Fotos: Motorradtest.de
Triumph hat die Rocket 3 für 2024 überarbeitet. Noch mehr Hubraum, noch mehr Punch! Den eigentlichen Charakter hat sich die neue "Storm" aber zum Glück bewahrt. Volker und Dietmar sind eine Runde auf der neuen Kanonenkugel geritten.
Die Rakete ist jetzt noch raketiger
15 PS mehr Leistung und 4 Newtonmeter mehr Drehmoment holen die Triumph-Mannen aus dem nun 2.458 ccm großen Hubraum. Es sind nun also 182 PS und 225 Nm!!! Merkt man das? Naja, vielleicht im direkten Vergleich, unser Test der alten Rocket liegt allerdings bereits vier Jahre zurück, und schon damals hatten wir nach der Fahrt weiche Knie. Es ist ein bisschen so wie Usain Bolt, der bei seinem letzten Weltrekord 0,0001 Sekunden schneller gelaufen ist als zuvor. Anders ausgedrückt: Nein, wir haben keinen Unterschied gemerkt, was bei dieser Rakete aber auch völlig egal ist.
Viel mehr ins Gewicht fallen die optischen und technischen Änderungen. Die neue Storm sieht noch langgezogener und radikaler aus und natürlich hat Triumph dem neuen Modell mehr Technik spendiert, doch dazu später mehr. Die neue Storm gibt es als R und als GT. Die GT hat noch weiter vorne verlegte Fußrasten und einen mehr zum Fahrer geneigten Lenker - ist also cruisiger als die R. Diese wiederum wirkt mit ihrem fast geraden Rohrlenker und der aktiveren Sitzposition sportlicher. Beide Varianten gibt es in drei Farben, wobei uns das kleine Schwarze ganz klar am besten gefällt.
Farbauswahl: Schwarz (super), Rot (okay), Blau (naja) - Okay, ist Geschmackssache. Aber nimm die Schwarze.
Sitzprobe und Abmessungen
Die Rocket 3 R Storm wiegt trotz leichterer Felgen unverändert 317 Kilogramm fahrfertig. Das führt dazu, dass das Manövrieren nicht gerade eine leichte Angelegenheit ist. Man muss schon ordentlich zupacken, um das Gerät von A nach B zu schieben. Und Achtung beim Abstellen: Eine Rückfahrhilfe gibt es nicht.
Die Sitzposition auf der R ist speziell. Man sitzt tief (Sitzhöhe 773 mm) und wegen der Lenkerposition spürbar nach vorne geneigt. Das erinnert tatsächlich ein wenig an eine Harley Low Rider, allerdings sind die Fußrasten eher mittig unterhalb der Knie angebracht. Der Sozius hat zwar wunderschön in den Rahmen eingebettete Fußrasten, sitzt dafür allerdings leider auf einem eher bescheidenen Sitzbrötchen. Das ist sicherlich ein nachvollziehbares Tribut an das radikale Design mit dem kurzen Heck, erhöht den Soziuskomfort aber nicht gerade.
So sitzt es sich auf der Triumph Rocket III R Storm.
Technik der Triumph Rocket III R Storm
Die neue Storm hat - etwas überraschend - unverändert das Cockpit mit TFT-Farbdisplay der Vorgängerin übernommen. Die Display-Einheit kann man neigen, ein sehr cooles Feature. Die Dreiteilung des Cockpits gefällt uns, in der Mitte sieht man die wichtigsten Infos und links und rechts jeweils jede Menge Zusatzinfos, die aber nicht ablenken. Es gibt zwei Anzeige-Arten (Themes) und die üblichen Info-Leuchten, insgesamt ein sehr stimmiges und optisch ansprechendes Cockpit.
Es gibt drei fertige Fahrmodi sowie einen Modus, den man sich selbst konfigurieren kann. An Bord ist nun eine IMU, die das Kurven-ABS ermöglicht. Außerdem in Serie an Bord: Tempomat, Berganfahrhilfe, Keyless Ride, 5-fach Joystick zur Bedienung, Bordcomputer und ein USB-Anschluss unter dem Sitz.
Das Licht-Design mit dem doppelten Front-Scheinwerfer und dem wunderschönen Heckleuchten ist unserer Meinung nach Obercool! Voll-LED ist natürlich Serie und es gibt ein Tagfahrlicht mit separaten Schalter zum Umschalten auf Abblendlicht. Check.
3 Zylinder längs in Reihe mit 2.458 ccm Hubraum. Bitte gehen sie auseinander, es gibt hier nichts zu sehen!
So fährt sie sich
Das der Serien-Endschalldämpfer der Rocket III Storm ein Standgeräusch von lediglich 93 dbA produzieren soll, halten wir für ein Gerücht - er klingt deutlich lauter. Besonders cool: Es gibt zwei Tüten rechts und eine links, ist ja schließlich ein Drei-Ender. Der Klang ist herrlich bassig und brubbelig und bei höheren Drehzahlen gibt es tatsächlich dieses typisch rauhe Fauchen eines Dreizylinder-Motors. Richtig geil!
