Test: Yamaha FJR 1300 AE

Ein Schiff wird kommen

image Fotos: Dietmar

Boah, eine ganze Menge Motorrad ist das. Die Yamaha FJR 1300  ist ein Tourer, und zwar ohne Sport davor. Gedacht für die lange Reise, haltbar, solide, schwer und komfortabel. Was sonst wichtig ist, klärt der Test.

Konsequent modellgepflegt

Sie ist ein echter Langläufer, und damit ist nicht mal die allseits bestätigte Dauerhaltbarkeit gemeint. Nein, im Grunde verkauft Yamaha die FJR 1300 seit 2001 nahezu unverändert. Okay, es sind neue Farben hinzugekommen und 2016 endlich ein sechster Gang. Aber sonst? Alles gut, wieso etwas ändern?

Das gilt vor allem deshalb, weil Tourer ähnlich wie die Sporttourer ein wenig unter Druck geraten sind. Der Feind wohnt dabei im eigenen Bett, da die trendigen Adventure-Bikes natürlich auch von Yamaha kommen. Doch noch wird sie gut verkauft, die Yamaha FJR 1300. Sie gehört nicht nur wegen ihrer langen Standzeit am Markt zu den Oldschool-Bikes, denn sie wirkt in Teilen wie aus einem Stück gefräst. Zwar ist die Elektronik immer auf dem aktuellen Stand gehalten worden, aber sie ist eben nicht mehr ganz taufrisch. 

Übrigens ist die FJR 1300 seit ihrem Erscheinen gleich siebenmal hintereinander zum "Motorrad des Jahres" bei der Leserwahl des Motorrad-Magazins gewählt worden. Okay, das letzte Mal (2008) ist schon etwas her, aber dennoch: So ein Motorrad kann gar nicht schlecht sein.

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Ganz schön dick

Und ein schweres Stück dazu, denn knapp 300 Kilo wollen bewegt werden. Rangieren ist logischer Weise nicht die Königsdisziplin der Yamaha. Komfort schon eher, da hilft die einfach verstellbare Sitzhöhe weiter (805 oder 825 Millimeter). Schließlich braucht man einen festen Stand, denn kippt sie mal, gibt es wenig, was sie aufhalten könnte. Das gilt für alle FJS, denn es gibt sie in drei Varianten: als AE für 19.595 € gegenüber der Standard-A (16.400 €)  mit ESA & USD, Koffer, Kurvenlicht, schließlich noch als AS (20.600 €) mit Schaltautomat.

Die Sitzposition ist zuerst etwas ungewohnt. Aufrecht ja, das ist noch nicht das Ungewöhnliche. Etwas breitbeinig, geschuldet der massiven Bauweise und vor allem dem Tank. 25 Liter Fassungsvermögen müssen schließlich irgendwo hin.

Wir wollen nicht Kippen, sondern Fahren, also los. Doch vor dem Ablegen des schweren Schiffs gibt es ein kleines Problem: Checkt unbedingt das Gewicht, denn die Zuladung der Yamaha ist mit 186 Kilo oft zu gering. Mit zwei ausgewachsenen Personen und Gepäck wird’s eng.

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Ruhe und Kraft

Immer weiter entwickelt wurde auch der Vierzylinder, der aus knapp 1300 Kubik standfeste 146 PS holt. So weit, so unauffällig. Das wird den ganzen Test über so bleiben, denn  die Yamaha zieht einfach davon. Der Motor drängt sich nie in den Vordergrund, er ist da und macht, was er soll. Kaum je war die optional angebotene, zweiflutige Akra-Sportauspuffanlage für mopsige 1800 Euro überflüssiger als hier. Meist ist man dabei übrigens schneller als gedacht unterwegs – die FJR wirkt übergewichtig, aber sie ist fix.

In Fahrt liegen Ihr – welch‘ Überraschung – langgezogene Kurven wie sie auf Landstraßen oder auf der Autobahn heimisch sind. Serpentinen gehen, aber dieser Tourer kann gut drauf verzichten. Worauf seine Besatzung nicht verzichten muss ist Komfort. Das fängt bei der komfortablen Sitzbank an und hört beim üppigen Platzangebot noch lange nicht auf. Auch der Fahrkomfort ist gut bis sehr gut. Hier zeigt sich das hohe Gewicht von Vorteil, auf eine trendig-straffe Abstimmung verzichtete Yamaha. Ihr wollt trotzdem eine? Kein Problem, das elektronische Fahrwerk lässt sich mannigfaltig einstellen.

So reist man mit der FJS entspannt durch die Gegend und genießt den vorzüglichen Geradeauslauf. Ein bisschen unterschiedlich fallen die Stimmen des Testteams zum Windschild aus. Cooles Feature: Es ist elektrisch während der Fahr verstellbar. Während der eigentliche Windschutz gut gelingt, monieren andere Wirbel und das tatsächlich immer präsente Windgeräusch.

Zuverlässiger Tourer

Man muss sie sich leisten können, die in besserer Ausstattung rund 20.000 Euro teure Yamaha. Dafür bekommt man eine luxuriös und ausgereift wirkende Begleiterin für die guten und schlechten Tage im Leben eines Motorradfahrers. Im Vergleich zu den Adventure-Bikes muss man bei ihr auf die angedeutete Geländetauglichkeit verzichten – aber darüber hat sich wahrscheinlich noch niemand beschwert. Richtig so.

Wählt das Ziel und habt Vertrauen: Wenn es mit der Weltumrundung nichts wird, an der Yamaha liegt‘s nicht.

Das Testbike wurde uns von Tecius & Reimers in Hamburg-Eidelstedt zur Verfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 19.595€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 12.500€
  • Baujahre: seit 2001
  • Verfügbarkeit: gut
  • Farben: blau, silber, grau
Pro & Kontra
Pro:
  • Komfort
  • Verarbeitung
  • Durchzugskraft
  • Langstreckentauglichkeit
Kontra:
  • Gewicht
09.2019: Test: Yamaha FJR 1300 AE
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