und hinten) nicht wirklich geländegängig. Das will sie aber auch gar nicht sein, schließlich heißt sie "Street Scrambler" und nicht "Enduro Scrambler". Die Optik ist zwar 100% Scrambler (inkl. der Metzeler Tourance Mischbereifung), alles andere ist aber eher Strasse als Gelände.

Bis auf das Rücklicht (LED) kommen Glühlampen zum Einsatz und abgefahrene technische Hilfen gibt es hier auch nicht. Keine 6-Achsen-IMU, kein Tempomat, keine Wheelie-Control - wäre bei 65 PS auch etwas fehl am Platze. Die Scrambler kommt also herrlich bodenständig daher und ist sehr überschaubar und ebenso einfach zu bedienen.

Matt-grün Foto: Triumph (Werk)

So fährt sie sich

Bevor es losgeht, hören wir erst einmal auf den Sound. Der ist wie erwartet genauso satt und blubberig wie bei den Schwestermodellen. Die Scrambler ist mit 91 dba zwar nicht krawallig laut, aber dennoch ist der Motorsound sehr präsent und passt hervorragend zum Twin. Na, dann mal den 1.Gang rein und los...

Herrlich, wie schön die Maschine aus dem Keller kommt. Der Motor hat zwar nur 65 PS, dafür aber 80 Nm und das schon bei 3.250 Umdrehungen. Es ist also ein echter Drehmoment-Motor und so fährt man die Scrambler denn auch. Aufgrund der 5 Gänge muss man seltener schalten als üblich und auch das passt super zum Motor. Die Triumph Street Scrambler ist de facto kein schnelles Motorrad, sie fühlt sich aber dennoch nicht lahm an. Im Gegensatz zu den 1200er Modellen von Triumph fühlt man sich aber nicht ständig animiert, am Gasgriff zu drehen, man cruist eher so in der Gegend herum. Das hat uns schon bei der Street Twin und bei der T100 gut gefallen und ist hier genauso: Man kommt runter, genießt die Umgebung und lässt alle Sorgen hinter sich. Kaum ein anderes Bike schafft es so gut wie dieser Scrambler, das erdige, ursprüngliche Gefühl des Motorradfahrens zu transportieren - herrlich!

Kritikpunkte muss man bei der Street Scrambler mit der Lupe suchen. Das Fahren im Stehen wird durch den seitlichen Auspuff erschwert, den Winddruck hatten wir schon erwähnt und die Leistung hat wie gesagt Vor- und Nachteile. Wer gerne schnelle Runden dreht, der wird sicherlich zu einem anderen Bike greifen, zumal die Schräglagenfreiheit bei der Scrambler auch nicht gerade berauschend ist - aber wen interessiert das schon bei dieser Maschine?
 

Fazit - was bleibt hängen

Der angekündigte Vergleich zur T100 und zur Street Twin drängt sich hier geradezu auf. Die T100 ist von der Optik her noch klassischer und die Street Twin ist nicht nur günstiger, sondern optisch auch etwas moderner, was vor allem an den normalen Felgen liegt. Die Scrambler mit ihren Speichenrädern, Faltenbälgen und dem Scrambler-Auspuff kommt optisch etwas "krawalliger" daher. Sie fährt sich aufgrund des 19" Vorderrads etwas stabiler bzw. weniger wendig, dafür gibt sie dem Fahrer aufgrund des breiteren Lenkers aber mehr Kontrolle.
 
Wer es also ganz klassisch mag, der greift zur T100, wer ein stilvolles Naked-Bike sucht, dass in die heutige Zeit passt, der nimmt die Street Twin und wer optisch ein wenig auf die Kacke hauen will, der greift zur Scrambler. Alle drei Maschinen haben ihre Berechtigung und liefern aufgrund des tollen 900er Twins jede Menge Fahrspaß - echt!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 10.900€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 8.000€
  • Baujahre: 2017-2021
  • Farben: blaugrau, schwarz, matt-grün

02:47 - Abmessungen der Triumph Street Scrambler 04:15 - Cockpit und Beleuchtung 06:04 - Probefahrt Teil 1 13:27 - Fahrwerk, Räder, Bremsen, Motor 16:35 - Soundcheck im Stand und während der Fahrt 17:24 - Beschleunigung: 0 auf 100 km/h & Durchzug: 60 auf 100 km/h 19:23 - Probefahrt Teil 2 25:55 - Meinungsaustausch: Pro und Contra zur Street Scrambler

Pro & Kontra
Pro:
  • wertige Verarbeitung
  • Drehmoment-Motor mit Klasse Sound
  • lässige Sitzposition
  • einfache Bedienung & einfaches Fahrverhalten
Kontra:
  • Wind drückt ab 100 km/h ordentlich
  • stehend-fahren nur mit O-Beinen möglich
  • überschaubare Leistung
09.2021: Triumph Street Scrambler im Test
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