Fantic Caballero 500 Scrambler im Test

Wie schlägt sich der italienische A2-Scrambler "Edelmann"?

Fantic Caballero 500 Scrambler im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die Fantic Caballero 500 Scrambler setzt voll auf Lifestyle und Optik. Sie hat zwar nur knapp 40 PS, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb wird sie nicht nur A2-Aspiranten ansprechen. Tanja und Dietmar haben sich die Caballero 500 geschnappt und schildern hier ihre Fahreindrücke.

Betörend Schön!

Der Erstkontakt entlockt fast allen Motorrad-Liebhabern ein "Wow!". Die Caballero ist in knallgelb ein echter Hingucker. Sie sieht vor allem von vorne aufgrund der gold eloxierten USD-Gabel und dem 19 Zoll Vorderrad sehr erwachsen aus. Jedenfalls vermutet man kaum, dass hier ein 449 ccm Motor seine Arbeit verrichtet. Fantic hat beim Design alles richtig gemacht und auf Scrambler getrimmt: Hoch gelegter Doppelauspuff von Arrows (beachtlich: Zwei Endrohre bei einem Einzylinder!), flache und durchgängige Sitzbank, breiter und hoch montierter Lenker - und natürlich Speichenräder mit schwarz lackierten Felgen sowie eine obligatorische Nummerntafel zum selber bekleben.
 
Es gibt die Fantic Caballero derzeit in sechs unterschiedlichen Ausprägungen: Scrambler, Flat Track, Rally, Explorer, Deluxe und eine Anniversary-Version sind erhältlich. Die Unterschiede sind allerdings marginal und eher optischer Natur. Lediglich bei der Bereifung und Felgengröße sowie dem vorderen Kotflügel gibt es nennenswerte Unterschiede. Im Grunde genommen kann man sich also alle Modelle in aller Ruhe ansehen und wo der Pulsschlag am höchsten ausschlägt, bei der greift man zu. Alle Varianten sind unserer Meinung nach todschick, die von uns hier getestete Scrambler-Version gibt es übrigens auch in rot:
Fantic Caballero 500 in Rot
Foto: Fantic
 
Auch bei der Sitzprobe gibt es keinerlei Anlass zur Kritik. Man sitzt angenehm aufrecht, der Kniewinkel ist kommod und die Sitzbank bequem. Der Beifahrer hat zwar nicht ganz so viel Platz, aber zumindest findet er praktische Haltegriffe, die auch zum Verzurren von Gepäck dienen könnten. Es gibt außerdem überraschend viel Zubehör für die Fantic Caballero, so dass man sich problemlos auch eine kleine Reise-Fantic zusammenbasteln kann. Wer gerne höher sitzt, der findet dort auch eine Sitzbank mit 840 mm Sitzhöhe. Die Standard-Sitzbank hat eine Höhe von 820 mm, für Leute bis 1,90 m ist das völlig okay.

Abmessungen der Fantic Caballero 500 Scrambler

Abmessungen Fantic Caballero 500 Scrambler

360 Rundgang um die Fantic Caballero 500

Cockpit Licht LED Bremse

Technik der Fantic Caballero 500

Dieses Kapitel können wir sehr kurz halten: Die Caballero hat ein 2-Kanal ABS von Continental, das war es dann aber auch schon. Das LCD-Cockpit ist zwar etwas lütt, informiert aber u.a. über den Benzinfüllstand und die Batterieladung. Einen Bordcomputer gibt es auch, dieser wird mit zwei Tasten direkt am Display bedient.

Also keine Fahrmodi oder dergleichen. Macht nichts. Schon eher störend empfinden wir die Schalter, die teilweise etwas billig und wabbelig wirken. Im Gegensatz dazu gibt es eine wertige, gefräster Gabelbrücke, das gleiche gilt für die Fußrastenanlage. Zudem finden wir echte Carbonteile vor und auch der mattschwarz lackierte Lenker macht mächtig was her. 

Wie so oft bei italienischen Bikes gibt es bei der Qualität der Teile und der Verarbeitung also Licht und Schatten. Übrigens: Ja, die Fantic Caballero ist tatsächlich ein italienisches Motorrad, auch wenn der Motor in China gefertigt wird. Entwicklung, Design und Fertigung findet in Italien statt, es ist also kein chinesisches Bike, wie hier und da behauptet wird.

