Moto Guzzi V7 Stone 850 im Test

Wie schlägt sich der überarbeitete Klassiker im Test?

Moto Guzzi V7 Stone 850 Fotos: motorradtest.de
 
Zum 100. Geburtstag hat Moto Guzzi die V7 überarbeitet. Gegenüber der recht erfolglosen V7 III hat die vierte Generation dieses legendären Motorrads mehr Kraft und viele Detailverbesserungen bekommen. Wir haben uns in den Sattel geschwungen und haben die rabenschwarze "Stone" Variante über die Landstraße gescheucht.


So steht sie da

Über Geschmack kann man streiten. Bei der V7 850 sind sich unsere Tester Volker und Dietmar allerdings schnell einig: Die V7 "Special" mit ihren Speichenrädern und viel Chrom gefällt uns besser. Sie ist mit 10.300 Euro allerdings auch deutlich teurer als die von uns getestete "Stone", für die 9.100 Euro fällig werden. Diese hat Gussfelgen und fast alle Teile sind hier schwarz lackiert. Es gibt die Stone aber auch in Orange und in Blau, wobei lediglich der Tank und der Kotflügel vorne in der jeweiligen Farbe lackiert sind - alles andere ist auch hier ziemlich dunkel.
V7 850 in orange Foto: Moto Guzzi (Werk)
Gegenüber dem Vorgänger hat die neue V7 fette 25 Prozent mehr Leistung mitbekommen. Motor, Getriebe und Antriebs-Strang wurden aus der erfolgreichen V85TT übernommen. In der V7 leistet der 90 Grad V2 allerdings nur 65 PS statt 80 PS. Diese Reduktion ist darauf zurückzuführen, dass Moto Guzzi es bei der Einzelscheibe und dem klassischen Doppelschleifen-Rahmen belassen wollte. Hätte man die 80 PS aus der V85 übernommen, hätte man hier rangemusst - und das hätte den Preis wohl deutlich nach oben getrieben.
 
Insofern ist auch die neue Guzzi vom Charakter her mit der Vorgängerin vergleichbar. Sie ist nach wie vor ein Motorrad für den genussvollen Fahrer, soll heißen: Nix für Heizer! Obwohl die neue spürbarer zur Sache geht, doch dazu später mehr.
 
Cockpit Motor LED-Licht an der V7 Stone

Das soll sie können

Technisch gesehen ist auch die neue V7 ein einfaches Motorrad: Konventionelle, nicht einstellbare Telegabel vorne, außer Traktionskontrolle keine Fahrhilfen oder sonstiger Schnickschnack. Insofern ist es aus unserer Sicht absolut unverständlich, warum hier ein LCD-Cockpit zum Einsatz kommt!? Okay, die V7 Stone ist dafür mit dem Handy koppelbar, aber will das überhaupt jemand aus der Zielgruppe dieses Motorrads?
 
Die Beleuchtung kommt (im Gegensatz zur V7 Special) komplett in LED inkl. Blinker. Auch ein Tagfahrlicht, natürlich in Adler-Optik, ist dabei. Sieht schon schick aus und aus den Kommentaren unseres Testvideos wissen wir: Viele Leute stehen auf diesen Style.

Der längs eingebaute V2 schüttelt sich beim Start pflichtgemäß und brummelt dann schön vor sich hin. Auch mit verbundenen Augen spürt man: Ich sitze auf einer Guzzi! Die Sitzposition ist lässig aufrecht. Die niedrige Sitzhöhe kommt auch kleineren Personen entgegen und rangieren lässt sich die V7 850 ebenfalls einfach - gut so.

Moto Guzzi V8 850 in blau Foto: Moto Guzzi (Werk)

So fährt sie sich

Dann drehen wir mal eine Runde. Nachdem sich der V2 ausgeschüttelt hat, dreht er recht willig nach oben - jedenfalls spürbar agiler als der 52 PS Motor aus der V7 III. Man merkt die zusätzliche Power sofort und überraschend deutlich. Was aber nicht heißen soll, dass es fürchterlich sportlich zur Sache geht. Denn das bevorzugte Metier der V7 ist eher das gemütlich Dahin-cruisen. Was sich leider nicht geändert hat ist das werksseitig furchtbar große Spiel des Gasgriffs. Am besten gleich vom Händler korrigieren lassen, denn das nervt auf Dauer dann doch etwas.
 
Die V7 fährt sich leicht und locker, hat aber trotzdem den typischen Guzzi-Charakter. Man hört und spürt den Motor jederzeit, so wie es bei diesem Bike auch sein soll. Das Getriebe ist schön weich und lässt sich präzise schalten. Der Rahmen wurde bei der V7 IV verstärkt und auch das spürt man. Wo die V7 III noch etwas indifferent und durch die Kurve düste, bleibt die V7 Stone präzise. Auch bei unruhigem Untergrund fängt das Fahrwerk nicht gleich an zu wackeln, wie dies früher noch der Fall war.
 

Fazit - was bleibt hängen

Gut gemacht, Moto Guzzi! Die neue V7 wurde an den richtigen Stellen angefasst. Mehr Power und mehr Stabilität machen aus der V8 850 die bessere Guzzi. Trotzdem hat sie ihren Charakter behalten, was die potentielle Zielgruppe erfreuen dürfte.
 
Über das Design kann man streiten, wie gesagt gefällt uns die Special besser, aber auch die Stone macht optisch schon was her. Sie ist sofort als Guzzi zu erkennen und wir würden uns nicht für die schwarze Version entscheiden, sondern für die in Blau - die schwarze macht uns optisch zu sehr auf "evil" - und das ist sie einfach nicht.
 
Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Zweirad-Technik Schielmann in Bokel.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.100€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 7.000€
  • Verfügbarkeit: lieferbar ab 10/2021
  • Farben: schwarz, orange, blau
Pro & Kontra
Pro:
  • 25% mehr Power als die Vorgängerin
  • gutes Getriebe, kaum Lastwechsel
  • Kardan
  • Genüssliches Fahren mit einem charakterstarken Motorrad
Kontra:
  • unpassendes LCD-Cockpit
  • Seitenständer mit merkwürdiger Ausklapp-Rückmeldung
  • einfache Ausstattung
10 2021: Moto Guzzi V7 Stone 850 im Test
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