Voge DS 900 X im Test

Voge DS 900 X im Test (Baujahr 2024)

Vollausgestattetes Adventure-Bike für unter 10.000 Euro

21.04.2024

Fotos: Motorradtest.de

Die neue DS 900 X ist das erste große Adventure-Bike von Voge. Sie übernimmt viele Teile der ebenfalls neuen BMW F 900 GS Adventure, allerdings kostet die Voge DS 900 X voll ausgestattet nur 9.499 Euro. Eine vergleichbare Maschine zu diesem Preis ist uns noch nicht untergekommen - doch wie fährt sich die Voge DS 900 X?

Wer oder was ist eigentlich "Voge"?

Der chinesische Zweirad-Hersteller Voge ist in Deutschland vielen Bikern noch nicht so gut bekannt. Das Angebot von Voge erstreckt sich von Scootern über Naked- und Adventure-Bikes sowie ein paar Classic- und Enduro-Bikes. Bislang handelte es sich um eher kleinere Maschinen bis 650 ccm, die neue DS 900 X ist also das erste große Adventure-Bike von Voge. Voge ist die Premium-Marke von Loncin, einem der größten chinesischen Motorrad-Hersteller. Loncin wiederum kooperiert mit BMW Motorrad und baut nicht nur die beiden C 400 Roller, sondern auch die Reihentwin Motoren der F-Modelle von BMW.

Insofern ist es auch wenig verwunderlich, dass die neue Voge DS 900 X viele Ähnlichkeiten mit der BMW F 900 GS Adventure mit sich bringt. Wir hatten ein Vormodell dieses Bikes - die Voge DS 850 - übrigens schon auf der Eicma 2022 gesichtet und uns gewundert, warum dieses schöne Motorrad nicht den Weg auf die deutschen Straßen geschafft hat. Jetzt wissen wir warum: Voge hat einfach die neue Ausbau-Stufe des Reihentwins abgewartet. Doch zum Motor später mehr, wir wollen erst einmal Probesitzen.

Erhältlich ist die Voge DS 900 X in Schwarz und Silberblau. Wir würden ganz klar die Schwarze nehmen!

Abmessungen Voge DS 900 X

Schon rein optisch kommt die Voge DS 900 X mächtig daher. Sie ist etwas größer und länger als die BMW F 900 GSA, dafür mit 238 kg aber etwas leichter. Der Radstand von 1,58 macht schnell klar: Hier steht ein ausgewachsenes Adventure-Bike mit viel Platz für Fahrer und Beifahrer. Die Sitzhöhe von 850 mm ist gut gewählt. Es fühlt sich souverän an, das Bike ist aber auch für normal große Menschen noch gut beherrschbar und rangierbar.

Beide Piloten sitzen bequem und aufrecht und auch der breite Lenker ist optimal hoch montiert und fällt dem Fahrer geradezu automatisch in die Hände. Lange Touren sollten so ermüdungsfrei bestritten werden können, zumal das zulässige Gesamtgewicht von 443 kg auch viel Gepäck zulässt. Eine Topcase-Platte samt Verzurrmöglichkeiten und Handgriffen für den Beifahrer sind praktischerweise gleich montiert.

So komfortabel sitzt es sich zu zweit auf der Voge DS 900 X.

360 Grad Rundgang um die Voge DS 900 X

Technik der Voge DS 900 X

Die DS 900 X ist technisch erstaunlich komplett ausgestattet. Es gibt ein großes und gut ablesbares 7 Zoll TFT-Farbdisplay mit allerlei Anzeigen wie z.B. Reifendruck, Außentemperatur und Status von Heizgriffen und Sitzheizung. Alle hier genannten Features sind übrigens in Serie an Bord!

Eine Handy-Connectivity gibt es auch, leider konnten wir zum Testzeitpunkt die Navigation nicht testen, weil die Navi-App noch nicht fertig war. Auch die integrierte HD-Frontkamera wollte noch nicht so recht, aber das wird sicherlich demnächst dank frischer Apps kein Problem mehr sein.

