KTM 1390 Super Duke R EVO

KTM 1390 Super Duke R Evo im Test (Baujahr 2024)

30 Jahre Duke - KTM haut mal einen raus!

Test KTM 1390 Super Duke R EvoFotos: Motorradtest.de
 
Die neue KTM 1390 Super Duke gibt es in zwei Varianten: Als "R" ohne und als "R Evo" mit semiaktivem Fahrwerk. Egal ob mit oder ohne, dieses Gerät ist eine Waffe. Klar, das war die 1290er Duke auch schon, aber die 1390 ist tatsächlich nochmal eine Ecke schärfer geworden. Finden zumindest Volker und Dietmar, die die Evo zu einem wilden Ritt ausgeführt haben. Mittlerweile hat sich unser Adrenalinspiegel wieder beruhigt und ich kann diesen Testartikel hoffentlich zitterfrei zu Papier bringen.

Bitte gehen Sie auseinander, hier kommt der Vollstrecker.


Mann Mann Mann, was für ein Geschoß! Bereits im Stand scheint die neue 1390er schnell zu sein. Die Optik mit der neuen Lichtmaske und dem bekannten Kiska-Design mit Ecken und Zacken ist schon sehr polarisierend. Die einen mögen es, die anderen nicht, aber kalt lässt das Design sicherlich Niemanden. Man kann an diesem Motorrad nicht einfach so vorbeigehen, ohne den Mund zu öffnen oder sie gar zu ignorieren. Keine Chance.
 
Auffällig wie eh und je ist dabei der im orange pulverbeschichteten Gitterrohrrahmen eingepferchte V2 (der würde sonst wohl auch einfach abhauen), das Hinterrad mit der wunderschönen Einarmschwinge und die nach vorne abfallende Silhouette. Die insektoide Vorderansicht ist jetzt einer Transformer-Ansicht gewichen. Egal, von wo man auf das Bike schaut, es ist ganz klar eine KTM - und eine deutliche Ansage an alle anderen Verkehrsteilnehmer, dass man doch besser jetzt Platz machen möge.
 
 
Farben KTM 1390 Super Duke R Evo
Farben der KTM 1390 Super Duke R Evo: Orange (ach was!) und Schwarz. Ganz klar: Orange muss sie sein!
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Bei der Sitzergonomie hat sich gegenüber der 1290 Super Duke nicht allzu viel geändert. Man scheint etwas mehr in der Maschine integriert zu sitzen, aber bei Sitzhöhe, Radstand und Lenker hat sich quasi nichts geändert, warum auch. Man sitzt nach wie vor angriffslustig, ziemlich aufrecht mit leicht sportlichem Touch - wie halt üblich bei einem Streetfighter. Auch typisch ist der "Notsitz" für den Beifahrer. Man kann zwar jemanden mitnehmen, der (oder die) muss aber schon Nehmerqualitäten besitzen und angstbefreit den Ritt auf der Kanonenkugel antreten wollen.
 
Ich würde hier jedenfalls nur ungern als Beifahrer Platz nehmen. Und schon gar nicht, wenn Volker fährt, zumal wir weder Haltegriffe noch einen Halteriemen vorgefunden haben. Der Beifahrer wird sich aber nach der ersten Beschleunigung sowieso wie ein Äffchen am Fahrer festklammern wollen, aber dazu später mehr.
 
Sitzprobe auf der KTM 1390 Super Duke R Evo
So sitzt es sich auf der KTM 1390 Super Duke R Evo.
 
 
 

360 Grad Rundgang um die KTM 1390 Super Duke R Evo

CockpitBeleuchtung vorneBeleuchtung hinten

Technik der 1390 SDR - nix für Puristen

Puh Leute, jetzt wirds anstrengend. Seid uns nicht böse, aber sämtliche Funktionen und Einstellungen hier zu erklären, würde mehrere Monde dauern. Insofern folgende Bitte: Schaut mal auf der KTM-Produktseite der Super Duke 1390 Evo, da wird das alles in Ruhe erklärt. Diese Maschine besitzt außer einem Abstandsradar wirklich alles, was das Tec-Regal hergibt: Schräglagensensorik, Lauch- und Wheelie-Control (zum Glück!), Smartphone-Connectivity mit Turn by Turn Navigation, Tempomat, Berganfahrhilfe, Fahrmodi, Keyless Ride, USB-C, mehrstufige Traktionskontrolle etc.

