Suzuki GSX-8R im Test

Super-Sportler oder doch eher Sport-Tourer?

Suzuki GSX 8R Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die Suzuki GSX-8R ist ein neuer Super-Sportler aus Hamamatsu. Schon hören wir die Kommentare: Das ist doch gar kein Super-Sportler! Doch, ist es - und darauf legt Suzuki auch Wert. Wie sich die neue GSX-8R fährt, haben wir bei einer Ausfahrt in Schleswig-Holstein ausprobiert.

Verkleidung an die GSX-8S, andere Sitzposition - fertig ist der Sportler

Die Suzuki GSX-8R basiert technische auf der 2023 vorgestellten GSX-8S. Sie ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man mit ein paar wenigen Änderungen ein Motorrad mit einem komplett anderen Charakter zaubern kann: Lenkerstummel und tiefere Anbringung, Fußrasten etwas nach hinten versetzen, Vollverkleidung mit kleiner Scheibe anbauen, andere Reifen - fertig ist eine Maschine in der Tradition der R-Bikes von Suzuki. Motor, Radstand, Gewicht, Sitzhöhe, Rahmen, Tank, Bremsanlage - all diese Dinge sind bei 8S und 8R identisch. Und trotzdem fühlt es sich im Sattel komplett anders an.
 
Die Suzuki GSX-8R kostet 9.800 Euro. Sie ist damit 900 Euro teurer als ihre nackte Schwester, im Wettbewerbsvergleich geht der Preis aber komplett in Ordnung. Erhältlich ist der Sportler in den folgenden drei Farben:
Farben
Farbauswahl: Schwarz, Silber-Grau-Rot, Blau. Keine Frage - blau soll sie sein!
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Die Sitzprobe ist eine Überraschung: Wir haben mit einer tendenziell ungemütlichen Ergonomie gerechnet, so wie es bei Super-Sportlern oft der Fall ist. Nicht so bei der GSX-8R: Man sitzt zwar sportlich, aber nicht so übertrieben krass, wie es aufgrund der Optik zunächst zu erwarten war. Sie erinnert uns diesbezüglich an die Honda CBR 650 R, die den Fahrer ebenfalls nicht bereits nach 10 Metern mit Rücken- und Nackenschmerzen ärgert. Im Gegenteil, auf diesem Bike kann man längere Zeit fahren, ohne Probleme zu bekommen - jedenfalls ging uns das so. 
 
Das Gewicht von 205 kg fahrfertig ist etwas mehr als bei Yamaha R7 und Aprilia RS 660, aber ähnlich zur Honda CBR 650 R und Triumph Daytona 660. Auch bei der Sitzhöhe herrscht relativ große Einigkeit im Testumfeld. Bei der Suzuki sind es 810 mm, was zu einem sicheren Stand bei fast allen Personen führen dürfte. Über den Sitzkomfort für den Beifahrer legen wir den Mantel des Schweigens. Das ist bei Super-Sportlern stets ein trauriges Thema, aber unsere Testmaschine von Bergmann & Söhne war sowieso als Einsitzer mit einer Soziusabdeckung versehen, insofern belassen wir es mal dabei.
 
Sitzprobe
So sitzt es sich auf der Suzuki GSX-8R. Sportlich, aber nicht übertrieben krass. Der Rücken freut sich.


360 Grad Rundgang um die Suzuki GSX-8R

Cockpit Licht vorne Licht hinten

Technik der Suzuki GSX-8R

Technisch ist die GSX-8R gut ausgestattet. Es gibt in Serie ein sehr gut ablesbares TFT Farbdisplay, einen QuickShifter, eine dreifach einstell- und abschaltbare Traktionskontrolle sowie drei Power-Modes. Das Display schaltet dank eines Sensors auf Wunsch automatisch von Tag- auf Nachtanzeige um, man kann es aber auch manuell einstellen. Es ist sehr scharf und zeigt nicht zu viele und nicht zu wenige Infos an.

Genau wie bei der GSX-8S gibt es auch bei der GSX-8R keine Handy-Connection und auch keine Schräglagensensorik, damit also auch kein Kurven-ABS. Auch einen Tempomat finden wir nicht vor, dafür aber die für Suzuki typische Easy-Start Funktion und den Low-RPM Assist, der das Abwürgen des Motors beim Anfahren verhindern soll. Die unkomplizierte Bedienung der GSX-8R ist eine der Stärken der Maschine: Alle Funktionen sind einleuchtend zu bedienen und lediglich ein Kipp- und ein Enter-Schalter sind nötig - ganz hervorragend gelöst. 

Anders als bei der GSX-8S kommt das Licht bei der 8R komplett in LED, also inkl. der Blinker. Es gibt eine Warnblinkanlage und das mittlerweile typische Suzuki Frontgesicht mit dem übereinanderstehenden Abblend- und Fernlicht. 

Auspuff Endschalldämpfer

So fährt sie sich

Der Sound der GSX-8S ist typisch für einen modernen Reihentwin mit 270 Grad Hubzapfenversatz. Aus dem Stummfelauspuff grummelt es bassig V2-like, es wird aber zum Glück nicht allzu laut. Das eingetragene Standgeräusch von nur 88 dbA glauben wir zwar nicht, aber dennoch gehört die Maschine zu den eher leiseren Genossen. Gut für die Nachbarn und die nächste Tirolreise. Soundcheck wie immer rechts oben.
 
