Yamaha Niken GT

Yamaha Niken GT 2023 im Test (Baujahr 2023)

Fahrbericht der neuen Yamaha Niken GT auf Sardinien.

Yamaha Niken GT 2023 Test
 
Die neue Yamaha Niken GT will die Nachteile der Vorgängerin ausgemerzt haben und präsentiert sich nun als noch wertigere Reisemaschine. Geblieben ist die faszinierende Neigetechnik, die auch weniger geübten Fahrern haarsträubende Schräglagen ermöglicht. Wir waren bei der offiziellen Vorstellung der Yamaha Niken GT 2023 auf Sardinien dabei und schildern unsere Eindrücke.

Unterschiede zur alten Niken

Die Modellauswahl bei der Niken wurde geändert. Es gibt nur noch die Niken GT, die Standard Niken (ohne GT) wurde ersatzlos gestrichen. Da die Niken mit ihren beiden Vorderrädern ein sehr spezielles Motorrad ist, dürften sich die Verkaufszahlen auch eher im niedrigen Bereich bewegen - verständlich daher, dass sich Yamaha auf nur ein Modell konzentriert. Es gibt die Niken GT auch nur noch in einer Farbe, nämlich in "Yamaha Black", also in schwarz.

Niken GT in schwarz
Sie kostet 18.399 Euro, was angesichts der komplizierten Neigetechnik aus unserer Sicht ein angemessener Preis ist. Sofort ins Auge springt das neue Cockpit mit dem großen 7 Zoll TFT-Farbdisplay, welches wir bereits aus dem Tmax 560 kennen. Auch hier kann gegen Aufpreis eine Garmin-Fullmap Navigationslösung gebucht werden, die ein separates Navigerät überflüssig macht. Die Bedienung des Cockpits findet nun über einen Fünf-Achsen Joystick statt, was hervorragend funktioniert. Das fummelige Drehrad des Vorgängers ist passé - zum Glück! 
 
Neu ist außerdem die Sitzbank, die nun noch komfortabler sein soll. Um ehrlich zu sein habe ich keine Unterschiede zur alten Sitzbank feststellen können, aber egal: Man sitzt tatsächlich sehr bequem und aufrecht, wie auf einem Adventure-Bike. Neu ist auch die Abgasanlage, die nun hörbar leiser ist. Das passt auch zur Maschine: Wo man mit einer MT-09 gerne mal zur Attacke anbläst, gibt sich die Niken souveräner und gelassener. Das Standgeräusch liegt nur noch bei 89 dbA, Tirol kann also bereist werden.
 
Überarbeitet wurde auch der Motor, der nun 115 PS bei 10.000 Umin und knapp 91 Nm bei 7.000 Umin leistet. Es ist nach wie vor der prächtige CP3 mit drei Zylindern, der in der Niken GT eine sehr gute Figur abgibt, doch dazu weiter unten mehr. Der QuickShifter wurde ebenfalls überarbeitet und schaltet nun recht ruckelfrei, sofern man sich an die QS-Regeln hält (Hochschalten unter Last, Runterschalten im Schiebebetrieb).
 
Das leicht mit einer Hand während der Fahrt verstellbare Windschild macht einen guten Job, der Windschutz ist in Ordnung. Allerdings haben wir kaum einen Unterschied zwischen der niedrigen und der hohen Position feststellen können, zumindest nicht bei normalem Landstraßentempo. Überarbeitet wurden auch die Koffer, die nun jeweils 30 Liter fassen und zur Serienausstattung der GT gehören. Gut: Es werden keine separaten Schlüssel für das Abschließen der Koffer benötigt. Keyless Go gibt es bei der Niken übrigens nicht, was uns aber nicht stört. Insgesamt ist die neue Niken 2023 also in vielen Kleinigkeiten verbessert worden. Sie ist aber keine komplett neue Maschine und das Fahrgefühl hat sich ebenfalls nicht geändert. 
 
