Frostaufbrüche: Unvermeidbar, aber riskant - Sicherheitsrisiko für motorisierte Zweiräder
Sicherheitsrisiko für motorisierte Zweiräder
Das Befahren vieler Straßen mit Roller oder Motorrad kommt derzeit oftmals einer Slalomfahrt gleich. Es geht um das Umfahren von Frostschäden. Der Winter hat Deutschlands Straßen ordentlich zugesetzt, was insbesondere Zweiradfahrern ein ernstes Sicherheitsrisiko beschert. Das Essener Institut für Zweiradsicherheit (ifz) liefert Tipps, wie man sich und andere schützen kann.
Für über sechs Millionen Fahrerinnen und Fahrer motorisierter Zweiräder stellt der gegenwärtige Straßenzustand nach Auffassung des ifz vielerorts ein ernstes Risiko dar. Nach den letzten eher milden Wintern hat Väterchen Frost dieses Mal wieder etwas härter zugeschlagen. Die Folgen werden Motorradfahrer auch zu Beginn der Saison noch zu spüren bekommen. Die Rede ist von Frostaufbrüchen, die mal kleinere, mal größere Löcher in der Fahrbahndecke entstehen lassen. Während die Schlaglöcher bei mehrspurigen Fahrzeugen meist nur zu einem unangehmen Rüttler, schlechtestensfalls zu Schäden an Reifen und Fahrwerk führen, können Zweiräder durch die harten und unvermittelten Stöße derart destabilisiert werden, dass ein Sturz die Folge ist.
Den Experten des ifz ist bewusst, dass die zuständigen Straßenbaubehörden diesbezüglich aktiv sind. Matthias Haasper, Leiter des ifz, weist in diesem Zusammenhang aber auch darauf hin, dass viele temporäre Ausbesserungen nur eine Übergangslösung darstellen. „Auch bereits verfüllte Löcher in der Fahrbahndecke sollten von Motorrad- und Rollerfahrenden weiterhin kritisch im Auge behalten und die Fahrweise darauf eingestellt werden, vor allem in Kurvenbereichen.“
Weil Schlaglöcher und Flickschusterei Einspurfahrzeuge in ernste Nöte bringen können, macht das ifz die Fahrerinnen und Fahrer motorisierter Zweiräder über viele Kanäle auf diese Problematik aufmerksam. Folgendes sollten Zweiradpiloten bei den nächsten Ausfahrten beachten:
Abhilfe 1: Straße lesen!
Motorrad- und Rollerfahrer sind generell darauf bedacht, den Zustand des vor ihnen liegenden Streckenabschnitts zu beachten und die Straße quasi zu „lesen“. Gerade jetzt zu Saisonbeginn sollten sie dabei das Auftreten frostbedingter Schlaglöcher mit einkalkulieren und entsprechende Vorkehrungen treffen. Je eher ein Schlagloch erkannt wird, desto größer ist die Chance, ihm noch ausweichen zu können. Wichtig dabei ist das Einhalten eines mehr als nur ausreichend großen Sicherheitsabstands zu vorausfahrenden Fahrzeugen, die sonst nämlich die Sicht auf die Fahrbahn verdecken. Aufgepasst, wenn der Vordermann eine plötzliche Ausweichbewegung macht. Er könnte ein Schlagloch umkurven!
Vor allem auf kurvigen Strecken, auf denen man den weiteren Verlauf erst spät erkennt bzw. einsehen kann, sollte man vorsichtig sein und lieber vom Gas gehen. Bei Geradeausfahrt durch ein Schlagloch zu rumpeln, mag noch glimpflich ausgehen, in Schräglage ist die Sturzgefahr ungleich höher. Dies gilt übrigens auch für die eigentlich ja bestens bekannte Hausstrecke. Auch hier kann der Winter neue Fahrbahnschäden verursacht haben.
Abhilfe 2: Keine Panik!
Wer einem Schlagloch nicht mehr ausweichen kann, sollte nicht in Panik verfallen, sondern auf das Unvermeidliche konzentriert bleiben und aktiv „mitarbeiten“: Nicht verkrampfen, den Lenker aber dennoch fest in den Griff nehmen und den Einschlag nach Möglichkeit mit einer ausgleichenden Körperbewegung abfangen.
Wenn es beim Durchfahren eines Schlaglochs ordentlich gerappelt hat, sollte Roller oder Motorrad anschließend inspiziert und vor allem auf Schäden an den Reifen und den Felgen sowie an den Federelementen (verdächtige Geräusche) hin untersucht werden.
Abhilfe 3: Schäden melden!
Das ifz verfolgt die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur seit Jahrzehnten mit kritischem Blick und setzt sich aktiv für sichere Straßen ein. Bekannte Schlaglöcher oder andere für Motorradfahrer gefährliche Straßenschäden sollten den zuständigen Behörden gemeldet werden, damit die Gefahrenstelle schnell beseitigt werden kann. Einen Beitrag dazu leistet unser Meldeservice. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- ifz-Meldebogen
Das Formular zur Meldung einer Gefahrenstelle können Sie im Internet unter herunterladen und ausfüllen. Eingehende Meldungen leitet das ifz an die zuständige Stelle vor Ort weiter.
- „MOTO“-App
Noch einfacher geht die Schadenmeldung über unsere kostenlos erhältliche App „MOTO“. Einfach per Smartphone das Formular ausfüllen, eventuell ein Foto der Stelle anfügen, und per Knopfdruck an das ifz übermitteln.
- ifz-StreckenHeld
Damit nicht nur die Behörden, sondern gleich die ganze Motorradgemeinde über Straßenschäden und andere Gefahrenstellen in ihrer Umgebung informiert werden kann, hat das ifz den StreckenHeld an den Start geschickt. Auf der interaktiven Straßenkarte können Zweiradpiloten am PC oder per App eine Gefahrenstelle in ihrer Region markieren oder sich umgekehrt über Gefahren informieren, die andere bereits auf der Karte hinterlegt haben.
Die jeweilige App gibt es kostenlos über den Google Play Store für Android sowie im App Store (iTunes) für iOS.