MV Agusta F3 RR im Test

Die schicke SuperSport-Rakete aus Bella Italia im Test.

MV Agusta F3 RR im Test Foto: motorradtest.de
 
In Italien werden schöne Motorräder gebaut. Klingt etwas zu pauschal? Na, dann werft mal einen Blick auf die neue MV Agusta F3 800 RR. Wer auf SuperSportler seht, wird auf der Stelle niederknien. Wir sind danach wieder aufgestanden und gleich auf die Autobahn gekachelt. Hier unser Fahrbericht.


So steht sie da

Die MV Agusta F3 800 RR gibt es in den drei Farben Rot, Weiß und Weinrot. Wir finden die knallrote Maschine am schönsten, zum Test steht aber das fast ebenso schöne weinrote Bike vor uns. Von vorne finden wir sie am schönsten. Diese Lampenmaske - vielleicht sollten wir nochmal niederknien, bevor es losgeht. Etwas überraschend: Kein LED vorne! Egal, bei diesem Motorrad zählen sowieso andere Dinge. Wir setzen uns erst einmal drauf.

Tja, und schon werden wir wieder daran erinnert, dass wir keine 20 mehr sind. Volker braucht zwei Anläufe, um seine fast gefrorenen Haxen (2 Grad!) über den Soziussitz zu wuchten. Wir stehen übrigens im Wald und um uns herum bleiben alle Menschen und Hunde stehen und gaffen die Maschine an. Wundert uns nicht - so ein Motorrad sieht man halt nicht alle Tage. Über den Soziuskomfort werfen wir lieber den Mantel des Schweigens, damit will niemand zu zweit lange fahren - vor allem nicht der Beifahrer. Aber auch der Fahrer dürfte nach gewisser Zeit gerne die eine oder andere Rast einlegen. Man merkt doch ganz deutlich, dass dieses Motorrad für die Rennstrecke gemacht wurde. Vermutlich wird es auch viele Käufer geben, die noch eine weitere, alltagstauglichere Maschine im Stall haben und die MV immer dann rausholen, wenn der Adrenalinspiegel mal wieder auf 180 gebracht werden soll.
 
Die Verkleidung besteht aus Carbon und auch sonst finden sich viele Carbonteile an der Maschine. Sie wurde übrigens im Windkanal entwickelt und so sieht sie auch aus. Die Winglets sollen den Anpressdruck bei Tempo 240 km/h um 8 kg erhöhen. Volker ist auf der A7 laut Tacho tatsächlich 248 km/h gefahren und kann bestätigen, dass das Bike auf der Bahn liegt wie ein Brett.
 
Ein letzter Blick noch auf das schön freistehende Hinterrad (Alu-Einarmschwinge!) und dann kann es auch schon fast losgehen. Vorher müssen wir uns allerdings noch ein wenig mit dem Cockpit bzw. den vielen Einstellungsmöglichkeiten beschäftigen, denn die MV Agusta F3 RR ist technisch mit allem Schnickschnack ausgerüstet, den die Motorrad-Technik derzeit so hergibt.
 
Cockpit kein LED Auspuff

Das soll sie können

Das Cockpit beherbergt ein großes 5,5" TFT-Farbdisplay, welches mit lediglich drei Tasten bedient wird. Die Maschine besitzt folgende technische Hilfen: Launch-Control, Wheelie-Control, 2-Wege QuickShifter, Fahrmodi, Tempomat, 6-Achsen IMU, schräglagenabhängige mehrstufige Traktionskontrolle, Kurven-ABS etc.

Wer sich jetzt fragt, wie man das alles bedienen soll: Per Handy! Es gibt nämlich die Möglichkeit, die Maschine per "MV Ride" App an das Smartphone zu koppeln und dort alle möglichen Einstellungen vorzunehmen. Außerdem können Fahrten aufgezeichnet werden und sogar eine Pfeilnavigation auf das TFT-Display gelegt werden. Diese Funktionen inkl. des Tempomaten gibt es sonst eigentlich nur bei Reise-Enduros, nun also auch bei einem SuperSportler - schöne neue Technik-Welt!