Die Evo hat ja auch noch das semiaktive Fahrwerk, das nicht nur elektronisch einstellbar ist, sondern im Automatik-Modus auch noch selbstständig die Dämpfung blitzschnell anpasst. Es gibt eine neue Anti-Dive Funktion, die beim starken Bremsen vorne das Eintauchen der Gabel verhindert - und dann ist da noch die Factory-Start Heckabsenkung für noch mehr Grip beim Raketenstart. Alles, wirklich alles an Features an diesem Bike kann man konfigurieren und nach seinem Gusto einstellen. Auch das Kurven-ABS, welches einen Supermoto-Modus (ABS hinten aus) besitzt.

Leider ist die Bedienung dieser vielen Funktionen etwas anstrengend. Nicht etwa, weil das mit den vielen Piktogrammen und Hinweisen nicht gut gemacht wäre, im Gegenteil - aber es ist einfach sehr viel! Spielkinder werden viel Zeit am bestens ablesbaren 5 Zoll Display verbringen, Personen älteren Semesters könnten aber leicht überfordert sein. 

Wem es trotzdem irgendwann langweilig wird: Optional legt KTM mit dem Tec-Pack für 1.100 Euro noch ein paar Schmankerl obendrauf. Hier gibt es zwei weitere Fahrmodi (Track und Performance), Motorschleppregelung und Engine Brake Control, adaptives Bremslicht und weitere Feineinstellungsmöglichkeiten für das elektronische Fahrwerk (Suspension Pro) sowie den QuickShifter mit Blipper. Ja, der QS ist leider nicht Serie! 

Für die echten Racer dürfte die spezielle Anzeige im Track-Modus spannend sein: Hier sieht man nicht nur die Schräglage links und rechts, sondern auch die G-Kräfte und einen Laptimer. Nordschleife, wir kommen!

Auspuff / EndschalldämpferKlingt räudig: Endschalldämpfer der KTM 1390 Super Duke R Evo.

So fährt sie sich

Nachdem man sich also etwa zwei Stunden lang durch diverse Menüs geklickt hat, starten wir mal den Engine. Dieser ist bereits nach Euro5+ homologiert. Er klingt wie immer nach V2 und brubbelt bei Standgas schön bassig vor sich hin. Das für KTM typisch heftige Ansauggeräusch ist zwar noch da, aber einen Tick weniger präsent als beim Vorgänger. Trotzdem: Der Sound ist schon sehr geil, wie unser Soundcheck rechts oben beweist. Vor allem natürlich dann, wenn man auf dem Bike sitzt und am Hahn zieht - dann röhrt der Hirsch wie in akuter Brunft.
 
Nochmal ein kurzer Satz zur Bedienung: KTM hat der 1390 für viele Dinge separate (und beleuchtete) Schalter spendiert. So kann man z.B. die Traktionskontrolle mit zwei Tastern rauf unter runterschalten und man hat zwei Custom-Mode Taster, die man frei belegen kann. Wir haben auf C1 die Umschaltung der Fahrmodi gelegt und auf C2 die Steuerung der Motorbremse. Das funktioniert prima und ist eine super Idee, weil je nach Fahrszenario und Fahrer unterschiedliche Dinge wichtig sein können. Und natürlich ist es wie immer: Wenn man sich eine Zeit lang mit den Features beschäftigt hat, dann flutscht das auch mit der Bedienung. Einfach draufsetzen und losfahren ist hier aber wohl eher die Ausnahme.
 
Sind die Zusatz-Features Abzocke?
Einige Features der 1390 Super Duke R Evo sind aufpreispflichtig, so z.B. der QuickShifter, die Motorschlepp-Regelung und die beiden Race-Fahrmodi Track & Performance samt der Wheelie- und Launch-Control. Auf den ersten 1.500 Kilometern befindet sich die 1390er jedoch im "Demo" Modus, welcher alle dieser Funktionen zum Kennenlernen zur Verfügung stellt. Wer danach noch in den Genuss dieser Features kommen will, muss diese kaufen, was von einigen Leuten als "Abzocke" angesehen wird, weil es sich lediglich um eine Software-Freischaltung handelt.
 
