Kawasaki Versys 650 im Test

Komfortables Cross-Over Bike für ca. 9.000 Euro im Test

Kawasaki Versys 650 im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die Kawasaki Versys 650 ist eine Mischung aus Adventure-Bike, Sport-Tourer und Cross-Over Bike und kostet lediglich 8.745 Euro. Im Schatten der großen 1000er Versys führt sie ein eher unaufgeregtes Dasein und ist vielleicht gerade deshalb eine Maschine für echte Motorradfahrer. Wir haben die Versys 650 zu einer Testfahrt ausgeführt und schildern hier unsere Fahreindrücke.

Mehr Sein als Schein

Aktuelle Reise-Maschinen der Oberklasse á la GS 1300 & Co. haben mittlerweile 145 PS aufwärts. Aber braucht man das wirklich bei einem Touring-Bike? Mitnichten. Genau das beweist die Kawsaki Versys 650 mit ihren 67 PS aus dem guten, alten Kawa 649 ccm Reihentwin. Sie macht also nicht auf Muckibude und ist auch von der technischen Ausstattung her eher bescheiden, aber genau das macht sie nicht nur sympatisch, sondern aus unserer Sicht auch attraktiv. Kein Schnichtschnack, sondern nur das Notwendigste für die lange Tour. Und das zu einem überschaubaren Preis.
 
Die Versys 650 kostet knapp über 9.000 Euro inkl. Überführung und ist in drei Farben erhältlich. Eigentlich hätte die grüne Version auch gereicht, aber okay - das ist Geschmackssache und vielleicht nicht die Meinung aller potentiellen Käufer.
Farben Farbauswahl: Grau-Silber, Schwarz & Schwarz-Grün. Eine Kawa gehört natürlich Grün angestrichen.
 
 
Abmessungen und Sitzergonomie
Ah, ist das angenehm. Das denkt man, wenn man sich auf die Kawasaki Versys 650 setzt. Das Sitzpolster ist schön weich und Platz hat man als Fahrer jede Menge. Der Lenker ist wunderbar hoch angebracht und nicht zu weit weg vom Fahrer positioniert. Man sitzt aufrecht, gemütlich, entspannt, kann losgehen. Auch der Beifahrer hat viel Platz und ein ebenso bequemes Sitzpolster nebst vernünftigen Haltegriffen. Die Sitzhöhe liegt bei angenehmen 845 mm und die Maschine wiegt 219 kg (fahrfertig). Sie lässt sich mühelos rangieren und passt von der Ergonomie für Fahrer zwischen 1,70m und 1,95m.
 
Abmessungen und Sitzprobe
So sitzt es sich auf der Kawasaki Versys 650. Aufrecht, entspannt und sehr bequem.
 
 

360 Grad Rundgang um die Versys 650

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik der Kawasaki Versys 650

Die Versys 650 besitzt seit 2022 das typische 4,3" TFT-Farbdisplay, welches auch in vielen anderen Kawas zum Einsatz kommt. Es spiegelt ein wenig, ist aber dennoch sehr gut ablesbar und darüber hinaus dank üppigem Bordcomputer sehr auskunftsfreudig. Im Zubehör gibt es eine USB-Schnittstelle sowie einen 12 Volt Anschluss. Die Maschine ist natürlich mit dem Smartphone koppelbar, das haben wir allerdings nicht ausprobiert.

Technisch ist die Kawasaki Versys 650 eher einfach konzipiert. Es gibt neben dem ABS lediglich eine dreifache Traktionskontrolle (1,2,off) - das war es dann aber auch schon. Auf Fahrmodi verzichtet Kawa genauso wie auf Schräglagensensorik oder anderen Schnickschnack. Die Bedienung ist daher in 10 Sekunden erklärt und man wird während der Fahrt nicht durch unsinnige Features abgelenkt.

Das Licht ist komplett in LED ausgelegt. Es gibt eine Warnblink-Anlage, ein Kurvenlicht ist nicht vorhanden. Das Windschild ist in vier Stufen verstellbar und bietet einen guten Windschutz. Wir fühlen uns schon nach wenigen Metern sehr wohl auf dem einfach bedienbaren Motorrad.

Underfloor Auspuff Der kleine Underfloor-Auspuff hat ein Standgeräusch von nur 89 dbA.
 

So fährt sie sich

Die Versys 650 klingt ähnlich wie die Z 650 und ganz typisch für einen Reihentwin. Das Standgeräusch von nur 89 dbA täuscht aber darüber hinweg, dass der sich Motor bei höheren Drehzahlen durchaus bemerkbar macht. Der Sound passt zum Charakter des Bikes: Nicht übertrieben oder rabaukig, sondern "normal". Wer es genau hören will: Rechts oben gibt es einen Soundcheck.
 
