Ducati Diavel V4 im Test

Der Teufel trägt ... dick auf.

Ducati Diavel V4 Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die neue Ducati Diavel V4 tritt in die Fußstapfen der Diavel 1260. Wichtigste Änderung ist der V4 aus der Mutistrada, der aus weniger Hubraum mehr Leistung herausholt. Ansonsten ist der Power-Cruiser nach wie vor ein Poser-Bike, wie er im Buche steht. Ole und Dietmar haben eine ausgiebige Runde gedreht und schildern hier ihre Eindrücke.

Nicht kleckern, sondern klotzen!

Das Datenblatt der neuen Diavel V4 lässt bereits erahnen, was uns am heutigen Testtag erwartet. Nämlich viel Motorrad und hoffentlich noch mehr Fahrspaß. Wenn man vor der Maschine steht, wird diese Erwartung mehr als befriedigt. Was für ein Brocken! Das war auch schon bei der 1260er Diavel nicht anders und es gibt wohl kaum ein anderes Motorrad, welches mehr polarisiert, als die Diavel. Entweder man liebt die Optik, oder man hasst sie. 
 
Die Diavel V4 gibt es nur in einer Ausführung, anders als die XDiavel, die noch cruisermässiger daherkommt - also mit Fußrasten weit vorne und einer niedrigeren Sitzhöhe. Die XDiavel hat noch den V2 und ab 22.490 Euro ist in drei Variationen erhältlich. Die hier getestete Diavel V4 hat dagegen fast schon eine normale Sitzposition und ist für 27.070 Euro in den Farben Rot und Schwarz erhältlich.
 
Auffällig sind die Nüstern an der Lampenmaske, der Raketenwerfer-Auspuff mit vier Endrohren sowie das dank Einarmschwinge freistehende Hinterrad. Der V4 Motor steht frei sichtbar und der 240er Reifen hinten ist ebenso imposant, wie die gesamte Maschine. Hier wird zumindest optisch nicht gekleckert, sondern geklotzt!
 
verfügbare Farben: Rot und Schwarz
 
Abmessungen und Sitzergonomie
 
Wir hatten fälschlicherweise eine cruiserartige Sitzposition angenommen. Das ist aber nicht der Fall. Man sitzt aufrecht, mit einer ordentlichen Sitzposition und gar nicht mal unkomfortabel - fast wie auf einem normalen Nakedbike. Allerdings macht der langgezogene Tank lange Arme, man wird dadurch ein wenig nach vorne gezogen.
 
Der Fahrer hat viel Platz, den Beifahrerkomfort haben wir nicht ausprobiert, weil unsere Testmaschine die Sozius-Sitzabdeckung aufwies. Schön gelöst sind die Beifahrer-Fußrasten, die bei Bedarf unter der Sitzbank sehr elegant ausgefahren werden können. Die Maschine wiegt fahrfertig 234 kg und ist daher nicht gerade leichtfüßig manövrierbar. Einmal in Fahrt fühlt sie sich zwar nicht mehr schwer an, aber dennoch ist die Diavel V4 natürlich alles andere als eine Einsteiger-Maschine.

Sitzergonomie
So sitzt es sich auf der Ducati Diavel V4.

360 Grad Rundgang um die Ducati Diavel V4

Cockpit Licht vorne Licht hinten

Technik der Ducati Diavel V4

Die neue Diavel V4 ist technisch nahezu komplett ausgestattet. Sie hat ein 5" TFT Farbdisplay, mehrere Fahrmodi, Tempomat, Wheelie-Control, Launch-Control, Schräglagensensorik mit Kurven-ABS und mehrstufiger Traktionskontrolle, Handy-Connection sowie einen QuickShifter mit Blipper. Es fehlt lediglich ein semiaktives Fahrwerk sowie ein Radarsystem, ansonsten ist wirklich alles Bord.

Das gilt auch für die Lichtausstattung, die natürlich komplett in LED ausgelegt ist. Vorne gibt es Tagfahrlicht und Lauflichtblinker, das Rücklicht bzw. Bremslicht besteht aus nicht weniger als 114 Einzel-LEDs. Auch hinten gibt es LED-Lauflichtblinker, die sich außerdem automatisch zurückstellen, wenn man dies einmal vergessen sollte.

Die Bedienung der Diavel V4 ist trotz der vielen Einstellungsmöglichkeiten recht einfach. Es gibt hierzu lediglich einen Schalter mit den Funktionen "Hoch", "Runter" und "Enter". Wir haben auch ohne Bedienungsanleitung alles auf Anhieb verstanden - und das ist bei der Fülle der Funktionen nicht unbedingt selbstverständlich. Gut gemacht, Ducati!