Nun ja, das kann man auch anders sehen: Immerhin kann man bei KTM diese Dinge tatsächlich erst einmal kostenlos ausprobieren und dann später entscheiden, ob man alles haben will oder nur bestimmte Funktionen. Klar sollte aber jedem Kritiker sein: Auch Software kostet Entwicklungszeit und damit auch Geld und bei den Wettbewerben kosten Zusatz-Features natürlich auch Geld, aber eben ohne dass man diese vorher ausprobieren könnte. Allerdings finden auch wir, dass der QuickShifter gerne ohne Aufpreis hätte dabei sein können, denn günstig ist die 1390 auch nackt ja nun wirklich nicht.
 
V2 mit jetzt 1.350 ccmDer neue LC8 V2 mit jetzt 1.350 ccm, 190 PS und 145 Nm. Puh. Und bitte auf die Krümmerführung achten!
 
 
Und ab geht der Fuchs.
Okay, wir haben uns den Sport-Modus eingerichtet und fahren dann mal los. Allerdings kann man das kaum noch fahren nennen. Wir fliegen dann mal los passt eindeutig besser. Das Problem dabei ist: Man fährt stets zu schnell. Ich habe keine Ahnung, wie man mit der 1390 wirklich 80 km/h oder gar 50 km/h fahren soll - das geht nicht. Die Gasannahme ist sehr direkt, superexakt und setzt auch jede noch so kleine Bewegung subito in Vortrieb um. Ohne die Armada an technischen Fahrhilfen würden wir wohl sofort im Graben landen oder am nächstbesten Baum kleben. Wirklich Leute, seid vorsichtig bei einer potentiellen Probefahrt, das hier hat vermutlich so gar nichts mit Eurer eigenen Maschine zu tun!
 
Der V2 ist ganz unten nach wie vor etwas rappelig, das gehört bei der Super Duke aber zur Folklore dazu. Ab 2.500 Umin wirds dann harmonisch und drücken tut der LC8 quasi schon ab Standgas. Null auf hundert ist nicht messbar, Daten spielen hier auch keine Rolle. Es fühlt sich wirklich an wie der sprichwörtliche Ritt auf der Kanonenkugel. Neu beim 1390er Motor ist die CamShift Technologie, die ähnlich wie bei z.B. BMW ab 6.500 Umin eine andere Nockenwellensteuerung aktiviert. Es gibt dann also nochmal einen Schlag in den Rücken, wobei die Aufgabe dieser Technik eigentlich eine andere ist: Sie soll Leistung und vor allem Drehmoment in allen Drehzahlbereichen bereitstellen - und das tut sie auch ohne Frage. Ganz ehrlich: Auf der Landstraße ist das vielleicht schon zu viel des Guten, aber irgendwie ist es auch endgeil.
 
Brembo Bremsen vorne und hinten
Absolute Weltklasse: Brembo Stylemas.
 
 
Bremsen aus einer anderen Welt
Zum Glück hat die KTM 1390 Super Duke R Evo auch alles an Bord, um die Geschwindigkeit genauso schnell wieder zu vernichten, wie sie sie aufgebaut hat. Die Brembo-Stylemas sind mit einem Wort: Wahnsinn! Man braucht den einstellbaren Bremshebel nur anzuschauen, schon steht die Fuhre. Viel besser kann das in der WSBK eigentlich auch nicht sein. Dazu diese wunderbare Dosierbarkeit und die schiere Bremskraft! Bremsen macht hier eigentlich genauso viel Spaß wie Gas geben. Das habe ich so auch noch nicht erlebt.
 
Das Fahrwerk der Super Duke ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Wir haben am Anfang des Tests alles auf "Automatik" gestellt und das auch nicht mehr geändert. Das semiaktive WP-Fahrwerk arbeitet blitzschnell und das Feedback ist bestens gelungen. Mit den Michelin Power GP ist stets reichlich Grip garantiert, zumindest wenn es wie bei unserem Test trocken ist. Die Maschine fährt wie auf Schienen, man muss sie eigentlich nie korrigieren, sie kippt in geschmeidig in Kurven und arbeitet super vorhersehbar. Volker sagt im Testvideo sehr treffend folgendes: "Motorrad fahren bedeutet für mich vor allem Emotionen zu spüren. Man will immer Bock darauf haben, sein Bike zu fahren und genau das ist bei der KTM 1390 Super Duke R Evo der Fall."
 
Der eine oder andere Nörgler mag jetzt anmerken, dass man die Leistung dieser Maschine auf öffentlich Straßen ja gar nicht auf eben diese kriegt, weil einem sonst alles um die Ohren fliegt. Ja, das mag ja sein, na und?! Die Super Duke mag übermotorisiert sein, aber genau darin liegt ja auch die Faszination dieser und andere Hyper-Nakeds: Leistung, bis der Kamm schwillt. 
 