Nach dem Soundcheck (zu hören rechts oben) schwingen wir uns auf die Karre und höckern los. Die R hat vorne einen fast schon übertrieben großen Reifen in den Dimensionen 150/80 auf einer 17 Zoll Felge. Das haben vieke Motorräder hinten und gibt dem Bike ungewollt (?) ein Bobber-Outfit. Hinten gibt es dann richtig was auf die Felge: Ein 240/50er Reifen vom Typ Avon Cobra Chrom verrichtet dort sein Werk. Vermutlich würde ein kleinerer Reifen den Druck gar nicht auf die Straße bekommen ...
Bremsen á la carte: Bremboy Stylemas. Mehr geht nicht. Dickeres Vorderrad geht auch nicht.
Erstaunlich: Die Rocket R Storm fährt trotz dieser fetten Gummis und trotz des superlangen Radstand und trotz des hohen Gewichts wunderbar fluffig. Das war uns schon bei der alten Rocket positiv aufgefallen und wiederholt sich beim Fahren der R Storm: Sie geht gar nicht mal so bockig in die Kurven und fährt sich relativ spielerisch.
Die Bremsanlage von Brembo hat mit dem Gewicht der Rocket keine Probleme. Die Stylemas packen ordentlich zu, sind sehr gut zu dosieren und benötigen wenig Bremskraft - super. Das Fahrwerk ist etwas straff und bietet hinten einen geringen Federweg. Das merkt man vor allem dann, wenn man mal durch ein Schlagloch fährt, ansonsten liegt die Rocket aber sicher und fast schon komfortabel auf dem Asphalt. Man fühlt sich während der Fahrt stets sicher und gut aufgehoben, nur bei langsamerer Fahrt erinnert das Bike einen immer wieder daran, dass man hier auf einem echten Kawenzmann sitzt - nichts für Anfänger, wirklich nicht.
So muss das Hinterrad eines Motorrads aussehen. Genau so.
Was ist uns noch aufgefallen? Nun ja, eigentlich müsste man den Motor seitenlang beschreiben bzw. was er mit der Maschine und dem Fahrer veranstaltet. Es ist einfach bei jedem Gas-Schub die wahre Freude, die das Drehmoment veranstaltet. Wie wir schon bei der alten Rocket schrieben: "Der Tester hat sich mental auf einen Drehmoment-Berg eingestimmt, aber bekommen hatte er ein Gebirge." Belassen wir es doch einfach mal bei dieser sehr passenden Beschreibung. Ohnehin wird der geneigte Käufer nicht umhinkommen, eine Probefahrt auf der Rakete zu machen.
Die Triumph Rocket III Storm ist eines der wenigen Motorräder, die wirklich einzigartig sind. Wettbewerber sind da kaum in Sicht, außer vielleicht der Diavel V4, aber selbst die muss mir ihren geradezu lächerlichen 126 Nm Drehmoment gegenüber der Rocket die weiße Fahne hissen. Es gibt schlichtweg kein anderes Motorrad, dass das Konzept eines Power-Cruisers so konsequent umsetzt wie die Triumph. Man bekommt eigentlich genau das, was man sieht! Und wenn ich mir unser Foto oben mal genau anschaue, dann sieht die Rocket irgendwie aus wie eine Karikatur ihrer selbst. Unvernunft in Tüten!
Die Garantie ist dagegen sehr vernünftig: 4 Jahre gibt es auf die Triumph Rocket III und das Service-Intervall liegt bei geschmeidigen 16.000 Kilometern oder einmal pro Jahr, je nachdem, was eher eintritt. Die Maschine macht übrigens nicht den Eindruck, als ob irgendetwas an ihr kaputt gehen könnte. Wie fast immer bei Triumph ist alles supersauber verarbeitet, megaclean und jede Schraube sitzt. Vor allem die Seitenansicht von rechts auf den meterlangen Motorblock und das dank Einarmschwinge freiliegende Hinterrad mit der 10 Speichen Alu-Gussfelge ist der Hammer! Man mag einfach gar nicht mehr wegsehen...
Fazit - wir sind am Ende
Die neue Triumph Rocket III R Storm gehört ohne Frage zu den unvernünftigsten Motorrädern unserer Zeit. Wer bitte braucht einen Motorrad-Motor mit 2,5 Litern Hubraum und 225 Nm Drehmoment? Und genau deshalb ist sie soooo geil! Und dann diese Optik - zum Niederknien. Wer von diesem Bike nicht begeistert ist, der hat entweder nicht hingeguckt oder ist ein empathieloses Gefühlsmonster. Ein Glück, dass wir solch ein Motorrad in dieser Zeit noch miterleben durften. Ich befürchte, es wird wegen zu großer Geilheit bald verboten...
Die Testmaschine wurde uns vom
Triumph-Hamburg Flagship-Store QBike zur Verfügung gestellt. Es gehört zu einem der sieben Weltwunder, dass man da
einfach hinfahren und eine Probefahrt mit Rocket 3 machen kann. Und wer das nicht macht, ist doof oder hat den Schuss nicht gehört. Ende der Durchsage.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 25.895 €
- Gebraucht (3 Jahre alt): 16.500 €
- Verfügbarkeit: seit 2004
- Farben: rot, blau, schwarz