CockpitSchalterScheibe

Das soll sie können

Die Niken GT kommt mit Ride by Wire, mehreren Fahrmodi und einem Custom-Mode, der nach eigenen Wünschen konfiguriert werden kann. Zum Umschalten der Fahrmodi dient eine separate Taste. Selbiges gilt für den Tempomaten, der bei der Niken GT im Gegensatz zur neuen Tracer 9 GT+ ohne Radarsystem auskommen muss.

Überhaupt kommt die Niken GT technisch nicht so überkandidelt daher wie die ebenfalls neu vorgestellte Yamaha Tracer 9 GT+. Es gibt z.B. keine Schräglagensensorik und keinen Bremsassistenten und auch kein elektronisches Fahrwerk. Nicht, dass wir etwas gegen diese modernen Errungenschaften der Technik hätten, aber an der Niken würde all dies irgendwie auch nicht passen.

Die vorhandene Traktionskontrolle macht allerdings durchaus Sinn, denn das Hinterrad will bei flotter Fahrweise gerne mal durchdrehen. Sehr gelungen ist auch das Beleuchtungs-Design der Niken GT. Es gibt vollumfänglich LED und von vorne sieht das im Zusammenspiel mit den beiden Rädern sehr stimmig aus. Uns erinnert die Niken an die Transformer-Filme - man würde sich nicht wundern, wenn die Niken sich nach dem Start in einen LKW oder in eine Eisenbahn verwandeln würde...

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Auspuff

So fährt sie sich

Die Optik der Niken ist zwar Geschmackssache, aber sie ist doch stark polarisierend. Von den auf Sardinien vorhandenen Journalisten war kaum einer dabei, der die Niken GT besonders schön fand. Was man ihr aber zu Gute halten muss, ist das sie einzigartig ist - und das gilt neben der Technik natürlich auch für das Design. Die spezielle Neigetechnik mit den beiden Vorderrädern wird auf der Yamaha-Webseite ausführlich erklärt. Wir wollen uns hier auf die Beschreibung beschränken, wie sie sich fährt. Und das ist echt der Knüller! 
 
 
Zunächst einmal wundert man sich beim Losfahren, dass man von den beiden Vorderrädern nichts sieht! Beim Blick nach vorne sieht man lediglich Tank, Verkleidung, Cockpit und Windschild - wie bei jedem anderen Motorrad auch. Und dann folgt die zweite Überraschung: Man merkt auch nicht unbedingt, dass man auf einem Dreirad fährt. Na okay, ein bisschen spürt man die doppelte Spur vorne schon, aber viel weniger, als man das erwartet hätte. Die Niken GT lässt sich famos bewegen, sie ist zwar nicht ganz so wendig wie eine MT-09, aber sie ist auch alles andere als behäbig.
 
Und bei den ersten engeren Kurven kommt dann der große Aha-Effekt: Schräglage, ich komme! Egal, wie die Straßenverhältnisse sind, egal ob trocken oder feucht, egal welche Geschwindigkeit - mit diesem Bike kann man sich immer in die nächste Kurve legen wie ein Álex Márquez in der GP. Na gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber es stimmt schon: Gerade ungeübte Fahrer fühlen sich auf einer Niken sehr sicher und wagen viel mehr an Schräglage und Kurventempo, als mit einer konventionellen Maschine. Das bringt wirklich Laune!

Vorderrad
 
Qualitativ macht die neue Niken ebenfalls einen guten Eindruck. Alle Schalter wirken hochwertig, alles Kabel sind sauber verlegt und alle Features, die die Yamaha bieten, funktionieren auch einwandfrei. Die Bremsen packen ordentlich zu und sind gut dosierbar. Der Motor kennen wir ja bereits aus dem Vorgänger und aus diversen anderen CP3-Maschinen. Er hat ordentlich Dampf und ermöglicht sportliches Fahren. Im Gegensatz zu Tracer/XSR/MT-09 ist die Niken aber nicht ganz so spurtstark, was am Gewicht von 270 kg (fahrfertig) liegen dürfte. Trotzdem: Der Motor ist einfach ein Prachtkerl und macht auch in der Niken eine richtig gute Figur.
 