Dann gehts mal ab auf die Straße mit diesem Super-Sportler - oder eher doch Sport-Tourer? Diese Eingangsfrage zu beantworten, fällt mir nicht leicht. Mit Super-Sportlern verbinde ich folgende Aspekte:
 
- sehr sportliche Sitzposition mit tiefen Lenkerstummeln und weit hinten angebrachten Fußrasten
- Motor mit viel Leistung, aber erst ab höheren Drehzahlen
- tolle Optik und starke Bremsen
 
Die GSX-8R bietet zwar letzteres, aber eben nicht die beiden erstgenannten Punkte. Ist sie deshalb eher ein Sport-Tourer? Irgendwie auch nicht, denn für lange Touren ist sie uns dann doch zu sportlich. Einigen wir uns darauf, dass sie ziemlich genau die Mitte dieser beiden Gattungen trifft.
 
Dazu passt dann auch der Motor, der eben nicht nur obenrum Leistung abliefert, sondern schon in der Drehzahlmitte. Der 800er Reihentwin gehört nach unserer Meinung zu den besten seiner Klasse. Er drückt ohne Ende, ist drehfreudig, hat durch den 270 Grad Hubzapfenversatz einen etwas angerauhten V2-Charakter und ist eine echte Spaßkanone. Noch schöner wäre es gewesen, wenn die GSX-8R etwa 15 Kilo weniger auf den Rippen hätte, aber auch so ist jede Fahrt ein einziger Genuss!
 
Motor
Der neue Reihentwin von Suzuki gehört ohne Frage zu den besten Motoren seiner Klasse.
 
Genauso gut wie den Motor finden wir den QuickShifter, den hier ohne Aufpreis gleich mit an Bord ist. Wunderbar sanft gehen die kupplungsfreien Schaltvorgänge über die Bühne und zu diesem Bike passt ein Schaltassistent wie die Faust aufs Auge. Beim Tanz über die Landstraße fühlt man sich so gleich automatisch wie Marc Márquez - oder zumindest so ähnlich. 
 
Das Fahrwerk der GSX-8R ist nicht zu weich, aber angemessenerweise eben doch eher für die Landstraße als für die Rennstrecke ausgelegt. Das ist insofern relevant, als dass außer der Federvorspannung hinten nichts eingestellt werden kann. Klar kann man mit der GSX-8R auch auf die Renne, aber richtige Racer dürften sich zum heftigen Anbrennen dann doch ein etwas strafferes Fahrwerk wünschen. Wir hingegen freuen uns über ein auch bei sportlicher Gangweise ausreichend komfortables Gefährt, welches auch eine längere Fahrt auf normalen Straßen ohne Bandscheibenvorfall ermöglicht.
 
Bremsen vorne
Hier wird ordentlich zugepackt: Die Nissin-Stopper an den 310er Doppelscheiben machen einen guten Job.
 
Auch die Bremsen geben keinerlei Grund zur Kritik, die radial verschraubten Nissin Bremszangen in Monoblock-Bauweise beißen kräftig und ohne großen Kraftaufwand in die beiden Scheiben. Ebenso angenehm ist übrigens der Windschutz: Die kleine Scheibe ermöglicht verwirbelungsfreies Fahren auch bei höheren Geschwindigkeiten, trotzdem hat man wenig Druck auf dem Oberkörper.

Suzuki gibt vier Jahre Garantie auf die GSX-8R, der Service ist alle 12.000 Kilometer oder einmal jährlich fällig. Als Wettbewerber fallen uns folgende Maschinen ein: Yamaha R7, Aprilia RS 660, Honda CBR 650 R, Triumph Daytona 660 und Kawasaki Ninja 650, wobei die Kawa zwar leistungsmäßig etwas abfällt, dafür aber auch 12 Kilogramm leichter ist als die Suzuki. Hier ein Datenvergleich der Probanden:
 

>>> Vergleich Suzuki GSX 8R vs. Wettbewerber <<<
 

Fazit

Die Suzuki GSX-8R ist ein sportlicher Renner für Jedermann. Aufgrund der moderaten Sitzposition darf man auch Ü30 sein, um mit dieser Maschine seinen Spaß zu haben. Sie ist ausgewogen, fährt sich toll und hat diesen bärigen 800er Motor, der im Zusammenspiel mit dem fluffigen QuickShifter jede Menge Endorphine freisetzt. Die GSX-8R ist fair eingepreist und kommt mit einer vernünftigen Ausstattung.
 
Die Testmaschine wurde uns von Bergmann & Söhne in Tornesch zur Verfügung gestellt. Dort stehen die GSX-8R und die GSX-8S als Vorführer. Unser Tipp: Einfach mal beide Bikes Probe fahren, dann merkt man trotz der ähnlichen Technik die Unterschiede dieser beiden Spaß-Granaten.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.800€
  • Verfügbarkeit: seit 2024
  • Farben: schwarz, silber-rot, blau
Pro & Kontra
Pro:
  • toller Motor
  • präzises Fahrwerk
  • gute Bremsen
  • QuickShifter Serie
  • alltagstaugliche Sitzposition
  • gut ablesbares Cockpit mit einfacher Bedienung
Kontra:
  • etwas schwerer als die Wettbewerber
07.2024: Suzuki GSX-8R im Test
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