Die Voge DS 900 X bietet natürlich ebenfalls eine Traktionskontrolle und ein 2-Kanal ABS. Verzichten muss man hingegen auf Schräglagen-Sensorik, was bei diesem Preis allerdings auch verständlich ist. Erfreulich sind die beiden gut nutzbaren USB-Buchsen und eine zusätzlicher 12 Volt-Anschluss im Cockpit unterhalb der zweifach verstellbaren Scheibe.

Die Beleuchtung kommt in Voll-LED inkl. der Blinker. Es gibt eine Warnblinkanlage und sogar Nebel-Zusatzleuchten sind montiert. Diese bieten eine Abbiege-Funktion: Beim Blinken beleuchtet die jeweilige Seite nachts den Weg in die Kurve. Das funktioniert allerdings nicht automatisch, sondern nur beim Blinken. Gleiches gilt für den Totwinkel-Assistent, der bei der Voge DS 900 X ebenfalls zur Serienausstattung gehört.

Puh, diese umfangreiche Ausstattung dürfte so manchem Konkurrenten die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Weitere Beispiele gefällig? QuickShifter, Handprotektoren, Hauptständer, Sturzbügel, Frontkamera mit SD-Kartenrecorder, Tempomat, Lenkungsdämpfer, Keyless Go etc.

Schöner Edelstahl-Auspuff und tirolfreundliche 93 dbA Standgeräusch.

So fährt sie sich

Bevor es losgeht, machen wir einen kleinen Soundcheck. Die Maschine klingt kernig, ohne dabei aufdringlich zu werden. Das Standgeräusch liegt bei umweltverträglichen 93 dbA und so klingt sie auch. Nicht zu laut, aber auch nicht zu zahm. Die DS 900 X hat einen schönen Edelstahl-Endtopf mit einer Abdeckung für die Beine des Beifahrers im Carbon-Look.

Auf der Straße zeigt sich die Voge DS 900 X dann ausgesprochen souverän. Das 21" Zoll-Vorderrad und die langen Federwege bringen Stabilität und ein enorm komfortables Fahrgefühl. Die Erstbereifung besteht übrigens aus dem Pirelli Scorpion Trail II, also einem richtig guten Reifen. Die Kayaba Upside-Down Gabel ist gold eloxiert und voll einstellbar. Das gilt ebenfalls für das Monoshock-Federbein (ebenfalls Kayaba) hinten. Die Federwege sind mit 205 mm / 220 mm ordentlich gewählt, so können Schlaglöcher und Fahrbahn-Unebenheiten der DS 900 X so schnell nichts anhaben. Es fährt sich wirklich sehr ausgewogen und die Maschine vermittelt gerade in Kurven eine enorme Sicherheit.

Der neue 900er Reihentwin mit 95 PS und 95 Nm Drehmoment.

Der Motor ist bei der Voge anders gemappt als bei BMW. Hier leistet er 95 PS bei 8.250 Umin und 95 Nm bei 6.000 Umin. Zum Vergleich: Die BMW F 900 GS Adventure bietet 105 PS bei 8.500 Umin und 93 Nm Drehmoment bei 6.750 Umin. Die Voge bietet also weniger Leistung, aber dafür mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen. Da die Voge zusätzlich ein paar Kilogramm weniger auf die Waage bringt, dürften die Fahrleistungen der beiden Maschinen in etwa vergleichbar sein, ohne dies allerdings geprüft zu haben. Jedenfalls geht die Voge mit ordentlich Druck nach vorne und macht sowohl beim Sprint von 0 auf 100 km/h als auch beim Durchzug von 60 auf 100 km/h eine gute Figur (siehe Testvideo unten).

Wir haben jedenfalls keine Leistung vermisst und der Motor macht seine Sache insgesamt sehr gut. Allerdings wird er unterhalb von 2.500 Umdrehungen etwas rappelig, das konnte die F 900 GS dann doch etwas besser. Auch der QuickShifter konnte uns nicht vollends überzeugen. Er funktioniert, ja, aber nicht so schön weich wie beispielsweise bei Ducati, Triumph oder Yamaha. Nach oben flutscht es bei ausreichend Gas ganz okay, nach unten muss man schon ein wenig mehr Druck aufwenden. Daran gewöhnt man sich aber schnell, so richtig schlimm ist dies also auch nicht. Aber da wir ja sowieso lieber konventionell schalten, freuen wir uns lieber über die sehr leichtgängige Kupplung (Seilzug) mit Anti-Hopping-Funktion. Passt schon.