Übrigens funzt die Bedienung natürlich auch ohne Handy und ist dabei recht intuitiv. Also keine Sorge, Ihr müsst keine Technik-Freaks sein, um mit der MV zurecht zu kommen.

F3 RR in Rot Foto: MV Agusta

So fährt sie sich

Dann wollen wir doch einmal hören, was die F3 so zu sagen hat. Kurzer Soundcheck im Wald - oh je. Alle Hunde sind plötzlich weg und ihre Herrchen finden uns jetzt gar nicht mehr so nett. Das Ding röhrt wie ein Hirsch! Wer sich das mal anhören möchte, klickt rechts oben auf "Sound". Der Klang passt zum Bike und vor allem während der Fahrt bei höheren Drehzahlen fliegt einem alles um die Ohren. So gibt es das Rennstreckenfeeling auch auf der Landstraße.

Wir fahren zunächst ein wenig durch die Stadt und können es kaum erwarten, auf die Autobahn Richtung Norden abbiegen zu können. Nördlich von Hamburg dann endlich das ersehnte Verkehrsschild - Feuer frei. Die Maschine ist im Nu über 200 km/h und erst bei knapp 250 km/h ist dann Schluss. Sie liegt dabei sicher auf der Bahn und durch die geduckte Sitzposition ist sogar der Winddruck noch halbwegs erträglich. Ganz klar, das ist ein Racebike und hohe Drehzahlen sind ihr lieber als niedrige. 

Der Motor ist für einen 800er sehr elastisch und das nutzbare Drehzahlband erstreckt sich von 3.000 bis 13.000 Umdrehungen - also nicht weniger als 10.000 UMins (!). Untenrum steht natürlich noch nicht so viel Leistung zur Verfügung, aber der Motor meckert nicht. Ab 7.000 geht es dann so richtig los und bei 10.000 gibt es noch einmal einen Schlag in den Rücken. Diese Maschine mit ihren 147 PS und 173 kg Leergewicht ist nichts anderes als eine Waffe. Wer es noch brutaler braucht, greift zum "Race-Kit" - dann gibt es dank Akra und anderem Motor-Mapping sogar 155 PS und noch mehr Dampf. Aber ganz ehrlich: Das halten wir für unnötig und vor allem würden wir nicht auf den wunderschönen Serien-Dreier-Endtopf verzichten wollen. Der ist ab dem Modelljahr 2022 übrigens eckig und nicht mehr rund.

Die MV F3 RR fährt sich also sehr, sehr sportlich und dazu passt der wunderbar funktionierende QuickShifter ganz hervorragend. Die Brembo-Bremsen packen giftig zu und erstaunlicherweise fanden wir die Fahrwerksabstimmung gar nicht so brutal, wie wir das erwartet hätten. Die Kombi aus Marzocchi USD-Gabel und Sachs Federbein (beide voll einstellbar, aber nicht elektronisch) funktioniert prächtig. Beim Bremsen gibt es zwar ein Aufstellmoment in Kurven, aber alles in allem hält die Maschine fahrtechnisch, was sie optisch und vom Datenblatt her verspricht.
weiß F3RR

Fazit - was bleibt hängen

Ich merke gerade beim Schreiben, dass es mir nicht gelingt, das Fahrgefühl des Tests auf Papier zu bringen. Sorry, aber wer erfahren will, wie sich MV anfühlt, muss wohl selbst aufsitzen. Jedenfalls ist die F3 RR in jeder Hinsicht ein extremes Bike und nichts für Jedermann. Wer sich für exklusive SuperSportler interessiert sollte auf jeden Fall mal eine Probefahrt machen und sich seine eigene Meinung bilden.
 
Die Testmaschine haben wir freundlicherweise von Bergmann & Söhne in Hamburg erhalten. Hier steht sie als Vorführer und wer sich traut: PROBEFAHREN!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 21.900 €
  • Verfügbarkeit: ab 11/2021
  • Farben: rot, weiß, weinrot
Pro & Kontra
Pro:
  • markanter Sound
  • drehwilliger Motor
  • technisch in Serie komplett ausgestattet
  • gut funktionierender QuickShifter
  • eigenständiges, italienisches Design
Kontra:
  • kein LED Licht
  • extrem sportliche Sitzposition
11.2021: MV Agusta F3 RR im Test
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