Habe ich noch irgendwas vergessen? Voll-LED inklusive der Blinker und dem Tagfahrlicht ist selbstverständlich, Warnblinkanlage und selbstrückstellende Blinker ebenso. Das Licht ist extrem hell, was vor allem dem Rücklicht zugutekommt, welches gemeinsam mit den Blinkern und dem Bremslicht in einem Gehäuse integriert ist. Anders als bei anderen Bikes, die das auch so machen, kann man hier aber den Blinker auch dann noch gut erkennen, wenn gleichzeitig gebremst wird.
 
Hier noch der Datenvergleich der KTM 1390 Super Duke R Evo mit anderen Maschinen der Hyper-Naked Klasse. Wobei die KTM sich genau zwischen den Power- und den Hyper-Nakeds positioniert. Aber gut, so groß ist der Unterschied zwischen 165 PS und 208 PS dann auch nicht - die Preise hingegen schon:

> Vergleich KTM 1390 Super Duke R Evo vs. Power-Nakeds < 

Fazit

Die KTM 1390 Super Duke R Evo ist ein Hyper-Naked-Bike, welches wahrscheinlich nie langweilig werden wird. Sie pulverisiert den Fahrer regelrecht mit Emotionen, Adrenalin, Endorphinen und all den anderen schönen Dingen. Sie ist so derartig unvernünftig, dass es schon wieder vernünftig ist, sie zu kaufen. Denn mal ganz ehrlich: Wer will schon ein vernünftiges Motorrad fahren? Okay, der Preis ist schon heftig - das Bike aber auch. Wer das Geld hat: Herzlichen Glückwunsch zum Kauf. Und ruf mal an, ich will auch mal wieder fahren...
 
Die Testmaschine wurde uns wieder einmal von Motorrad Ruser zur Verfügung gestellt. Dort steht sie als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Aber Achtung: Euer bisheriges Bike wird Euch nach der Probefahrt vorkommen wie ein Mofa. Tipp: Motorrad Ruser in Haseldorf bei Hamburg hat auch noch ein paar 1290 Super Dukes R's zum absoluten Schnapperpreis. Einfach mal anrufen: 04129 - 443

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 23.499€
  • Gebraucht (1290er, 3 Jahre alt): 12.000€
  • Verfügbarkeit: seit 2024
  • Farben: Orange, Schwarz
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Zubehör für die
1390 Super Duke R EVO

  • Moneta
  • Polo
  • Amazon

Pro & Kontra

  • starker Motor
  • tolles Fahrwerk
  • kräftige Bremsen
  • gute Ausstattung
  • bolleriger V2 Sound
  • strammer Auftritt
  • komplexe Bedienung
  • eingeschränkte Soziustauglichkeit
  • QuickShifter Aufpreispflichtig
Von unserem Team geprüft:

Allgemein

Typ
Naked
UVP
23.499 €

Abmessungen

Gewicht
212 kg
Sitzhöhe
834 mm
Radstand
1.491 mm

Fahrleistungen & Reichweite

0 auf 100
3,1 s
Tankinhalt
17,5 l
Verbrauch
5,9 l
Reichweite
300 km
Höchstgeschw.
260 km/h

Motor & Kraftübertragung

Motorbauart
2-Zylinder, 4-Takt, V2 75°
Zylinderzahl
2
Kühlung
flüssig
Hubraum
1.350 ccm
Bohrung
110 mm
Hub
71 mm
Leistung
190 PS
Drehmoment
145 NM
Ganganzahl
6
Antrieb
Kette

Fahrwerk & Bremsen

Rahmen
Gitterrohrrahmen, pulverbeschichtet
Federung vorn
WP Apex USD Ø 48 mm
Federweg:
125 mm
Federbein hinten
WP Apex Monoshock
Federweg:
140 mm
Aufhängung hinten
Einarmschwinge
Bremsen vorne
2 x Brembo Stylema Monoblock Vierkolben-Radialfestsattel, Bremsscheiben
320 mm
Reifen vorne
120/70-17
Bremsen hinten
Einzelscheibe, Brembo Zweikolben-Festsattel
240
Reifen hinten
200/55-17
ABS
Bosch 9.3 MP (mit Kurven-ABS and SUPERMOTO ABS)

Weitere Tests