Brembo 4-Kolbenzangen an 305er Doppelscheiben - bremst gut!

Besonderes Lob verdienen sich die Bremsen vorne. Die Brembos gehen bissig und gut dosierbar ans Werk und verzögern die Maschine mit Nachdruck. Verbaut sind zwei Scheiben mit 305 mm Durchmesser und eine axial angeschlagene 4-Kolben Bremszange mit 2-Kanal-ABS. Kurvenabhängiges ABS gibt es nicht, okay. Auf dem Bild oben gut zu sehen: Schöne Drahtspeichenfelgen mit goldenen Felgenbett. Auch an Kleinigkeiten wie den abgewinkelten Ventilen darf sich der DS 900 X Treiber freuen!

Noch ein Wort zum Qualitätseindruck der Voge DS 900 X. Der mattschwarze, konifizierte Lenker samt der gefrästen Gabelbrücke ist schick und auch sonst erfreuen viele kleine Details das Auge. An ein paar Stellen hat Voge allerdings gepatzt. Der Blinker beispielsweise wirkt etwas wabbelig und auch ein paar Abdeckungen sind nicht ganz so fein gelöst, wie das zum Beispiel bei BMW der Fall ist. Die Schalter für die Sitz- und die Griffheizung hätte man auch etwas ergonomischer anbringen können. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, im Grunde ist die Voge DS 900 X gut verarbeitet und der Abstand zu den etablierten Anbietern ist geringer geworden - aber er ist eben doch noch an der einen oder anderen Stelle zu spüren und zu sehen und das wollen wir hier auch nicht verschweigen.

Gabel per Schraubendreher in den Gabelholmen in Druck- und Zugstufe einstellbar.

Der Tankinhalt der Voge DS 900 X liegt bei 17 Litern. Bei einem Verbrauch von nur 4,5 Litern auf 100 Kilometern ergibt sich eine Reichweite von rechnerisch 378 Kilometern. Das kann die F 900 GSA mit ihrem 23 Liter Tank dann doch etwas besser, wobei die Reichweite der DS 900 X für 99 Prozent der Fahrer ausreichend sein sollte.

Der Windschutz der Voge ist gut. Die Scheibe kann per Hand in zwei Positionen arretiert werden, wobei wir die obere Position als angenehmer empfunden haben. Der Winddruck wird so fast komplett von Oberkörper und Schultern genommen und die Turbulenzen am Helm halten sich im Rahmen.

Garantie, Service und Wettbewerber

Die Garantie für die Voge DS 900 X liegt bei zwei Jahren. Der Service ist nach 10.000 Kilometern oder einmal pro Jahr fällig. das sind durchaus übliche Werte. Wettbewerber gibt es in dieser Klasse viele (siehe folgender Link), aber keine Maschine bis auf die CF-Moto 800 MT kommt auch nur annähernd an den Preis der Voge DS 900 X heran. Mit einem Alu-Kofferset ist sie übrigens schon für 10.800 Euro zu haben - ein echter Knüllerpreis.

>>> Voge DS 900 X vs. Adventure-Bikes der Mittelklasse <<<

Fazit zur Voge DS 900 X

Die Voge DS 900 X ist ein gut gemachtes Adventure-Bike der Mittelklasse zu einem unschlagbaren Preis. Sie ist nahezu komplett ausgestattet und lässt keine Wünsche offen. Hier und da fehlt noch ein wenig Feinschliff, aber der Abstand zu den Bikes der etablierten Herstellern ist schon erstaunlich gering.

Wer eigentlich mit GS Adventure oder ähnlichen Maschinen liebäugelt, sollte sich die Voge DS 900 X unbedingt einmal genauer ansehen und eine Probefahrt machen. Etwa 50 Prozent Preisvorteil gegenüber der Konkurrenz sind in diesen Zeiten sicherlich für viele Motorradfahrer ein schlagendes Argument. Es kann gut sein, dass Voge hier einen echten Knüller gelandet hat, den wir dann auch in den Verkaufszahlen sehen werden.

Vergleiche die
Voge DS 900 X
mit anderen Motorrädern