Arrows Auspuff

So fährt sie sich

Bevor es los geht, hören wir uns doch mal den Sound der Caballero etwas genauer an (Soundcheck rechts oben). Hört sich gut an, schön knurrig und bassig und klingt so gar nicht nach nur 450 Kubik. Auch optisch macht der Doppelschalldämpfer von Arrows und auch der Krümmer mächtig was her.


 
Gut, dann geht es endlich auf die Piste. Der breite Lenker vermittelt ein gutes weil kontrollierendes Gefühl. Die Maschine ist überhaupt nicht kippelig, was wir mal auf den Radstand und den 19 Zöller zurückführen. Für ein so extrem leichtes Motorrad fährt sich das Bike ziemlich stabil. Sie lässt sich natürlich ungemein einfach rangieren, in der Fahrt wirkt sie aber recht erwachsen - coole Mischung.
 
Die Leistung ist zwar überschaubar, aber alles andere als dürftig. Die knapp 40 PS fühlen sich nach mehr an, bei dem Gewicht kein Wunder. Beschleunigung und Durchzug sind für ein A2-Bike nicht schlecht und die krasse Soundkulisse lässt einen das Gefühl haben, auf einer 60 PS Maschine zu sitzen. Das Bike lässt sich spielerisch handeln und ist ausgewogen gefedert. Wir hatten uns das aufgrund anderer Testberichte wesentlich straffer vorgestellt, war aber nicht so. Die USD-Gabel ist nicht einstellbar, das Zentralfederbein hingegen schon in Zugstufe und Vorspannung.

Dennoch ist die Fantic Caballero eine Maschine mit Ecken und Kanten. Die Bremsen haben uns nicht so gut gefallen (das kann sich aber nach ein paar Einfahrkilometern verbessern, wie uns User mitgeteilt haben) und der Leerlauf lässt sich auch nur widerwillig einlegen. Der Motor ist Einzylindertypisch untenrum etwas rappelig und natürlich gibt es Lastwechselreaktionen und Konstantfahrruckeln. Aber irgendwie verzeiht man der Fantic diese Mätzchen allesamt mit einem Lächeln.
 
Trotzdem sei angemerkt: Wer hier ein feingeschliffenes Bike erwartet, der liegt falsch. Die Fantic will nicht weichgespült und smooth wie ein japanischer Vierzylinder daherkommen. Sie will Dich anmachen, hier und da ein bisschen ärgern und herausfordern - herrlich!

Fazit - was bleibt hängen

Geil, ein unperfektes Bike! Die Fantic Caballero 500 ist eine typische Italienerin: Hier ein da ein wenig divenhaft, angeberisch und vorlaut, dafür aber absolut liebenswert und emotional. Man mag sie, oder man mag sie nicht, dazwischen wird es kaum etwas anderes geben. Leistung und technische Ausstattung treten bei der Caballero in den Hintergrund, im Vordergrund stehen Design, Sound und der herrlich pötterige Einzylinder. 
 
Das Testbike wurde uns von Legendary Cycles in Hamburg zur Verfügung gestellt. Da steht die Caballero 500 Scrambler als Vorführer. Und wenn Du schon mal da bist, schau Dir doch gleich noch die vielen anderen Bikes von Legendary an: Hier gibt es Bikes von Indian, Benelli, Royal Enfield, Moto Morini, Mash und eben Fantic. Herrlicher Laden. Kaffee gibt es auch, aber nicht auf "Capucchino" drücken, der Milchaufschäumer ist kaputt.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 7.090€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 5.500€
  • Baujahre: 2018-2022
  • Farben: rot, knallgelb
Pro & Kontra
Pro:
  • teilweise hochwertige Teile
  • sehr leicht und wendig
  • knackiger Sound
  • schicke Scrambler-Optik
  • LED-Hauptscheinwerfer
Kontra:
  • teilweise minderwertige Teile
  • teigige Bremse vorne
  • Leerlauf nur widerwillig
08.2022: Fantic Caballero 500 Scrambler im Test
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