Zero DSR/X im Test

Was kann das erste Adventure Elektro-Motorrad aus Kalifornien?

Zero DSR/X Test Fotos: Motorradtest.de

Die erste elektrische Reise-Enduro von Zero heißt DSR/X. Sie kostet 26.550 Euro und übernimmt viele Dinge der bereits von uns getesteten Zero SR/F und SR/S. Was die DSR/X kann - und was sie nicht kann - haben Volker und Dietmar bei einer ausgiebigen Probefahrt erkundet.

So steht sie da

Da steht sie also, die brandneue DSR/X von Zero. Und zwar neben vielen anderen Zero E-Motorrädern bei Tecius & Reimers, die einen großen Bestand an Zeros vorweisen können - und viele davon sind als Vorführer für Euch antestbar. Wer sich also jenseits der hier getesteten DSR/X für Zero-Bikes interessiert, kann sich dort beraten lassen und mal eine Runde drehen. Spannend ist dies vor allem für Personen, die in der Stadt wohnen und einen A1- oder A2-Schein haben. 

Die Zero DSR/X gibt es in grün und weiß (siehe Bildergalerie) und es handelt sich um ein wuchtiges Adventure-Bike, das mit BMW GS, Multistrada & Co. in den Ring geht. Der eigentliche Wettbewerber ist aber natürlich die Energica Experia, die ungefähr gleich teuer und auch mit E-Antrieb daherkommt. Die DSRX hat die typische Zero-Lichtmaske und ist durch ihr eigenständiges Design sofort erkennbar. Ins Auge fällt der riesige Tank, wobei es sich hierbei natürlich um eine Tank-Attrappe handelt - Benzin braucht dieses Bike ja nicht.
 
Dafür aber Strom, und daher kann man statt des zusätzlichen Stauraums auch einen Schnelllader oder einen Zusatzakku dazubuchen. Durch den Zusatzakku wächst die Akkukapazität von 17,3 kWh auf 21 kWh. Wer sich für den Schnelllader entscheidet, der kann das Bike statt mit 6,6 kW dann mit 12,3 kW aufladen. Beide Optionen passen leider nicht in den Stauraum, man muss sich also zwischen schneller Laden oder größere Reichweite entscheiden. Zum Thema Akku und Reichweite folgt unten mehr.
 
Abmessungen Zero DSR/X So sitzt man auf der Zero DSR/X - aufrecht und mit viel Platz für Fahrer und Beifahrer 


 360 Grad Rundgang um die Zero DSR/X

Licht vorne Licht hinten Cockpit

Technik der Zero DSR/X

Die Zero DSR/X hat bereits in Serie so ziemlich alle technischen Assistenz-Systeme an Bord, die man sich denken kann: Tempomat, 5+1 Fahrmodi, Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle etc. - alles dabei. Besonders hervorzuheben ist das Bosch-MSC, dass sich nicht nur um die Schräglagenkontrolle kümmert, sondern auch das Motorschleppmoment regelt. 

Tony Szczotka, Leiter von Two-Wheeler & Powersports Bosch, erklärt dazu: »Das MSC-System für die Zero SR/F wurde speziell an die Anforderungen elektrischer Motorräder angepasst. Der Hauptunterschied ist die schnellere Reaktion der integrierten Traktionskontrolle, aufgrund der direkteren Drehmomentübertragung bei elektrischen Motorrädern.«

Also, technisch volle Hütte bei der Zero DSR/X. Dazu kommt ein großes TFT-Farbdisplay mit Smartphones-Anbindung inkl. Navigation und natürlich Voll-LED Ausstattung beim Licht vorne und hinten.

Motor der Zero DSR/X

So fährt sie sich

Wer noch nie ein Elektro-Motorrad gefahren ist, der wird sich vermutlich wundern, wie schnell man sich an dieses tatsächlich komplett andere Fahrgefühl gewöhnt. Der nicht vorhandene Sound ist dabei ein Thema, das andere Thema ist das Fehlen von Dingen wie Kupplung, Getriebe, Auspuff, Öl, Kette etc. bemerkenswert. Man dreht einfach am Gasgriff und schon geht's schaltfrei und lärmfrei zu Sache. Man kann das schlecht beschreiben, aber es fühlt sich wirklich ganz anders an als mit einem Verbrenner - nicht besser oder schlechter, aber definitiv anders!
 
Natürlich spielt die immense Kraft des E-Antriebs beim Fahren eine wichtige Rolle. Der Z-Force 75-10X wurde gegenüber der SR/F noch einmal überarbeitet und leistet nun 100 PS und vor allem 225 Nm Drehmoment ab 0 Umin!!! Zum Vergleich: Der Drehmoment-König Triumph Rocket 3 leistet 221 Nm, aber eben nicht sofort, sondern erst ab einer gewissen Drehzahl. Bei der Zero ist vor allem der Durchzug von 60 auf 100 km/h der absolute Wahnsinn. In knapp über eine Sekunde geht das über die Bühne! 

