Serie: Legendäre Motorräder. Folge 3: BMW G/S

Die Retterin


Foto: BMW Es war der letzte Schuss, und dieser Treffer musste sitzen: Das neue BMW-Motorrad für 1980 sollte nicht nur dem Kunden gefallen, sondern gleich die ganze Marke retten.

Der Motorradsparte von BMW ging es schlecht Ende der 70er-Jahre. Veraltete Modelle, ein eher unsportliches Image und in der Folge schlechte Verkaufszahlen plagten Karl Gerlinger, damals Geschäftsführer der BMW-Motorradsparte für Marketing und Vertrieb.

Gerlingers neues Modell musste also ein Hit werden, wollte er den Verkauf der Motorradsparte verhindern. Doch, was für eine Motorradklasse sollte das sein, in der BMW ein neues Modell glaubhaft positionieren könnte? Im Endurosport fuhr BMW beachtliche Erfolge ein. Vielleicht gäbe dies einen Hinweis? 1980 schließlich präsentierte BMW das Ergebnis seiner Überlegungen: Eine große, reisetaugliche Enduro, anfangs mit einem 800 Kubik großen Zweizylinder-Boxer und 50 PS. Das hatte sonst keiner zu bieten.

Um es kurz zu machen: BMW stellte mit der G/S-Baureihe (anfangs noch mit Schrägstrich) einen Dauerbrenner in die Verkaufsräume der Händler, der bis heute in Deutschland zu den Bestsellern zählt - 1999 war eine GS zum ersten Mal das meistverkaufte Motorrad in Deutschland, was mit Ausnahme 2004 (Honda CBF 600 S) bis heute so blieb. Das Kürzel G/S stand anfangs für Gelände / Sport, später wollte BMW es als Gelände / Straße interpretiert wissen.

Das kommt der Realität auch nahe. Über die Jahre hat BMW die GS-Baureihe immer wieder erweitert (nach unten mit Ein- und Zweizylinder-Versionen), aber auch anders positioniert. Gewannen die BMW-Boxer früher die härteste Rallye der Welt, Paris-Dakar, quasi im Vorbeigehen, so haben sich die aktuellen Versionen weg vom Sport, weg vom Gelände, hin zu einer alltagtauglichen Begleiterin entwickelt, die quasi alles gleich gut können soll. Sie ist zwar im Gelände nicht ohne Begabung unterwegs, aber schon allein die schiere Fülle des Motorrades macht alles außer Schotter eher anstrengend.

Dabei darf die Pionierleistung der GS gerade für Fernreisende niemals vergessen werden. Auch wenn anfangs 50 PS nicht gerade nach viel klingen - man muss sich mal anschauen, mit was der Abenteurer an sich 1980 so in die wilde weite Welt hinausfuhr. Einzylinder wie die berühmte Yamaha XT 500 mit maximal 30 PS waren bis zum Erscheinen der G/S das Mittel der Wahl. Neben der Motorleistung überzeugte die BMW mit einem solide abgestimmten Fahrwerk sowie vor allem mit Sitz- und Fahrkomfort. So ausgerüstet, wurden dem Abenteurern plötzlich neue Horizonte geöffnet, ohne im Alltag zu verlieren. Afrika oder Berufsverkehr? Der GS ist es egal.

Ein weiterer Baustein für den Erfolg der GS seit nunmehr fast 40 Jahren ist die ständige Weiterentwicklung. Spätestens alle zwei Jahre kommt eine Modifikation, in größeren Abständen bringt BMW komplett neue Modelle. Die wesentlichen Bausteine der GS - Boxermotor plus Fernreisetauglichkeit - werden beibehalten, aber jeweils auf die neuste Version upgedatet.

Das Konzept der G/S hat Nachahmer auf den Markt genommen wie die KTM-Adventure-Modelle oder die Ducati Multistrada. Und dennoch: Bis Ende 2017 konnte BMW 670.000 GS weltweit absetzen - und es gibt keinen Grund, warum es nicht noch die Million werden sollte. Die BMW-Motorradsparte hat sie ja auch gerettet.

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