MV Agusta Superveloce 800 im Test
MV Motorcycle Art: Ein Supersportler als Kunstwerk für die Straße
Optik zum Niederknien
Eigentlich sollte ein Motorradtest ja die Fähigkeiten eines Bikes darstellen und die Optik bzw. deren Bewertung dem Auge des Betrachters überlassen. Das geht bei der Superveloce 800 nicht. Wir finden, dies ist eines der schönsten Motorräder am Markt. Die markante Front mit den Einzelscheinwerfer und der Verkleidung, das kurze Heck mit einer Rückleuchte im Starfighter-Design, die Einarmschwinge und die gold lackierten Felgen, die geschwungene Form des Tanks, der Schalldämpfer mit den drei Tüten - wohin man auch schaut findet man italienische Motorradbau-Kunst vom Allerfeinsten. Es gibt die Superveloce 800 in rot und gelb mit entweder scharzem oder goldenen Rahmen.360 Grad Rundgang um die MV Agusta Superveloce 800
Technik der MV Agusta Superveloce 800
Die Superveloce kommt mit allem Schnickschnack, den es derzeit für Motorräder gibt: 6-Achsen IMU mit Schräglagensensorik, 8-fach einstellbare Traktionskontrolle, Launch-Control, Wheelie-Control, 5" Farb-TFT Display, Handy-Connect via MV "MyRide"-App und sogar einen Tempomaten (!) hat MV der Superveloce spendiert. Hier merkt man am deutlichsten die Verwandtschaft zur F3, die technisch nahezu identisch ist.
Eine automatische Blinkerrückstellung hat MV leider vergessen, genauso irritiert hat uns der nicht einstellbare und etwas billig wirkende Kupplungshebel, der an einem ansonsten so hochwertigen Bike nichts zu suchen hat. Freuen tun wir uns über eine radiale Bremspumpe von Nissin und über eine gar nicht mal so komplizierte Bedienung der vielen Optionen der MV. Man über die App sogar eine Pfeilnavigation auf das Display legen. Die Beleuchtung ist komplett in LED ausgeführt, eine Warnblinkanlage gibt es aber nicht. Gerade die Beleuchtung vorne und hinten ist aber so schick ausgefallen, dass wir MV hierzu nur gratulieren können!
So fährt sie sich
Bevor es losgeht, noch eine kurze Anmerkung zum sehr kurzen Radstand von nur 1,38 m. Dies führt dazu, dass große Personen sich ein wenig "eingeklemmt" fühlen. Das mag man bei einem Supersportler mögen, Dietmar hätte aber gerne ein wenig mehr Platz nach hinten gehabt. Dafür sitzt man natürlich herrlich integriert in der Maschine und will im Stand nur noch eins: Den Fuchs anwerfen und abgehen lassen!Bemerkenswert ist auch die Bremsleistung der MV. Die Monoblock-Brembos, die von einer radialen Nissin-Bremspumpe gefüttert werden, beißen bissig, aber fein dosierbar in die 320er Doppelscheiben und bringen das Bike im Nu zum Stehen, ohne dass der Fahrer dabei große Handkräfte einsetzen müsste. Das Continental MK100 Kurven-ABS regelt ebenso fein und auch bei Vollbremsungen fängt das Heck nicht an zu Schwänzeln oder kommt irgendeine sonstige Unruhe in die Fuhre. Ebenso souverän wirkt das voll einstellbare Fahrwerk der Superveloce. Die Kombination aus Marzocchi USD-Gabel und ZF-Sachs Federbein hinten macht einen sehr guten Job. Selbst bei 258 km/h laut Tacho (siehe Autobahnfahrt im Testvideo) liegt die MV auf der Bahn wie ein SuperSportler das gefälligst auch tun sollte. Das ist angesichts der Fahrwerksgeometrie (kurzer Radstand und sehr steil stehende Gabel) aber alles andere als selbstverständlich!
Fazit - was bleibt hängen
Gute Güte, was für eine Maschine! Seit dem Erscheinen der Superveloce 2020 habe ich mich nach einem ausführlichen Ausritt gesehnt. Und ich habe jede Minute mit der MV genossen. Natürlich ist auch die Superveloce in machen Dingen eine kleine italienische Diva, aber insgesamt war ich schon überrascht, wie ausgewogen sie ist. Sie ist herrlich unvernünftig laut und wenig alltagstauglich und wird daher entweder über Landstraßen und Rennstrecken gescheucht oder eben ins Wohnzimmer gestellt - obwohl sie dafür eigentlich zu schade wäre. Am besten für beide Zwecke gleich zwei bestellen!Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Bergmann & Söhne in Hamburg zur Verfügung gestellt. Dort steht sie in Rot als Vorführer und in Gelb zum Anschauen. Überhaupt lohnt sich ein Besuch am Nedderfeld allemal, denn die MV-Ausstellung von Bergmann und Söhne ist für jeden Motorrad-Fan eine Offenbarung. Man darf sich doch tatsächlich kostenlos all diese Kunstwerke aus Varese ansehen und sich sogar draufsetzen. Leute, macht das, solange das noch möglich ist. Denn wer weiß, vielleicht müssen wir irgendwann einmal auch Motorräder online bestellen ... möge das bitte noch lange dauern.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 21.390€
- Gebraucht (3 Jahre alt): 16.500€
- Baujahre: 2020-2022
- Farben: rot, gelb