Motor und Auspuff

So fährt sie sich

Bevor wir losfahren, gönnen wir uns einen kurzen Soundcheck. Wie immer bei Ducati geht es ordentlich zur Sache, vor allem dann, wenn man die Drehzahl erhöht. Der Sound wird durch drei Faktoren bestimmt: Ansaug-Geröchel, Auspuff-Getröte und mechanische Geräusche von Motor, Kupplung und Getriebe. Den Hauptanteil übernimmt hierbei der Raketenwerfer-Endschalldämpfer mit seinen vier Rohren. Es klingt für unsere Ohren gut, schön bassig mit ordentlichem Krawall-Faktor. Soundcheck rechts oben.
 
Auf der Straße dann die große Überraschung: Diese Maschine fährt sich viel leichter, als man annehmen möchte. Sie ist zwar alleine schon wegen der Leistung und des Gewichts kein Einsteiger-Motorrad, aber sie fährt sich wirklich sehr angenehm. Der Motor fühlt sich zwar rappeliger an als z.B. bei der Multistrada V4, aber die Kombination Fahrwerk und Sitzposition sind wesentlich zugänglicher als bei der XDiavel. Man fasst sofort Vertrauen in die Fähigkeiten der Maschine und kann derart sportlich um die Ecken fegen, dass es ein Heidenspaß ist! Über die Leistung des V4 müssen wir nicht viel sagen: Nicht mal 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h! Noch Fragen? Auch beim Durchzug sieht das nicht anders aus. Brutale Leistung in allen Lebenslagen, herrlich.
 
Alleine die Fußrasten setzen der Schräglage gewisse Grenzen, alles andere fühlt sich aber toll an. Erstaunlicherweise steht diesem Fahrspaß auch der 240er Reifen hinten nicht im Wege. Natürlich kippt das Bike nicht so selbstverständlich in die Kurve wie eine Monster, aber wir waren trotzdem erstaunt, wie agil die neue Diavel ist. Die Reifenwahl für den Pirelli Diablo Rosso III hat daran sicherlich auch einen Anteil. Geil.
 
V4
 
Gleiches gilt für die Bremsanlage der Diavel V4: Monoblock Stylemas und Doppelscheibe mit 330 mm Durchmesser. Muss man noch mehr dazu sagen? Nein, die Maschine bremst erwartungsgemäß hervorragend.  Von der Multistrada V4 Rally hat die Diavel V4 die Zylinderabschaltung übernommen, um die Verbrauchswerte zu verbessern. Diese Ab- bzw. Zuschaltung kann man zwar hören, man merkt sich aber nicht. Den Verbrauch hat Ducati mit diesem Trick auf ca. 6,4 Liter auf 100 Kilometer drücken können.
 

Fazit - was bleibt hängen

Die neue Ducati Diavel ist zwar nach wie vor ein echtes Poserbike, aber sie hat objektiv gesehen auch viele Stärken, die man ihr auf den ersten Blick so nicht zutraut: Sportlichkeit, Kurvenverhalten, Agilität und Fahrspaß sind auf hohem Niveau. Dazu die brutale Leistung des V4 und die extrem guten Bremsen ergeben ein explosives Gemisch. Diejenigen, die die Diavel nur auf ihr extrovertiertes Aussehen reduzieren wollen, machen einen kapitalen Fehler. 
 
Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von Ducati Hamburg für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dort steht sie in der Papenreye neben vielen anderen roten aus Bologna für Probefahrten zur Verfügung. Wer sich unsicher ist, ob so ein Kraftpaket das Richtige ist: Einfach mal ausprobieren, ihr werdet die Probefahrt weder vergessen noch bereuen! Also sofort Probefahrt vereinbaren: 040 / 668 516 94

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 27.090 €
  • Verfügbarkeit: seit 03/2023
  • Farben: Rot, Schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • bulliger Auftritt
  • bulliger Motor
  • technisch komplett ausgestattet
  • lässt sich leichter fahren als es aussieht
  • potenter Sound
  • gieriges Gerät mit Ecken und Kanten
Kontra:
  • QuickShifter nicht so smooth wie bei der Multistrada
  • für unseren Geschmack etwas zu rappelig - Ansichtssache
  • nicht gerade ein Schnäppchen
09.2023: Ducati Diavel V4 im Test
Verkaufszahlen (Deutschland)
Gesamt: 453 Mid: 37517
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