Bei unserer Testfahrt war es leider nass und die Fahrbahn überwiegend rutschig, daher konnte die Maschine die immense Kraft nicht immer auf die Straße bringen. Zum Glück funktionierten die zahlreich Assi-System prima, wahrscheinlich nur deshalb sind wir nicht auf dem Acker gelandet, sondern immer fein auf der Bahn geblieben. Die Bremsen von J.Juan machten übrigens einen sehr guten Job, allerdings sind die ABS-Regelintervalle deutlich zu lang ausgefallen. Da diese aber über die BOSCH-MSC gesteuert werden, könnte Zero da über ein Update durchaus nachbessern.
 
Bei unserem Test wurde übrigens gerade ein Update des "Cypher III+" Betriebssystems angezeigt, welches wir aber nicht installiert haben. Das erinnert aber tatsächlich an Smartphones, die ja auch ständig durch System-Updates modernisiert werden. Genauso scheint es bei der Zero auch zu sein: Sofern die Ingenieure Verbesserungen oder Zusatzfeatures programmiert haben, landen diese auf dem Bike via OTA-Update ("over the air"). Dazu muss man das Bike mit dem Smartphone koppeln, was man wegen der Navigations-Möglichkeiten aber sowieso macht. Also alles ein bisschen wie bei Tesla & Co. - Willkommen in der Zukunft!
 
Akku Zero DSRX

Akku: Ladezeit und Reichweite

Der Akku der DSR/X ist im Vergleich zu E-Autos gar nicht mal so klein bemessen. Die 17,3 kAh reichen im Schnitt für etwa 170 km. Das hängt allerdings von vielen Faktoren ab: Temperatur, Fahrmodus und natürlich die Geschwindigkeit spielen hier eine Rolle. Wer nur auf der Autobahn mit 160 km/h und mehr unterwegs ist, kommt keine 100 km weit. Wir haben die Reichweitenangaben von Zero leider nicht überprüfen können, aber laut Tecius & Reimers sollen diese fair sein - also nahe an der Realität liegen:

Reichweite Akku Zero DSR/X
Frontansicht
 
Das Aufladen des Akkus dauert an einer normalen Schuco-Steckdose etwa 8 bis 10 Stunden. Wer die Zero an einer Wallbox auflädt, der muss etwa 2 Stunden warten. Wer den Rapid-Charger (+3.500€) dazu kauft, der lädt mit 12,6 kW Ladeleistung und muss nur eine Stunde warten. Damit wird das Hauptproblem der Zero DSR/X und allen anderen Elektro-Motorrädern klar: Die Reichweite ist bescheiden und das Laden dauert lange.
 
Für einen E-Roller, den man in der Stadt nutzt, mag dies kein Problem sein, aber für eine Reise-Enduro ist das aus unserer Sicht schon problematisch. Schließlich will man mit dieser Art Bike ja lange Reisen. Mit der DSR/X beschränkt sich z.B. eine Alpentour auf 150 km pro Tag - oder eine seeeeehr lange Pause am Passo Giao mit mindestens vier Cappucchini. Sofern der Wirt dort überhaupt eine Wallbox anbietet. 

Fazit - was bleibt hängen

Ganz klar: Die Zero DSR/X bietet jede Menge Fahrspaß! Sie ist ein gutes Motorrad mit guten Komponenten und Leistung satt. Leider hat sich beim Thema Reichweite und Ladeleistung gegenüber den bisherigen Zeros nicht viel getan - und so bleibt gerade bei einem Adventure-Bike die Frage, für wen sich eine solche Maschine eignet bzw. wofür. Trotzdem: Elektro-Motorräder besitzen schon einen besonderen Reiz, auch wenn viele Biker damit (noch) nichts am Hut haben. Lautlos durch die Gegend gleiten und dabei jeden Porsche stehen lassen zu können - und das ohne Emissionen - das hat schon was.
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Tecius & Reimers für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dort findet ihr jede Menge Zeros zum Ausprobieren. Traut Euch, das bringt echt Laune! Und für Städter, die ein Zweirad vor allem für den Weg zur Arbeit benötigen und vielleicht einen B.196 Schein haben, sind die kleinen Zeros ideal! Lasst Euch gerne von Joachim beraten, der weiß Bescheid...

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 26.550€
  • Verfügbarkeit: ab 11/2022
  • Farben: grün, weiß
Pro & Kontra
Pro:
  • Leistung!
  • Sitz- und Fahrkomfort
  • Komplett einstellbares Fahrwerk
  • gute Bremsen
  • technische Assistenz-Systeme
Kontra:
  • Preis
  • Reichweite
11.2022: Zero DSR/X im Test
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