KTM 1390 Super Duke R Evo im Test
30 Jahre Duke - KTM haut mal einen raus!
Bitte gehen Sie auseinander, hier kommt der Vollstrecker.
Mann Mann Mann, was für ein Geschoß! Bereits im Stand scheint die neue 1390er schnell zu sein. Die Optik mit der neuen Lichtmaske und dem bekannten Kiska-Design mit Ecken und Zacken ist schon sehr polarisierend. Die einen mögen es, die anderen nicht, aber kalt lässt das Design sicherlich Niemanden. Man kann an diesem Motorrad nicht einfach so vorbeigehen, ohne den Mund zu öffnen oder sie gar zu ignorieren. Keine Chance.
Bei der Sitzergonomie hat sich gegenüber der 1290 Super Duke nicht allzu viel geändert. Man scheint etwas mehr in der Maschine integriert zu sitzen, aber bei Sitzhöhe, Radstand und Lenker hat sich quasi nichts geändert, warum auch. Man sitzt nach wie vor angriffslustig, ziemlich aufrecht mit leicht sportlichem Touch - wie halt üblich bei einem Streetfighter. Auch typisch ist der "Notsitz" für den Beifahrer. Man kann zwar jemanden mitnehmen, der (oder die) muss aber schon Nehmerqualitäten besitzen und angstbefreit den Ritt auf der Kanonenkugel antreten wollen.
360 Grad Rundgang um die KTM 1390 Super Duke R Evo
Technik der 1390 SDR - nix für Puristen
Puh Leute, jetzt wirds anstrengend. Seid uns nicht böse, aber sämtliche Funktionen und Einstellungen hier zu erklären, würde mehrere Monde dauern. Insofern folgende Bitte: Schaut mal auf der KTM-Produktseite der Super Duke 1390 Evo, da wird das alles in Ruhe erklärt. Diese Maschine besitzt außer einem Abstandsradar wirklich alles, was das Tec-Regal hergibt: Schräglagensensorik, Lauch- und Wheelie-Control (zum Glück!), Smartphone-Connectivity mit Turn by Turn Navigation, Tempomat, Berganfahrhilfe, Fahrmodi, Keyless Ride, USB-C, mehrstufige Traktionskontrolle etc.
Die Evo hat ja auch noch das semiaktive Fahrwerk, das nicht nur elektronisch einstellbar ist, sondern im Automatik-Modus auch noch selbstständig die Dämpfung blitzschnell anpasst. Es gibt eine neue Anti-Dive Funktion, die beim starken Bremsen vorne das Eintauchen der Gabel verhindert - und dann ist da noch die Factory-Start Heckabsenkung für noch mehr Grip beim Raketenstart. Alles, wirklich alles an Features an diesem Bike kann man konfigurieren und nach seinem Gusto einstellen. Auch das Kurven-ABS, welches einen Supermoto-Modus (ABS hinten aus) besitzt.
Leider ist die Bedienung dieser vielen Funktionen etwas anstrengend. Nicht etwa, weil das mit den vielen Piktogrammen und Hinweisen nicht gut gemacht wäre, im Gegenteil - aber es ist einfach sehr viel! Spielkinder werden viel Zeit am bestens ablesbaren 5 Zoll Display verbringen, Personen älteren Semesters könnten aber leicht überfordert sein.
Wem es trotzdem irgendwann langweilig wird: Optional legt KTM mit dem Tec-Pack für 1.100 Euro noch ein paar Schmankerl obendrauf. Hier gibt es zwei weitere Fahrmodi (Track und Performance), Motorschleppregelung und Engine Brake Control, adaptives Bremslicht und weitere Feineinstellungsmöglichkeiten für das elektronische Fahrwerk (Suspension Pro) sowie den QuickShifter mit Blipper. Ja, der QS ist leider nicht Serie!
Für die echten Racer dürfte die spezielle Anzeige im Track-Modus spannend sein: Hier sieht man nicht nur die Schräglage links und rechts, sondern auch die G-Kräfte und einen Laptimer. Nordschleife, wir kommen!
So fährt sie sich
Nachdem man sich also etwa zwei Stunden lang durch diverse Menüs geklickt hat, starten wir mal den Engine. Dieser ist bereits nach Euro5+ homologiert. Er klingt wie immer nach V2 und brubbelt bei Standgas schön bassig vor sich hin. Das für KTM typisch heftige Ansauggeräusch ist zwar noch da, aber einen Tick weniger präsent als beim Vorgänger. Trotzdem: Der Sound ist schon sehr geil, wie unser Soundcheck rechts oben beweist. Vor allem natürlich dann, wenn man auf dem Bike sitzt und am Hahn zieht - dann röhrt der Hirsch wie in akuter Brunft.Okay, wir haben uns den Sport-Modus eingerichtet und fahren dann mal los. Allerdings kann man das kaum noch fahren nennen. Wir fliegen dann mal los passt eindeutig besser. Das Problem dabei ist: Man fährt stets zu schnell. Ich habe keine Ahnung, wie man mit der 1390 wirklich 80 km/h oder gar 50 km/h fahren soll - das geht nicht. Die Gasannahme ist sehr direkt, superexakt und setzt auch jede noch so kleine Bewegung subito in Vortrieb um. Ohne die Armada an technischen Fahrhilfen würden wir wohl sofort im Graben landen oder am nächstbesten Baum kleben. Wirklich Leute, seid vorsichtig bei einer potentiellen Probefahrt, das hier hat vermutlich so gar nichts mit Eurer eigenen Maschine zu tun!
Zum Glück hat die KTM 1390 Super Duke R Evo auch alles an Bord, um die Geschwindigkeit genauso schnell wieder zu vernichten, wie sie sie aufgebaut hat. Die Brembo-Stylemas sind mit einem Wort: Wahnsinn! Man braucht den einstellbaren Bremshebel nur anzuschauen, schon steht die Fuhre. Viel besser kann das in der WSBK eigentlich auch nicht sein. Dazu diese wunderbare Dosierbarkeit und die schiere Bremskraft! Bremsen macht hier eigentlich genauso viel Spaß wie Gas geben. Das habe ich so auch noch nicht erlebt.
> Vergleich KTM 1390 Super Duke R Evo vs. Power-Nakeds <
Fazit
Die KTM 1390 Super Duke R Evo ist ein Hyper-Naked-Bike, welches wahrscheinlich nie langweilig werden wird. Sie pulverisiert den Fahrer regelrecht mit Emotionen, Adrenalin, Endorphinen und all den anderen schönen Dingen. Sie ist so derartig unvernünftig, dass es schon wieder vernünftig ist, sie zu kaufen. Denn mal ganz ehrlich: Wer will schon ein vernünftiges Motorrad fahren? Okay, der Preis ist schon heftig - das Bike aber auch. Wer das Geld hat: Herzlichen Glückwunsch zum Kauf. Und ruf mal an, ich will auch mal wieder fahren...Die Testmaschine wurde uns wieder einmal von Motorrad Ruser zur Verfügung gestellt. Dort steht sie als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Aber Achtung: Euer bisheriges Bike wird Euch nach der Probefahrt vorkommen wie ein Mofa. Tipp: Motorrad Ruser in Haseldorf bei Hamburg hat auch noch ein paar 1290 Super Dukes R's zum absoluten Schnapperpreis. Einfach mal anrufen: 04129 - 443
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 23.499€
- Gebraucht (1290er, 3 Jahre alt): 12.000€
- Verfügbarkeit: seit 2024
- Farben: Orange, Schwarz