Test: Harley Davidson Electra Glide Ultra Classic

Dickschiff, Dampfhammer, Reisedampfer, Full-Dresser, Schlachtschiff etc.

Harley Davidson Electra Glide Ultra Classic Test Fotos: Motorradtest.de

Mann, Mann, Mann, was für ein Gerät. Die Harley Davidson Electra Glide Ultra Classic (FLHTCU) ist nicht nur einfach ein Motorrad, sie ist ein Statement. Ein Statement gegen Vernunft, Sparsamkeit, Bescheidenheit und Hektik. Wer so ein Schiff einmal gefahren ist, weiß Bescheid. So ging es auch Volker und Dietmar, die die Electra Glide Ultra Classic in Kiel auf die Landstraße geschickt haben.

Ein Berg von einem Motorrad

Zulässiges Gesamtgewicht: 617 kg. Hat noch jemand Fragen? So sieht sie auch aus, die gebrauchte Electra Glide Ultra Classic aus 2009, die bei Harley Davidson Kiel für 16.500 Euro zum Verkauf steht. Zwei Vorbesitzer, Scheckheft gepflegt und mit knapp 54.000 km auf der Uhr. Das ist für eine Harley diesen Typs so gut wie nichts. Schaut mal in die Dauertest-Protokolle von unseren Print-Kollegen, dort fallen Harleys regelmäßig mit einer guten Langzeitqualität auf. 

Unser Testbike kommt in Silber-Weiß und sieht richtig schick aus. Sie hat ein Koffersystem an Bord, eine HiFi-Anlage von Harmon-Kardon mit fetten Speakern für Fahrer und Beifahrer sowie einen Tempomaten. Außerdem dabei sind Gepäck-Innentaschen, eine Gegensprechanlage sowie eine Auspuffanlage von Jekill & Hyde. Und so wie sie aussieht, so sitzt es sich auch: Selten so bequem zu zweit auf einem Motorrad gesessen! Vor allem der Beifahrer freut sich über Rücken- und Seitenlehnen und hat Platz wie in einem Auto.

Abmessungen Platzverhältnisse fast wie in einem Auto...

360° Rundgang um die Harley Davidson Electra Glide Ultra Classic

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Technik

Die Maschine ist technisch gesehen noch eher vom alten Eisen. Es gibt keine Fahrmodi und außer dem ABS und dem Tempomaten keine technischen Helferlein. Dafür gibt es noch richtige und teilweise verchromte Schalter, die man gerne betätigt. Ach ja, und sogar automatisch rückstellende Blinker sind auch dabei. Die Lichtanlage inkl. der Zusatz-Leuchten im Police-Style nutzen Halos.

Statt auf ein LED-Cockpit blickt der Fahrer auf eine ganze Armada von analogen Instrumenten. Batterieladezustand, Öldruck, Temperaturen, Benzinfüllstand usw. - alles mit schönen Zeigern in chromumrandeten Uhren. Und natürlich zwei große Lautsprecher links und rechts. Sieht aus wie in den Siebzigern, zum Verlieben.

Erstaunlich: Der Beifahrer kann nicht nur die Lautstärke der Harman-Kardan Anlage regeln, sondern auch noch die Radiosender wechseln. Sowohl vorne als auch hinten gibt es Stecker für die Gegensprechanlage. Für Musik und Unterhaltung zwischen den Passagieren unterwegs ist also gesorgt.

Harley Davidson Electra Glide Ultra Classic Test

So fährt sie sich

Lässig wummert der V2 vor sich hin. Im Stand schüttelt sich die ganze Maschine, natürlich vor allem der Motor und alles, was da so dranhängt. Füße auf die Trittbretter, Kupplung langsam kommen lassen und ab geht die wilde Fahrt. Obwohl wild hier nicht passt, die "entspannte Fahrt" müsste es eigentlich heißen. Denn eines ist klar: Schnell fahren will man mit 400+ kg bewegten Massen nicht wirklich.


 
Die Electra Glide Ultra Classic bügelt alles in Grund und Boden, was sich ihr auf der Straße in den Weg stellt. Bei der Fahrt über den Bahnübergang spürt Dietmar so gut wie gar nichts. Wo man mit anderen Bikes kräftig durchgeschüttelt oder sogar fast aus dem Sattel gehoben wird, fährt die Harley einfach geradeaus, als wäre nichts gewesen. Wahnsinn!
 
Erstaunlich ist dabei, dass man sich als Fahrer weder unsicher noch überfordert fühlt. Sicher ist diese Maschine nichts für Einsteiger, aber der anfangs erheblich vorhandene Respekt verfliegt nach ein paar Kurven wie von selbst. Die Harley fährt sich lässig, die Kupplungskraft hätten wir uns wesentlich schwerer vorgestellt und auch das Getriebe flutscht - wenn auch teilweise mit erheblicher akustischer Untermalung.
 
Wieviel PS oder Drehmoment die Maschine laut Datenblatt hat, interessiert und bei diesem Test nicht die Bohne. Die Electra Glide fährt zügig vorwärts und vor allem im Drehzahlkeller gibt es ordentlich Schmalz, aber ob das nun 82 PS oder 200 PS sind, ist uns völlig schnuppe. Man will mit diesem Dampfer nämlich sowieso nicht rasen. Stattdessen gleitet man dahin und freut sich über die Sonne und die frisch gemähten Felder, die uns sonst wahrscheinlich gar nicht aufgefallen wären. Ehrlich Leute, so eine Harley alter Machart ist natürlich nichts für jeden Biker, aber wir haben jede Minute der Ausfahrt genossen. Das muss man einfach mal erlebt haben.
 

Fazit - was bleibt hängen

Bisschen wenig technische Infos in diesem Testbericht, oder? Genau, aber darum geht es ja auch bei der Electra Glide: Vergesst Datenblätter oder Leistungsangaben. Setzt Euch, genießt das Leben, vergesst Eure Sorgen und fahrt einfach eine Runde ohne Nachzudenken. Das geht auf diese Maschine so gut wie auf vermutlich kaum einem anderen Bike. 
 
Das Testbike haben wir von Harley Davidson Kiel für diesen Test zur Verfügung gestellt bekomme. Dort gibt es knapp 100 gebrauchte Harleys, ein Besuch beim "Harley Händler des Jahres 2021" lohnt sich also allemal. Und falls Ihr Interesse an dieser Ultra Classic habt - hier geht es zur Verkaufsanzeige.
 

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 16.500 €
  • Erstzulassung: 05/2009
  • HU: 10/2024
  • km: 53.639 km
  • Verfügbarkeit: sofort
  • Farbe: Silber-Weiß ("White Gold / Pewter Silver")
Pro & Kontra
Pro:
  • gelassenes Dahingleiten
  • pures V2-Feeling
  • Platz ohne Ende
  • Soundsystem
  • Fährt auch bei Sturm stoisch geradeaus
  • Koffersystem Serie
Kontra:
  • groß und schwer
  • nix für Einsteiger
  • nix für Warmduscher
11 2022: Test: Harley Davidson Electra Glide Ultra Classic
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