Das höhere Gewicht der Niken kommt übrigens dem Fahrkomfort zu Gute. Die Maschine bügelt alle Fahrbahnunebenheiten glatt und schwebt über jede noch so nervige Ruckelstraße hinweg. Allerdings: Sie hat im Gegensatz zu einem normalen Motorrad drei Spuren (statt einer!) und man merkt auf eine Niken erst, wie oft man mit einem normalen Bike um Gullideckel, Bitumenstreifen usw. herumfährt. Das macht auf der Niken keinen Sin, weil irgendeins der drei Räder garantiert den Deckel mitnimmt - das aber auch fast egal, weil die Maschine halt so satt liegt und man sich eh so sicher fühlt, dass gerade Unebenheiten oder schlechte Straßenverhältnisse eher Spaß machen als nerven.

Fazit - was bleibt hängen

Die neue Niken GT ist vor allem ein Prima Reise-Motorrad! Dank der Neigetechnik fährt sie sich extrem sicher und wo man mit einem normalen Motorrad bei Regen in kurvenreichen Gegenden aufgibt und das nächste Café ansteuert, fängt bei der GT der Spaß erst so richtig an! Keine Kurve ist mit der GT zu eng, keine Schräglage zu riskant. Auch nicht so versierte Biker können mir ihr richtig Spaß haben - jedenfalls ging mir das so!
 
Vielen Dank an Yamaha, die uns zur Vorstellung der Niken GT auf Sardinien eingeladen haben. Flug, Unterkunft und Verpflegung wurden von Yamaha bezahlt, es wurde aber kein Einfluss auf unsere Berichterstattung genommen. Anders gesagt: Ich hätte den Bericht genauso geschrieben, wenn wir die GT wie sonst bei uns üblich bei einem Händler gemacht hätten.

>>> Gebrauchte Yamaha Niken GT <<<

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 18.399€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 8.000€
  • Baujahre: seit 2019
  • Verfügbarkeit: ab 04/2023
  • Farben: Schwarz
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Zubehör für die
Niken GT

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  • Polo
  • Amazon

Pro & Kontra

  • Schräglagengefühl
  • Komfort
  • Reisetauglichkeit
  • Soziuskomfort
  • Bedienung und Cockpit
  • Optik Geschmackssache
  • Gewicht
Von unserem Team geprüft:

Allgemein

Typ
Sporttourer
UVP
18.399 €

Abmessungen

Länge
2.150 mm
Höhe
1.250 mm
Gewicht
270 kg
Sitzhöhe
825 mm
Radstand
1.510 mm

Fahrleistungen & Reichweite

0 auf 100
3,6 s
60 auf 100
3,7 s
Tankinhalt
18 l
Verbrauch
5,8 l
Reichweite
310 km
Höchstgeschw.
190 km/h

Motor & Kraftübertragung

Motorbauart
Reihenmotor Viertakt
Zylinderzahl
3
Kühlung
flüssig
Hubraum
890 ccm
Bohrung
78 mm
Hub
62,1 mm
Leistung
115 PS
Drehmoment
90,7 NM
Ganganzahl
6
Antrieb
Kette

Fahrwerk & Bremsen

Rahmen
Brückenrohrrahmen
Federung vorn
Doppelte USD-Gabel 41 mm
Federweg:
110 mm
Federbein hinten
Zentralfederbein, über Hebelsystem angelenkt
Federweg:
125 mm
Aufhängung hinten
Aluminium-Zweiarmschwinge
Bremsen vorne
Doppelscheibenbremse
298 mm
Reifen vorne
120/70 15 Zoll
Bremsen hinten
Einzelscheibe
282
Reifen hinten
190/55 17 Zoll
ABS
ABS

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