Der erste Eindruck auf der Straße ist ähnlich zu dem ersten Eindruck bei der Sitzprobe: "Ah, ist das alles angenehm!" Die Versys 650 fährt sich tatsächlich genauso komfortabel, wie man auf ihr sitzt. Sie ist durch und durch ein Tourer für die Straße und das Fahrwerk ist dementsprechend eher weich ausgelegt. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass das Fahrwerk schwammig wirkt, man kann natürlich schon flott durch die Kurven gehen, ist ja schließlich eine Kawasaki. Aber wenn ich das Gefühl während der Fahrt mit einem Wort auf den Punkt bringen müssen, würde ich sofort "KOMFORT" rufen.
 
Motor
Guter, alter Bekannter: Der 650er Reihentwin war schon der der ersten ER6-N im Einsatz.
 
Der Motor ist bekanntermaßen keine Leistungsrakete, ist aber auch alles andere als langweilig. Munter dreht der Reihentwin durch das Drehzahlband und merkwürdigerweise vermisst man Leistung zu keinem Zeitpunkt. Zugegeben, mit Beifahrer und Gepäck mag sich das ändern, aber alleine geht es stets flott voran. Die Reichweite ist dank des 21 Liter Tanks und dem geringen Verbrauch von etwa 4,5 Litern auch klasse: 467 Kilometer kann man zumindest rechnerisch mit einer Tankfüllung zurücklegen. So viel wie mit keinem anderen Bike dieser Kragenweite.
 
Richtig gut ist die Bremsanlage der Versys 650. Obwohl wir vorne nur 2-Kolben-Bremssättel (Nissin) vorfinden, ankert die Maschine wirklich klasse. Und zwar auch ohne großartigen Krafteinsatz. Liegt das an den 300er Petal-Scheiben im Wave-Format? Wir wissen es nicht, können aber versichern, dass dieses Motorrad extrem gut und dosierbar verzögert.
 
Nissin Bremsen
Die Nissin Doppel-Stopper bremsen richtig gut!
 
Das Fahrwerk der Kawasaki Versys 650 besteht aus einer USD-Gabel mit 150 mm Federweg und einem Monofederbein mit 145 mm Federweg. Vorne sind Federbasis und Zugstufe in den Gabelholmen einstellbar, hinten lediglich die Federvorspannung - dies dann aber bequem per hydraulischem Handrad. Die Maschine liegt satt und berechenbar auf der Straße und vermittelt schnell ein großes Maß an Vertrauen. Durch das 17 Zoll Vorderrad legt sich die Versys willig in die Kurven, sportliches Fahren ist also auch kein Problem. Im Vergleich zu anderen Cross-Over Bikes wie z.B. Triumph Tiger Sport 660 oder Yamaha Tracer 7 ist die Versys 650 aber ganz klar der Komfort-König in dieser Klasse - aber das habe ich glaube ich bereits erwähnt...
 
Die Garantie liegt bei wunderbaren vier Jahren, der Service ist alle 12.000 km oder einmal pro Jahr fällig. Auch hier kann sich die Kawa im Wettbewerbsumfeld sehen lassen. Die Kosten sind insgesamt sehr überschaubar und da es sich um ein japanisches Motorrad handelt, dürften Werkstattaufenthalte auch eher die Ausnahme sein. Hier noch einmal der Wettbewerbsvergleich:

>>> Kawasaki Versys 650 vs. Cross-Over Bikes der Mittelklasse <<<
 

Fazit

Die Kawasaki Versys 650 ist eine richtig gut gemachte Cross-Over Maschine für die lange Tour. Sie ist keine Angeberin, sondern bietet solide Kost zu einem sehr fairen Preis. Es gibt drei Varianten der Versys 650, die den Touring-Aspekt dieser Maschine unterstreichen. Im Vordergrund dieses Bikes stehen Komfort, aber auch Fahrspaß und auch sehr gute Reise-Qualitäten. Eines der vielleicht am meisten unterschätzten Bikes auf dem Markt.
 
Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von Heller & Soltau in St. Michaelisdonn zur Verfügung gestellt. Dort steht die Versys 650 neben so ziemlich allen anderen Kawas als Vorführer bereit und freut sich auf Probefahrer auf den schönen Landstraßen in Dithmarschen.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 8.745€ + Überführung
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 6.500€
  • Verfügbarkeit: seit 2007
  • Farben: rot, grün, schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • Sehr komfortabler Reise-Dampfer
  • Ohne viel Schnickschnack leicht zu bedienen
  • Richtig gute Bremsen!
  • Stabiles, vertrauenserweckendes Fahrverhalten
  • Großer Tank, geringer Verbrauch, große Reichweite
Kontra:
  • Leistung zu zweit mit Gepäck etwas knapp
  • Kein Tempomat verfügbar
06.2024: Kawasaki Versys 650 im Test
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